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Manila – Quirliger Moloch mit Charme

Jeepney
Manila ist gefährlich und die philippinische Küche hat nicht viel zu bieten. So lässt sich meine vorgefasste Meinung ganz knapp zusammenfassen
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Manila ist gefährlich und die philippinische Küche hat nicht viel zu bieten! So lässt sich meine vorgefasste Meinung ganz knapp zusammenfassen.

Umso überraschter war ich, dass mir ganz unverhofft eine kulinarische Reise mit Ausgangspunkt Manila ins Haus flatterte. Anlass für die kulinarische Reise war die Madrid Fusion Manila. Die Madrid Fusion ist ein seit 2003 jährlich stattfindender Gastronomiekongress, der in diesem Jahr erstmals in Manila stationiert war.

Nebenbei bemerkt: Geschichtlich sind Spanien und die Philippinen auf Grund der jahrhundertelangen spanischen Kolonialzeit zwangsläufig eng miteinander verbunden. Das schlägt sich auch in der Küche und in der Sprache nieder. Die offizielle Sprache, Tagalog, ist gespickt mit spanischen und auch englischen Wörtern. Für unsere Ohren eine witzige Mischung.

Wer mich kennt, der weiss, dass ich viel zu neugierig auf diese Welt bin, um mir, allen Bedenken zum Trotz, so eine Reise entgehen zu lassen.

So sass ich wenige Tage später in einem gut klimatisierten Bus, der sich durch das übliche Verkehrschaos des Grossstadtdschungels quälte, um mich vom Flughafen ins Hotel zu bringen. Um uns herum hupende Autos und voll bis auf den letzten Platz – und darüber hinaus – besetzte Jeepneys. Jeepneys sind eine, meist bunt bemalte, Hinterlassenschaft der US-Amerikaner und neben den Trycicles das gängige Transportmittel der Philippinos.

Zwischen Stein und Betonhäusern befinden sich immer wieder Bretterverschläge und Wellblechhütten. Hier leben Arm und weniger Arm offensichtlich in einer Koexistenz. Besonders fielen mir die viele Kinder auf. Sie spielten fröhlich in den ärmlichen Gassen, die von den Hauptverkehrsadern abzweigen. Die Philippinos haben im Schnitt 5–6 Kinder und 60% der Bevölkerung ist jünger als 30 Jahre.

Wirklich schön sind die Strassenzüge nicht, aber die vielen Baustellen deuten darauf hin, dass einiges im Gange ist.

Am Abend sollte ich feststellen, dass die wahren Schätze auch hier eher im Verborgenen liegen.

Den Nachmittag verbrachte ich damit am Pool ausgiebig meinen Jetlag zu pflegen und anzukommen. Auch wenn ich sonst einen starken Entdeckerdrang habe, schien mir die Umgebung nicht wirklich einladend für einen gemütlichen Spaziergang.

Gegen Abend ging es dann wieder per Bus durch die Häuserschluchten Manilas. Die Strassen waren gesäumt mit Händlern, die versuchten mit dem Verkauf von gebratenen Maiskolben oder Nippes ein paar Pesos zu verdienen.

Mangel und Überfluss sind nah beieinander.

Unser Ziel war das Restaurant Dampa Seaside in der Macapagal Avenue.

Macapagal Avenue
Seafood Manila

Das war Bestechung! Mir als Seafood-lover so etwas zu präsentieren … Ein Seafood Market voll mit leckeren Köstlichkeiten. Hummer, Austern, Jakobsmuscheln, Krebse, Krabben…. Willkommen im Food-Himmel! Manila und ich würden doch noch Freunde werden! Das Beste: hier kann man die frischen Produkte nicht nur auf dem Markt kaufen, sondern sie auch direkt im Restaurant Dampa Seaside nach Wunsch zubereiten lassen. Hatte jemand gesagt, dass die Philippinische Küche nicht viel zu bieten hat?

Dampa Seaside

Ganz selbstverständlich liess sich Sally, unser Guide die Reste des Festessens einpacken, um dieses dann an die Armen in ihrem Wohnviertel zu verteilen. „Das ist hier gang und gäbe“, so Sally. Mein zugegeben komisches Bauchgefühl auf Grund der offensichtlichen Armut wurde dadurch etwas besänftigt.

