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Magisches Matterhorn: Familienferien am Zermatter Zauberberg

Zermatt mit Kindern ist eine tolle Idee. Das findet auch Autorin Miriam, die sich mit Familie auf den Weg zum Matterhorn gemacht hat.
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Wie so viele hatten auch wir diesen Sommer Ferien am Meer geplant. Doch bekanntlich kam alles anders, und so ging unsere Reise statt in den Süden in den Westen. Unser Ziel: Zermatt. Denn die vielleicht bekannteste Skidestination der Schweiz ist im Sommer ein wahres Wanderparadies.

Schon die Anreise ist ein kleines Abenteuer. Eigentlich hätten wir entspannt den Zug nehmen wollen, da Zermatt ja seit fast 90 Jahren autofrei ist und man von Täsch aus ohnehin in die Bahn steigen muss. Doch weil ich endlich einmal den Oeschinensee sehen möchte und er auf dem Weg liegt, nehmen wir gleichwohl das Auto. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt kommt der Zwischenstopp in Kandersteg gerade recht. Und, ja, er lohnt sich: Für viele der schönste Bergsee der Alpen, ist der unter Naturschutz stehende Oeschinensee ein türkisblauer Traum.

Nach der Talwanderung geht’s per Autoverlad weiter durch den Lötschbergtunnel – ein Erlebnis für die Kinder. Als wir schliesslich mit dem Shuttlezug in Zermatt ankommen, ist es bereits Abend. Die Stimmung hier oben, mehr als 1’600 Meter über dem Meer, ist beinahe mythisch. Das liegt vor allem an dem Berg der Berge, der majestätisch über dem Dorf thront: Nicht zufällig ist das Matterhorn, Wahrzeichen der Schweiz, der meistfotografierte Berg der Welt.

Das Hotel National lässt nicht nur Kinderherzen höherschlagen

Zermatt ist klein, und so befindet sich auch unser Hotel in Gehdistanz vom Bahnhof. Das «Hotel National» liegt abseits vom Trubel der Bahnhofstrasse gegenüber der Talstation der Rothornbahn. Es ist eines von vielen 4-Stern-Supérieur-Hotels der Stadt, die um Gäste buhlen. Eine Herausforderung, der man mit einer klaren Ausrichtung begegnet. «Wir möchten vor allem mit dem familiären Ambiente unseres Hauses überzeugen», sagt Line Février, die ursprünglich aus Bern stammt und nach verschiedenen Luxusdestinationen seit knapp vier Jahren Hoteldirektorin des «National» ist. «Man muss sein Team hegen und pflegen. Nur wenn das Personal zufrieden ist, strahlt seine Zufriedenheit auch auf die Gäste aus.»

Wie recht sie hat. Der Service ist auffallend freundlich und gutgelaunt. Das «Hotel National» ist kein Kinderhotel wie etwa das Braunwalder «Märchenhotel», aber es möchte eine Unterkunft auch für Kinder sein. Ein Mehrgenerationenhotel. Und so hat man in den letzten zwei Jahren umfassend renoviert und dabei unter anderem die Familienzimmer im vierten Stock modernisiert. Mit Erfolg. «Weisst du, welches mein neues Lieblingshotel ist?», fragt mich unser 5-jähriger Sohn, als er das doppelstöckige Zimmer erblickt. Ich weiss sofort weshalb: Der obere Stock, der für die Kinder gedacht ist, ist nur durch ein Katamarannetz vom unteren Stock getrennt, auf dem die Kinder herumtoben dürfen und durch welches sie die Eltern nie aus den Augen verlieren. «Das war die Idee des Architekten», zeigt sich Line Février zufrieden. «Das Netz stösst nämlich auch bei seinen eigenen Kindern auf grossen Anklang.»

Familienferien in Zermatt

Fast alle Zimmer des Hotels sind nach Süden ausgerichtet und haben Sicht auf «ds Hore» oder «ds Horu», wie die Zermatter bzw. Oberwalliser ihren Berg liebevoll nennen. Der Hochsommer ist neben dem Winter die zweite Hochsaison in Zermatt. Dieses Jahr bleiben wie überall die internationalen Gäste aus, doch das Hotel ist trotzdem ausgebucht. «Normalerweise kommen viele Reisegruppen», erzählt Line Février. Dieses Jahr kämen zum ersten Mal vor allem Familien. «Wer weiss, vielleicht entwickelt sich Zermatt zu einer neuen Familiendestination.»

