Nach 2 Jahren Pause hiess es dieses Frühjahr endlich wieder: Koffer packen und ab nach Irland.
Bereits als Kind habe ich mich in diese Insel und ihre bodenständigen, freundlichen Menschen verliebt. Klar, dass ich diese Liebe auch mit meinen Kindern und meinem Mann teilen möchte.
Dieses Mal hatte ich etwas ganz Besonderes geplant. Eine Woche wollte ich mit meiner Familie auf einer kleinen Insel ganz im Westen Irlands, auf der lediglich etwa 160 Menschen wohnen, verbringen. Ich habe diese Insel schon mehrfach während früherer Irlandreisen als Tagesgast besucht und habe mir dann immer ausgemalt, wie schön es wohl sein muss, dort für ein paar Tage zu bleiben. Ich war vor dieser Reise ganz besonders gespannt und auch etwas aufgeregt. Ich hoffte inständig, dass ich nicht einen etwas zu romantischen Blick auf die Insel geworfen hatte und fragte mich, ob sie meinen Erwartungen standhalten würde. Wie wird es sein, eine Woche mit unserem jüngsten und drei Teenagern – unsere Tochter durfte noch eine Freundin mitnehmen – weit ab vom Trubel unserer Welt?
Das Abenteuer kann beginnen
Nach einem kurzen Flug mit der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus landeten wir spät abends in Dublin. Im nahegelegenen Flughafenhotel Bewleys konnte ich sehr günstig zwei Familienzimmer buchen. Ein typisches Flughafenhotel – ziemlich unpersönlich, aber praktisch und sauber und mit Familienzimmern mit bis zu 5 Betten.
Unser Jüngster öffnete am nächsten Morgen etwas verschlafen die Augen und schaute zum Fenster raus. „Irland ist so schön, weil es hier so viel Natur gibt“, stellte er fest. Davon sollte er in nächster Zeit noch mehr bekommen als ihm lieb ist, dachte ich mit einem etwas mulmigen Gefühl. Sohnemann strahlte jedoch über das ganze Gesicht, lag doch direkt vor ihm ein kleines Überraschungspaket. Happy Birthday kleiner grosser Mann! „Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, heute ganz schlechte Laune zu haben. An meinem Geburtstag auf Reisen zu sein, fand ich doof. Aber jetzt kann ich einfach keine schlechte Laune haben“, gestand er mir. Na, wenn das mal nicht die besten Voraussetzungen für einen entspannten Familienurlaub sind …
Nach dem Frühstück holten wir am Flughafen unser Auto, oder vielmehr unseren „Reisebus“ bei der Mietwagenstation ab. Wir haben uns für einen Minibus entschieden, da dieser nicht nur genügend Platz für sechs Personen bot, sondern auch für unser durchaus umfangreiches Gepäck. Schliesslich hatten wir nicht nur unsere Badehosen dabei, sondern auch warme Kleidung, Regenjacken, Gummistiefel und Wanderschuhe.
Vom Osten zum Westen
Einmal quer über die Insel wollten wir fahren, nach Connemara, ganz im Westen. Dank der sehr gut ausgebauten Autobahn war Galway, das Tor zu Connemara, in etwa 2 Stunden erreicht. Hier entschlossen wir uns eine kurze Pause zu machen und unsere Einkäufe für die ganze nächste Woche zu erledigen. Dies sollte sich im Nachhinein als besonders kluge Entscheidung herausstellen, aber davon später mehr.
Tja, die Einkäufe, das war so eine Sache. Auf der kleinen Insel, auf der wir die nächsten 7 Tage verbringen wollen, gibt es nur einen winzigen Laden, in dem man im besten Fall das Allernötigste einkaufen kann. Also mussten wir tatsächlich alle Lebensmittel und sonstigen Dinge des täglichen Bedarfs für sechs Personen mit auf diese Insel nehmen. Nicht ganz einfach so ein Einkauf, aber schliesslich wir haben es doch geschafft. Mit vollgepacktem Bus ging die Fahrt auf der Landstrasse weiter in die nordwestlich von Galway gelegene Region Connemara.
Connemara – überwältigend schön
Wenn ich an Irland denke, dann denke ich an Connemara. Ich liebe diese wilde, raue und doch so romantische Gegend. Kaum Häuser, wunderschöne, glasklare Flüsse und Seen, mit Rhododendren bewachsene Hügel und Berghänge, Schafe, Ponys, Torffelder und Grün so weit das Auge reicht. Nur wenige kleine Häuseransammlungen unterbrechen die überwältigend schöne Natur. Wir konnten uns alle kaum satt sehen!