Satt endete mein erster Tag auf den Philippinen und ich war gespannt auf das was kommen würde.

Der nächste Tag führte mich etwa 60 km südlich von Manila, nach Los Banos.

Auch wenn mich landschaftlich und auch kulinarisch in den nächsten Tagen noch einige Höhenflüge erwarten sollten, war dies eines meiner Highlights auf meiner Entdeckungsreise.

Das International Rice Research Institute IRRI

International Rice Research Institute

Die Philippinen sind ein sehr armes Land. Auch wenn uns berichtet wurde, dass hier wohl vieles von Regierungsseite im Gange sei, um die Armut zu bekämpfen und sich wohl auch einiges schon gebesserte hätte, ist das bei einer Fahrt durch Manila nicht zu übersehen.

Umso schöner, dass sich genau in diesem Land das führende internationale Reisforschungsinstitut befindet. Das Institut existiert seit mehr als 50 Jahren und es finanziert sich hauptsächlich aus Spenden. Kurz vor meinem Besuch war sogar Bill Gates zu Gast, um dem Institut eine grosszügige Spende dazulassen.

Hauptziele des Insitutes sind:

-Armut und Hunger zu reduzieren

-Die Gesundheit der Reisbauern und der Konsumenten zu verbessern

-Eine umweltverträgliche und nachhaltige Reisproduktion voranzutreiben

Reis Philippinen

Dabei werden neben der Erforschung und Bewahrung uralter Reissorten auch Kreuzungen vorgenommen, um den sich verändernden klimatischen Bedingungen Rechnung zu tragen.

Auch genetische Eingriffe spielen dabei eine Rolle. Das Ziel ist es lebenswichtige Elemente, wie Beta Carotin (goldener Reis), Jod und Zink in den Reis zu integrieren. Immerhin ist Reis das Grundnahrungsmittel von für 3,5 Billionen Menschen. Egal, wie man zu Gentechnik stehen mag – ich bin kein Spezialist und selbst die Spezialisten sind sich da häufig nicht einig – finde ich persönlich, dass hier der Zweck die Mittel heiligt. Es wäre doch zu schön, wenn es gelänge Hunger und Mangelernährung erfolgreich zu bekämpfen.

IRRI Reis sortieren
Hier werden die Reiskörner für die Saat aufwändig sortiert

Wusstet Ihr, dass es 125000 verschiedene Reissorten gibt? Ich kenne grade mal fünf.

Gerne hätte ich noch mehr über die Arbeit des Institutes erfahren, nur leider drängte der Zeitplan.

Auf der Fahrt zurück hielten wir kurz an, um uns ein Bild davon zu machen, wie die Menschen hier tatsächlich leben.

Wieder fielen mir die ärmlichen Behausungen auf. Jede Werbeplane und jedes Holzbrett findet hier seine neue Bestimmung darin, den Menschen als Schutz vor Sonne und Regen zu dienen.

Leben an der Bahn Los Banos

Auch hier waren wieder auffällig viele, fröhlich spielenden Kinder. Sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen kamen offen, freundlich und mit einem Lächeln auf uns zu. Trotz Ihrer Armut strahlen die Menschen eine unglaubliche Lebensfreude aus. Etwas, das uns «reichen» Mitteleuropäern leider häufig abgeht.

Soo viele Kinder

Als ein kleiner Junge dann aus einem der ärmlichen Behausungen kam, um uns freudestrahlend sein kleines Hündchen zu zeigen, war es um mich geschehen! Die zwei haben mich mitten ins Herz getroffen!

Kleiner Junge mit Welpen

Wie könnte man sich auch dem Charme dieser Menschen und damit dem Charme dieses Landes entziehen?

Das rauschende Fest, das am Abend anlässlich der Madrid Fusion Manila stattfand, war für mich auch persönlich ein Grund zu feiern. Ich hatte es geschafft, meine Bedenken und Vorurteile über Bord zu werfen und wurde dafür mit vielen unvergesslichen Eindrücken belohnt.

Fazit:

Extrem gefährlich fand ich Manila nicht. Klar sollte man nicht mit gefülltem Geldbeutel und schmuckbehangen durch die Gegend laufen, aber das ist eine Regel, die für die meisten Metropolen gilt. Auch sollte man sich vorher erkundigen, welche Gegenden man meiden sollte.

