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Bogotá – Eine Familie auf Entdeckungstour

Fahrräder schieben in den Gassen von Calendaria, der Altstadt von Bogota
"Bienvenido a nuestro país", Das ist so ziemlich die erste Begegnung in Bogotá. So nett wurden wir bislang noch nirgends empfangen.
Inhalt

„Bienvenido a nuestro país“, rufen uns mehrfach die Männer und Frauen, die in Grüppchen zwischen den bunten, mit Obst und Gemüse gefüllten Marktständen in Bogotá stehen, hinterher.

„Willkommen in unserem Land.“ So nett wurden wir noch nirgends zuvor empfangen!

Bogotá: Eintauchen in die kolumbianischen Millionenstadt

Wir fallen ganz offensichtlich auf mit unseren drei blonden Kindern. Sehr viele Touristen scheint man hier noch nicht gesehen zu haben und wir freuen uns über den überaus herzlichen Empfang. Hin und wieder reicht man uns hinter einem Stand eine exotische Frucht hervor und fordert uns freundlich auf zu probieren. Früchte, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Eine Guanabana mit grüner, stachliger Schale und weissem, etwas glibberigen Fruchtfleisch, orangefarbene Lulo, Baumtomaten, Granadilla und wie sie nicht alle heissen. Wir probieren neugierig. Eine Frucht köstlicher und süsser als die andere.

Obst Bogota
Auf dem Markt in Bogota
Markt Bogota

Auf dem traditionellen Wochenmarkt Paloquemao in Bogotá, tauchen wir völlig ein in den uns noch ganz neuen Geschmack und Geruch dieses Landes. Draussen vor den Markthallen buhlt ein Meer an Blumen in den verschiedensten Formen und Farben um die Gunst der Käufer. Ein prächtiger Anblick! Kolumbien ist immerhin nach den Niederlanden der zweitgrösste Blumenexporteur der Welt.

Blumenmarkt Bogota

In den Markthallen sind es Früchte, Gemüse und Kräuter, die die Sinne betören. „Manche der Kräuter werden als Heilmittel verwendet. Andere auch für Hexenkunst“, erzählt Caesar, unser Guide, so ganz nebenbei. Wir müssen wohl noch einiges lernen, über dieses fremde Land, denke ich mir. Dem Jetlag ist es geschuldet, dass ich in diesem Moment nicht genauer nachfrage. Manche Dinge kann man auch einfach so stehen lassen.

Marktleben Bogota

Fast ländlich wirkt es hier in den Markthallen – und das mitten in einer Millionenstadt. Jeder scheint hier jeden zu kennen. Trotz der Fremdheit stellt sich sofort ein vertrautes Gefühl ein.

Bogotá mit ihren 9 Mio. Einwohnern ist riesig. Ihre Einwohnerzahl ist grösser als die der ganzen Schweiz. Trotz dieser Ausmasse setzt sich der fast ländliche Eindruck für uns an vielen Ecken der Stadt fort. Menschen stehen in den Strassen zusammen und reden und scherzen miteinander. Ein Anblick, den man in europäischen Städten nur noch sehr selten sieht.

Mit dem Mountainbike durch Bogotá

Gegen Mittag sind wir mit Mike verabredet. Mike ist eigentlich Journalist und stammt aus den USA. Heute führt er Touristen auf Mountainbikes durch die Stadt. Wie so viele Ausländer, die wir unterwegs kennenlernen, ist auch er dem Land verfallen und somit irgendwie dort „hängengeblieben“.

Auch wir schliessen uns Mikes Mountainbike Gruppe an.

Velo Bogota

Ein paar Amerikaner, ein deutsches Paar, Franzosen. Alle noch im Studentenalter oder knapp darüber. Und wir mit unseren drei Kindern. Im historischen Stadtteil Candelaria startete unsere kurzweilige und hin und wieder etwas schweisstreibende Entdeckungstour. Die Luft ist dünn auf über 2600 m Höhe. Ein wenig spüren auch wir Bergländer dies.

