Im Interview: Eine Schweizer Familie in Costa Rica

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Wohoo!!!  Für uns geht es bald ab nach Costa Rica! Damit geht ein sehr lange gehegter Traum in Erfüllung und wir sind schon super gespannt auf unsere bevorstehende Reise. Klar, bin ich neugierig auf dieses Land und ich freue mich darum sehr, dass ich eine Schweizer Familie, die zurzeit in Costa Rica lebt, für ein kleines Interview gewinnen konnte.

Lina und Remo haben mit ihren beiden Buben den Schritt gewagt, von dem viele Träumen. Einfach nochmal ausbrechen aus dem Alltag. Erleben, wie es ist, gemeinsam in einem anderen Land zu leben, bevor die Kinder in den Kindergarten und die Schule kommen. Lina war so lieb, meinen neugierigen Fragen Rede und Antwort zu stehen:

Wer seid Ihr, und was hat Euch dazu bewogen nach Costa Rica auszuwandern?

„Wir sind eine junge Familie mit zwei Buben, Nathanael ist viereinhalb Jahre alt, Elia wird im Sommer drei. Wir wollten noch einmal eine längere Zeit im Ausland verbringen, bevor das mit dem Kindergarteneintritt Nathanaels in diesem Sommer schwieriger, wenn auch nicht unmöglich wird. Wir entschieden uns, ein Jahr in Costa Rica und Mittelamerika zu verbringen, weil wir das Land von einem Auslandsemester während des Studiums vor einigen Jahren bereits ein wenig kannten, was uns die Umgewöhnung und Organisation etwas erleichterte. Remo konnte seine Anstellung als Historiker an der ETH Zürich zum Glück für die Zeit unseres Aufenthalts unterbrechen und kann nach unserer Rückkehr wieder in sein Projekt einsteigen. Ich habe bereits vorher neben der Familienarbeit Freelance als Designerin gearbeitet. Unsere Auszeit finanzieren wir denn auch, nebst Erspartem, mit der Arbeit an Freelance-Aufträgen im Bereich Text/Journalismus/Visualisierung für Kunden in der Schweiz, mit denen wir Online kommunizieren.“

Fühlt Ihr Euch zu Hause in Costa Rica?

„Sich zu Hause fühlen ist wohl immer und überall etwas relativ. Da wir uns – wie viele Ausländer, die z. T. permanent hier wohnen – mit Touristenvisum im Land befinden, müssen wir Costa Rica alle drei Monate für einige Tage verlassen, um bei der Wiedereinreise ein neues Visum zu erhalten. Bei der Rückkehr von Nicaragua oder Panama, fühlten wir uns jeweils schon, als ob wir irgendwie nach Hause kommen würden. Die Nachbarländer sind, bei allen Ähnlichkeiten, doch jeweils total anders.“

Was schätzt Ihr am Leben in Costa Rica ganz besonders?

„Da wir ja aus einem Binnenland kommen, schätzen wir zunächst einmal den Zugang zum Meer, bzw. zu gleich zwei Ozeanen, zum Pazifik und zur Karibikküste am Atlantik. Und die Strände Costa Ricas sind schlicht atemberaubend, besonders auch jene der Karibik mit ihren Kokospalmen und dem Regenwald im Hintergrund. Überhaupt ist die Natur einfach beeindruckend. Und wir geniessen es, die Zeit zu haben, das Land zusammen als Familie zu entdecken.“

Kinder spielen im Wasser
Foto: Lina & Remo

Woran musstet Ihr Euch am meisten gewöhnen?

„Da wir keine fixe Homebase haben, sondern uns ca. monatsweise jeweils an einem anderen Ort niederlassen, mussten wir uns daran gewöhnen, mehr oder weniger aus dem Koffer und in immer wieder völlig anderen Umgebungen zu leben. Im Allgemeinen mussten wir uns auf die Besonderheiten des tropischen Klimas einstellen. An der Küste wird es tagsüber sehr heiss und die Sonne ist sehr intensiv, sodass man mit den Kindern fast nur früh morgens oder am späteren Nachmittag grössere Ausflüge unternehmen kann. Ein Problem dabei ist, dass wegen der Nähe zum Äquator die Tropennacht jeweils sehr rasch und wegen einer etwas merkwürdigen Zeitzone auch sehr früh hereinbricht. Spätestens um 18:00 ist es hier zappenduster. Für uns auch gewöhnungsbedürftig ist die Verkehrssituation. Einerseits dass man an vielen Orten sehr auf das Auto angewiesen ist. Wir mussten auch schon jeweils 20 km über holperige Schotterpisten fahren, um zu etwas frischem Gemüse zu kommen. Es ist zwar möglich, sich per Bus zu bewegen, aber die fahren längst nicht überallhin, sind recht unregelmässig und selten. Andererseits ist der Fahrstil hier recht aggressiv und die Strassenverhältnisse vielerorts schlecht, so dass man sich beim von A nach B bewegen fast am sichersten im eigenen Fahrzeug fühlt. Den mitgebrachten Veloanhänger haben wir jedenfalls aus Sicherheitsbedenken in der ganzen Zeit nie an ein Velo angehängt.“

Was fehlt Euch bezüglich der Schweiz am meisten?