Das «National» wäre zumindest vorbereitet. Kinder können schon um 17 Uhr zu Abend essen und sich dann im Spielzimmer austoben, sodass die Eltern in Ruhe dinieren können. Etwas Zeit und Ruhe zum Geniessen schadet keinesfalls: Das 4-Gang-Menu und die Weinauswahl sind fantastisch.

Bergseen und Bergbeizen in Zermatt

Vom Restaurant aus, wo auch das Frühstück serviert wird, blickt man direkt auf die Talstation der Rothornbahn – und sieht, wie gross der Andrang gerade ist. Im Handumdrehen ist man so im richtigen Moment bei der Gondel. Wir fahren bis zur Bergstation Blauherd, dem Ausgangspunkt für die beliebte Fünf-Seen-Wanderung. Der Weg verbindet Stellisee, Grindjisee, Grünsee, Moosjisee und Leisee miteinander und ist problemlos mit Kindern begehbar. Auch der Murmelweg liegt hier, Murmeltiere begegnen uns jedoch keine. Dafür umso mehr Bergblumen.

Am letzten der fünf Seen, dem Leisee, kann grilliert, gespielt und gebadet werden. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Station Sunegga, von der aus man wieder ins Tal fahren kann. Doch wir sind hungrig und laufen eine Viertelstunde talwärts, um im «Paradies» einzukehren und später, auf dem Fussmarsch ins Tal, noch einen Kaffeestopp im nicht minder paradiesischen «Chez Vrony» einzulegen.

Ein Sprung in den Hotelpool macht die müden Beine der Kinder wieder munter, während ich mich im warmen Whirlpool entspanne. Für die Jüngsten gibt es auch ein Babybecken, das demnächst mit zusätzlichen Spielsachen bestückt werden soll. Nach dem Abendessen fallen wir alle müde und glücklich in unsere Betten.

Die andere Seite der Matterhorn-Medaille

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zur Talstation der Bergbahn, die zum Klein Matterhorn führt – mit 3’883 Meter über dem Meer die höchstgelegene Bergbahnstation Europas. Seit zweieinhalb Jahren bringt einen der luxuriöse Matterhorn glacier ride zum Matterhorn glacier paradise.

Obwohl Zermatt gut besucht ist, bilden sich keine Schlangen an der Talstation. Der Blick aus der Gondel ist atemberaubend: Zum ersten Mal in ihrem Leben sehen unsere Kinder Gletscher. Das Matterhorn erscheint von hier aus allerdings weniger eindrücklich, weil nur seine Südseite zu sehen ist.

Auf dem Gipfel erwartet uns ein märchenhafter Gletscherpalast mit Eiskristallen, Eisskulpturen und einer begehbaren Gletscherspalte. Viel mehr noch beeindruckt uns allerdings das Panorama auf der Aussichtsplattform: Sage und schreibe 38 Viertausender und 14 Gletscher der Französischen, Italienischen und Schweizer Alpen umzingeln uns.

Es ist kalt hier oben – die ganz Sportlichen fahren im grössten und höchstgelegenen Sommerskigebiet Europas tatsächlich Ski –, und wir fahren zurück zur Station Furi. Unten ist es beinahe 20 Grad wärmer. Nicht einmal eine halbe Stunde läuft man durch Wald und Wiesen, bis man zum Hängebrückenweg gelangt, der einen zu einem Spielplatz mit Feuerstelle und kurz darauf zum Gletschergarten Dossen führt. Hier lassen sich eindrückliche Phänomene der letzten Eiszeit bestaunen: sogenannte Gletschertöpfe, die durch Schmelzwasser entstanden sind. Wasserströme haben das Gestein ausgewaschen und Löcher hinterlassen.

Am liebsten wären wir mit den sogenannten Dirtscooters von Furi ins Tal gefahren, aber oben kann man die Downhill-Trottinetts nicht mieten, nur im Tal. Und so fahren wir mit der Gondel zurück nach Zermatt.

