Jetzt kommt bald wieder die Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen. Noch habe ich ein paar Reisen geplant, aber da Michael vom Reiseblog Erkunde die Welt zur Fotoparade mit dem Thema „Die schönsten Fotos 2019“ aufgerufen hat, nehme ich das gerne zum Anlass in meinem Archiv zu kramen und all die schönen Reisen, die ich in diesem Jahr unternommen habe, noch einmal gedanklich und die besten Fotos, die ich dabei machen konnte, auch tatsächlich aufleben zu lassen.
Die gestellte Aufgabe ist es, sich jeweils zwischen zwei Gegensätzen zu entscheiden. Gegensätze gehören für mich aber zusammen, denn sie machen meine Welt komplett. Die Vielfalt unserer Welt ist es, die mich im Alltag und auf meinen Reisen so besonders reizt. Daher gibt es hier von mir kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch. Ich mag es nicht, wenn unsere Welt zu sehr in Kategorien eingeteilt wird. Zwischen Schwarz und Weiss gibt es viele Nuancen und zwischen Schwarz und Weiss passt eine Menge Bunt!
Stadtbild oder Landschaft
Städte vibrieren, sie haben Rhythmus und sie sind voller Leben und meist voller Gegensätze. Ich liebe es, dieses Leben und diese Gegensätze mit der Kamera einzufangen. Wie hier auf dem Foto der Basilius Kathedrale mit den üblichen Hochhäusern der modernen Grossstadt im Hintergrund. Moskau habe ich in diesem Jahr, nach einer fast dreissigjährigen Pause, wieder einmal besuchen dürfen. Die Stadt und die Landschaften, die ich auf der Flusskreuzfahrt durch Karelien bis ans Weisse Meer erleben durfte, haben mich in ihren Bann gezogen.
Landschaften lassen uns Platz, unseren Gedanken freien Lauf zu lassen. Sie verzaubern auf ihre ganz eigene und einzigartige Art. Besonders, wenn sie launisch sind und ein Gewitter aufzieht, wie auf diesem Foto von meinem Sommer in der Toskana. Hach, die Toskana bietet ohnehin so unendlich viele wunderschöne Motive. Aber um ehrlich zu sein, bietet jede Landschaft unendlich viele schöne Motive. Es liegt nur an uns, genau hinzusehen.
Tier oder Pflanze
Ich liebe die Natur und ihre Farben, die sie am allerschönsten in den Blumen und Pflanzen zum Ausdruck bringt. Ich staune immer wieder, wie grosszügig, ja fast verschwenderisch sie mit den Farben umgeht. Ist das Blau nicht umwerfend? Das musste ich auf meiner Herbstwanderung auf dem Walserweg im Safiental einfach einfangen!
Tiere sind etwas Wunderbares. Ganz besonders, wenn man sie in freier Natur beobachten und fotografieren kann. Im Frühjahr ging für mich ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Hier kommen die Steinböcke im Frühling bis an die Ortsgrenze und man kann die Tiere ganz aus der Nähe beobachten. Ein wahnsinniges Erlebnis! Solche Fotomotive bekommt man nicht jeden Tag vor die Linse!
Berge oder Meer
Ganz klar beides! Ich liebe das Meer und ich liebe die Berge – und am allermeisten liebe ich es, wenn beides zusammentrifft. Darum bin ich so gerne in Irland unterwegs. Felsklippen, die steil ins Meer abfallen, Berge, die sanft ins Meer ausrollen, all das sind Landschaften, die mich fesseln. Ganz flach finde ich eher langweilig. Für mich muss die Natur Ecken und Kanten haben.
Eine grosse Portion Bergliebe gehört zu mir. Ich liebe es, in den Bergen wandernd unterwegs zu sein. Ich mag diesen Kontrast zwischen schroffen Felsen und grünen Wiesen. Ich mag das Geheimnisvolle, das die Berge ausstrahlen und ich mag die überraschenden Begegnungen in den Bergen. Wie hier die ausgebüxte Ziegenherde, die mich diesen Sommer auf dem Weg zu meiner Gletschertour auf dem Aletschgletscher überholt hat. Da entstehen dann Fotos, die man so nie planen könnte. Der Ziegenhirt konnte seine Herde übrigens wieder wohlbehalten einfangen. Er musste aber ganz schön hochsteigen.
