Cola haben wir hier oben“, lacht Gregor Vörös „und auch Olivenöl bzw. Oliven“. Gregor ist gemeinsam mit seiner Frau Gabriela der Gastgeber des Kräuterhotel Edelweiss, das sich auf 1’550 Meter über Meer mit Aussicht auf den Vierwaldsättersee an bevorzugter Lage befindet.
Während die meisten Tagesgäste mit der Rigibahn an der Haltestelle Staffelhöhe vorbeifahren, um auf den Gipfel zu kommen, steigen mittlerweile mehr und mehr Gäste ganz gezielt hier aus. Das Hotel Edelweiss und das dazugehörende Gourmet Restaurant Regina Montium (Königin der Berge) hat sich einen Namen gemacht und die Gäste kommen von weit her, um sich die ungewöhnlichen Kreationen aus der Küche von Küchenchef Benjamin Just schmecken zu lassen.
Dabei war der Anfang holprig. Das Hotel gehörte der Familie von Gabriela. Im Jahre 2008 bot Gabrielas Mutter dem Paar an, dass sie das Hotel übernehmen können, anderenfalls werde sie es an Andere verkaufen. Gregor war damals als Informatiker tätig und hatte mit der Gastronomie so gar nichts am Hut. Nach einer sehr kurzen Überlegungszeit entschied sich das Paar das Wagnis einzugehen und übernahm das Hotel. Das Hotel ist somit in fünfter Generation in Familienbesitz.
Die ersten Jahre waren hart, aber man biss sich durch. Nach zwei Jahren begannen sie Lebensmittel selbst zu produzieren. „Ich habe schon als Kind im Garten meiner Eltern einen Kräutergarten angelegt“, verrät Gregor.
Mittlerweile gibt es bei uns nur noch Produkte, aus der Schweiz. Mit Produkten aus der Schweiz meint Gregor tatsächlich nur Produkte, die aus der Schweiz stammen oder in der Schweiz angebaut wurden. Schokolade gehört definitiv nicht dazu! Klar, auch Schweizer Schokolade wird mit Kakao hergestellt, und der wächst nun mal nicht in der Schweiz.
Kaffee und Kakao sind die grossen Ausnahmen im Kräuterhotel
„Einzige Ausnahmen sind Kaffee und Kakao zum Frühstück für die Hotelgäste“, verrät mir Georg mit einem Augenzwinkern. „Wir haben aber so einige Kräuter, mit denen wir uns den gewohnten Geschmäckern von Lebensmittel, die hier nicht wachsen annähern können“. Während Gregor uns durch seinen Kräutergarten führt strahlt er über das ganze Gesicht. Immer wieder zupft er etwas von den unzähligen Kräutern ab und reicht es mir zum riechen und kosten.
Hmm, das schmeckt ja wirklich wie Kola und das Olivenkraut schmeckt nach Oliven! „Das Olivenkraut legen wir in Rapsöl ein und somit haben wir auch „Olivenöl“. Zudem ernten wir kleine, unreife Pflaumen und legen sie nach einem alten Verfahren ein. Die schmecken dann wie Oliven.
Immer auf der Suche nach neuen Kräutern und anderen Pflanzen, die hier am Berg gedeihen und nach neuen Rezepten, wie man diese Kräuter und Pflanzen verarbeiten kann, hat sich Gregor mit der Zeit eine riesigen Wissensschatz angeeignet. 420 verschiedene Kräuter wachsen in seinem Kräutergarten, der öffentlich zugänglich ist. Das nächste Projekt steht mit ein paar besonders resistenten Weinreben auch schon in den Startlöchern.
„Bei uns gibt es nur Dinge auf den Tisch, die hier in der Schweiz gewachsen sind. Rind- und Kalbfleisch stammen von einem Bauern aus der Nachbarschaft, Fisch aus dem See und Beeren aus dem Tal, sofern diese hier oben nicht wachsen.“
Küchenchef Benjamin Just teilt Gregors Passion.
