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Auf einen Rundgang mit der Munotwächterin

Munotwächterin Karola Lüthi
In der über vierhundertjährigen Geschichte der Festung Munot, dem Wahrzeichen von Schaffhausen, steht seit 2017 erstmals eine Frau im Amt der Munotwächterin - eine besonders mutige noch dazu.
Inhalt

Wer träumt nicht davon, in einem mittelalterlichen Turm mit Aussicht zu wohnen? Karola Lüthi hat jedenfalls lange davon geträumt.

Wohnturm

Genauso, wie sei davon geträumt hat Munotwächterin zu werden. Doch dieses Amt war seit 400 Jahren nur Männern vorbehalten. 2017 war es dann endlich so weit. „Das Inserat in der Zeitung sprang mich förmlich an“, lacht die gebürtige Thurgauerin. „Munotwächter/-in gesucht“, stand in der Stellenanzeige.

Munot, Schaffhausen

Das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt Schaffhausen ist die auf einem Hügel mitten in der Stadt gelegene Zirkularfestung Munot und nicht der Rheinfall wie viele meinen. Der befindet sich nämlich in der Nachbargemeinde Neuhausen am Rheinfall nur wenige Kilometer von Schaffhausen entfernt.

Karola Lüthis Mann zog mit, denn es wurde ein Paar für die verantwortungsvolle Stelle gesucht, also bewarb sie sich. Und ihre Bewerbung machte offensichtlich Eindruck. Unter 80 Bewerbern wurde sie schliesslich ausgewählt. Und zum Job als Munotwächterin gehört auch die Wohnung ganz oben im Wohnturm der Festung.

Munotwächterin mit Leib und Seele

Seitdem macht sie ihren Job mit Leib und Seele. Doch das ist weit mehr als „nur“ ein Job. Das merkt man gleich, wenn man sich mit ihr auf eine Führung durch ihr zu Hause begibt. Karola Lüthi ist Hausmeisterin, Fremdenführerin, Tierhüterin für die Damhirsche im Festungsgraben und Glöcknerin in einem – eine echte Allrounderin also.

Kaponniere
Festungsgraben

Die Munotwächterin führt uns durch dunkle Gänge in eine der Grabenkapponieren (eine Art rundes Türmchen für die Artillerie um feindliche Eindringlinge abzuwehren). Wir haben Glück und sehen durch die Schiessscharten die äsenden Hirsche.

Gewölbe unter der Munotzinne
Reitschnecke

Sie führt uns weiter durch das mächtige Gewölbe, in dem in Zeiten ohne Corona auch mal eine Disco oder ein Konzert stattfindet. Über die Reitschnecke geht es hinauf in den Burghof. In der Reitschnecke hinauf zur Munotzinne gibt es keine Treppen, schliesslich mussten die Pferde früher die Kanonen über diesen Wendelgang nach oben ziehen.

Wehrgang und Römerturm

Von oben bietet sich ein traumhafter Ausblick über die Altstadt von Schaffhausen. Unterhalb des Wohnturmes verrät uns Karola Lüthi, dass das wichtigste, oder zumindest ihre am meisten emotional behaftete Aufgabe, das Läuten des Munotglöckchens jeden (!) Abend um 21 Uhr ist. „Das Munotglöckli gehört zu Schaffhausen, wie das Amen in die Kirche“. In den Ferien, oder wenn sie bei Freunden eingeladen sind, kümmert sie sich darum, dass jemand verlässlich an ihrer Stelle das Glöcklein läutet.

Als das Munotglöckchen einmal nicht geläutet wurde

Nur einmal habe sie das Glöckchen nicht geläutet – und das führte zu einem riesigen Aufschrei in der Stadt. Manch einer wollte sie sogar Ihres Amtes entheben. „Am Frauenstreiktag habe ich das Glöckchen nicht geläutet. Ich hätte auch das WC nicht reinigen können, aber wen hätte das schon interessiert?“, erzählt sie. Einen mutigeren Wächter, bzw. eine mutigere Wächterin hätte sich die Stadt Schaffhausen nicht wünschen können!

Munotzinne

Es macht Spass Karola Lüthi zuzuhören und man spürt die Begeisterung für ihren Beruf. Das steckt an und so begeben wir uns auch voller Begeisterung nach einem spannenden und kurzweiligen Rundgang voller Informationen und Anekdoten wieder hinunter in die Stadt.

Im Untergrund des Munot

Auf meinen Reisen begegne ich immer wieder Menschen, die ihre Arbeit voller Passion verrichten. Es sind diese Menschen, die andere mit ihrer Begeisterung mitreissen können – und die Erlebnisse zu etwas ganz Besonderem machen.

Die Munotwächterin kann für Führungen gebucht werden. Ein Erlebnis, das ich bei einem Aufenthalt in Schaffhausen wärmsten empfehlen kann.

Weitere Infos dazu: Munot

Festungskanone mit dem Schaffhauser Wappentier

Offenlegung: Meine Recherche wurde von Schaffhauserland Tourismus unterstützt. Meine Meinung bleibt davon unangetastet


2 Antworten

  1. Mir sind damals die Augen rausgefallen, als ich vom Munot und den Wächtern gehört habe. Ich wollte unbedingt den Munot besichtigen. Toll, das diesen Beruf jetzt eine Frau ergriffen hat.

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