Geheimtipp: Das Aostatal im Winter – hohe Berge und Genuss

Das Aostatal im Winter ist noch ein echter Geheimtipp. Hier kommen sowohl Geniesser, als auch Skifahrer und Winterwanderer voll auf Ihre kosten. Dabei sind die Preise moderat und die Pisten gar nicht überbevölkert.
Inhalt

Es ist knackig kalt, der Schnee knirscht unter den Stiefeln. Langsam schiebt sich die Sonne über die hohen Berge und taucht den frischen, weissen Schnee in ein funkelndes Glitzerkleid. Ein echter Wintertraum.

Gran Paradiso
Die Sonne schiebt sich langsam über die Berge

Im Gran Paradiso Nationalpark

„Wir haben heute riesiges Glück“, sagt Stephanie, die junge Rangerin im Seitental von Rhêmes Notre Dame. Grade eben waren wir noch im Besucherzentrum des Nationalpark Gran Paradiso und haben viel über die Tierwelt im ältesten Nationalpark Italiens erfahren. Vor allem über die Bartgeier. Früher hielt man diese Riesen der Lüfte, mit einer Spannweite von bis zu 3 Metern, für Lämmer und Babyfresser. Dies führte dazu, dass sie in dieser Region gänzlich ausgerottet wurden. Tatsächlich ernähren sich Bartgeier aber hauptsächlich von Aas und Knochen. Mittlerweile bemüht man sich, sie wieder anzusiedeln. Drei Paare leben wieder im Aostatal und mit etwas Glück entdeckt man einen der imposanten Vögel. Wir haben Glück!

Rangerin Stephanie
Stephanie hat ein geschultes Auge und ihr entgeht kein Tier

Stephanie hat ein geschultes Auge. Sie sieht den Bartgeier in der Ferne kreisen und als wollte er sich uns präsentieren, setzt er sich auf einen Felsvorsprung auf der gegenüberliegenden Bergflanke. Stephanie baut ihr Fernglas auf. Jetzt kann ich ihn auch sehen. Ein riesiges Tier mit einer orangroten Brust.

Steinbock
Wer findet den Steinbock?

Die junge Rangerin macht mich gleich auch noch auf den imposanten Steinbock mit den riesigen Hörnern aufmerksam, der links unter dem Bartgeier in der Felswand klettert. Auch ein paar Gämsen kreuzen unser Blickfeld.

Der Grand Paradiso Nationalpark ist ein Eldorado für Naturliebhaber. Menschen gibt es hier nur wenige. Viele der Steinhäuser mit Schindeldächern sind verlassen und zerfallen. Einige dienen als Ferienhäuser. Nur wenige sind das ganze Jahr bewohnt. Man muss die Einsamkeit und die Natur mögen, um hier zu leben. Touristen verirren sich nur selten in dieses Seitental und so kommt man in den Genuss, die Natur fast für sich alleine zu haben.

Dorf Gran Paradiso
Die Dörfer sind fast menschenleer
Nationalpark Gran Paradiso
Verlassene Häuser im Nationalpark

Die Zehenspitzen werden langsam kalt. Stephanie verstaut ihr Fernglas wieder in ihrem Rucksack und wir setzten unsere Winterwanderung fort, das imposante Gebirgsmassiv Granta Parey immer im Blick. Die Ruhe im Tal ist traumhaft und ich stelle mir vor, wie schön es sein muss, hier im Sommer früh morgens in den Bergen zu wandern und den Sonnenaufgang zu erleben.

Im Tal des Roggens

Genau davon schwärmt auch einer der Lehrer der lokalen Landwirtschaftsschule. Auf seine Initiative hin wurde im Tal von Rhêmes Saint George ein altes Getreide, das bereits aus der Region verschwunden war, rekultiviert und ein altes Backhaus und eine alte Kornmühle wurden wieder zum Leben erweckt.

Es ist ein Versuch, den wenigen Menschen, die noch im Tal leben eine Erwerbsmöglichkeit zu schaffen und die Jungen in der Gegend zu halten. Auch Touristen möchte man mit diesem Projekt in die Region bringen. Die Früchte dieses Projektes lassen sich im Ristorante le Barme del Ours geniessen. Hier wird köstliche lokale Küche begleitet von hervorragenden Weinen serviert. Unter anderem ein schmackhaftes Roggenmenü. Wer davon kostet, der glaubt auf jeden Fall daran, dass das Projekt glückt!

Roggen
Die Vorspeise mit Roggen
Wintersalat
Wintersalat mit Roggen

Überhaupt ist das Aostatal ein Geheimtipp für Geniesser. Hier treffen italienisches „Benessere“ (dt.: Wohlbefinden) und das französischen „art de vivre“(dt.: Lebenskunst) zusammen.

Kurzinfo Aosta
Die sowohl bevölkerungsmässig (ca. 120’000 Einwohner) als auch flächenmässig (3’262 km² ) kleinste Region Italiens grenzt im Norden an die Schweiz und im Westen an Frankreich. Das Aostal ist eine mehrsprachige Region. Französisch und Italienisch sind offiziell gleichgestellt und ein kleine Minderheit spricht eine deutsche Mundart (Walserdeutsch).

Skiparadies und Genussregion La Thuile

Rund 15km nord-westlich von Rhemes Saint George liegt die Ski- und Genussregion La Thuile. Das kleine Bergdorf La Thuile auf 1’441m lebt hauptsächlich vom Tourismus. Wanderer im Sommer und Skifahrer im Winter. Mit der Gondel geht es von hier aus rauf nach Les Suches auf 2’176m. Hier breitet sich ein einzigartiges Skigebiet aus, das bis hinüber nach Frankreich reicht. Es ist eines der grössten Skigebiete im Aostatal. Leider habe ich es versäumt meine Ski mitzunehmen. Die vollen Pisten hierzulande haben mir in den letzten Jahren den Spass am Skifahren genommen. Hier würde ich gerne wieder auf die Bretter stehen. Die Preise sind sehr moderat und die Pisten fast menschenleer. Einzig um Weihnachten, Fasnacht und um Ostern sind hier wohl etwas mehr Menschen anzutreffen.

La Thuile
Menschenleere Pisten in La Thuile

So geniess ich auch ohne Ski den Ausblick, bis hinüber zum Mont Blanc, der hier Monte Bianco heisst, und lasse mich im Bergrestaurant Lo Ratrak mit den lokalen Köstlichkeiten verwöhnen.

Lo Ratrak
Gutes Esssen bei der Piste im Lo Ratrak
Aostatal Kulinarik
Köstlichkeiten aus dem Aostatal

Zum Dessert erwartet uns später unten im Dorf Stefano Collomb, ein preisgekrönter Maître Chocolatier, mit seinen überraschenden Kreationen.

Es ist ja immer etwas gewagt, uns Schweizer im Ausland Schokolade vorzusetzen. Aber hier werde selbst ich schwach. Besonders begeistert mich die Schokolade mit Wachholder, die aussergewöhnliche Kombination ist ein wahrer Gaumenschmeichler.

Chocolatier
Schokolade in La Thuile
Stefano Collomb
Stefano Collomb

Ich versuche mich zurückzuhalten und nehme mir jetzt ganz fest vor, das nächste Mal die Skiausrüstung einzupacken. Irgendwie muss man sich die Leckereien ja verdienen. Am Nachbartisch geniessen ein paar müde Skifahrer den Schokoladenbrunnen mit Früchten. Nächstes Mal!

Hotelgenuss im Montana Lodge und Spa

Nicht weniger genüsslich geht es im Hotel zu.

Montana Lodge
Montana Lodge & Spa
Zimmer Lodge & Spa
Zimmer im Hotel Montana Lodge & Spa

Das Montana Lodge und Spa ist ein modernes und doch gemütliches Fünfsternehotel in La Thuile. Ein echtes Wohlfühlhotel. Mein Zimmer mit viel Holz ist gemütlich und grosszügig. Einzig der Gedanke, mich wenigstens ein kleines Bisschen sportlich zu betätigen zu wollen, treibt mich aus dem Zimmer. Ich ahne schon, was mich abends im Restaurant erwarten wird und so ziehe ich wenigsten ein paar Runden im hoteleigenen Pool im Spa-Bereich, um mich danach in das nächste kulinarische Abenteuer zu stürzen. Hier möchte ich bleiben!

Aber es warten ja noch weitere Entdeckungen im Aostatal.

