Kaum ist die Grenze vom Schweizer Engadin nach Italien überquert, weist das breite Tal des Vinschgau den Weg in Richtung Meran. Rechts und links die Berge, wie schützende Riesen. Auf den Flanken der Berge zahlreiche Burgen, die abenteuerlich auf Felsvorsprüngen kleben. Weinreben, bis hoch hinaus, als wollte man auch dem letzten Fleckchen Erde auch noch ein paar Trauben für den köstlichen Wein abtrotzen. Unten im Tal Apfelplantagen so weit das Auge reicht. Nur hie und da hängen Ende Oktober noch ein paar Äpfel an den Bäumen. Späte Sorten, die in den letzten wärmenden Sonnenstrahlen ein verführerisches Rot entfalten. Eine kurzweilige Fahrt. Mit der Bahn allemal. Man hat Zeit zu schauen und zu staunen.
So ist Meran, das Ziel meiner Herbstreise, schnell erreicht.
Oberhalb Meran, in Dorf Tirol, beziehe im Hotel Gartner mein Quartier. Ein schickes, modernes Haus. Kunstwerke mit einem Augenzwinkern und Bücher sind allgegenwärtig. Ganz nach meinem Geschmack. Und Iggy Pop scheint es auch zu gefallen…
Selten habe ich bei der Ankunft in einem Hotel eine so herzliche Begrüssung erlebt, wie von Herrn und Frau Gartner. Die beiden strahlen um die Wette und das ganze Haus spiegelt das wieder. Als ich mein Zimmer für die nächsten Tage beziehe, strahle auch ich. Der Ausblick über das Meraner Land ist umwerfend. Ich bin im Himmel. Auch die köstlichen, selbstgemachten Begrüssungspralinen sind himmlisch.
Aber nicht zu viel Naschen! Das Meraner Land hat eine Menge an Köstlichkeiten zu bieten…
Törggelen in Südtirol
Auf zum Törggelen!
Im Herbst wird im Südtirol getörggelt. Nachdem die Ernte eingebracht ist, trifft man sich traditionell in den Buschenschänken. Bei Blutwurst, Hauswurst, Sauerkraut, Knödeln und frischem Wein (Suser) wird die Ernte in geselliger Runde gefeiert. Im Schnalshuberhof in Algund geniesse ich die Leckereien aus biologischem Anbau, während Hans-Jörg, der Wirt vom Schnalshuberhof, Schwänke aus seiner Jugend zum Besten gibt. Dazwischen rezitiert er Gedichte von Schiller und Goethe.
Nachdem er „die Glocke“ zum Besten gegeben hat, schält er Maroni, türmt mit dem Messer etwas Butter darauf und schiebt sie zu mir zu. Köstlich! „Maroni gehören zum Törggelen einfach dazu“, grinst er, während ich die schmackhaften Esskastanien geniesse.
Ein nettes Völkchen- diese Südtiroler!
Der neue Wein, die gute Luft und ein bequemes Bett bescheren mir einen erholsamen Schlaf, aus dem ich voller Tatendrang früh am Morgen erwache. Das Frühstück fällt aus, bzw. findet später weiter oben am Berg statt.
Genusswanderung: Gasthof Waldbichl, Wurzeralm, Vöraner Alm
Im Gasthof Waldbichl auf 1500 m Höhe, bei den Schwestern Irene und Claudia, wartet bereits ein verführerisches Buffet auf mich. Selbstgebackene Brötchen, Frischkäse mit Kräutern von der Bergwiese, selbstgemachte Marmeladen. Herz, was begehrst du mehr! Nach dem Mondkalender leben die beiden Schwestern, erfahre ich und auch das Zirbenholz für die hellen, gemütlichen Gästezimmer wurde nach dem Mond geschlagen.
Ob es am Mond liegt oder nicht die Goggelen (südtirolerisch: Eier) schmecken hier oben ganz besonders gut. In der Küche zaubert Claudia einen goldgelben Bisquitteig für Ihre Preiselbeerrouladen, während Irene flink ein paar Knödel rollt und vorsichtig ins fast siedende Wasser gleiten lässt.
