Insel Stromboli – im Schatten des spuckenden Vulkans

Der Stromboli spuckt Lava, die rot glüht vor dem Nachthimmel
Die kleine Insel Stromboli im tyrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien, wird von einem der aktivsten Vulkane weltweit dominiert.
Inhalt

Stromboli ist die nördlichste der Äolischen Inseln. Knapp 500 Menschen leben permanent auf Stromboli. Sie hat eine Fläche von 12,6 km². Den grössten Teil davon nimmt der imposante Vulkan Stromboli ein, der sich bis auf 926 Meter über dem Meeresspiegel emporreckt. Zudem gibt es zwei Ortschaften: den Ort Stromboli im Nordosten, der sich aus den ursprünglichen Ortschaften Scari, San Vincenzo, Ficogrande, Piscità und San Bartolomeo zusammensetzt und den Ort Ginostra im Südwesten der Insel. Ginostra kann nur über den Seeweg erreicht werden kann.

Der Stromboli zählt zu den aktivsten Vulkanen Europas und ist einer der wenigen Vulkane weltweit, die daueraktiv sind. Er spuckt minütlich, bis stündlich, Lava in die Luft, die sich dann über die Sciara del Fuoco, die Feuerrutsche, hinunter ins Meer ergiesst. Ein Schauspiel, das besonders bei Nacht sehr beeindruckend ist.

Wirklich nah an den Krater darf man aktuell, nach mehreren heftigeren Ausbrüchen in den letzten Jahren, nicht mehr gehen. Das ist lebensgefährlich und wird streng von den Rangern überwacht. Es drohen hohe Strafen. Wohl darf man aber aktuell mit Führern bis auf ca. 400 Meter wandern. Die Führungen werden direkt vor Ort in Stromboli angeboten. Wer in der Hauptsaison reist, der tut sicher gut daran, vorab eine Führung zu buchen. Man sollte schon fit sein, um den Stromboli zu besteigen. Der Weg ist mühsam. Bis auf 299 Meter kann man aktuell auch ohne Führer aufsteigen (Stand August 2023).

Kleine Wanderung zur besten Aussicht auf den aktiven Krater

Eine kleine, etwa 90-minütige Wanderung führt vom Hafen durch den Ort San Vincenzo, oder alternativ am Meer entlang und schliesslich über einen Fussweg bis zum Restaurant Osservatorio. Unterwegs bieten sich immer wieder traumhafte Ausblicke über das Meer und die kleine Felsinsel Strombolicchio.

Ausblick über die Insel Stromboli zur kleinen Felsinsel Strombolicchio

Im Frühling bezaubert Stromboli mit einer Blütenpracht und überall wächst wilder Fenchel. Die Ruhe der autofreien Insel hüllt uns auf der kleinen Wanderung wunderbar ein.

Wenige Meter vor dem Osservatorio unterbricht ein tiefes Fauchen die Stille. Unser Blick habt sich schnell hinauf in Richtung Krater, der soeben dunklen Rauch ausgestossen hat.

Stromboli mit Rauch
Der Stromboli spuckt Rauch und Asche

Es klingt wie das Fauchen des Gasbrenners eines Heissluftballons. Die Rauchwolke verzieht sich schnell wieder. Voller Begeisterung über das kurze Schauspiel kleben nun alle Augen am Krater. Er tut uns allerdings nicht den Gefallen, gleich darauf noch einmal zu fauchen. Der Vulkan fordert unsere Geduld.

Während ich mich gemütlich im Restaurant Osservatorio niederlasse und einen guten Aperitivo geniesse, wander Mr. Patotra noch ein paar Höhenmeter weiter den Stromboli hinauf. Er hat Glück. In dem Moment, als er oben auf einer Plattform ankommt, spuckt der Krater wieder und er kann beobachten, wie riesige Gesteinsbrocken die Sciara del Fuoco herunterrollen und mit einem lauten Platschen im Meer versinken.

Ich geniesse den Ausblick von Ferne. Kurz vor Sonnenuntergang füllt sich das Restaurant und auch Mr. Patotra gesellt sich wieder zu mir. Kaum gibt der Berg Tönchen von sich, richten sich, begleitet von lauten Ah und Ohs, alle Augen auf den Krater und die Handys und Kameras werden (meist zu spät) gezückt.

Das Essen wird dabei zur Nebensache. Dennoch schmeckt es besser, als die Karte hätte vermuten lassen. Pizza mit Ananas oder mit Würstchen und Pommes Frites klingt nicht grade nach guter italienischer Küche. Wir entscheiden uns stattdessen für Pasta und sind positiv überrascht von unserer Wahl. Fast alle Tische sind mittlerweile besetzt. Die ersten Wandergruppen kommen auch wieder vom Berg zurück. Ihre Helmlampen bewegen sich, aufgereiht im Gänsemarsch, den Berg hinunter. Wie Glühwürmchen tanzen sie in der Nacht.

