Hügelig und karg wirkt die Landschaft auf La Palma beim Landeanflug. Die vulkanische Kraterlandschaft und die Terrassen der Bananenplantagen scheinen zum Greifen nah, bevor das Flugezeug mit einem kleinen Hüpfer aufsetzt. Rechts liegt der blaue Atlantik und links erhebt sich die schwarz-rote Vulkanlandschaft. Die Maschine rollt aus und stoppt. Weiter geht es nicht, denn dann würden wir direkt im Atlantik landen. Schon allein der Landeanflug auf La Palma ist spektakulär und vielversprechend.
Voller Vorfreude holen wir unseren Mietwagen im überschaubaren Flughafen von La Palma ab. Unser Ziel liegt im Norden, nur rund 38 km vom Flughafen entfernt. Wobei nur 38 km auf La Palma relativ sind.
Eine Modelleisenbahn-Landschaft
Wir lassen die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma, die sich mit ihren farbenfrohen Häusern auf zahlreiche Hügel verteilt, rechts liegen.
Die Strasse schlängelt sich abenteuerlich an den Bergflanken entlang.
Hin und wieder verschwindet sie in einem der zahlreichen Tunnel und führt weiter über Brücken, unter denen tiefe Schluchten die Landschaft zerschneiden. Es scheint, als würden wir uns in einer abenteuerlich und liebevoll gestaltete Modelleisenbahnlandschaft bewegen. Immer wieder bieten sich spektakuläre Ausblicke auf den endlos blauen Atlantik, bunte Dörfer und hohe Berge.
Unzählige Kurven weiter erreichen wir über die 319 Meter lange Bogenbrücke Puente de los Tilos den kleinen Ort Los Sauces.
Ferien im Leuchtturm Luxushotel
Am Ortsende führt eine schmale Strasse durch die Bananenplantagen hinunter zum Meer. Üppige Büschel, so nennt man die Fruchtstände der Bananen, ragen bis in die Strasse. Dazwischen ist hin und wieder ein Mango-, Papaya- oder Feigenbaum zu entdecken.
Schon von Weitem sehen wir unser Ziel. Auf einem Felsvorsprung reckt sich der Leuchtturm Faro Cumplida imposant in die Höhe. Wir halten vor dem grossen Eingangstor, das sich wie von Geisterhand öffnet und fahren dann den Weg zum Parkplatz vor dem Leuchtturm. Das ist nun also unser aussergewöhnliches Domizil für die nächste Woche. Im Leuchtturm befindet sich nämlich ein ganz besonderes Luxushotel mit nur drei Wohneinheiten. (Ausführlicher Bericht: Ferien im Luxus-Leuchtturmhotel)
Wir beziehen die Leuchtturmwärter Suite „Farero“. Hier hat früher der Leuchttumrwärter mit seiner Familie gewohnt. Wir könnten uns keinen schöneren Ausgangspunkt für unsere Inselerkundungen vorstellen. Das Tosen des Meeres, das Säuseln des Windes und die Wärme der Sonne lassen alle Alltagssorgen vergessen.
Aussergewöhnlicher Badespass im Atlantik
Der Wind ist noch kühl Anfang März und doch klettern die Temperaturen tagsüber manchmal auf bis zu 25 Grad. Der Atlantik ist wild und rau an dieser Stelle und eigentlich ganz und gar nicht zum Baden geeignet.
Aber an mehreren Orten wurden einladende Pools an die Küste gebaut. Ich lasse es mir nicht nehmen einmal kurz im Pool Charco Azul ins kühle Meerwasser einzutauchen. Besonders in den Sommermonaten erfreuen sich die Pools grosser Beliebtheit. Für einen kurzen Badespass sind sie aber auch im März geeignet. Ich bin nicht die Einzige, die sich ins kalte Nass wagt.
Tipp: Direkt oberhalb des Pools kann die Aldea Rum Destillerie besichtigt werden.
Von Charco Azul führt eine Promenade am Meer entlang nach San Andrés. Im hübschen, gemütlichen Ort werden unter Palmen, direkt neben der Kirche feine Fischgerichte serviert. Hier bleibt man gerne bei einem guten Glas Wein von der Insel eine Weile sitzen.
Die Vielfalt wandernd erkunden
Ein riesiges Wandernetz durchzieht die Insel. Von der anspruchsvollen Bergwanderung bis zum ausgedehnte Spaziergang ist für jeden etwas dabei.
Wir haben zwei sehr unterschiedliche, kleine Wanderungen unternommen.
Durch den Lorbeerwald mit gigantischen Farnen begeben wir uns im Norden auf eine Wanderung zum Cubo de la Galga.