Mountainbike Bogota

Unser erster Stopp ist die Plaza de Bolivar, dem Hauptplatz, mit seinen umliegenden Regierungsgebäuden liegt eine positive Aufbruchsstimmung in der Luft – und das nicht nur wegen der unzähligen Tauben, die sich in fortwährenden Wellenbewegungen kollektiv in die Lüfte heben. Man spürt die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden. Dank erfolgreichen Friedensverhandlungen, die  in der Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen der FARC und der Kolumbianischen Regierung am 25.08. 2016, dem ersten Tag nach unserer Ankunft in Bogotá, in Havanna gipfelten, ist dieser zum Greifen nah.

Plaza Bolivar Bogota

Dieser positive Eindruck setzt sich an vielen Ecken unserer Tour fort. In der Fussgängerzone trällert an jeder Ecke Musik und weiss behandschuhte Michael Jackson Doubles tanzen den Moonwalk. Eine lockere und ausgelassene Stimmung macht sich zwischen den teilweise doch etwas grauen Häuserfronten breit.

City Bogota

Auch die kunstvollen Graffiti, denen man in Bogota auf Schritt und Tritt begegnet, geben Bogotá ein unverkennbares, lebendiges Gesicht.

Streetart in bogota

Manchmal schrill, manchmal fröhlich und dann wieder ganz leise und nachdenklich. Wir erleben per Velo eine abwechslungsreiche Stadt, in der uns Bogotá ihre vielen Facetten zeigt. Prächtige Kirchen, eine Stierkampfarena, kleine verträumte Wohnquartiere mit Parks, heruntergekommene Wohnhäuser, das Rotlichtviertel mit zwielichtigen Gestalten, einen kleinen Markt und eine Kaffeerösterei und mindestens bei jedem dritten Tritt in die Pedalen Graffiti, Graffiti und noch mehr Graffiti.

Streetart Bogota

Dabei kaum Schmierereien, wie wir sie hierzulande häufig sehen – sondern eher ausdrucksstarke Kunstwerke, die Geschichten erzählen. Die leisen Geschichten der Stadt und die leisen Geschichten dieses gebeutelten Landes. Leise und voller Hoffnung. Scheinbare Gegensätze verschmelzen hier zu etwas völlig Neuem. Wie Reibekäse auf Fruchtsalat. Ungewöhnlich und überraschend.

Fruchtsalat mit Kaese

Wenn’s stinkt und kracht! Tejo – Kolumbiens Nationalsport

Laut, sehr laut hingegen geht es zu, wenn die Kolumbianer ihren Nationalsport spielen. Es knallt ohrenbetäubend und es stinkt nach Schiesspulver. Auch wir versuchen uns darin Tejo (gesprochen Techo) zu spielen. Die Kids haben besonders viel Spass daran, die schwere Metallscheibe auf eine grosse Platte mit Lehm zu werfen. Auf dieser befinden sich kleine Papierdreiecke, die mit Schiesspulver gefüllt sind. Jeder Treffer knallt ohrenbetäubend. Nachdem sich anfangs kein Treffer einstellen will, nähert sich uns ein kleiner, etwa fünfzig jähriger Kolumbianer mit schwarzem Schnauzbart und gelbem T-Shirt. Seine Augen sind ganz wach. Beherzt schüttelt er unserem Jüngsten die Hand und strahlt ihn an. “Ich bin Juan, dein neuer kolumbianischer Freund“, stellt er sich vor. Dann zeigt uns Juan die richtige Wurftechnik und kurz darauf knallt und stinkt es unter dem lauten, applaudierenden Jubel der Zuschauer auch bei uns immer häufiger.

Tejo
Tejo
Tejo Kolumbien
Tejo Bogota

Die Kinder sind glücklich und sie würden am liebsten ewig weiterspielen. Leider ist unsere Zeit in Bogotá sehr begrenzt und der Stopp beim Tejo bildet auch schon das Ende unserer insgesamt vierstündigen Velotour.