Auf meine Frage, ob sie den in der Gegend einen Lieblingsort haben, sind sich die Schwestern einig: „Die Stoanernen Mandln! Mindestens einmal im Jahr versuchen wir vor Sonnenaufgang dort zu sein. Ein mystischer, magischer Ort. Früher sind dort oben angeblichen Hexen zusammengekommen. Das ist ein Ort für uns Rothaarige“. Die beiden lachen und werfen sich einen vielsagenden Blick zu.
Ich fühle mich ein wenig verzaubert. Die Herbstsonne ist noch herrlich warm und die gold und dunkelgrün gesprenkelten Flanken verleihen den ohnehin schon beeindruckenden Bergriesen eine Magie, der man sich nicht entziehen kann.
In dieser Traumlandschaft führt ein Wanderweg durch bunte Zauberwälder weiter hinauf zur Wurzalm. Königin, bzw. Wirtin der Wuzalm ist die fröhliche Ulli.
Kaum zu glauben, aber im Magen ist schon wieder Platz für das nächste Häppchen. Während Ulli lachend die Geschichte vom Ziegenbock erzählt, der eines Tages seinen Gefallen an Bier fand, geniesse ich die Rotkrautknödel. Vier Liter Bier hatte er getrunken und Ulli hatte nichts davon gemerkt, weil sie in der Küche um das Wohlergehen der Gäste bemüht war. Der Ziegenbock hatte danach natürlich einen tüchtigen Rausch. Seitdem achtet Ulli peinlich darauf, dass er sich vom Bier fern hält.
Da haben es die Hausschweine mit den netten Namen „Kaminwurz“, „Speck“ und „Olga“ besser. Der zweite Knödel, der in meinem Bauch partout keinen Platz mehr findet, verschwindet mit genüsslichem Schmatzen und Grunzen in ihren Mäulern. Ulli strahlt.
Mit dem Strahlen im Herzen wandere ich vergnügt weiter. In etwa einer halben Stunde ist auch schon die Vöraner Alm erreicht.
Auch hier werde ich mit einem herzlichen Lächeln begrüsst. Barabara ist auf der Vöraner Alm aufgewachsen. Ein magischer Ort von dem der Blick auf die fernen, von der Herbstsonne sanft beleuchteten Berge schweift. „Nur die Leute aus dem Tal, die hier hoch kommen und es so sehr eilig haben und als erstes noch nach WLAN fragen, die kann ich nicht verstehen“, sagt Barbara etwas nachdenklich und deutet mit einem Kopfnicken auf die herbstlichen Wiesen, die bunten Wälder, die Bergspitzen. Ich weiss was sie meint – und schon wieder ist das Nachdenkliche aus ihrem Gesicht verschwunden und sie strahlt.
Während die Sonne noch mit letzter Kraft zwischen den Bäumen durchleuchtet ist es für mich Zeit wieder runter ins Tal zu wandern. Ich fühle mich leicht und beschwingt.
Die Menschen am Berg haben mir eine grosse Scheibe vom Glück mitgegeben!
Echte Qualität am Berg – ein Treffen mit der Schauspielerin Christine Lasta
Wieder in Dorf Tirol angelangt, treffe ich mich im Küglerhof mit der sympatischen südtiroler Schauspielerin und Autorin Christine Lasta. Bei einem gemeinsamen Abendessen im Feinschmeckerlokal kommen wir schnell ins Gespräch. Am Morgen bin ich auf den Spuren ihres Buches gewandert, habe ich einige der Menschen getroffen, über die sie in Ihrem Buch „Echte Qualität am Berg“ schreibt. Ein Buch über Wanderungen zu authentischen Almgasthäusern und Schutzhütten im Meraner Land und über ihre Begegnungen mit den Menschen am Berg.
Auf die Frage, was ihr bei der Recherche zu ihrem Buch besonders aufgefallen sei, meint sie schlicht, aber sehr ergreifend: „Die sind alle so glücklich!“ Auch wenn ich nur einen kleinen Teil gesehen hatte, weiss ich genau, was sie meint.
Nach netten Gesprächen, exquisiten Speisen und köstlichem Südtiroler Wein schlummere ich mit einem Lächeln im Gesicht ein.
Grosse Liebe: Meran
Die Sonnenstrahlen kitzeln mich am nächsten Morgen wach. Ich kann mich immer noch nicht sattsehen an dieser Aussicht!