Es scheint, als würde durch einen Zauberwald gehen. Die Natur ist üppig und prächtig und auch ein wenig geheimnisvoll. Die Wege sind sicher und vor gefährlichen Tieren müssen wir uns nicht fürchten. Die gibt es auf La Palma nämlich nicht. Aber mit etwas Glück kann man „Junkie-Ratten“ neben oder auf dem Weg beobachten. Sie sind süchtig nach den Früchte des giftigen Lorbeers und klettern dafür auf die Bäume. Hin und wieder fällt eine auch schon Mal völlig high vom Baum. Wir hatten Glück, uns ist keine besoffene Ratte vor die Füsse gefallen.
Im Süden der Insel präsentiert sich die Natur völlig anders. Hier dominieren die Krater, Lava- und Aschefelder der Vulkane das Landschaftsbild. Der Süden ist meist deutlich wärmer als der Norden der Insel und das schwarze Vulkangestein heizt sich in der Sonne ziemlich auf. Das sollte man nicht unterschätzen.
Vom Besucherzentrum gehen wir am Kraterrand des Vulkans San Antonio entlang. Hier schweift der Blick über die imposante Krater- und Vulkanlandschaft und hinunter zum Leuchtturm und den Salinen von Fuencaliente.
Von Besucherzentrum aus führt auch ein Wanderweg mitten durch die Vulkanlandschaft und den erstarrten Lavastrom hinunter zu den Salinen.
Mit etwas Glück entdeckt man unterwegs prähistorische Felsgravuren der Ureinwohner, Benahoaritas.
Die kleine Wanderung dauert etwa 1 1/2 Stunden. Zurück fährt vom Leuchtturm aus alle zwei Stunden ein Bus hinauf zum Besucherzentrum.
Tipp: Bei den Salinas de Fuencaliente befindet sich das Restaurante Temático El Jardín de la Sal. Hier wird gehobene Küche angeboten. Ein Abstecher lohnt sich. Service und Küche sind ausgezeichnet!
Die Vielfalt der Landschaften auf der Insel La Palma ist faszinierend. Es scheint, als hätte man hier die ganze Welt im Kleinformat. Das Einzige, was man auf La Palma vergebens sucht, sind weisse Sandstrände. Die gibt es hier nur in schwarz.
Tipp: Für geführte Wanderung kann ich den Veranstalter islabonita Tours wärmstens empfehlen.
Traumhafte Inselausblicke
Dank der meist steilen Küste, den hohen Bergen und den tiefen Schluchten bieten sich auf La Palma immer wieder traumhafte Ausblicke. An der Ostküste bei San Bartolo geniessen wir beim Mirador del Salto del Enamorado den Blick in die Barrancos (Schluchten) und auf das Meer.
Hier stehen sich auch einige der inseltypischen Drachenbäume und eine Statue zu Ehren des verliebten Schäfers, der bei einem gescheiterten Liebesbeweises in die Tiefe stürzte. Der Hirtensprung war einst eine in den Bergen von La Palma von den Hirten praktizierte Art der Fortbewegung. Mit Hilfe eines langen Stockes konnten sie springend so manche Schlucht überwinden. Der verliebte Hirte sollte der Sage nach als Liebebeweis seinen Hirtenstab an diesem Abgrund dreimal umspringen. Zwei Versuche glückten. Den Dritten überlebte er aber nicht. Er hätte besser daran getan, für seine Angebetete ein Gedicht zu verfassen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
An der Westküste der Insel ragen Glas- Aussichtsplattformen El Fayal über die Schlucht bei Puntagorda. Die Aussicht ist fantastisch und schwindelerregend.
In den Bergen bieten sich auf der kurvenreichen Fahrt auf der Serpentinenstrasse zum Roque des Los Muchachos immer wieder grandiose Momente. Häufig verlässt man hier, in den Kiefernwäldern, die Wolkengrenze. Während die niedrigeren Gebiete unter den Wolken verschwinden scheint oben auf dem Berg die Sonne. Das führt zu mystischen Momenten.
Ganz oben, oberhalb der Baumgrenze ist die Landschaft karg und felsig. Nur kleine Sträucher wachsen hier. Dafür ist die Aussicht umso spektakulärer. Vom Roque de los Muchachos eröffnet sich eine bergige Felslandschaft, die mit gigantisch tiefen Schluchten langsam in Richtung Meer ausläuft.
Eine Weg, der ein wenig an die Chinesische Mauer im Miniaturformat erinnert, führt hier zu den schönsten Aussichtspunkten. Schwindelfrei muss man dafür aber unbedingt sein.
Während sich Mr. Patotra bis nach vorne wagt, ziehe ich es vor mich mit einem der Raben zu beschäftigen, die hier ganz zutraulich nach Fressen und etwas Wasser betteln.
Land und Leute
Traditionell leben die Menschen auf La Palma hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Bananen sind der Exportschlager der Insel, wobei die kleinen süssen Bananen hauptsächlich auf das spanische Festland exportiert werden.