Das Goldmuseum in Bogotá

Museum Gold Bogota

Mit dem Auto geht es weiter durch den dichten und stinkenden Stadtverkehr zum berühmten Goldmuseum. Es ist ein modernes, wirklich faszinierendes Museum, das anhand von über 3000 Exponaten die Geschichte der präkolumbianischen Kulturen äusserst eindrücklich erzählt.

Goldmuseum Bogota
Goldmuseum
Goldkunst Bogota

Auf dem Monserrate

Während es draussen schon langsam einnachtet, fahren wir mit der Standseilbahn hinauf auf den 3’152 m hohen Berg Monserrate. Von dort oben bietet sich ein umwerfender Blick auf die goldenen Lichter dieser wirklich riesigen Stadt. Ein Traum. Vorne die riesige Stadt und hinten die riesigen, grünen Berge der Anden.

Berg Monserrate

Ein wenig düster liegt uns die Stadt zu Füssen, während am Horizont dunkle Wolken aufziehen. Unverkennbar sind aber auch bei dieser Lichtstimmung die farbigen Sprenkel, die dieser Stadt ihren ganz eigenen Charme verleihen.

Monserrate

Es liegt trotz des Regens überraschend viel Positives in der Luft. Die Stimmung ist einzigartig, so einzigartig wie die Stadt selbst. Der Lichtblick am Firmament erzählt eindrücklich die Geschichte von der Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden im Land.

Unser Fazit:

Bogotá ist zweifelsohne ein Moloch. Ein Moloch mit viel Charme und Lebensfreude. Bogotá ist keine klassische Schönheit, aber eine mit vielen schönen Ecken, die auf jeden Fall einen ersten, und sicher auch einen zweiten Blick lohnen.

Und ja, Bogotá ist auf jeden Fall eine Stadt, die es zu sehen und zu erleben lohnt.

Mit sonnigen Grüssen,

Eure Patotra - klein

Unsere Tipps für Bogotá

Hotelempfehlung:

Hotel Opera Kolumbien

Hotel de la Opera: Ein sehr hübsches und gepflegtes Boutique-Hotel im Kolonialstil. Die Lage, in der Altstadt Candelaria, in unmittelbarer Nähe zum Plaza Bolivar ist unschlagbar. Die Zimmer haben teilweise einen umwerfenden Ausblick. Das Hotel verfügt über einen kleinen gepflegten Spa-Bereich mit Pool, den wir aber leider wegen der Kürze des Aufenthaltes nicht in Anspruch genommen haben.

Hotel Opera Bogota
Bogota Hotel Opera

Auch wenn das Hotel mitten in der Altstadt liegt, fanden wir den Verkehrslärm erstaunlich wenig störend. In der Nacht war es angenehm ruhig.

Das Frühstücksbuffet war, für kolumbianische Verhältnisse, reichhaltig. Besonders toll natürlich das viele frische Obst!

Das Personal war sehr freundlich und hilfsbereit! Die Gewohnheit, dass alles zack-zack gehen soll, sollte man allerdings zu Hause lassen. Wir sind hier in Kolumbien!

Restaurants:

Gatto Gris: Sehr gemütliches Restaurant mit landestypischen Speisen und teilweise Life-Musik. Im Herzen der Altstadt, am quirligen Platz Chorro de Quevedo.

Mountainbike Touren:

Englischsprachige Touren mit dem Mountainbike durch Bogotá mit Bogotá Bike Tours. Teilweise ist es etwas abenteuerlich als Radgruppe durch den Stadtverkehr zu fahren, aber mit grösseren Kindern durchaus zu empfehlen. Die Velos sind gut gewartet und einen Helm gibt es selbstverständlich dazu.

Bogota Strasse
Tipps und InfosSicherheitMust seesAnreise
  • Geld: Am Besten nur direkt an den Automaten bei Banken abheben (EC-Karte). Sich niemals von Fremden dabei helfen lassen!

Wichtig! Die eigene Bank muss vorab über den Aufenthalt in Kolumbien informiert werden. Sechstellige Pin-Codes funktionieren nicht immer – dann einfach die letzten zwei Zahlen weglassen. An den meisten touristischen Orten kann man mit der Kreditkarte problemlos bezahlen.