„Vielleicht, weil wir uns im diesem Jahr viel bewegt haben: ein stabiles Netz von Kontakten in der direkten Umgebung, wie wir das in der Schweiz in unserer Nachbarschaft haben. Wo man einfach vors Haus gehen kann und einen spontanen Schwatz mit Menschen halten kann, die man näher kennt. An unserem gegenwärtigen Standort befinden wir uns, wenn wir aus dem Haus treten, gleich in einem Stück privaten Dschungels. Unsere nächsten Nachbarn sind einige Tukane und grosse grüne Papageien. Das ist wunderschön und total spannend, aber man lernt auch wieder die Vorteile zu schätzen, die wir zu Hause in unserer Umgebung hatten. Und die Kinder freuen sich wieder auf ihre festen Spielkameraden.“

War die Umstellung für die Kinder schwierig?

„Die Umstellung war, gerade für unseren Älteren, schon nicht ganz einfach. Vor der Abreise gingen wir davon aus, dass Kindern in diesem Alter vor allem der Familienzusammenhang wichtig sei und die weitere Umgebung eher sekundär sei. Mit der fremdartigen Umgebung an sich kommen sie eigentlich gut zurecht. Wir waren aber überrascht, wie verwurzelt unsere Kinder bereits mit unserem Zuhause in der Schweiz waren. Wie sie daheimgebliebenes Spielzeug vermissten und wie wichtig ihnen das mitgebrachte wurde. Wenn wir dann unseren Aufenthaltsort wechselten, wurden die Kinder immer recht nervös und brauchten einige Tage Anlaufzeit, bis sie sich wieder richtig wohl fühlten. Wir konnten dem ein wenig entgegenwirken, indem wir die weiteren Reisepläne intensiv mit ihnen zusammen thematisierten, Kalernder bastelten in denen die weiteren Stationen eingezeichnet waren, etc.“

Wenn Freunde oder Familie zu Besuch kommen, was müssen sie in Costa Rica unbedingt gesehen haben?

„Das tolle an Costa Rica ist ja, dass das Land auf relativ kleinem Raum unglaublich viele verschiedene Landschaften bietet. Zwei Ozeane, tropische Regenwälder, trockene Steppenregionen, mystische Berg-Nebelwälder, aktive Vulkane und das eigentliche Zentrum des Landes, das zentrale Hochland mit lebhaften Städten, Kaffeeplantagen und sehr herzliche Leute. Es ist echt schwierig, hier eine Auswahl zu treffen, die in einen nicht allzu überladenen Urlaub in Standardlänge passen soll. Uns persönlich haben es vor allem die Strände im Süden der Karibikküste, von Punta Uva bis Manzanillo angetan. Und ein ganz besonderes Naturschauspiel, das noch etwas abseits der üblichen Reiserouten liegt, ist der Rio Celeste. Ein Fluss, der am dicht bewaldeten Vulkan Tenorio entspringt und sich aufgrund eines chemischen Prozesses urplötzlich leuchtend hellblau färbt. Im entsprechenden Nationalpark ist das Baden zwar verboten, aber einige Kilometer weiter flussabwärts bietet der immer noch himmelblaue Fluss ein einmaliges Badeerlebnis inmitten üppigster Urwaldvegetation — besonders wenn auch noch einer der riesigen, ebenfalls tiefblauen Morpho-Schmetterlinge träge über einen hinwegflattert.“

Kleines Kind betrachtet einen Wasserfall
Foto: Lina & Remo

Gibt es etwas, das Du Reisenden in Costa Rica ans Herz legen möchtest?

„Weil Costa Rica so viel bietet: viel Zeit mitbringen. Und das Angebot all der tropischen Früchte voll auskosten. Von den bekannteren – z.B. Bananen (nicht die für den Export bestimmten!) und Ananas schmecken viel süsser und intensiver – bis hin zu den bei uns unbekannteren, wie Cas oder Guanàbana aus denen herrliche Getränke zubereitet werden.“

Vielen lieben Dank für das spannende Interview, Lina! Ich wünsche Euch und Euren Kindern alle Gute – auch für Eure baldige Rückkehr in die Schweiz!

Kinder spielen im Wasser
Foto: Lina & Remo

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