Ernest Hemingway, der amerikanische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, war bekanntlich ein weitgereister und von Abenteuerlust getriebener Mann. Afrika, Kuba, Florida, Paris – die Liste mit Orten, an denen er sein Glück suchte könnte lange weitergeführt werden. Was aber wenige wissen ist, dass er zwei Winter lang, 1924/25 und 1925/26, im Montafon in Vorarlberg weilte und hier sein persönliches Paradies fand.
Den ersten Winter verbrachte er mit seiner ersten Frau Hadley und seinem Sohn John, genannt Bumby, im Winterparadies. Er nutze die Zeit zu schreiben, mit dem Ziel seine Journalistentätigkeit hinter sich zu lassen und fortan als Schriftsteller tätig zu sein.
Im zweiten Winter kam er mit einer ganzen Gefolgschaft. Dieser Winter war schicksalhaft für sein weiteres Leben. Neben der Tatsache, dass er während seiner Zeit im Montafon seinen Durchbruch als Schriftsteller schaffte, bahnte sich hier mit der amerikanischen Millionärstochter Pauline Pfeiffer eine leidenschaftliche Affäre an. Doch das soll hier nicht weiter mein Thema sein.
Hemingways Abenteuer- und Reiselust und seine Liebe zur Natur sprüht aus vielen seiner Geschichten und Romane. Genau deshalb liebe ich Hemingway. Ich habe mich auf Spurensuche ins Winterzauberland des Montafon begeben.
Soviel schon mal vorweg: sehr viele Spuren hat Hemingway im Montafon nicht hinterlassen. Was aber geblieben ist, ist die umwerfende Landschaft und Natur, die es dem Schriftsteller damals so angetan hat.
Auf Spurensuche im Posthotel Rössle
Die Strasse windet sich in zahreichen Kurven das Tal hinauf. Mein Ziel ist das Posthotel Rössle in Gaschurn. Ein gemütliches Vorarlberger Hotel, in dem auch Hemingway, mit seiner Frau und, so heisst es, mit seiner Geliebten logierte.
Mich empfangen ein gemütliches Zimmer, ein wunderschöner, holzgetäfelter Speisesaal und eine ausgezeichnete Küche.
Wenig erinnert hier an Hemingways Anwesenheit. Eine kleine Bildergalerie im ersten Stock und ein Eintrag im Fremdenbuch, den mir der Gastwirt auf mein Nachfragen bereitwillig zeigt.
Hemingway Ausstellung in Gaschurn
Gegenüber bei der Tourismusinformation finde ich eine kleine Ausstellung, die einen Einblick in Hemingways Leben und vor allem in seine Zeit in Vorarlberg gibt.
Silvretta Bielerhöhe
Die Natur hatte es ihm ganz besonders angetan. So ist er zu zahlreichen Touren in die schneebedeckte Bergwelt aufgebrochen. Immer wieder zog es ihn in das Silvrettamassiv. Mit Seehundfellen an den Skiern stieg er damals von Partenen aus, rund 1’000 Höhenmeter auf zur Bielerhöhe. Das muss noch ein echtes Abenteuer gewesen sein. Wobei ich auch heute noch die Anreise im Winter von der Talstation der Vermuntbahn in Partenen aus als durchaus abenteuerlich bezeichnen würde. Der erste Abschnitt mit der Vermuntbahn ist ja noch ziemlich gewöhnlich. Doch dann heisst es Umsteigen auf den Tunnelbus und dieser fährt in rasanten Tempo durch ein abenteuerliches Tunnelsystem, das in engen Kurven durch den Berg hinauf zur Bielerhöhe führt. Ein echt abenteuerliches Erlebnis!
Kaum hat man die Enge des Tunnels hinter sich gelassen, öffnet sich der Blick über den zugefrorenen Stausee auf die Bergkulisse des Silvrettamassivs. Wir befinden uns auf 2030 m.ü.M. Leider sind die umliegenden Berge von Schneewolken verhangen, was jedoch einige Skifahrer und Langläufer nicht davon abhält das ausgedehnte Winterparadies zu entdecken.
Ich begnüge mich damit zu Fuss über den See zu wandern und spüre dabei die Faszination, die diese Gegend damals vermutlich auch auf Hemingway ausgeübt haben muss. Die Bergzacken, die immer wieder zwischen den Wolken hervorblitzen, die ständig wechselnde Stimmung, die Sonne, die gegen die Wolken ankämpft und zumindest an diesem Tag schliesslich doch unterliegt. Schade. Später versinkt der Traum dann völlig im Weiss der Wolken und des Schnees.
Es wird Zeit sich aufzuwärmen. Im modernen, preisgekrönten Silvretta-Haus geniessen wir das, was für mich zu jedem Besuch in Österreich unabdingbar dazugehört: den obligatorischen Kaiserschmarrn! Hemingway hatte Recht. Hier liegt ein kleines Paradies! Ob er auch Kaiserschmarrn genossen hat ist meines Wissens nicht überliefert, aber ich vermute es doch stark.
