Frisch gebloggt von Nadine Sorgenfrei
Kennt ihr das auch? Mit dem zweiten Kind kommen die Zweifel, ob jedes auch genug Aufmerksamkeit bekommt. Mutterliebe vervielfältigt sich auf wunderbar magische Weise, nur der Tag bleibt stur bei seinen 24 Stunden. Ich nehme mir ganz gerne mal ein Kind heraus und plane eine Zeit zu zweit ein, zum Beispiel ein Wochenende. Das Kind genießt dann 100 % Mama und ich liebe es auch sehr, mal ganz und gar für einen da zu sein. Neulich war meine große Tochter Emmy dran. Und was ist wohl das Traumziel einer Siebenjährigen? Natürlich ein Reiterhof!
Wir fahren an die niedersächsische Nordseeküste nach Wangerland-Horum. Das Land wird flach, die Sicht weit, der Horizont erscheint endlos. Nur wenigen Kilometer von den Küstenbadeorten Horumersiel und Schillig entfernt liegt das Familotel Frieslandstern mit einem Stall voller – der Name ist Programm – wunderschöner Friesenpferde.
Tipp: Die Kurtaxe ist schon im Hotelpreis inbegriffen. Mit der Kurkarte für kann man im gesamten Gebiet kostenlos parken und die Strände besuchen, also immer parat halten.
Bevor wir unsere Reithosen anziehen, checken wir in unserem Appartement ein. Das Friesenstern gehört zu Familotel und muss dazu bestimmte Standarts, die für Familien relevant sind, erfüllen. Im Haupthaus (einer ehemaligen Meierei) gibt es Einzelzimmer, dazu in schnuckeligen Reihenhäuser Familienappartements in verschiedenen Größen. Von 2-3 Personen bis hin zu Wohnungen, in denen größere Familien oder befreundete Gruppen mit sechs Personen genügend Platz finden. Als erstes fällt mir die geschmackvolle Einrichtung auf. Inhaberin Ute Eden verzichtet auf den sonst so typischen Nordseekitsch und setzt auf einen hellen und freundlichen Landhausstil. Jedes Schlafzimmer hat ein eigenes Waschbecken, Emmy jubelt und bei abendlichen Zähneputzen würde man sich selbst mit einer Großfamilie nicht in die Quere kommen. Morgens gucken wir vom Bett aus dem Fenster auf die Pferdekoppel – oder träumen wir etwa noch…?
Auf den zweiten Blick läuft natürlich mein jahrelang geschulter Kleinkind-Mama-Scan ab: Steckdosen gesichert? Treppengitter? Fußhocker im Bad? Wickelmöglichkeit? Ja, das Familotel besteht in allen Punkten und übertrifft selbst meine kritischen Anforderungen noch. Hier gibt es einfach alles, was Familien brauchen. Vom Lätzchen über Bio-Babybrei am Buffet, Windeln für den Notfall, selbst Babyphone und Kinderwagen kann man ausleihen. So kann man echt entspannt reisen, denn wer mit Baby und Kleinkind reist, weiß wie extra nervig das Koffer packen ist. Im Familotel muss man fast nur noch daran denken, sein Baby einzupacken, der Rest erwartet einen schon!
Tipp: Hierher kann man auch als Familie mit leichtem Gepäck reisen. Kind, Kamera und Kleidung einpacken, der Rest ist schon da. Bei Unsicherheiten vorm Packen die Rezeption anrufen.
Klug durchdacht ist die 35.000 qm große Ferienanlage: Restaurant und Appartements sind nah beieinander, der Spielplatz ist auch nicht weit weg, aber trotz der kurzen Wege ist alles sehr großzügig und weiträumig. Super für die Eltern: Auf dem Abenteuer-Spielplatz stehen genügend Strandkörbe, in denen man mal eben die Füße hoch legen kann, während die Kinder spielen. Wer auf die Hängebrücke klettert, kann über den Zaun auf die Heuraufe der Haflinger gucken, der beeindruckende Misthaufen daneben ergibt einen irgendwie idyllischen Hintergrund zur Rutsche. Besonders charmant fand ich außerdem die kleinen Bilder, die an jeder Appartementtür kleben: Hamster, Kaninchen, Maus … So finden sich auch Kinder zurecht, die noch nicht die Hausnummern lesen können!