Fremdländisch oder Einheimisch
Auch hier gibt es nur ein sowohl, als auch: Ich liebe es, fremde Menschen kennenzulernen. Menschen sind für mich der Schlüssel zu einem Land. Manche Begegnungen sind nur kurz, aber sie hallen noch lange nach. Diese ältere Frau verdiente sich in Russland ein Zubrot mit dem Verkauf von Maiglöckchen. Ich habe ihr zwei Sträusse abgekauft. Sie haben ihren betörenden Duft noch eine ganze Woche lang in meiner Schiffskabine verströmt.
Ich frage mich, was für Geschichten die Frau mir hätte erzählen können, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte. Wie ist ihr Leben verlaufen? Sie sieht ein wenig verschmitzt aus. Ihre Ausstrahlung war sehr offen. Ich denke, das konnte ich auf dem Foto ganz gut einfangen.
Zu Hause, das ist für mich der Bodensee und seine Menschen. Auch hier haben viele Menschen spannende Geschichten zu erzählen, wie etwa der Berufsfischer Rolf Meier, mit dem ich diesen Frühsommer raus auf den See fahren durfte. Er ist weitgereist und sehr verwurzelt mit dem See. Er liebt den See über alles und diese Liebe strahlt für mich auf diesem Foto aus.
Mir selbst ist tatsächlich erst durch meine Reisen bewusst geworden, wie sehr ich mich selbst mit dieser Region verwurzelt fühle. Hier bin ich zu Hause. Hierhin komme ich von meinen Reisen immer gerne und dankbar zurück. Ich könnte mir keine schönere Gegend zum Leben vorstellen!
Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang
Ich bin ein absoluter Morgenmensch. Ich liebe die klare Luft am Morgen und die Ruhe. Wenn dann noch so ein wunderschöner Sonnenaufgang, wie hier auf der kleinen Insel Inishbofin, den Tag ankündigt, dann kann dieser Tag eigentlich nur gut werden. Meint Ihr nicht auch?
Aber auch die abendliche Stille, die sich sogar über den Hamburger Hafen legt, kann mich voll und ganz einfangen. Schon gar, wenn sich dann noch das Abendrot über die Schiffskräne senkt. Ob die jungen Frauen im Vordergrund wohl absichtlich farblich abgestimmt zu den Landungsbrücken bekleidet sind? Ich mag dieses ungewöhnliche Sonnenuntergangbild.
Schwarz-weiß oder bunt
Bunt! Die Welt ist bunt und ich liebe alles, was bunt ist! Bunt ist fröhlich und frisch. Fröhlich wie diese bunten Bojen, die zur Markierung der Hummerfallen in Neuengland dienen. Dieses Foto ist im Hafen von Provincetown, USA entstanden. Provincetown ist ein, in vielerlei Hinsicht, buntes Städtchen. Bunt und lebensfroh. Das zeigte sich mit diesen Bojen bereits bei meiner Ankunft auf dem Pier.
Schwarz-weiss nehme ich trotzdem dazu. Mein Mann, der mich sowohl im Leben, als auch im Bereich der Fotografie wunderbar ergänzt, liebt schwarz-weiss Aufnahmen – und ich liebe seine Fotos (und ihn natürlich!)
Eigentlich wäre die Aufgabe hiermit erledigt, aber drei Zugaben habe ich noch:
Alt oder neu
Ich bin immer wieder ganz ehrfürchtig vor dem, was die grossen Baumeister früher erschaffen haben. Wie hier beim Dom von Siena. Es macht Spass, all diese wunderbaren Details mit der Kamera einzufangen.
Aber auch die Glaspaläste der Grossstadt können mich fesseln. Wie hier in Boston. Ich liebe es, wenn sich Gebäude in den Glasfassaden anderer Gebäude spiegeln. Das verleiht den sonst glatten Flächen soviel mehr Profil und das Aussehen ändert sich permanent.
Wärme oder Kälte
Ganz klar Wärme! Ich liebe es, wenn es schön warm ist und die Temperaturen über 25 Grad klettern, dann fühle ich mich wohl. Auch darum liebe ich Thailand so sehr. Abgesehen davon ist die Natur dort umwerfen schön, wie hier im Inselparadies der Andamansee.
ABER ich mag die Zauberlandschaften des Winters auch sehr gerne und an einem sonnigen Tag beim Schneeschuhwandern kann ich mich durchaus mit der Kälte versöhnen. Bei Fotomotiven wie diesem sowieso!
Wild oder geordnet
Ich habe sehr viel Respekt vor der Unberechenbarkeit und der Wildheit der Natur und gleichzeitig finde ich sie faszinierend schön. Die Spuren ihrer Kraft, die sich in vielen Landschaften, wie hier in der Rheinschlucht wiederfinden, beeindrucken mich sehr.