  • Taxi: Besonders wenn es dunkel wird nie einfach so in ein Taxi einsteigen. Das Taxi vom Restaurant oder Hotel direkt bestellen lassen. So kann man unliebsame Begegnungen vermeiden!
  • Trinkgeld: Wenn man mit dem Service zufrieden ist, gilt auch hier, wie in den meisten Teilen dieser Welt, als Faustregel 10%. Auf Restaurantrechnungen sind diese häufig schon ausgewiesen.
  • Wasser: Das Leitungswasser in Bogotá hat Trinkwasserqualität. Wir sind trotzdem immer lieber vorsichtig. Zum Zähneputzen haben wir das Wasser aber problemlos verwendet.

Auch wenn wir uns in Bogotá recht sicher gefühlt haben, sollte man, wie in jeder anderen Millionenstadt, stets auf seine Taschen etc. achten. Es gibt Stadtteile, die man als Tourist besser meiden sollte. Hierzu befragt man am besten die Einheimischen.

Schmuck und Reichtum sollte man nicht öffentlich zur Schau tragen und immer den gesunden Menschenverstand benutzen!

  • Candelaria
  • Plaza Bolivar
  • Marktbesuch. Plaza de Mercado Paloquemao
  • Der Blick vom Berg Monserrate
  • Das Goldmuseum

Wir sind das erste Mal seit Ewigkeiten mit Lufthansa geflogen, da wir nicht erpicht darauf waren, über die USA einzureisen. Unsere Flüge gingen von Friedrichshafen über Frankfurt nach Bogotá und zurück. Der Flug von Friedrichshafen war wesentlich günstiger, als ein Abflug von Zürich, daher haben wir uns für diese Varianten entschieden. Wir waren sehr gespannt, was uns erwarten würde.

Sowohl der Hin- als auch der Rückflug waren sehr angenehm! Das Personal war äusserst freundlich und zuvorkommend und die Maschine während des ganzen Fluges sehr sauber (auch die Toiletten). Auch das Essen war völlig  ok. Eine rundum positive und empfehlenswerte Erfahrung!

Die Einreiseformalitäten in Bogotá waren übrigens schnell erledigt. Ganz besonders positiv fanden wir die Tatsache, dass pro Familie nur ein Formular ausgefüllt werden muss.

Hier geht die Reise weiter: von Bogota nach Villa de Leyva
Blick auf Bogota

4 Antworten

  1. Sehr schöne Beiträge zu Kolumbien. Ich freue mich auf weitere! 🙂
    Mein Freund und ich fliegen im Januar auch hin und haben sogar fast die gleiche Route wie ihr. Eine Frage: Du hast super schöne Bilder geschossen. Kann ich problemlos meine Spiegelreflex mitnehmen?
    Liebe Grüsse

    1. Liebe Michelle
      Danke Dir, für das Kompliment! Witzig, das gleiche haben wir uns vor der Reise auch gefragt. Ja, Du kannst die Kamera mitnehmen. Behalte Sie einfach bei Dir und achte darauf – das muss man ja an anderen Orten auch. Es war vor Ort sehr viel unkomplizierter, als wir uns erst gedacht hatten.
      Liebe Grüsse,
      Ellen

  2. Hallo Ellen,

    wow, vielen Dank für diesen tollen Rundum-Einblick in die Stadt Bogotá. Tolle Bilder sind dabei entstanden und sie zeigen die Vielfalt der Stadt. Wunderbar! Auf Monserrate waren wir auch und haben den Blick sehr genossen. In das Goldmuseum schaffen wir es hoffentlich noch, wenn wir aus Bogotá wieder raus fliegen.

    Schöne Grüße aus Palomino sendet dir,

    Christin

    1. Liebe Christin
      Sehr, sehr gerne! Bogota ist so eine spannende Stadt! Ich freue mich darauf von Dir zu lesen und bin gespannt. Lasst Euch das Goldmuseum nicht entgehen. Es lohnt sich sehr, auch wenn ich sonst keine riesiger Museumsfan bin.
      Gute Reise weiterhin!
      Lieber Gruss,
      Ellen

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