„Benni war bei uns mit seiner Familie zu Gast und wir sind ins Gespräch gekommen. Als ich ihn durch meinen Kräutergarten geführt haben, war er sofort begeistert, zupfte an den Blättchen und hatte prompt zu jedem Kraut eine Idee, was er damit in der Küche feines zaubern könnte. Da war es nur natürlich, dass der Sternekoch mit Stationen in der gehobenen Gastronomie in Hamburg und Sylt hier oben mit seiner Familie ebenfalls sein zu Hause fand.“
Während Gregor uns davon berichtet, kommt Benni hinzu und pflückt zielstrebig einige der duftenden Kräuter.
Zwei Menschen mit einer echten Passion – und wie eigentlich immer, wenn Menschen etwas mit viel Leidenschaft machen, gibt ihnen der Erfolg Recht. Einen Michelin Stern hat sich Benjamin mit seiner einfallsreichen Kräuterküche bereits erkocht. Wir kommen in den Genuss einen kleinen Teil seines Degustationsmenüs zu probieren. Kräutlein, hausgemachte Pastrami, Selleriechips mit Eigelbcreme und Hirschfleisch, die kross gebratene Haut einer Wollsau – einfach himmlisch. Die Kräuter kitzeln den Gaumen mit ihren überragenden Geschmacksnoten und auch die Konsistenz überrascht. Knackig frisch schmeckt der Eiskristallsalat und der fritierte Wiesensalbei knuspert zart mit seiner feinen Salbeinote.
Die Häppchen sind dabei einfallsreich und dekorativ präsentiert. „Das „Geschirr“ habe ich selbst hergestellt, damit es den Gerichten gerecht wird“, erfahre ich von Benjamin.
Während wir die Leckereien geniessen, wuseln Kinder um uns herum. Es muss ein Traum sein, seine Kinder in so einer wunderschönen Umgebung aufwachsen zu sehen.
Gemeinsam mit anderen Eltern wollen sie jetzt ein Schule hier oben am Berg gründen. Bislang müssen die Kinder runter ins Tal. „Wir träumen davon eine Schule zu haben, die den Bedürfnissen unserer Kinder und auch unseren Bedürfnissen gerecht wird. Neben pädagogischen Ideen spielen da auch ganz banale Bedürfnisse eine Rolle. Alle Eltern, die sich zusammengetan haben, um die Schule zu realisieren, arbeiten im Tourismus. Das heisst, unsere Wochenenden sind Montag und Dienstag. Da wäre es schön, wenn die Kinder auch am Montag und Dienstag Wochenende hätten, um gemeinsam die Familienzeit gestalten zu können“.
Bei herrlicher Aussicht geniesse ich den Selleriechip. Zum Abschluss gibt es Austern. Nein, natürlich keine echten Austern, die gibt ja bekanntlich nicht in der Schweiz. Diese Austern sind aus Aloe Vera mit einem Hauch von Bottarga. Die Bottarga hat Benjamin selbstverständlich selbst gemacht. „Wir benutzen alles von den Tieren“ – und so wird aus den gesalzenen und getrockneten Eiern der Fische aus dem Vierwaldstättersee eine köstliche Bottarga, die in Kombination mit der Aloe Vera einen köstlichen Austerersatz ergibt.
Dazu geniessen wir Cola aus Colakraut und Limonade aus zitronigen Kräutern, denn Zitronen wachsen bekanntlich auch keine in der Schweiz. Doch es fehlt an gar nichts.
Der Kräutergarten, das Kräuterhotel Edelweiss und die Küche des Gourmetrestaurants Regina Montium sind eine echte Entdeckung, die auch eine längere Anreise lohnen. Wir versprechen den beiden sympathischen Männern auf jeden Fall gerne, dass wir irgendwann wieder kommen. Mit mehr Zeit, um das ganze Degustationsmenue zu kosten. Mit CHF 150 ist es zugegeben nicht ganz billig. dafür darf man sich aber auch durch 9 pfiffig interpretierte Gerichte aus saisonalen und regionalen Produkten schlemmen. Vielleicht bleiben wir beim nächsten Mal auch über Nacht und geniessen, umgeben von blühenden, duftenden Kräutern, den Luxus der Ruhe auf dem Berg.
Das klingt verführerisch!
Jetzt jucken uns aber die Füsse und der Weg runter nach Weggis lockt.
Weitere Infos zum Kräuterhotel Edelweiss und zum Gourmet Restaurant Regina Montium finden sich hier:
Homepage des Hotels und Restaurants
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.