Aber auch die von Menschenhand geschaffene Ordnung, die Geometrie der Dinge fesselt mich. Es ist die Vielfalt die schlussendlich die Schönheit unserer Welt ausmacht. Wir müssen nur unsere Augen und unsere Herzen dafür öffnen.
Mein schönstes Foto 2019
Was für eine unglaublich schwierige Aufgabe, das schönste Fotos des Jahres rauszusuchen! Dürfen es nicht 10 oder 20 sein? Ich hätte da noch ein paar…
Aber da ich mich ja nun mal entscheiden muss, wähle ich dieses Foto aus der Toskana. Per Zufall sind wir kurz vor einem heftigen Gewitter an diesem Zypressenwäldchen vorbeigefahren.
Es blitze und donnerte und auf der gegenüberliegenden Strassenseite bildete sich ein Regenbogen. Die Stimmung war schon fast unwirklich und ich MUSSTE sie mit der Kamera einfangen. Zum Glück gab es an der Strasse einen kleinen Parkplatz und ich konnte schnell aus dem Auto springen und auf den Auslöser drücken, bevor das Unwetter so richtig losging. Keine Minute später goss es wie aus Kübeln und die Strasse wurde teilweise überflutet. Die Weiterfahrt war entsprechend abenteuerlich. Aber ich war voller Adrenalin, weil ich mich so sehr über dieses Glück freute, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um diesen wahnsinnigen Moment einzufangen. Diese Bäume in den sanften Hügeln, die ihren Schatten vorauswerfen und das Schwarz des tobenden Himmels, haben es mir angetan.
12 Antworten
Hallo Ellen,
Tolle Aufnahmen hast du. Dein schönstes Bild gefällt mir auch am besten. Die Stimmung kurz vor einem Gewitter finde ich mit am schönsten überhaupt. Leider wird man nach solch einer Aufnahme oft nass
Viele Grüße
Webundwelt
Lieber Chris
Hab ganz herzlichen Dank für Dein Lob. Ich freue mich sehr darüber! Stimmt, ich bin dabei tatsächlich etwas nass geworden, konnte mich dann aber schnell ins Auto flüchten.
Liebe Grüsse
Ellen
Moin Moin …
da zeigst Du tolle Bilder in einer tollen Mischung! Ich glaube, der Fischer auf dem Foto ist ganz gut getroffen.
Beste Grüsse
Torsten
Danke Dir! Es freut mich sehr, dass Dir die Fotos gefallen!
Liebe Grüsse
Ellen
Liebe Ellen,
tolle Bilder und eine sehr schöne, abwechslungsreiche Zusammenstellung. Besonders gut gefällt mir das authentische Lächeln der Maiglöckchen-Verkäuferin. Genau im richtigen Moment abgedrückt!
Liebe Grüße
Verena
Liebe Verena
Hab ganz herzlichen Dank für Deine lobenden Worte. Das freut mich riesig. Die Maiglöckchen-Verkäuferin hatte es mir auch angetan. Der süsse Duft der Maigläckchen in meiner Schiffskabine hat mich noch einige Tage sehr an diese flüchtige Begegnung erinnert.
Liebe Grüsse
Ellen
Klasse Auswahl an Bilder! Dein schönstes Bild ist auch mein Favorit, aber auch die Basilius Kathedrale mag ich sehr. Haben deinen Beitrag gerne verlinkt.
LG aus Görlitz
Ina
Liebe Ina
Hab ganz herzlichen Dank!
Beste Grüsse
Ellen
Moin Ellen! Könntest du bitte sagen, welche Bildbearbeitungsprogramm du verwendest? Die Bilder sind unglaublich, danke für die Fotoparade.
Liebe Katrin
Das freut mich sehr, dass DIr meine Fotos gefallen. Ich arbeite mit Lightroom.
Liebe Grüsse
Ellen
Hallo Ellen,
wie witzig, ich hatte es dieses Jahr auch mit den Maiglöckchen… aber nicht in Russland, sondern im Elsass. Dort schenkt man lieben Freunden am 1. Mai einen kleinen Strauss, so wie ihn deine Blumenverkäuferin in der Hand hat.
Schöne Reisen und tolle Fotos.
Herzliche Grüße Heike von Linie 5
Liebe Heike
Danke Dir, für Deine netten Worte.
Das Elsass ist ja auch immer eine Reise wert.
Ganz herzliche Grüsse
Ellen