Wir stehen mitten im märchenhaften Buchenwald, oberhalb des Dorfes Gondo. Fasziniert hören wir dem ehemaligen Grenzwächter, Rolf Gruber, bei seinen Ausführungen zu. Sein Wissen über die Flora, Fauna der Region ist beeindruckend und er versteht es, die vermeintlich trockene Steinkunde so zu verpacken, dass wir seinen Ausführungen gebannt zuhören. Eben hebt er einen Stein auf, hält ihn in die Höhe, betrachtet ihn eingehend und fragt dann in die Runde: „Was für ein Stein ist das?“ Unsere Antwort erschöpft sich in ratlosem Schulterzucken. „Ihr wisst doch, dass Steine meist auf it enden. Nun, dies ist ein Wegwerfit.“ Während er lachend in unsere entgeisterten Gesichter schaut, wirf er den Wegwerfit in hohem Bogen in den Wald.
In der Goldmine von Gondo
Rolf Gruber führt uns den Buchenwald hinauf, bis wir die Goldmine erreichen. Ausgerüstet mit Helm, Hammer und Meissel rücken wir dem Berg zu Leibe. Eine dicke Goldader suchen wir vergebens. Auch wenn die alten Römer hier in der Region bereits Gold abbauten, war das ein ziemlich unrentables Unterfangen. Kein Wunder, wurde die Mine vor rund 120 Jahren stillgelegt. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, erfreuen wir uns an unseren glitzernden Steinen, die der Berg nach etwas Geklopfe hergibt. Der Name der Steine ist mir entfallen – aber wie wir ja nun wissen, war es bestimmt etwas mit …it.
Mit einem kleinen Schatz in den Taschen geht es wieder den Wald hinunter. Wir queren den Bach im Stile von Indiana Jones. Wer braucht schon eine Brücke, wenn es genügend Steine im Bach gibt?
Bevor wir hier am Bach ans Werk gehen und unser Glück als Goldwäscher versuchen, tischt Rolf Gruber die kulinarischen Schätze der Region auf: feinster Käse, Trockenfleisch und Randenwurst (Wurst mit rote Beete).
Goldwaschen in Gondo
Dann wird es erst. Bewaffnet mit einer Goldwaschpfanne und Gummistiefeln nehmen wir uns den Kies und Sand im Bach vor. Es wird geschwenkt und geschüttelt, immer in der Hoffnung auf den Fund unseres Lebens.
Der wurde es zwar nicht, aber immerhin die 5 kleinen Stückchen Gold, die Rolf Gruber unter meiner Ladung Kiesel versteckt hat, konnte ich erfolgreich wieder rauswaschen und ein kleines Splitterchen Achat gab es vom Bach als nette Zugabe dazu. Wer sich auch an den kleinen Dingen erfreuen kann, der ist hier genau richtig. Ein grossartiges Erlebnis!
Ich gehöre jetzt, urkundlich festgehalten, dem Clan der erfolgreichen Goldwäscher an!
Weitere Schätze der Region
Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, der findet in der Region Simplon Brig so manchen Schatz: Den Staussteinbrech, der nur alle 3 Jahre blüht und Lilien und Orchideen und weiter oben in Richtung Simplon dann den Enzian und duftenden Thymian.
Oben auf dem Pass lockt eine Wanderung durch das Hochmoorgebiet, bis zum Hopsche See und natürlich zum grossen Adler, dem Wahrzeichen des Simplonpasses.
Das Dorf Simplon mit seinen alten Häusern mit den dicken Mauern und steinernen Dachschindeln ist eine Entdeckung wert. Wären die geparkten Autos auf dem Dorfplatz nicht, würde man sich glatt auf einer Zeitreise wähnen. Im kleinen Ecomuseum mitten im Dorf finden sich Dokumente und Bilder, die die Geschichte des Transitverkehrs und der Veränderungen, die der Bau der Passstrasse mit sich brachte, eindrücklich wiedergeben.
Feine, frische Küche wird im Restaurant Mountain Café Simplon serviert
Wandern am Stockalperweg
Von Brig bis Domodossola führt der Stockalperweg, in Anlehnung an die alte Handelsstrasse, die einst vom Briger Handelsherren Kaspar Stockalper initiiert wurde. Wer möchte, der kann die Wanderungen in mehreren Tagesetappen absolvieren und sich dabei ganz bequem das Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen.
Da ich, der Kürze meiner Wochenendreise geschuldet, nur mit kleinem Gepäck unterwegs bin, erübrigt sich das. Aber ich komme dennoch in den Genuss einer kleinen Etappe. Von der alten Kaserne bis ins Dorf Gondo hinunter, führt der Weg an der Gondoschlucht entlang.
Schwindelfrei sollte man hier schon sein. Die Gondo hat sich ein tiefes Bett gegraben. Ansonsten ist der Weg einfach und Gondo ist in etwa 90 gemütlichen Minuten erreicht. Ein Teil des Weges führt durch einen 350 Meter langen Verbindungsstollen einer ehemaligen Infanteriefestung, die im 19. Jahrhundert erbaut wurde und noch über den zweiten Weltkrieg hinaus aktiv betrieben wurde.
Mich zieht es bei schönstem Frühlingswetter allerdings eher nach draussen in die Natur. Die ist prächtig.
Weitere Tipps für einen Aufenthalt in der Region Brig Simplon
- Durch das hübsche Städtchen Brig spazieren
- Cordon Bleu essen. Dieses wurde in Brig erfunden (mein Tipp: Restaurant du Pont)
- Das Schloss in Brig besichtigen (habe ich leider nicht geschafft)
- Sauerteigbrot, Käse und Randenwurst für die, die zu Hause bleiben mussten, oder auch zum selber essen, einkaufen
- Einen Kurzausflug ins benachbarte Italien unternehmen
- Fahrt mit der Gondelbahn nach Rosswald (habe ich leider auch nicht geschafft)
- einen Tagesausflug zum Aletschgletscher unternehmen
- etc.
Die Region bietet unzählige Möglichkeiten und unzählige kleine Schätze, die darauf warten, entdeckt zu werden. Auch wenn der grosse Goldfund ausblieb und ich mich jetzt nicht zur Ruhe setzen kann, fühle ich mich reich beschenkt von den Eindrücken und Erlebnissen.
Mit sonnigen Grüssen
Offenlegung: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Einladung durch die Region Brig Simplon entstanden.
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
Eine Antwort
Simplon schaut echt schön aus, vorallem die Goldmine reizt mich echt. Danke für den Geheimtipp!