Auf einen Kaffee mit Frau Dr. Münchhausen

Bremen Kaffee
Auf einen Kaffee mit Frau Dr. Münchhausen in der ältesten Traditionsrösterei Bremens. Wie kommt eine promovierte Physikerin und Mathematikerin dazu eine Kaffeeröstrei zu führen? Eine spannende Geschichte, die das Leben schrieb.
Inhalt

Das ist bei uns wie bei der Queen. Wenn der Strohhut nicht auf der Hutablage liegt, bedeutet das, dass sind wir auf Reisen sind“, lacht Frau Dr. Münchhausen-Prüsse.

Alle zuhause, sagt der Hut.

Auf Reisen sein, das bedeutet meist den einen oder anderen Kaffeeproduzenten zu besuchen, in Äthiopien zum Beispiel, auf Java, in Peru, Guatemala oder irgendwo anders auf der Welt.

Frau Dr. Münchhausen ist promovierte Physikerin und Mathematikerin und gemeinsam mit ihrer Tochter, die Historikern und Museumspädagogin ist, führt sie die Kaffeerösterei Münchhausen, die älteste Kaffeerösterei Bremens.

„Von Trümmern umgeben – Aus altem Leben – zu neuem Streben“ steht in Holz geschnitzt auf einem Balken über der Eingangstüre zur Rösterei.

Der Balken erzählt die bewegte Geschichte der Rösterei.

August Münchhausen, der Vater von Frau Dr. Münchhauesen-Prüss, gründete die Kaffeerösterei 1935 im Alter von 25 Jahren. Kaffee, das war seine grosse Leidenschaft bald boomte das Geschäft.

Doch dann kamen die Kriegsjahre, in denen der Kaffee grösstenteils konfisziert wurde. Und das was noch da war, wurde so teuer, dass es zum Luxusgut wurde.

Am Ende des Krieges lag das Haus der Familie Münchhausen in Trümmern und mit ihm die Kaffeerösterei. Aber August Münchhausen gab nicht auf. Er baute das Haus und die Kaffeerösterei wieder auf.

Nach dem Krieg folgten Jahre, in denen sich das Geschäft vieler kleiner Kaffeerösterreien infolge einer hohen Kaffeesteuer und einem Preiszerfall begünstigt durch den Preiskrieg der Grossrösterreien nicht mehr wirtschaftlich betreiben liess. August Münchhausen aber betreib in dieser Zeit seine Rösterei aus reiner Leidenschaft als kostspieliges Hobby in einer Art One-Man-Show weiter und rettete seine Rösterei damit vor dem Untergang.

Erst um die Jahrtausendwende begannen sich viele Konsumenten wieder für das Aroma verschiedener Röstungen und Kaffeesorten unterschiedlicher Provenienzen zu interessiern, sodass in den letzten Jahren wieder zahlreiche neue Kleinröstereien enstanden. Der Trend geht weg von der Massenware, hin zu qualitativ hochwertigem Kaffee. Auch das Geschäft der Familie Münchhausen erlebte damit einen unverhofften Wiederaufschwung.

Im Jahr 2000 war August Münchhausen der älteste aktive Kaffeeröster Deutschlands. Bis ins hohe Alter von 92 Jahren röstete er seinen Kaffee.

Seit 2003 führt nun seine Tochter das Geschäft. Der Eintritt in den kleinen Verkaufsladen gleicht einer kleinen Offenbarung. Es duftet herrlich nach Kaffee. Mein Besuch im Kontor kommt mir vor wie eine Reise in eine längst vergange Zeit.

Der Laden ist gut besucht. Immer wieder kommen Kunden herein, um ihren persönlichen Lieblingskaffee zu kaufen. Ein Arbeiter im blauen Anton, eine junge Frau, vermutlich Studentin, ein junger Vater mit seinen Kindern. Man kennt sich.

20 sortenreine Kaffees und mehrere Hausmischungen werden angeboten.

Bei unserem Besuch dürfen einen Blick in die kleine Rösterei werfen und eine gute Nase voll Kaffeeduft schnuppern.

Der Duft der Kaffeebohnen verändert sich merklich während des Röstprozesses, der je nach Sorte 12 bis 20 Minuten dauert. Der Röstmeister entnimmt dabei immer wieder Proben, um die perfekte Temperatur und Röstdauer zu bestimmen. Nach dem Rösten müssen die Bohnen schnell gekühlt werden. „Je schneller sie kühlen, desto besser ist es für das Aroma“, sagt Frau Dr. Münchhausen. Pro Monat werden hier heute wieder bis zu 2 Tonnen Kaffee geröstet.

Während des Röstprozesses werden immer wieder Proben entnommen
Der Röstmeister weiss wann die Röstung perfekt ist

Frau Dr. Münchhausen kümmert sich aber nicht nur um das heimische Kaffeegeschäft, sondern auch um soziale Projekte in den Ursprungsländern. In Kenia zum Beispiel hat sie sich für den Bau einer Schule und einer Krankenstation engagiert. Mit dem Verkauf der Kaffeesorte „Königin von Saba“ wird ein Mueseum in Ätiopien unterstützt, das der Region zu wirtschaftlichem Aufschwung verhelfen soll. In der Kaffeerösterei Münchhausen denkt und blickt man eben auch über den Rand der eigenen Kaffeetasse hinaus!

In solchen Jutesäcken wird der Kaffee aus aller Welt angeliefert

Interessierte können auf Anmeldung an Führungen in der Kaffeerüsterei Münchhausen teilnehmen. An verschiedenen Terminen, gibt es einmal im Monat eine Führung für jedermann.

Kaffeewissen
Wisst Ihr warum es in der Verpackung von gutem Kaffee ein Ventil hat? Frisch gerösteter Kaffee gibt bis zum Fünffachen seines Volumens als Gas ab. Könnte das Kaffeegas nicht durch das Ventil entweichen würde die Packung aufplatzen.
Der ungeröstete Kaffee ist viel voluminöser und schwerer, als gerösteter Kaffee

Kaffeerösterei August Münchhausen e.K.
Geeren 24
28195 Bremen

Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 10:00 – 12:30 Uhr
Besichtigungen: nach Vereinbarung
Kosten für die Führung: 15 Euro pro Person

www.muenchhausen-kaffee.de

2 Antworten

  1. Hi Mrs. P!
    Was für ein inspirierender Artikel! Besonders am So-Morgen vor dem ersten Kaffee! Leider ist der Laden von Frau Dr. Münchhausen gerade nicht offen und die Anfahrt würde von hier auch über 8 Std. dauern – drum wird’s heute für mich wohl meine langweilige Supermarkt-Sorte tun müssen… Aber ich gelobe Besserung (weil ich bin und bleibe halt eine mittelalterliche Hedonistin – wieso geb ich mich mit sub-standard coffee ab?!) und werd mich umsehen, was es bei uns für Kleinröstereien gibt. Ausserdem hat mir das eine Idee für mindestens ein Geburtstagsgeschenk gegeben!
    Merci, Mrs. P!
    Und herzlichste Grüsse an Euch alle!
    Poldi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert