Mit dem Flugzeug ist es nur ein kleiner Hüpfer – und zur Zeit meines Besuches die einzige Möglichkeit, die kleine Insel Alderney im Ärmelkanal von Guernsey aus, zu erreichen. Die Fähre, mit der man sonst auch zur Insel kommt. ist defekt. Wann sie wieder seetüchtig sein wird, ist ungewiss.
Ich persönlich geniesse die Tatsache sehr, dass auf Alderney keine Touristenmassen anzutreffen sind. Hier sagen sich Fuchs und Hase, bzw. blonde Igel und die Basstölpel, gute Nacht. Obwohl Alderney weit davon entfernt ist, eine Touristenhochburg zu sein, ist hier tierisch was los. Das macht die Einzigartigkeit dieser Insel aus.
Grüne Hügel, weisse Sandstrände und aufregende Klippen, zwei römische Festungsanlagen und zahlreiche Bunker (eine Hinterlassenschaft der Deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges) und der gemütliche Hauptort St. Anne – so liesse sich Alderney ganz knapp zusammenfassen. Aber diese Zusammenfassung wird der Insel mit einer Fläche von 8 km² so ganz und gar nicht gerecht.
Wie so oft auf Inseln, sind es die Bewohner, die das Eiland besonders sympathisch machen. Etwa 2’000 Menschen leben auf Alderney – darunter Künstler, Schriftsteller und Lebenskünstler. Was ihnen gemeinsam ist, ist ihre Liebe zu dieser Insel. Eine Liebe, die auch den Besucher leicht ergreift. Alderney ist etwas Besonderes! Gemeinschaft hat hier noch einen Stellenwert. Man kennt sich und man nimmt aktiv am Inselleben teil.
Die Glockenspieler von der St. Annes Kirche
Mitunter hört man das aktive Zusammenspiel der Einwohner von Alderney schon von weitem. Immer montags zwischen 17 und 19 Uhr und samstags zwischen 10 und 12 Uhr üben die Bellringers. Hoch konzentriert und mit vollem Körpereinsatz werden den Glocken ganze Melodien entlockt. Besucher der Insel sind willkommen, dabei zuzuschauen. Nachwuchssorgen haben die Bellringers vermutlich nicht. Der jüngste Glockenspieler ist zarte 11 Jahre alt.
Es ist herzerwärmend, wenn man sich, begleitet vom Glockengeläut, durch die Gassen der überaus hübschen kleinen Stadt St. Anne treiben lässt. Zumal man dabei so manches Schätzchen entdeckt: Liebevoll dekorierte kleine Geschäfte und auffällig viele Restaurants und Pubs.
Auf der Suche nach Fledermäusen und blonden Igeln
Sehr ruhig ist es auf Alderney bei Nacht. Auch die tierischen Bewohner, auf deren Suche ich mich mit Ellen und Rowie vom Alderney Wildlife Trust begebe, geben keinen für uns Menschen hörbaren Laut von sich. Darum haben die beiden mich mit einem Detektor ausgestattet. Immer wenn von ihm ein Ton ausgeht, ist eine der zahlreichen Fledermäuse in der Nähe. 18 Fledermausarten gibt es in Grossbritannien. Allein auf Alderney leben 9 Arten davon. Viel Glück haben wir allerdings heute Nacht nicht. Nur zwei oder dreimal gibt der Detektor einen Laut von sich. Wir sind wohl etwas zu spät losgezogen. So richtig aktiv sind die Fledermäuse vor allem in der Dämmerung. Dann, wenn auch die Insekten fliegen. Immerhin müssen die kleinen Flugkünstler jede Nacht etwa 1/8 ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich nehmen.
Mir steht das Highlight unseres nächtlichen Ausfluges aber noch bevor. Ich hoffe inbrünstig, dass ich dabei etwas mehr Glück habe. Ellen und Rowie lotsen mich durch die Gassen von St. Anne in einen Garten hinter einem Privathaus. Hier habe ich Glück! Grosses Glück sogar! Gleich zwei blonde Igel tun sich hier gemeinsam mit zwei braunen Kollegen an ein paar Erdnüssen gütlich. Die Besitzerin des Gartens legt diese jeweils am Abend für sie raus. Ganz vorsichtig nähere ich mich, um die possierlichen Tierchen nicht zu verscheuchen.