Eines der beliebtesten Ausflugsziele in Connemara, die Kylemore Abbey, lag direkt auf unserem Weg. Ich kenne die Abbey schon seit meinen frühesten Kindertagen. Damals war sie tatsächlich noch ein Kloster. Die Nonnen haben sich liebevoll um die viktorianischen Gärten gekümmert und den spärlich eintreffenden Touristen leckere selbstgebacken Kuchen angeboten. Bei einer spanischen Nonne habe ich hier als kleines Mädchen Klavierunterricht erhalten. Später diente die Abbey als Internat, doch auch diese Ära ist bereits wieder Vergangenheit, heute wird Kylemore Abbey kommerziell genutzt und kann gegen Eintritt besichtigt werden. Ich habe darauf verzichtet. Ich wollte „meine Abbey“ nicht mit den zu Hauf einfallenden Reisegruppen teilen. Ich wollte mir meine schönen Erinnerungen erhalten und nur von aussen schauen. Als ob sich dieser sonst so beschauliche Ort auch gegen die einfallenden Massen aufbäumte, wurden wir mit einem heftigen Gewitter von der Kylemore Abbey empfangen. So heftig, dass die ganze Gegend danach für vier Stunden keinen Strom hatte. Wie wir später erfuhren, wurden in Clifden, dem kleinen Hauptort im Westen Connemaras alle Geschäfte geschlossen. Was für ein Glück, dass wir bereits eingekauft hatten! Eine Woche ohne Essen, bzw. nur mit Chips und Keksen, denn die gibt es immer im Inselladen, wäre dann, zumindest für uns Erwachsene, doch nicht so lustig gewesen.
Nachdem sich die Abbey nach einem Tee im Besuchercafé doch noch ein wenig versöhnlich gezeigt hatte, zumindest so, dass wir noch ein paar Fotos schiessen konnten, stiegen wir wieder in unseren Bus und verliessen diesen Ort, mit dem ich so viele Erinnerungen aus Kindertagen verbinde.
Von Cleggan nach Inishbofin: Weg von Allem
Unterwegs zur Fähre legten wir einen kleinen Zwischenstopp in dem zauberhaften Avocashop in Letterfrack ein. Leider kamen der sonst so aufreizend glänzende Schmuck, die schönen Wollwaren und Töpfereien und die weiteren Verlockungen dank des Stromaussfalls etwas düster daher.
In Cleggan, dem winzigen Hafenort, von wo aus wir die kleine Personenfähre in Richtung Inishbofin nahmen, lächelte die Sonne schon wieder vom blauen Himmel. Da das Auto auf dem Festland bleiben musste, mussten wir am Hafen erst mal sechs Personen, fünf Koffer und etliche Tüten mit Lebensmitteln und Toilettenpapier ausladen. War ich froh, dass die nette Schiffscrew uns beim Aufladen unseres Gepäcks auf die Fähre behilflich war. Eine halbe Stunde dauert die Überfahrt und mit jeder Sekunde, die ich der Insel näher kam, spürte ich, wie der ganze Alltag und die Hektik der Tage vor unserer Abreise von mir abfiel. Das alles hat auf Inishbofin nichts verloren!
Fast die ganze Fahrt über liess ich mir draussen den weichen Wind um die Nase pusten. Das Meer, der Himmel und die kleinen dem Festland vorgelagerten Inseln präsentierten sich in der glasklaren Luft in strahlendem Blau und leuchtendem Grün. Ich konnte mich gar nicht sattsehen, so als wollte ich, dass sich die traumhafte Kulisse ganz tief eingraviert, um sie nie wieder zu verlieren.
Angekommen im Hafen von Inishbofin, wurden wir auf dem Pier schon von Eileen in Empfang genommen. Sie ist die Besitzerin des von uns gemieteten Ferienhauses und brachte uns mit Sack und Pack zu „unserem“ Haus am East End direkt am Meer. Welch nettes Haus mit Aussicht über eine kleine Bucht mit Sandstrand. Als Zugabe stand eine Geburtstagstorte für unseren Jüngsten auf dem Tisch – mit elf Kerzen! Die ganze Familie war sofort begeistert. Trotzdem war ich sehr gespannt, wie unser Experiment ausgehen würde. Eine Woche auf einer Insel, die nicht von dieser Welt scheint. Davon aber beim nächsten Mal mehr!
