Kennt Ihr das Remstal? Nein? Ich muss gestehen, dass mir seine Existenz bis vor kurzem auch noch verborgen war. An einem sonnigen Sommerwochenende sollte sich das ändern.
Wir haben mal wieder ein Wochenende genutzt, um gemeinsam mit unseren Jungs eine neue Gegend kennenzulernen.
Östlich von Stuttgart schlängelt sich das Flüsschen Rems rund 80 km durch das gleichnamige, breite Tal. Streuobstwiesen, Weinberge und gemütliche Fachwerkstädtchen säumen seinen Lauf.
Das Remstal liegt an der deutschen Fachwerkstrasse und an der Württemberger Weinstrasse.
Müsste ich Motive für eine deutsche Postkarte finden, wäre das Remstal ganz sicher einer der Favoriten für die Auswahl.
Auf Entdeckungstour durch das Remstal
Die Daimlerstadt Schorndorf
Unser erstes Ziel ist Schorndorf, auch die Daimlerstadt genannt. Diese Bezeichnung ist ihrem berühmten Sohn, Gottlieb Daimler geschuldet, der hier im Jahr 1834 das Licht der Welt erblickte, um den Gang der Geschichte für die kommenden Generationen ganz federführend zu prägen.
Schorndorf ist ein aufgeräumtes Städtchen. Schwäbisch halt. Fachwerkhäuser zieren die Gassen und verströmen die sprichwörtliche deutsche Gemütlichkeit.
Am Stadtrand erinnern beeindruckende historische Fabrikgebäude aus roten Ziegeln und Schloten, die sich in den Himmel recken an die Zeit der industriellen Revolution.
Hoteltipp im Remstal, in Schorndorf: Boutiquehotel Pfauen
In einem der Fachwerkhäuser in der Innenstadt von Schorndorf, befindet sich unser Domizil für das Wochenende. Im Boutique Hotel Pfauen mit seinen 7 Gastzimmern trifft moderner Schick gekonnt auf altehrwürdiges Gemäuer aus dem 17. Jahrhundert.
Die Jungs beziehen das Rudolf Diesel Zimmer und wir Eltern freuen uns über die überaus stylische Gottlieb Daimler Suite. Der Ausblick über die Giebel der Stadt ist wunderhübsch und die Kirchenmusik, die der Wind am Sonntag früh aus der nahegelegenen Kirche hinüberträgt, unterstreicht die Kleinstadtidylle.
Das Geburtshaus von Gottlieb Daimler befindet direkt nebenan und hat für Interessierte seine Türen für einen kostenfreien Einblick geöffnet.
Schorndorf lohnt sich für einen gemütlichen Stadtbummel. Die Beschaulichkeit täuscht. An einem warmen Sommerabend tobt der Bär in den Gassen und die zahlreichen Restaurants und Cafés sind gut besucht.
Unsere Tipps für Schorndorf im Remstal:
Dinner im Pfauen:
Ausgezeichnete schwäbisch-österreichische Küche in freundlichen Ambiente
TA OS Sky Bar:
Toller Ausblick über Schorndorf, im modernen Postturm. Eher jüngeres Publikum. Leider durften wir mit unseren Jungs nicht bleiben, denn der Zutritt erst ab 18 Jahren erlaubt, weil dort geraucht werden darf. Wir haben es daher bei einem kurzen Blick über die Dächer von Schorndorf belassen.
Gasthausbrauerei Kesselhaus:
Die Gasthausbrauerei befindet sich in einem beeindruckenden, alten Fabrikgebäude, das liebevoll renoviert wurde.
Entdeckung für kleine Kinder im Remstal: Die Schelmenklinge in Lorch
Spazierengehen ist doof! Das sind sich wohl die meisten Kinder einig.
Die Schelmenklinge in Lorch spielt da den Eltern von kleineren Kindern auf ganz entzückende Weise in die Hände.
Der Spaziergang im kühlen, schattigen Wald wird hier zur Entdeckungstour. Kurz nach dem Überschreiten des Limes, der von den Römern gezogenen Grenzlinie, ist die Schelmenklinge erreicht. In einer Schlucht, am Bächlein, das fröhlich durch den Wald plätschert, wird gehämmert, gesägt, und in einem schwindelerregenden Tempo Karussell und Riesenrad gefahren.
Natürlich ist es kein echtes Riesenrad, das sich hier wie ein Ventilator dreht. Wer dem Bachlauf folgt, entdeckt zahlreiche, liebevoll handgefertigte Wasserspiele. Eines hübscher, als das andere.
Unser Tipp:
Ein Ausflug, der sich ganz besonders mit kleinen Kindern lohnt. Der Wald ist herrlich schattig und auch an einem heissen Sommertag sind die Temperaturen erträglich. Der Weg vom Parkplatz bis zu den Wasserspielen und entlang der Wasserspiele dauert etwa 30 Minuten und ist kinderwagengängig.
Der weitere Weg entlang der Schlucht wird dann steiler und ist nicht mehr kinderwagentauglich.
Die Wasserspiele werden in aller Regel um die Osterzeit in Betrieb genommen und können bis Oktober bestaunt werden. Der Eintritt ist kostenfrei!
