Als ich Berlin das letzte Mal gesehen habe war die Stadt grau. Das war ganz kurz nach der Maueröffnung – also vor genau 25 Jahren. Ich hatte damals das Gefühl in einer Stadt zu Gast zu sein, die ihre Identität noch nicht gefunden hat.
Nachdem meine Kids schon einige Hauptstädte dieser Welt gesehen haben, wurde es höchste Zeit nun auch mal der deutschen Hauptstadt einen Besuch abzustatten.
Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht im Nachtzug, trafen wir früh am Morgen im Berliner Hauptbahnhof ein. Das war die erste Überraschung. Ich erinnere mich an einen dunklen, kalten Bahnhof Zoo, in dem mir zwielichtige Gestalten kalte Schauer über den Rücken jagten. Jetzt kamen wir im lichtdurchfluteten freundlichen Hauptbahnhof an. Berlin begrüsste uns mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages – freundlich, farbenfroh und trotz unzähliger Baustellen mit einem schönen und ausdrucksvollen Gesicht.
Wir genossen unseren Spaziergang vorbei am Bundeskanzleramt, dem Reichstag, dem Brandenburger Tor und schlenderten Unter den Linden entlang bis zur Museumsinsel. Nicht nur ich war begeistert von dem was ich sah, auch die Kinder waren sichtlich beeindruckt.
Spontan entschlossen wir uns in die Schlange am Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds einzureihen. Da wir früh dran waren, war diese noch nicht allzu lang und schon nach 20 Minuten konnten wir mit den illustren Persönlichkeiten, wie E.T. dem Ausserirdischen, auf Tuchfühlung gehen. Für meinen Geschmack waren hier zwar viel zu viele Menschen auf engem Raum, aber die Kids hatten ihren Spass.
Müde von der langen Nacht, machten wir uns auf den Weg zurück zum Bahnhof, von wo aus wir den Bus zum Hotel nahmen. Unsere Fahrt führte durch Kreuzberg – die Kinder staunten über das multikulturelle Leben, das sich dort abspielt.
In Neukölln hiess es dann aussteigen. Das Estrel Hotel ist das grösste Hotel Deutschlands. Es verfügt über ein Convention Center und ein Festival Center in dem das ganze Jahr über verschiedene Shows aufgeführt werden.
Ich bin eigentlich kein Fan von grossen Hotels, aber dieses hat mich sehr positiv überrascht. Der Innenhof gleicht einem Dorfplatz um den herum sich kleine Restaurants befinden.
Den Italiener und das Thai Restaurant können wir wärmstens empfehlen. Trotz der Grösse ein gemütliches Hotel. Unsere beiden Zimmer im elften Stock boten einen grandiosen Blick über die Stadt und waren für unsere Bedürfnisse als Familie ideal.
Vor dem Haus befindet sich ein sehr einladender Biergarten direkt am kleinen Kanal. Von hier aus kann man im Sommer sogar per Boot weiterkommen. Der Biergarten gehört zum Hotel, war aber leider während unseres Besuchs aufgrund der Jahreszeit verwaist.
Gut ausgeruht konnten wir uns am nächsten Morgen wieder in das Abenteuer Berlin stürzen. Vom Hauptbahnhof starteten wir eine Tour mit einem der Hop on Hop off Busse. Die klassische Tour führte uns vorbei an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Egal ob am Alexanderplatz, am Reichstag, am Denkmal für die ermordeten Juden Europas oder beim Berliner Dom, wir befanden uns immer auf den Spuren einer bewegten Geschichte.
Auch die Mauertour und die Kieztour wollten wir uns nicht entgehen lassen. Bedrückende Orte, Todesstreifen und dann wieder blühende Quartiere, wie Prenzlauer Berg mit seinen einladenden Kneipen und Restaurants, wechseln sich hier ab und bieten einen bleibenden Eindruck des Berlins von gestern und des Berlins von heute. Ein Erlebnis, das auch die Kinder sehr berührt hat. Umso schöner war es dann noch zu sehen, wie farbenfroh die East Side Gallery der dunklen Vergangenheit gekonnt die Stirn bietet.
So viel Geschichte macht hungrig. Bei Ziervogels Kult Curry, eine der Top Adressen für Curry Wurst nahe der U-Bahn Haltestelle Senefelder Platz, stärkten wir uns. Die Inneneinrichtung erinnert mehr an ein Schweizer Chalet als an eine Currybude. So ist Berlin: überraschend anders!
Nach all der Kultur und Kulinarik gelang es uns Mädels, mit ein wenig Nachdruck die Jungs davon zu überzeugen, dass ein Besuch in Berlin ohne eine Prise Shopping nicht komplett ist. Ein Besuch am Ku`Damm gehört einfach dazu. Das war schon immer so.
Aber auch hier sind die Spuren der Geschichte allgegenwärtig. Allen voran die Gedächtniskirche – als mahnendes Zeugnis eines sinnlosen Wahnsinns.
Zufrieden und mit gefüllten Taschen steuerten wir unser letztes Ziel an: den Panoramapunkt am Potsdamer Platz. Mit dem schnellsten Lift Europas gelangt man in nur 20 Sekunden auf 100 Meter Höhe. Neben einer sehenswerten Ausstellung zur Verwandlung des Potsdamer Platzes im Laufe der Geschichte erwartete uns eine grandiose Aussicht über die Stadt. In dem kleinen Cafe erlebten wir, wie sich der Abend über die Stadt legte und wie sie im Lichterglanz ein völlig neues Gesicht bekam.
Wir haben in der kurzen Zeit viele verschiedene Gesichter Berlin gesehen. Berlin hat uns tief beeindruckt und auch ich durfte ein völlig neues, buntes, lebensfrohes und auch nachdenkliches Berlin kennenlernen. Wer die deutsche Geschichte, zumindest ansatzweise begreifen und spüren möchte, für den ist Berlin ein Muss. Unser Besuch hat für sehr viele angeregte Gespräche mit den Kindern gesorgt. Ich gebe zu, dass ich auf manche Frage keine passende Antwort hatte…
Berlin ist jetzt eine Stadt mit einer unverkennbaren Identität, die sowohl mich als auch die Kinder begeistert hat. Eine überraschend schöne und lohnenswerte Entdeckung – auch wenn wir sie nur ansatzweise begriffen haben.
In diesem Sinne wünsche ich Euch auch viele überraschende und positive Entdeckungen.
Extratipps für Berlin mit Teenagern
- Hop on – Hop off Sightseeing Bus: eine wunderbare Möglichkeit, einen Überblick über die Stadt zu bekommen und mehr über ihre Geschichte zu erfahren.
- Panoramablick am Potsdamer Platz, beim Sony Center
- Madame Tussauds, Unter den Linden
- Ziervogels Kult Curry, U-Bahn Senefelder Platz
- Wer mit kleineren Kindern unterwegs ist, dem empfehle ich eine Spielpause im Lego-Shop in der Tauentzienstrasse einzulegen. Hier kann man nicht nur Legos kaufen, sondern an allen möglichen Stationen nach Herzenslust bauen.
- Wem das nicht reicht, der kann sich mit den Kids, gegen Eintritt, im Legoland Discovery Centre vergnügen (im Sony Center beim Potsdamer Platz)
Offenlegung: Diese Reise ist in Kooperation mit der Reisehummel, dem Spezialisten für Kurzurlaub zustande gekommen. Vielen Dank für die freundliche Unterstützung! Vielen Dank auch an das Hotel Estrel!