Ich freue mich, wenn ich Euch wieder auf unser kleines Abenteuer mitnehmen kann.
Mit sonnigen Grüssen
Extratipps Für Connemara und Inishbofin
- Flüge: Wir sind bereits mehrfach von Zürich mit Aer Lingus zu sehr günstigen Preisen nach Dublin geflogen. Aer Lingus bietet häufig Flüge zu Aktionspreisen an, auch ab vielen Flughäfen in Deutschland.
- Flughafenhotel Dublin: Bewleys Hotel mit eigenem Flughafenzubringer; günstige Zimmerpreise und familiengerechte, saubere Zimmer. Ein typisches Flughafenhotel. Abfahrt der Hotelbusse: Vor dem Ausgang von Terminal 2 links halten und dann immer entlang des überdachten Fussweges, vorbei an der Flughafenkapelle „Our Lady Queen of Heaven“. Der Parkplatz für die Hotelbusse liegt gleich hinter der Kapelle.
- Auto mieten ist in Irland relativ teuer Es lohnt sich hier vorab die Preise zu vergleichen. Wir haben direkt bei einem der grossen Autovermieter gebucht und sind damit verhältnissmässig günstig gefahren. Vorsicht Linksverkehr! Grundsätzlich ist es auch möglich, mit dem Bus via Galway nach Cleggan zu reisen.
- Die Autobahnen um Dublin sind teilweise gebührenpflichtig, allerdings sehr günstig.
- Galway: Ein hübsches, lebhaftes Städtchen an der Pforte zu Connemara. Sollte man nicht links liegen lassen.
- Kylemore Abbey: Leider viele Touristen, dennoch sehenswert! Infos gibt’s hier
- Zauberhafter Avoca Shop in Letterfrack mit wunderschönen Wollwaren, Schmuck, Töpfereien.
- Infos zur Fähre nach Inishbofin findet ihr hier. Ich habe vorab online gebucht. Die Ticktes waren dadurch etwas günstiger. Die See ist hier draussen häufig recht rau. Im Zweifelsfall empfehle ich sich gegen Seekrankheit zu wappnen 😉
- Allerlei nützliche Infos zur Inishbofin und auch zu Hotels, Häusern und B&Bs gibt es hier.
9 Antworten
Hallo Ellen! Ein wunderbarer Post! Ich freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung und bin gespannt wie es euch auf „eurer“ Insel ergangen ist. Grüne Grüsse, Reto
Lieber Reto!
Vielen Dank für Deinen netten Kommentar! Ich freue mich sehr über das Kompliment und natürlich freue ich mich auch sehr, wenn ich Dich weiterhin auf unser Abenteuer mitnehmen kann! Wir haben dieses Mal wieder sehr viele ganz besondere Dinge erlebt… Irland ist halt immer spannend 😉
Lieber Gruss,
Ellen
Hallo Ellen
macht Spass den Reisebericht zu lesen. Toll geschrieben freu mich schon auf die Fortsetzung. Da bekommt man echt Lust auf eine Reise nach Irland.
Liabs Grüassle Petra
Liebe Petra,
Ganz lieben Dank für das tolle Feedback! Ich freu mich riesig darüber. Ich liebe es, meine Erfahrungen hier weiterzugeben und wenn ich dann noch so einen netten Kommentar bekomme, macht das Ganze grad noch viel mehr Spass. Ich freu mich sehr, wenn ihr auf unsere Resen mitkommt, oder diese gar selbst nachreist 😉
Lieber Gruss,
Ellen
Uh, du bist ja quasi ein richtiger Irland-Insider mit deinen Erfahrungen. Toll! Ich glaube, ich suche mir jetzt erstmal all deine Berichte zu Irland heraus, bevor ich mit meiner eigenen Planung fuer unsere Irlandreise dieses Jahr fortfahre 😀
Lieber Michael
Da hst Du recht. In Irland kenne ich mich ganz gut aus, wobei ich ja auch jedes Mal wieder etwas Neues entdecke.
Mede Dich gerne, wenn ich Dir irgendwie bei der Planung helfen kann.
Lieber Gruss,
Ellen
Klasse! Ich denke, darauf komme ich noch gern zurück sobald meine Reiseplanung in die Details geht.
Lg Michael