Alderney ist bekannt für seine blonden Igel. Man erzählt sich auf der Insel die Geschichte, dass irgendwann in den sechziger Jahren das erste blonde Igelpaar auf die Insel kam. Angeblich wurden sie in der Zoohandlung von Harrods erstanden. Auch wenn man sich hier erzählt, dass sogar die Person ausfindig gemacht wurde, die die blonden Igel an das Nobelkaufhaus Harrods in den sechziger Jahren verkauft habe, lässt sich diese Geschichte freilich nicht zweifelsfrei prüfen. Aber sie gefällt mir.
Da die stachligen Freunde auf Alderney keine natürlichen Feinde haben, konnten sie sich hier zur Freude der menschlichen Bewohner und Besucher fröhlich vermehren. Sie haben Alderney auch den Beinamen „Die Insel der blonden Igel“ eingebracht.
Ellen weiss viel über die possierlichen Tiere zu berichten. Es handelt sich bei den blonden Igeln nicht, wie zu vermuten wäre, um einen Albinismus, sondern um Leuzismus, eine genetische Besonderheit, aufgrund derer weniger Farbpigmente, als bei den normalen, braunen Igeln, vorhanden sind. Leider war ich nun doch etwas zu hastig bei meinem Versuch, mich der Igelgruppe zu näheren. Schnell laufen sie auf ihren hohen Beinchen ins schützende Gebüsch.
Auch beim Alderney Wildlife Trust sind es vor allem freiwillige Helfer und Mitglieder, die sich um Artenschutz und -pflege, sowie den Erhalt und die Pflege der Wanderwege der Insel kümmern.
Der Alderney Wildlife Trust organisiert in den Sommermonaten regelmässig Igel- und Fledermausführungen. Zudem kümmert er sich um den Artenschutz und die Artenpflege und um den Unterhalt der Wanderwege auf der Alderney. Weitere Informationen dazu: Alderney Wildlife Trust
Bei den Basstölpeln und Papageientauchern
Aber nicht nur an Land hat Alderney tierisch viel zu bieten. Darum geht mein nächster Ausflug mit dem Skipper Dave Venn und seinem Boot Avante, raus aufs Meer.
Er bringt mich raus zu den Papageientauchern. Schon lange träume ich davon, die mal in echt zu sehen. Und auch hier habe ich Glück. Die Tierchen sind zwar wesentlich kleiner, als ich dachte und doch sind sie mit ihrem gebogenen, roten Schnabel und der weissen Brille ausgesprochen hübsch anzusehen. Das Boot schaukelt beträchtlich in den Wellen und ich bin froh, dass mir ein paar wenige Aufnahmen gelingen.
Dave navigiert weiter der Küste entlang, bis wir uns ein paar Felsen nähern, die aus dem Meer ragen. Hier liegt ein surrendes Schnattern in der Luft. Blauäugige Basstölpel fliegen elegant über unsere Köpfe hinweg. Das surrende Schnattern wird mit jedem Meter, den wir uns den Felsen nähern, lauter. Jetzt sehe ich die Verursacher. Die kleinen Felsinseln Ortac und Les Etacs sind über und über mit Basstölpeln bevölkert. Rund 7’500 Paare sind es, die hier nisten. Hier ist tierisch was los!
Nette, aufgeschlossene Menschen, viel Natur und tierisch schöne Erlebnisse, das ist Alderney, die besondere Perle der Kanalinseln. Die Tatsache, dass sich hier Tölpel und blonde Igel gute Nacht sagen, macht diese Insel zu einem ganz besonderen Ort.
Mit sonnigen Grüssen
Weitere Tipps zur Insel Alderney
Anreise
Die Anreise erfolgt von Guernsey mit einem kleinen Propellerflugzeug der Airline Aurigny. Alternativ gibt es normalerweise Fährverbindungen von Cherbourg und von Guernsey.
Hotelempfehlung
Sehr empfehlenswert ist das Bray Beach Hotel. Ein charmantes Boutiquehotel an einer grossen Sandbucht. Hier unbedingt ein Zimmer mit Meerblick buchen. Der Blick ist überwältigend!
Offenlegung: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Einladung von Visit Guernsey entstanden.
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.