Nach einem reichhaltigen Frühstück, werde ich von der immer strahlenden, frischen Gastgeberin, Barbara Gartner, mit Tipps für meinen Ausflug in die Stadt Meran versorgt. Es sind genau diese Tipps die ich brauche, wenn ich mal ohne meine Familie unterwegs bin. Ihr versteht schon: Bekleidungsgeschäfte, Schuhgeschäfte….
Ein paar Meter vom Haus entfernt schwinge ich mich auf die Seilbahn, deren Gondeln mich an Gartenstühle erinnern. Ich schwebe schon kurz darauf im Gartenstuhl über die Weinreben hinunter, mitten rein ins Getümmel von Meran.
Ich bummle durch die Laubengasse der idyllischen Kleinstadt und erfreue mich an der schicken Mode in den Auslagen. Es dauert nicht lange, bis sich die Tragetaschen in meinen Händen dicht aneinander drängen. Ich höre eine Frau, die mit ihrer Tochter und ihrem Gatten unterwegs ist „… nur noch hier rein…“ sagen und ihr Gatte stöhnt unüberhörbar. Ich aber habe ein breites Grinsen im Gesicht. Auch mal schön, so alleine loszuziehen!
Ich bin glücklich über diesen wunderschönen Tag an diesem zauberhaften Ort – und natürlich auch über meine Trophäen.
Eingekauft habe ich also genug und so bleibt noch Zeit für einen kleinen Rundgang: Ich spaziere durch die mittelalterliche Altstadt hoch zum Tappeinerweg, von dem aus man einen traumhaften Blick über Meran hat. Danach schlendere ich wieder runter und flaniere auf der eleganten Promenade, vorbei an gut besuchten Strassencafés. „Es ist, als hätte mir der Sommer noch ein paar Tage geschenkt“, denke ich, während ich an Menschen in T-Shirt vorbeigehe, die sich von der Herbstsonne wärmen lassen. Wohlgemerkt: es ist Ende Oktober!
Die Palmen, die leicht vom ersten Schnee gezuckerten Berggipfel, die Weinberge, die malerischen Gässchen, die mondäne Promenade und die Sonne lassen mein Herz höher schlagen: grosse Liebe Meran! Und plötzlich wünschte ich doch, ich hätte meine Lieben dabei. Gibt es etwas Schöneres, als solche Eindrücke zu teilen?
Als Kompensation nehme ich, nach einer genussvollen Jause im Genussmarkt Pur Südtirol, zwei Gläser südtiroler Schokobrotaufstrich für meine Lieben zu Hause mit….
Die sieben Gärten des Weinguts Kränzelhof in Tscherms
Den Nachmittag verbringe ich auf dem Weingut Kränzelhof beim Grafen Franz Pfeil, seines Zeichens angehender Lebenskünstler. Warum „angehender“ habe ich allerdings nicht wirklich verstanden. Der Graf hat sich auf seinem Anwesen sieben Gärten geschaffen: den Garten des Vertrauens, den Garten der Sinnlichkeit, den Labyrinthgarten, das Theater, den Garten der Liebe, die Festwiese und den Ying & Yang Garten. Der perfekte Ort um seinen Wein, wie flüssige Kunstwerke, in leuchtendem Rot und Gold zu präsentieren. Und aussergewöhnliche Kunstwerke sind das allemal! Ich habe selten so köstlichen Wein gekostet. Einer besser als der andere, der Rote, wie auch der Weisse!
Während der Graf über das Leben philosophiert, über seine schwere Kindheit als dreifacher Schulwiederholer erzählt und über seinen Traum, einen ganz besonderen Ort für seine Familie zu schaffen, nippe ich immer wieder genüsslich am Glas und lasse meinen Blick in die Ferne schweifen. Über die herbstlich gefärbten Weinberge, die hohen Berge im Hintergrund: ein ganz besonderer Ort! Ist es der Wein, der mich etwas schwindlig macht? Warum eigentlich die sieben Gärten und nicht der siebte Himmel?
Wie praktisch, dass sich das letzte Ziel meiner Reise ins Meraner Land auf dem Anwesen des Grafen befindet. Das Restaurant Miil. Ein kulinarischer Höhenflug im ländlich modernen Ambiente.