Der Stromboli spuckt Lava

Dann faucht er wieder, wie aus dem Nichts und ein grosser Feuerstahl erhebt sich in den Himmel. Der Vulkan bietet ein fantastisches Schauspiel, das in kollektiver Begeisterung mündet. Allein dafür lohnt es sich, nach Stromboli zu kommen.

Die Nächte sind noch frisch Ende Mai auf der Insel Stromboli und so machen wir uns bald an den Abstieg. Die Nacht ist stockdunkel und der Weg ist nicht beleuchtet. Eine Taschenlampe ist da ein guter und ratsamer Begleiter.

Sizilianische Beschaulichkeit im Schatten des Vulkans

Bei Tag betrachtet ist die Insel Stromboli mit den laut knatternden Ape-Dreirädern und den weissen Häusern sehr beschaulich.

Anfang der fünfziger Jahre traf sich auf Stromboli die Highsociety. Ausgelöst hatte den Hype der Film «Stromboli – Terra di dio», oder auf deutsch «Stromboli, Land Gottes», den Regisseur Roberto Rossellini mit der Schauspielerin und Hollywoodstar Ingrid Bergmann auf 1949 Stromboli drehte. Hier begann wohl auch ihre Affäre, die besonders in den USA heftig kritisiert wurde. Der Film war der Auftakt für sieben weitere Filme, die die beiden gemeinsam drehten. Heute erinnert noch ein Schild an einer Hauswand an diese Zeit.

Die Blütezeit der Insel scheint längst vorbei. Viele Gebäude sind verlassen und zerfallen. Man kann es den Bewohnern nicht verdenken – schliesslich muss man jederzeit mit einem grösseren Ausbruch des Vulkans Stromboli rechnen. Die Auswirkungen könnten verheerend werden.

Für uns ist es ein einzigartiges Spektakel. Die Menschen auf der Insel müssen jedoch mit der permanenten Bedrohung leben. Jeder scheint das Beste aus der Situation zu machen. Trotz aller furchterregender Macht übt der Stromboli auch eine einzigartige Faszination aus. Das spürt man offensichtlich nicht nur als Besucher.

Was man über einen Aufenthalt auf der Insel Stromboli wissen sollte

  • Wer die Insel Stromboli besucht, der sollte unbedingt mindestens eine Nacht bleiben, um das Spektakel der Vulkaneruptionen zu erleben. Bei Tag sieht man davon nur wenig.
  • Übernachtungspreise auf Stromboli sind recht hoch. Wir hatten eine sehr einfache Unterkunft am Meer (über AirBnB) und haben Anfang Juni knapp 140 CHF für die Nacht bezahlt. Die meisten Hotels waren zu dieser Zeit noch geschlossen.
  • Wir haben zwei Nächte auf Stromboli verbracht. Das reicht unseres Erachtens vollkommen.
  • Für das Abendessen im Ristorante Osservatorio, mit tollem Blick auf den Vulkan, sollte man unbedingt einen Tisch reservieren (Tel: +39 (0)0909586911)
    Leider ist das Restaurant aktuell bis auf weiteres geschlossen! (Stand April 2024)
  • Sehr gut essen kann man auf Stromboli in San Vincenzo im Ristorante da Luciano. Von der Terrasse hat man einen schönen Ausblick aufs Meer.
  • Vorsicht bei den Wanderwegen. Einige davon sind aktuell nicht begehbar.
  • Abgesehen vom Vulkan ist die kleine Insel Stromboli ganz nett, aber nicht unbedingt der Ort, an dem ich länger bleiben müsste. 2 Nächte reichten mir aus.
  • Stromboli kann von Milazzo aus mit der Fähre bzw. dem Katamaran (Liberty Lines) erreicht werden. Auch von den anderen Äolischen Inseln, von Messina und Neapel bestehen Fährverbindungen. Während der Saison fahren zudem Schnellboote vom Festland, von Tropea aus, nach Stromboli.
  • Man rechnet auf der Insel mit einem grösseren Ausbruch in naher Zukunft. Vielleicht erklärt das, dass die Insel leider an manchen Orten verlassen wirkt.
  • In der Nebensaison haben viele Hotels und Restaurants auf Stromboli geschlossen. Vermutlich geht es erst Mitte/Ende Juni so richtig los.
  • Stromboli ist autofrei. Lauffaul sollte man da also nicht sein. Allerdings sind die Wege innerhalb des Zentrums von San Vincenzo bzw. Stromboli nicht weit und es besteht die Möglichkeit sich mit einem der mitunter laut knatternden Taxis (Ape) fahren zu lassen.
  • Für uns war Stromboli die zweite Station, nach Lipari, während unseres Inselhüpfens auf den Äolischen Inseln. Den Vulkan so hautnah zu erleben, war sehr einzigartig und bewegend. Das war die Reise auf jeden Fall wert!

Mit sonnigen Grüssen
Eure Patotra

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Wer schreibt hier?
Ellen Gromann-Goldberg

Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.

Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.

Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.

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