Hinauf aufs Gornergrat und hinab in die Gornerschlucht

Glücklicherweise sind die Kinder des Wanderns noch nicht überdrüssig, und so nehmen wir am nächsten Tag die Gornergratbahn, 1996 erbaut und die erste voll elektrifizierte Zahnradbahn der Schweiz. Der Gornergletscher ist nach dem Aletschgletscher der zweitgrösste der Alpen, und wir können uns kaum sattsehen. (Zermatt ist zweifellos ein Ort der Superlative!)

Viele Fotos, ein Picknick und zwei Seen später fahren wir wieder ins Tal. Und spazieren dann Richtung Süden.

Die Gornerschlucht am südlichen Dorfende führt in rund 30 Minuten über Holzbrücken und –treppen von Zermatt zum beschaulichen Weiler Blatten. Hier gibt es nicht nur ein hervorragendes Restaurant mit dem besten Apfelstrudel und Zimtglace der Welt, sondern auch einen Ricola-Kräutergarten. Ein Quiz rund um die 13 Kräuter der weltberühmten Bonbons macht den Schaugarten auch für Kinder zu einem spannenden Erlebnis. Na, wer erkennt den Spitzwegerich?

Auf dem Weg zurück nach Zermatt kommen wir an einem Vitaparcours vorbei, und die Kinder, eigentlich nicht nur des Wanderns müde, drehen noch einmal richtig auf. Slalomlauf, Übungen am Reck, Liegestützen – die im Wald verteilten Stationen sind absolut familientauglich. Auf derart spielerischem Wege gelangen wir wieder ins Dorf.

Entspannt in der Jugendherberge Zermatt

Unser letzter Morgen in Zermatt ist angebrochen. Wir sind inzwischen in die Jugendherberge gezogen, die auch für Familien sehr zu empfehlen ist (es gibt sogar Familienzimmer mit eigenem Bad). Nach fünf anstrengenden Tagen lassen wir es heute ruhig angehen. Wir schlendern durch Zermatt und entdecken die kleinen Altstadtgassen, die einem als Tourist oft verborgen bleiben, weil man sich nur auf den Hauptachsen bewegt.

Am Nachmittag haben die Kinder Lust zu baden und wir fahren kurzentschlossen nach Täsch. Welch ein weiser Entscheid! Vom Bahnhof zum Schalisee sind es rund zwanzig Minuten Fussweg, der an der Mattervispa entlangführt. Der See selbst ist ein wahres Juwel: Sandstrand und Wiese laden inmitten von Lärchen zum Verweilen ein. Wir nutzen die Grillstelle, um Cervelats zu braten. Und wir lassen so richtig die Seele baumeln.

Wer es aufregender mag, kann am Schalisee wakeboarden oder Wasserski fahren: Ein elektrischer Schlepplift zieht die Wagemutigen rund 100 Meter über das Wasser. Und wir erkennen: Nur Übung macht den Meister…

Es ist der perfekte Ausklang einer erlebnisreichen und eindrücklichen Woche in den Bergen. Noch nie sind wir so viel gewandert, haben so viele Berge gesehen und so rasche Temperatur- und Wetterwechsel erlebt. Zermatt – ein rauschendes Fest der Sinne, der Natur, des Lebens.

Wer schreibt hier?
Miriam Bosch Autorin Reiseblog Patotra
Miriam Bosch

Miriam kümmert sich seit Juli 2018 bei PATOTRA hauptsächlich um das Themengebiet Reisen mit Kindern.

«Als langjährige Journalistin ist es für mich selbstverständlich, mit Neugier und offenen Augen durchs Leben zu gehen. Doch nicht immer sieht man aus der eigenen Perspektive alles – und so bin ich glücklich und dankbar, dass mein Mann und meine Kinder (14 und 8 Jahre) meine Weltsicht erweitern.

Ich liebe es, neue Welten zu entdecken – seien sie nah oder fern. Low-Budget-Reisen durch Südostasien gehören für mich ebenso dazu wie ein Verwöhnwochenende in den Alpen. Wichtig sind mir vor allem zwei Dinge: Die Reiseorte müssen authentisch sein. Und: Sie müssen nicht nur mich und meinen Mann, sondern auch unsere Kinder begeistern.»


Offenlegung: Diese Reise fand auf Einladung statt.


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