Konstanz ist für mich nicht einfach nur ein Ort, Konstanz ist ein Lebensgefühl. Wer einmal am Seerhein dem Sonnenuntergang zugeschaut, im Schatten alter Mauern einen Kaffee getrunken oder auf dem lebhaften Wochenmarkt am Stephansplatz frisches Gemüse gekauft hat, der weiss, was ich meine. Die Atmosphäre von Konstanz ist einzigartige und sie weiss mich auch nach über 30 Jahren in der Region immer aufs Neue zu begeistern.
In diesem Jahr, 2025, steht Konstanz wieder ganz im Zeichen ihrer eigenen Vergangenheit: Das Jahr der Geschichte 2.0 lädt dazu ein, in die Geschichte der grössten Stadt am Bodensee einzutauchen. Und ich nehme euch mit auf meinen ganz persönlichen Spaziergang an Orte, die Konstanzer Geschichten erzählen und die mir am Herzen liegen.
Zwischen Imperia und Konzil – Konstanz begrüsst mich mit Geschichte
Ich starte meinen Rundgang wie so oft am Hafen. Die Imperia, die übergrosse Betonstatue die alle Besucher mit einem Lächeln empfängt, dreht stoisch ihre Runden, während unter Ihr die zahlreichen Gäste zum See und zum Hafen pilgern.
Die Imperia erinnert an das Konzil von Konstanz (1414–1418), das hier im Konzilgebäude stattfand. Das Konzil von Konstanz war der grösste Kongress des Mittelalters. Hier fand die einzige Papstwahl nördlich der Alpen statt. Konstanz ist eine Stadt voller Geschichte und Geschichten.
In einer Nacht und Nebel Aktion wurde die Betonstatue im April des Jahres 1993 aufgestellt. Sehr zum Missfallen einiger konservativer Stadträte und der Kirche. Mittlerweile hat man sich an den Anblick der provokanten Dame mit zwei nackten Männerfiguren auf ihren Händen, mehr als gewöhnt. Längst ist sie zum Wahrzeichen von Konstanz avanciert.
Inselhotel Konstanz – Kaffee, Kreuzgang und Zeppelin
Mein nächster Halt: das Steigenberger Inselhotel, das 2025 sein 150-jähriges Bestehen feiert. Früher war es ein Dominikanerkloster – ein stiller Ort, an dem einst der Reformator Johannes Hus eingekerkert war, bevor er auf dem Scheiterhaufen endete. Heute ist es eines der schönsten Hotels am See.
Ich liebe es, auf der Seeterrasse einen Kaffee zu trinken und aufs Wasser zu blicken. Besonders mag ich den Kreuzgang im Inneren mit den Wandmalereien – kühl, ruhig, mit dicken Mauern und einem Hauch Ewigkeit. Ferdinand von Zeppelin (der mit den Luftschiffen) wurde hier am 8. Juli 1883 geboren. Und im Jahre 1966 zog die neu gegründeten Universität Konstanz hier für einige Jahre ein. Die Geschichte des Inselhotels ist mit der Geschichte der Stadt Konstanz dicht verwoben.
Gleich nebenan, etwas versteckt, liegt ein hübscher Biergarten. Im Hochsommer ist er mein Geheimtipp: Wenn der Seerhein eine kühle Brise bringt, während die Hitze in der Stadt flimmert und die Bäume Schatten spenden, schmeckt ein kühles Bier oder ein Gläsle Wein hier besonders gut.
Ein Glas Geschichte – die Spitalkellerei
Ich schlendere weiter durch in Richtung Altstadt zur Spitalkellerei. 1225 unter dem Namen „Spital zum heiligen Geist“ gegründet, ist sie das älteste Stiftungsweingut Deutschlands.
Zusammen mit der Spitalstiftung Konstanz, die im selben Jahr ins Leben gerufen wurde, sorgt sie bis heute für das Wohl der Menschen. Ich bestelle ein Glas Weissburgunder und denke daran, wie viele Generationen wohl schon genau diesen Moment erlebt haben: ein gutes Gespräch, ein feiner Tropfen, das Säuseln der Stadt im Hintergrund.
Über den Rhein – auf vertrauten Pfaden
Anschliessend überquere ich den Rhein über die Rheinbrücke und lege einen kurzen Abstecher auf die Seestrasse ein. Hier reihen sich historische Prachtbauten an die Uferstrasse. Die Strasse lädt zum flanieren ein. Wunderschön ist der ausgedehnte Spaziergang am Ufer entlang in Richtung Hörnle, dem beliebten Strandbad, oder gar weiter bis nach Staad und von dort geht es dann mit der Fähre nach Meersburg.
Diesen Teil lasse ich heute allerdings ausser acht. Stattdessen gehe ich durch die Unterführung auf die andere Seite der Brücke und spaziere an der Strasse entlang Richtung stadtauswärts. Hier am Seerhein befinden sich einige Restaurants an bester Lage. Ich liebe es, hier am Seerhein zu sitzen und den Booten beim Vorbeifahren zuzuschauen.
Bald schon kommt der Herosé-Park und ich kann direkt am Seerhein weiter entlang spazieren.
Das Quartier entlang der rechten Seite des Seerheins ist heute ein lebendiger Ort mit Restaurants, Cafés und Bars am Wasser. Ich setze mich in eines der Restaurants an Ufernähe, bestelle mir etwas Kleines zu essen und beobachte das Leben um mich herum. Kaum zu glauben, dass hier früher grosse Industrieanlagen standen. Ich selbst habe als Studentin einen Ferienjob bei der Firma Herosé, einer Fabrik für Textilveredelung, absolviert. In einer Halle, in der man bei 30 Grad gut schwitzte, habe ich damals mit Filz- oder Farbstiften Fehldrucke auf den Stoffen korrigiert. Heute schüttele ich den Kopf über diese „Qualitätskontrolle“ – aber damals war ich froh über den Sommerjob, um etwas Geld zu verdienen.
Baustelle mit Potenzial – Asisi-Panorama
Mein letzter Abstecher führt mich zur Baustelle des zukünftigen Asisi-Panoramas, das im Herbst 2025 eröffnet werden soll. Hier entsteht ein riesiges Rundbild von Konstanz zur Zeit des Konstanzer Konzils. Das Projekt verspricht Geschichte greifbar zu machen. Ich bin sehr gespannt, was aus der Baustelle schlussendlich wird.
Konstanz 2025 – eine Stadt feiert sich selbst (und das zu Recht)
Mit dem Jahr der Geschichte 2.0 rückt mein Städtle ihre bewegte Vergangenheit erneut ins Licht. Während letztes Jahr stand vor allem die Insel Reichenau und ihr 2000 jähriges Jubiläum im Mittelpunkt stand, sind es jetzt die kleinen Perlen in der Stadt, die in den Fokus rücken. Konstanz ist eine Stadt, die immer einlädt, sie mit allen Sinnen zu erleben. Ob beim Flanieren durch alte Mauern, beim Blick auf den See, bei einem Gläsle Wein oder bei persönlichen Erinnerungen an längst vergangene Sommerjobs: Konstanz erzählt Geschichten. Die schönsten Geschichten findet man hier meist abseits der Flaniermeilen der Fussgängerzone. Ich persönlich mag ja den Herbst in Konstanz ganz besonders gerne, dann wenn die grossen Massen des Sommers verschwunden sind und in den Gassen wieder Ruhe eingekehrt ist, hört man die kleinen Geschichten, die die Stadt zu erzählen hat ganz besonders gut.
Mit sonnigen Grüssen
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.