Auch der Tourismus spielt eine gewisse Rolle. Aber La Palma ist noch angenehm ursprünglich. Grosse Hotelbunker gibt es auf der Insel, bis auf eine Ausnahme im Süden, nicht. Während es auf den grossen Kanareninseln schon fast selbstverständlich ist, dass Deutsch oder Englisch gesprochen wird, ist das auf La Palma eher die Ausnahme. Mit ein paar Brocken Spanisch und einem Lächeln kommt man aber überall bestens durch.
Wer eines der traditionellen Handwerke der Insel erleben möchte, dem sei ein Abstecher nach Breña Alta empfohlen. Früher lebten 30-40 Familien auf La Palma von der Zigarrenherstellung. Heute sind es nur noch 4 oder 5 Familien. In Breña Alta kann man diese Betriebe besichtigen und den Damen und Herren bei der Herstellung der Zigarren über die Schultern schauen. Auch für Nichtraucher ist das durchaus eine spannende Entdeckung.
Die Tabaktradition wurde von heimkehrenden Palmeros von Kuba und Venezuela auf die Kanareninsel gebracht.
Auch sprachlich prägten diese Rückkehrer die Insel. Auf La Palma hat man viele eigene Worte, bzw. kubanische Worte im Sprachgebrauch übernommen. Wer sich wundert, warum an den zahlreichen hübschen Bushäuschen auf der Insel „Gua Gua“ steht, findet hier die Erklärung: Guagua ist das auf La Palma gebräuchliche, eigentlich kubanische Wort für Bus.
Tipp: Zigarren Puros Artesanos Julio c/Cabaiguan 14, Buenavista de Arriba in Breña Alta. Geöffnet wochentags von 8 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. In der gleichen Strasse gibt es noch eine weitere Zigarrenmanufaktur, in der man den Damen bei der Produktion auch über die Schultern schauen darf.
La Palma ist eine Insel, um sich treiben zu lassen – eine Insel für aktive Geniesser.
Man sollte ganz unbedingt stundenlang die Wellen beobachten, wie sie auf die Küste klatschen, sich schäumend überschlagen oder durch natürliche Felstorbögen rollen.
Man sollte einfach losfahren oder losgehen ohne festes Ziel. So entdeckt man die unglaubliche Vielfalt der Insel.
Die Distanzen darf man dabei aber nicht unterschätzen. Auch kurze Distanzen können auf La Palma aufgrund der bergigen Topographie ohne Weiteres auch zu einem Halbtagesausflug werden. Weiter schlimm ist das nicht, wenn man die kurvige Fahrt verträgt. Hier ist der Weg das Ziel. Die begeisternde Vielfalt der Insel zeigt sich auch auf kleinen Distanzen. Vulkanlandschaften, Lorbeerwaälder, Kiefernwälder, Wasserfälle, hohe Berge, Bananenplantagen und die atemberaubende Küste machen La Palma, la Isla Bonita, für mich zu einer der spannendsten und vielfältigsten Entdeckungen in Europa.
Ein kleiner, grosser Inseltraum!
Mit sonnigen Grüssen
Update: 2021 gab es im Westen von La Palma einen Vulkanausbruch, der zahlreiche Dörfer und Siedlungen zerstörte.
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
Offenlegung: Die Recherche wurde von Spanien Tourismus und von Floatel unterstützt. Meine Meinung bleibt davon unangetastet.
6 Antworten
Liebe Ellen, das sind wunderschöne Fotos der beeindruckenden Landschaften und Pflanzen, danke Dir vielmals! Sie machen so richtig Lust, die Insel einmal zu besuchen. Ich glaube, ich muss den ganzen Beitrag gleich nochmals durchschauen und mich dieses Mal einzig auf die Fotos konzentrieren. Liebe Grüsse, Miuh
Sehr gerne, liebe Miuh. Es freut mich sehr, dass Dir der Bericht und die Fotos gefallen. La Palma ist mit seiner Vielfalt einfach wahnsinnig fotogen und ich freue mich, wenn ich Dir damit etwas Sonne in die Wohnung bringen kann.
Ganz herzliche Grüsse
Ellen
Hallo Ellen,
ein ganz, ganz toller Bericht und grandiose Bilder!
Liebe Elle,
was für ein wundervoller Beitrag mit fantastischen Fotos!
Du hast mein Fernweh geweckt! Hoffentlich können wir bald wieder Reisen planen.
Liebe Grüße,
Sabine
Hallo,
Unglaubliche Fotos. Wir wollen schon reisen.
Im Moment geben wir uns angesichts der aktuellen Situation damit zufrieden, mit Blogs wie unserem zu lesen und zu lernen.
Danke für die Eingabe.
La Palma ist ja noch grüner als Fuerteventura, obwohl sie ja beide aus sehr viel Vulkanlandschaft entstanden sind. So schön, wie sich die Wellen an den Steinen schlagen. Da könnte ich mich auch stundenlang hinsetzen und beobachten. Mein Traum ist es, dass ich schon ganz bald alle anderen kanarischen Inseln besuchen kann.