Gänsehautmomente gab es auf meinen Reisen in den letzten 10 Jahren viele. Manche sind sehr spektakulär. Andere eher leise, aber nicht weniger beeindruckend.
Auch wenn ich mich hier auf 5 ganz besondere Gänsehautmomente beschränke, könnte ich die Liste noch lange fortsetzen. Es sind diese Gänsehautmomente, die sich auf Reisen besonders ins Gedächtnis und auch ins Herz brennen. Das sind für mich die Momente, an die ich mich aus dem Stand erinnern kann. Ich kann das Gefühl, das ich in diesem Moment hatte, auf Anhieb wieder hervorrufen. Ich kann sogar hören und riechen, was ich damals gerochen und gehört habe. Gerade im stressigen Alltag sind es diese Momente, an die ich mich gerne erinnere. Es sind meine kleinen Fluchten, die zaubern können und meinen Akku in stressigen Zeiten wieder etwas aufladen. Kennt ihr das auch?
Unter dem fauchenden Vulkan
Ein ganz besonderes Erlebnis hatte ich auf der kleinen italienischen Insel Stromboli. Nirgendwo sonst auf der Welt habe ich ein so spektakuläres Abendessen genossen. Das lag sicher nicht an der Pizza mit Pommes und Würstchen, die hier auf dem sizilianischen Inselchen tatsächlich auf der Speisekarte stand. Im Gegensatz zu dem jungen Italiener am Nebentisch gelang es mir, sie zu ignorieren. Der junge Italiener war sehr aufgebracht und schimpfte minutenlang, dass man mit solchen Gerichten die italienische Kultur völlig zerstöre.
Vielleicht hätten ihn meine Spaghetti mit Meeresfrüchten versöhnt. Die schmeckten nämlich überraschend gut. Aber das war er noch nicht, der Gänsehautmoment. Der kam ganz plötzlich und unerwartet. Ein Fauchen, das sich anhörte, als würde man den Gashahn eines Heissluftballons aufdrehen. Eine dunkle Rauchwolke stieg meterhoch aus dem Berg auf. Der Vulkan spuckte Asche. Es ging so schnell. Ich konnte kaum mein Handy zücken. Wow! Und es kam noch besser. Er spuckte immer wieder, je weiter die Dunkelheit voranschritt. Was bei Tageslicht als dunkle Wolke zu erkennen war, präsentierte sich in der Dunkelheit wie ein rot glühendes Feuerwerk.
Spektakulärer kann man kaum zu Abend essen, als an diesem Logenplatz. Die Gänsehaut blieb nicht aus, immer dann, wenn der Berg wieder zu fauchen begann.
Auf dem Rücken der Pferde im Schatten riesiger Palmen
„Das grösste Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“, heisst es so schön. Doch man muss kein grosser Pferdenarr sein, um dem Reiten im Valle de Cocora zu verfallen. Das Valle de Cocora, das Tal der Wachspalmen, liegt in der Kaffeezone Kolumbiens. Bekannt ist es vor allem für seine Wachspalmen. Sie können bis zu 60 Meter hoch werden. Die Landschaft ist von einzigartiger Schönheit.
Sie lädt zum Wandern ein – oder eben dazu, sie auf dem Rücken eines Pferdes zu entdecken. Wir ritten über Stock und Stein und durch Bäche, begleitet von bunten Schmetterlingen. Langsam zog Nebel auf. Vor uns waren ein paar Gauchos unterwegs, die dafür sorgten, dass das Vieh in den Stall getrieben wurde. Wir folgten ihnen. Die Nebelschwaden zogen über die mit Palmen bewachsenen Hügel und verschluckten die hohen Palmwedel.
Es war ein Moment, der mystisch und magisch zugleich war. Etwas an diesem Land hat mein Herz tief berührt. Und wenn ich ehrlich bin, war dieser Moment nur einer von vielen Gänsehautmomenten unserer Kolumbienreise.
Kunterbunte Unterwasserwelt
Direkt vom Strand ins warme, glasklare Meerwasser springen – da bin ich in meinem Element. Ich liebe es, im Meer zu schwimmen.
Ein grösseres Gefühl von Freiheit und Verbundenheit mit der Natur gibt es für mich kaum. Curaçao hat es geschafft, dieses unglaublich schöne Gefühl noch zu übertreffen. Ein Blick durch die Taucherbrille eröffnete mir nur wenige Meter vom Ufer entfernt eine bunte Unterwasserwelt, wie ich sie nirgendwo sonst gesehen habe. Ich bin schon viel geschnorchelt. Aber Schnorcheln auf Curaçao ist etwas ganz Besonderes. Im Meer wimmelt es nur so von schönen Fischen. Ich war kurz davor Schwimmhäute zu bekommen, denn es war fast unmöglich, mich wieder aus dem Wasser zu bekommen. Was für eine wunderbare Unterwasserwelt. Ja, man kann im warmen Meerwasser eine Gänsehaut bekommen!