Neben der tollen Ausstattung hat uns das Essen sehr begeistert. Am ersten Abend wurden wir mit einem Grillbuffet empfangen. Verschiedene Fleisch- und Fischsorten, Würstchen und Gemüse wurden auf der Terrasse frisch zubereitet. Dazu ein großes Salatbuffet und herrliche cremigen Quark mit frischen Früchten zum Nachtisch. Der Aufenthalt im Friesenstern ist immer alles-inklusive, nur alkoholische Getränke zahlt man. Dafür stehen den ganzen Tag ein Softdrink-Automat und eine Kaffeemaschine mit allem drum und dran parat – z. B. für den Cappuccino zum Kuchen am Nachmittag. Frühstück und Abendessen gibt es als Buffet, Mittags wird eine warme Mahlzeit serviert. Das Buffet ist sehr kinderfreundlich und auch ich fand die Speisen wirklich gut. Große Auswahl, ein hochwertiges Fleisch- und Fischangebot, sogar frischer Spargel wurde aufgetischt. Dabei werden nie große Mengen gekocht und über Stunden warm gehalten. Die Küche kocht kleine, frische Portionen und legt ständig nach. Das Friesenstern ist ein drei Sterne-Haus, der Küche würde ich ohne Weiteres vier Sterne geben. Ganz toll ist die herzliche Freundlichkeit des Personals – egal wen man wo trifft, jeder nimmt sich Zeit für ein paar Sätze und ein Lächeln. Sogar verschüttete Apfelschorle, die Eltern in Restaurants jedes Mal die Schamesröte ins Gesicht treibt, wird hier mit Engelsgeduld und geschickter Hilfe beseitigt.
Auch mal ohne Mama
Zu den Standards von Familotel gehört u.a. die kostenlose Kinderbetreuung. In den bunten Räumen können die Kleinen täglich von 9-13 Uhr spielen, malen, toben. Nachmittags gibt es Programmangebote wie Basteln, Kuchen backen, Ballspiele oder mal einen Kinder-Kino. Manchmal fährt ein Planwagen mit Kindern, Eltern UND Kinderbetreuung an den Strand. Das heißt für Mama und Papa: endlich mal wieder ein Buch mit an den Strand nehmen!
Emmy testet natürlich die Kinderbetreuung und damit ich mich nicht langweile, so ganz allein, gehe ich in den Wellnessbereich. Besonders glamourös wirken die Räume im Keller mit niedrigen Decken zwar nicht, aber es gibt eine Sauna, ein Tauchbecken und einen nett eingerichteten Ruhebereich. Neben Pedi- und Maniküre kann man auch Gesichstbehandlungen und diverse Massagen buchen – zu sehr guten Preisen (meist nehmen Hotels ja ein Vermögen für ihre Wellnessangebote). Die Masseurin Heike Schuhmacher hat unter anderem eine Kombi-Massage mit ayurvedischen und thailändischen Elementen entwickelt, die mich herrlich locker und entspannt macht.
Tipp: Hier kann man sich endlich mal gönnen, wozu man im Alltag nie kommt!
Glücklich auf dem Pferderücken
Täglich können alle Kinder Ponyreiten! Von 10-11 Uhr kommen vier Ponys gesattelt in die Reithalle und drehen ihre Runden. Eltern führen ihre Kinder, jeder darf drei Runden und wer mag, stellt sich wieder hinten an. Sehr praktisch für alle, die einfach nur mal im Sattel sitzen wollen. Wer reiterliche Ambitionen hat, kann sich direkt beim Stall Unterrichtsstunden buchen. Auf mich wartet am Sonntagmorgen der equine Höhepunkt: Ein flotter zwei-Stunden-Ritt ins Watt. Gerd Kelterborn, der Ehemann von Ute Eden, ist Pferdewirtschaftsmeister, ehemaliger Turnierreiter, Kutschlehrer und Nationalparkführer für das Wattenmeer. Letzteres berechtigt ihn dazu, Ausritte nicht nur am Strand, sondern auch im Watt zu führen. Mit einer Gruppe von ca. 20 Friesen starten wir. Etwa drei Kilometer sind es bis zum Deich. Der Blick von dort: Sand, Watt, Meer, Horizont. Die Weite ist unbeschreiblich.
Unten am Strand geht´s los: Zügel nach vorn, ein Griff in die schwarze Mähne, die Nase in den salzigen Gegenwind. 20 Friesen springen in den Galopp, Sand wird von den Hufen aufgeworfen, einige Reiter bemühen sich gar nicht erst, ihre Freudenschreie zu unterdrücken. Nach einem Stück am Strand reiten wir in Richtung Meer. Die Nordsee hat sich vornehm zurück gehalten und gibt uns einige Hundert Meter schwarzen, matschigen Wattboden frei. Die Galoppsprünge der Pferden werden von diesem Untergrund weich abgefedert, ein echter Genuss.
Beim Friesenstern kommen die Pferde übrigens immer zuerst. „Unsere Pferde sind keine Sklaven, sondern Stars“ beton Kelterborn. Heißt aber auch: Nicht jeder darf reiten, vor einem Ausritt müssen Reiter unter strengem Blick von Rittmeister Kelterborn ihr Können in der Halle beweisen. Ich finde, das spricht für die Qualität des Stalls und garantiert einen sicheren Ritt auf sehr gut geschulten Pferden.
Tipp: Es gibt sogenannte Friesenwochenenden, die schnell ausgebucht sind. Wer reiten möchte, sollte vor der Buchung auf jeden Fall fragen, ob noch Pferde frei sind.
Mein Fazit: Super angenehmer Aufenthalt, bei dem auch die Eltern sich mal entspannen können. Ich plane schon den nächsten Besuch, dann auch mit dem Rest der Familie!