Spass für grössere Kinder: SUP und Kanufahren in Waiblingen
Wasser geht immer. An heissen Tagen sowieso! Mitten in der Stadt Waiblingen liegt die Schwaneninsel. Aber es sind hier nicht, wie zu erwarten wäre, die Schwäne, die sich hier tummeln, sondern eher die Menschen im Biergarten, die sich hier bei einem kühlen Getränk und einen Snack vergnügen. Der „Verdauungsspaziergang“ findet hier stehend oder sitzend auf dem Wasser statt. Ein Verleih von SUP-Boards und Kanus befindet sich direkt bei der Anlegestelle beim Biergarten.
Die Insel ist schnell umrundet. Da das Wasser der Rems in Waiblingen zur Energiegewinnung aufgestaut wird, ist es in diesem Bereich weitgehend stehendes Wasser. Hineinfallen möchte man da nicht unbedingt, aber dafür ist es umso einfacher in alle Richtungen zu paddeln. Nicht spektakulär also, aber nett und Eltern, sowie die Jugend haben ihren Spass an der körperlichen Betätigung.
Einen Blick in das hübsche Städtchen Waiblingen sollte man ausserdem auf jeden Fall wagen!
Unsere Tipps für Waiblingen:
Der Biergarten Schwaneninsel:
Ab Mitte März bei schönem Wetter geöffnet. Ein Spielplatz für kleinere Kinder ist dem Biergarten angeschlossen.
SUP und Kanuverleih:
Infos zu den Terminen sind auf der Homepage der Stadt Waiblingen zu finden
Für alle: Adventure Golf in Winnenden
Die Stadt Winnenden liegt im Nordwesten des Remstales. Ein beliebtes Ausflugsziel für Gross und Klein ist hier die 3200 qm grosse Adventure Golf Anlange.
Die Anlage ist gut besucht und nach anfänglicher Skepsis haben auch wir unseren Spass aus der „Mischung zwischen Minigolf und echtem Golf“, wie es auf dem Flyer heisst. Na ja, von echtem Golf sind wir ganz ehrlich schon noch Welten entfernt. Aber der nötige Fun-Faktor für die Jugend und auch für uns Eltern ist gegeben.
Für den innerlichen und äusserlichen Chill-Faktor sorgt im Anschluss ein frisches Getränk in der Outdoor-Lounge der Bamboobar.
Für Bahnromantiker
Auf der schwäbsche Waldbahne…
… gibt’s gar viele Haltstatione. Genau elf Stationen hat die schwäbische Waldbahn insgesamt. Von unserem Ausgangspunkt, dem Bahnhof in Schorndorf bis zu unserem Zielbahnhof in Tannwald sind es zehn. Von 256 m.ü.M bis auf 503 m. ü. M keucht hier, im besten Falle, eine historische Dampflock den Berg hinauf. Die insgesamt 22,9 km lange Bahnstrecke vom Remstal in den schwäbischen Wald ist eine der steilsten Bahnstrecken Baden-Württembergs. Sie führt über drei Viadukte und überwindet eine Steigung von bis zu 25‰.
Unsere Gesichter sind wohl etwas lang, als wir statt der erwarteten historischen Dampflock einen alten noch auf die Renovation wartenden Dieselzug, bzw. den Triebwagen NE 81 aus dem Jahr 1981 am Bahnhof entdecken. Eine Enttäuschung, die die mitfahrenden Bahnenthusiasten ganz offensichtlich nicht teilen. Aufgeregt schaut ein Mann im grünen T-Shirt dem Lokführer über die Schulter. “Das ist alles, was ich sehen wollte“, keucht er sichtlich begeistert. Was sind wir doch für Banausen!
Gut zu wissen:
Die Schwäbische Waldbahn ist von Ende April bis Ende Oktober jeweils an Sonntagen in Betrieb. Dabei gibt es Dampffahrtage und Dieselfahrtage! Wer schlau ist oder wie wir zu den Banausen zählt, der erkundigt sich also vorab bei der Schwäbischen Waldbahn, welche Zugkomposition am gewünschten Tag fährt.
Für Familien mit kleinen Kindern lohnt sich der Ausstieg an der Haltestelle Tannwald. Hier befindet sich ein sehr grosser und schön gestalteter Abenteuerspielplatz mit angeschlossenem Biergarten.
Unser Fazit:
Neben jeder Menge Postkartenidylle, konnten wir im Remstal auch viele Familienaktivitäten, manche für die Kleinen, manche für die Grossen und auch manche für Gross und Klein endecken. Sie machen das Remstal zu einem durchaus lohnenden Ziel für einen Kurzurlaub mit Kindern.
Kombinieren lässt sich das Remstal auch mit einem Städtetrip nach Stuttgart, oder gar als verdienter Ausgleich nach der Schnäppchenjagd im knapp 50 km entfernten Metzingen.
Natürlich gibt es im Remstal noch jede Menge mehr für Familien und Kinder zu entdecken. Von speziellen Stadtführungen für Kinder, über ein Feuerwehrmuseum, bis hin zum Skaterpark ist da für jeden Geschmack etwas zu finden.
Und die Postkartenidylle, auf die man hier fast an jedem Eck stösst, gibt es obendrein!
Es müssen nicht immer die grossen, bekannten Reiseziele sein. Mitunter sind es auch die kleinen, unerwarteten Entdeckungen, die uns dem Alltag ein wenig entfliehen lassen.
Mit sonnigen Grüssen,
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Auf Travelexperience: Remstal: Das Tal der Künste
Offenlegung: Diese Reise wurde vom Remstal unterstützt