Die Ruhe am Ende der Welt
Das Safiental ist ein abgeschiedenes und ursprüngliches Tal im Naturpark Beverin im Kanton Graubünden. Im Norden bildet die imposante Rheinschlucht mit ihren steil aufragenden Felswänden den Abschluss des Tales.
Das Safiental ist rund 26 Kilometer lang. Besser als zu Fuss lässt sich ein solches Tal nicht erkunden. Das Gefühl, am Ende der Welt zu sein, verstärkt sich, je weiter man ins Tal vordringt. Und zwar ein besonders schönes Ende der Welt! Noch Jahre später spüre ich die unbeschreibliche Stille, die atemberaubenden Ausblicke über wilde Bergrücken und schroffe Felswände, den Duft von warmem Moos, Tannennadeln, Harz und Pilzen. Es sind Momente wie diese, die mich in Staunen versetzen. In diesen Momenten zeigt sich die Welt in ihrer unendlichen Schönheit.
Die dreitägige Wasserwanderung im Safiental gehört zweifellos zu den stillen und gleichzeitig grossen, überwältigenden Momenten meiner letzten Reisejahre.
Es ist so, so schön!
Die Toskana mit ihrer einzigartigen Schönheit hat schon unzählige Dichter und Musiker zu Meisterwerken inspiriert. Tatsächlich ist es schwer, sich ihrer Schönheit zu entziehen.
Die sanften Hügel, Zypressenalleen, Pinienwälder und nicht zuletzt die hübschen Städte der Toskana sind mehr als eine Reise wert. Meine Gänsehautmomente in der Toskana erlebte ich jeden Morgen, wenn ich in einem einsamen Ferienhaus auf einem Hügel aufwachte. Die aufgehende Sonne tauchte die Umgebung jeden Morgen in ein sanftes Licht. Ich hielt es morgens nie lange im Bett aus. Ich wollte raus. Ich wollte sehen, wie der Tag erwacht. Ich wollte diesen besonderen, feierlichen Moment jeden Morgen erleben, um dann den Schlafmützen aus der Familie, die noch in ihren Betten schlummerten, zu sagen: „Es ist so, so schön!“
Die meisten dieser Gänsehautmomente sind eher die stillen Augenblicke, in denen ich staune und meine Umgebung bewusst wahrnehme, in denen ich gedanklich mit ihr verschmelze. Sie sind wie kleine Edelsteine, die ich auf meinem Weg sammle und die ich immer wieder betrachten kann. Das ist der wahre Schatz, den mir das Reisen schenkt.
Mit sonnigen Grüssen
Weitere Gänsehautmomente, die ich Euch nun doch nicht vorenthalten möchte, auch wenn die Liste der Fünf schon voll ist:
Silvesterklausen in Urnäsch
Jedes Jahr am 13. Januar findet in Urnäsch das Silvesterklausen statt. Die Silvesterkläuse machen sich in kunstvollen Kostümen und Hauben auf den Weg, um den Einwohnern von Urnäsch im Kanton Appenzell-Ausserrhoden ein gutes neues Jahr zu wünschen. Dies geschieht nach der alten Tradition des Silvesterklausens. Mit rhythmischen Bewegungen, die einer Choreographie folgen, und einem herzergreifenden Zäuerli (Naturjodel) wird der Neujahrsgruss überbracht.
Der Gesang der Delfine
Wusstet ihr, dass Delphine singen können? Als wir einmal meine Lieblingsinsel im Westen Irlands verliessen, begleitete uns eine Schule Delfine. Plötzlich begannen sie zu singen, als wollten sie uns sagen, dass wir wiederkommen sollen. Das war nicht nur ein Gänsehautmoment. Meine Augen sind nicht trocken geblieben.
Die Welt hüllt sich in Glitzerstaub
Einen spektakulären Gänsehautmoment durfte ich im Pays d’Enhaut erleben, und zwar auf dem Ballonfestival in Château d’Oex. Hoch oben in der Luft, in einem Heissluftballon. Nicht, dass der Blick auf die verschneite Bergwelt nicht schon spektakulär genug gewesen wäre. Dass sich die Welt in Glitzerstaub hüllt, war eine meiner schönsten Entdeckungen. In der Luft schweben tausend funkelnde Diamanten. „Ewiger Schnee“ werden die Eiskristalle genannt, klärt mich der Ballonfahrer auf. Man sieht ihn nur, wenn er von der Sonne angestrahlt wird.
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.