Dort, wo früher einmal Getreide zu Mehl gemahlen wurde, zaubern Chefkoch Othmar Raich und sein Team aus frischen, meist regionalen Zutaten raffinierte Gaumenfreuden, die in Kombination mit dem Wein des Kränzelhofes eines tun: sie machen glücklich!
Was für ein Wochenende!
Leider muss ich am nächsten Tag schon wieder Abschied nehmen vom schönen Meraner Land. Mit viel Sonne im Herzen und einem Lächeln im Gesicht steige ich in den Zug zurück in Richtung Heimat.
Mein Fazit zum Meranerland im Herbst
Das Meraner Land macht glücklich!
Nachdem meine Lieben zu Hause meine Fotos gesehen und von dem köstlichen Brotaufstrich probiert haben, sind Sie sich einig: Da müssen wir unbedingt wieder mal gemeinsam hin! Recht haben sie!
Geht raus und entdeckt die schönen Orte dieser Welt und lasst Euch einfach anstecken vom Glück!
Mit sonnigen Grüssen:
Extratipps:
Anreise:
- Mit dem ÖV (SBB und dem Postauto) ist Meran ab Zürich in knapp 6 Stunden erreicht.
- Mit dem Auto ca. 5 Stunden.
Hotelempfehlung:
Hotel Gartner, Dorf Tirol, Hauptstrasse 65: Schickes Hotel mit einer ganz persönlichen Note. Menschen die moderne Kunst, Bücher und herzliche Gastgeber mögen, sind bei Gartners perfekt aufgehoben. Es gibt auch Familienzimmer!
Törggelen:
Törggelen im Schnalshuberhof, Oberplars 2, 39022 Algund: Bioprodukte aus eigener Produktion. Holzgetäfelte und mit alten Zeitungen beklebte Wände in einer Gaststube.
Getörggelt wird in den Kastaniengebieten von Mitte September bis Mitte November.
Wanderung:
Gasthof Waldbichl, Wurzeralm, Vöraner Alm: Leichte Wanderung ca. 3.5 Std.
Gästezimmer:
Gasthof Waldbichl, 39010 Vöran, Aschler Weg 11:
Freundliche, helle Gästezimmer mitten in der Natur. Familienzimmer.
Retaurants:
- Küglerhof, Dorf Tirol, Haslachstrasse 82: Gourmetküche
- Genussmarkt Pur Südtirol, Freiheitsstrasse 35, Meran: Einfache, aber sehr feine Küche in lockerer Atmosphäre.
- Miil Tscherms, Gampenstraße 1, 39010 Tscherms: Gourmetküche. Ausgezeichnetes Preis/Leistungsverhältnis!
Einkaufen:
- Schicke Modegeschäfte gibt es in Meran in grosser Auswahl.
- Ein riesiges Sortiment an Tüchern in allen Preisklassen, Formen und Farben, sowie Krawatten findet man im Silk , Laubengasse 119/123, in einer kleinen Seitengasse.
- Genussmarkt Pur Südtirol für kulinarische und handwerkliche Produkte aus Südtirol
Mit dabei war Fraziska von BayfairDrive
Weitere Genussreisetipps für diese Region findet Ihr beim WellSpa-Portal: Trainingslager der Genussreisetipps
Offenlegung: herzlichen Dank an die Marketingesellschaft Meran für die freundliche Einladung zu dieser Recherchereise
3 Antworten
Im Artikel über Meran wurden sehr eindrucksvoll Land & Leute vorgestellt. Beim Lesen fühlte ich mich in unseren Kurzurlaub im Oktober zurückversetzt – fast dachte ich ich hätte ihn selbst geschrieben 😉
Liebe Ellen,
mal davon abgesehen, dass ich jetzt Hunger habe und unbedingt nach Südtirol will, möchte ich dir zum neuen Blog-Design gratulieren. Die Arbeit und Mühe hat sich gelohnt, ich finde, es ist super geworden!!! 🙂
LG Antje
Liebe Antje
Das freut mich riesig!!! Was für ein schöner Start in die neue Woche! Danke Dir!
Ganz lieber Gruss,
Ellen