Manila ist ganz gewiss keine klassische Schönheit, aber dennoch ein Ort, an dem man durchaus ankommen kann, um von hier aus weiter das Land zu bereisen.

Was die Philippinische Küche anbelangt, schwelge ich in Gedanken immer noch im Seafood-Himmel…

Auch für die Kostverächter gibt es jede Menge schmackhafte Alternativen. Darüber aber ein anderes Mal mehr.

In meinen folgenden Artikeln werde ich Euch mit auf zwei der insgesamt 7017 Inseln der Philippinen nehmen. Ich werde Euch kleine und grosse Paradiese zeigen. Auch solche, die sich prima für Familien eignen.

Ihr dürft gespannt sein und ich freue mich, wenn Ihr auch dann wieder mitkommt.

Mit sonnigen Grüssen
Eure Patotra

Extratipps:

Restaurants:

Restaurant Dampa Seaside, Macapagal Avenue, Seafood und Fisch frisch zubereitet.

Blackbird Restaurant, in Makati, dem Finanzzentrum von Manila. Sehr schickes Interior und eine ausgezeichnete, eher europäische Küche!

Hotels:

Hotel Diamond, Erstklassiges Hotel mit einem fantastischen Frühstück. Ein wenig ausserhalb.

Hotel Holiday Inn & Suites Makati: Gutes, etwas hellhöriges Hotel direkt im Finanzdistrikt und neben der grossen Shoppingmall Glorietta

Hinkommen:

Seit März 2015 fliegt die Cathay Pacific täglich nonstop ab Zürich nach Hong –Kong, dort kann man bequem nach Manila umsteigen.

Allgemeine Tipps:

Wasser nur aus Flaschen trinken und auf Eis verzichten!

Dem Prinzip: „cook it, peel it or leave it“ folgen!

Mit dabei waren:

Inna

Valeria und Adrian

Wir hatten drei verschiedene Programme, daher könnt ihr auf den anderen Blogs auch etwas über weitere Regionen der Philippinen erfahren.

Adrian und Valeria waren insgesamt 30 Tage auf den Philippinen unterwegs und haben tolle Reiseberichte verfasst.


Ganz herzlichen Dank an das Philippine Department of Tourism für die Einladung und die grosszügige Gastfreundschaft, die es mir ermöglicht hat einen kleinen, wunderschönen Teil der Philippinen zu entdecken. Salamat!


4 Antworten

  1. Hallo Ellen.

    cooler Bericht über Manila !!
    Schön dass du schon dort sein durftest !! 😀
    Wir werden die Stadt vermutlich auslassen und lieber auf den Inseln unsere Zeit verbringen !!
    Vielleicht ist es ja ein Fehler…aber im Moment ist uns nicht danach !!!

    So und nun schreib weiter…wir warten !! 😉 😉 😉

    Liebe Grüße
    Bibo & Tanja

    1. Liebe Tanja, Lieber Bibo,
      ganz herzlichen Dank für Euren Kommentar!
      Ich fand`s auch super dort zu sein. In der Nacht vor unserem Weiterflug zu den Inseln konnte ich vor lauter Freude kaum schlafen… Das habe ich so auch nur selten erlebt.
      Es gibt so viel Tolles auf den Philippinen zu entdecken, da werdet ihr Manila sicher nicht vermissen 😉
      Und jetzt spanne ich Euch noch ein wenig auf die Folter. Den nächsten Artikel gibt es nämlich erst nächste Woche. Dafür aber von einer absoluten Traum-Insel.
      Ganz lieber Gruss,
      Ellen

  2. Hach wenn ich deinen Beitrag so lese würd ich mich nur zu gern an den Tisch ins Dampa Seaside zurück beamen. Seafood Himmel par excellence!
    Sehr schöner Artikel und danke für die Erwähnung 🙂
    Liebi Grüässli aus Taichung,
    valeria

    1. Liebe Valeria,
      Gell das war toll im Seafood Himmel! Besonders in so netter Gesellschaft.
      Euch noch ganz viel Spass auf Eurem weiteren Reiseweg und hoffentlich bis bald einmal!
      Lieber Gruss,
      Ellen

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