Die Stadt Aosta

In breiten Stufen ziehen sich die Weinterrassen am Fusse der Bergriesen die Hänge hinauf. Da und dort thront eine Burg auf einer Anhöhe über dem Tal. Nur vereinzelt gruppieren sich Dörfer vor der Kulisse der schneebedeckten Drei- und Viertausender.

Die Stadt Aosta liegt auf 580 m.ü.M. Sie ist eingebettet in dem Grand Combin und Mont Vélan im Norden, dem Monte Emilius und Becca di Nona im Süden und dem Testa del Rutor im Westen. Die gemütliche italienische Kleinstadt mit 35’000 Einwohnern hätte sich keine schönere Kulisse aussuchen können. Neben hübschen Geschäften und Restaurants trifft man hier auf zahlreiche Spuren einer bewegten Geschichte von der Römerzeit bis heute. Vom Augustusbogen bis zur Ruine des römischen Theaters.

Aosta Stadt
Aosta ist ein charmantes, kleines Städtchen
Weihnachtsmarkt Aosta
Weihnachtsmarkt in Aosta
Aosta Roemer
Spuren der Römer

In der Weihnachtszeit besiedeln kleine Holzhäuschen den Platz beim römischen Theater, in denen lokale Köstlichkeiten und Kunsthandwerk angeboten werden. Einen imposanteren Ort für einen Weihnachtsmarkt kann ich mir kaum vorstellen. Und schon wieder nehme ich mir vor, das nächste Mal mit mehr Zeit zu kommen. Mit viel mehr Zeit.

Vor meiner Heimfahrt zurück in die Schweiz, möchte ich noch eine der Burgen des Aostatals besuchen.

Schloss von Fénis

Auf einer Anhöhe, nicht weit von Aosta liegt das die Burg Fénis. Ein echtes Märchenschloss mit vielen Türmen und aufwendigen Fresken. Die Ursprünge hat das Schloss bereits im 13. Jahrhundert und es wurde im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgebaut.

Schloss Fenis
Schloss Fénis
Fenis Schloss
Aufwendige Fresken im Schloss Fénis

Es ist nur eines von vielen Schätzen, die das kleine Aostatal zu bieten hat. Genuss, Geschichte, viel ursprüngliche Natur und imposante Bergriesen, die zum Wandern und Skifahren locken, all das ist das Aostatal, das Tal der verborgenen, aber auch der offensichtlichen Schätze.

Wer die Natur liebt, Touristenmassen meiden möchte und dennoch sehr viel Wert auf Qualität und Genuss zu vernünftigen Preisen legt, dem lege ich das Aostatal als kleinen Geheimtipp ans Herz.

Mit sonnigen Grüssen,

PS: Ich bin übrigens so begeistert von dieser Region, dass ich eine Wiederholungstäterin bin. Hier erfahrt Ihr mehr über meine bisherigen Entdeckungen im Aostatal:

Das Aostatal und seine verborgenen Schätze

Weiterführende Infos zum Aostatal im Winter

HinkommenGran ParadisoLa Thuile

Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist leider relativ kompliziert. Daher würde ich hier eine Anreise mit dem Auto empfehlen. Zudem ist man mit dem Auto vor Ort ungebunden. Es lohnt sich sehr das Aostatal aktiv zu entdecken. Ab Zürich dauert die Fahrt mit Auto nach Aosta rund 4 Stunden und 30 Minuten.

  • In der Region des Gran Paradio Nationalparks habe ich im Hotel Granta Parey in Rhemes-Notre-Dame genächtigt. Ein unkompliziertes Hotel mit einfachen aber sauberen Zimmern und sehr liebenswürdigen Gastgebern.
  • Gut essen kann man im Ristorante Le Barmé de l’Ours, Frazione La Fabrique 15 in 11010 Rhêmes-Saint-George
    Tel: +39 01 65 90 75 04
  • Geführte Wanderung (Englisch) bietet der Mann von Rangerin Stephanie an. Weitere Infos hier: Guide Trek Alps
Wer schreibt hier?
Ellen Gromann-Goldberg

Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.

Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.

Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.


Offenlegung: Dieser Artikel ist Rahmen einer Recherchereise entstanden, zu der ich eingeladen war. Meine Meinung bleibt davon unberührt.


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