Auf Hemingways Spuren in Tschagguns – Schruns
Wohl überliefert ist, dass eines seiner Lieblingslokale der Gasthof Löwen in Tschagguns war. Ein paar Bilder an seinem Lieblingsplatz erinnern zu meiner Freude noch daran. Die Küche überzeugt auch heute noch. Besonders das Wiener Schnitzel. Manche Dinge ändern sich zum Glück nicht so schnell!
In Schruns finde ich weitere Spuren Hemingways: eine kleine Tafel am Hotel Taube, wo er damals die meiste Zeit logierte, eine etwas umfangreichere Ausstellung über den Literatur-Nobelpreisträger im Tourismusbüro und eine kleine Büste, die an seine Zeit im Montafon erinnern soll.
Doch wie Hemingway auch, zieht es mich in die Natur.
Schneeschuhwandern im Gauertal
Neben seinen Touren im Silvrettamassiv unternahm Hemingway viele ausgedehnte Touren in der Region. Mindestens eine führte ihn in Gauertal, wo die Anstrengung des Anstieges durch einen Blick auf die markanten Drei Türme belohnt wird. Ich entscheide mich hier für eine geführte Schneeschuhwanderung. Von der Golmerbahn in Latschau oberhalb Tschagguns, geht es mit Schneeschuhen an den Füssen und einem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) unter der Jacke hinauf zu den tief verschneiten Maiensässen. Hin und wieder öffnet sich der Blick ins Tal und auf die Sonnenseite des Montafons. Dort hat die Kraft der Sonne schon ganze Arbeit geleistet und nur ein paar Schneeflecken übrig gelassen.
Ich folge Wanderführerin Irena vom Verein BergAktiv Montafon, die ortskundig und sicher durch die schneeverträumte Natur führt und dabei viel über die Region zu berichten weiss.
Es sind Geschichten von Schmugglern, die in früheren Tagen Kaffee, Tabak und Zucker aus der benachbarten Schweiz brachten. Im Gegenzug dazu brachten die österreichischen Schmuggler Salz und Speck in die Schweiz.
Leider bleibt mir am Ende des Aufstiegs der Blick auf die Drei Türme in ihrer ganzen Pracht verwehrt.
Aber auch hier hat mich das Winterwunderland des Montafon trotz der Wolken verzaubert. Die Maiensässe und Alpen sind dick eingehüllt in eine winterlich weisse Decke und ich verstehe bei jedem Schritt mehr, warum Hemingway das Montafon „sein Paradies“ nannte. Ein zauberhafter Ort, dessen Magie man sich kaum entziehen kann!
Mein Fazit zum Montafon:
Man muss nicht zwingend ein grosser Hemingway-Fan sein, um sich in die Region des Montafon zu verlieben und doch bin ich ihm dankbar, dass er mich dazu animiert hat dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu entdecken!
Tut es Hemingway gleich, geht hinaus, sucht das Abenteuer und vielleicht findet Ihr dabei auch Eurer persönliches kleines Paradies. Vielleicht sogar im Montafon!?
Mit sonnigen Grüssen,
Die kürzeste Antwort auf etwas ist es einfach zu tun.
Ernest Hemingway
Weitere Informationen
Das Tal des Montafon erstreckt sich über eine Länge von 39 km von der vorarlbergischen Stadt Bludenz bis hin zur Bielerhöhe an der Grenze zu Tirol. Der Piz Buin ist mit 3312m die höchste Erhebung im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Im Winter ist das Montafon ein Paradies für Skifahrer, Langläufer und Winterwanderer. Im Sommer locken zahlreiche Wanderwege, sowohl in den Bergen, als auch im Tal.
Weitere Infos zur Region: Homepage Montafon
Wir waren im Posthotel Rössle in Gaschurn untergebracht. Eine gute Adresse, die sowohl wegen der Lage, den geräumigen Zimmern, wegen der sehr guten Küche und einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis überzeugt. Eine Unterkunft, die sich auch für Familienferien sehr gut eignet.
Silvretta-Haus auf der Bielerhöhe: Sehr guter Kaiserschamrrn!
Gasthof Löwen in Tschagguns: Sehr gute österreichische Küche. Super Schnitzel!
Naturfreundehaus im Gauertal: Sensationeller Kaiserschmarrn! Hier werden lokale Bio-Produkte verwendet.
Weitere Infos zur Anreise etc. finden sich auf der Homepage von Golm Silvretta Lünersee Tourismus.
Infos zu den geführten Schneeschuhwanderungen sind beim Verein Berg Aktiv Montafon zu finden.
Lesenswert: Wie Familienferien im Montafon aussehen können, erfahrt Ihr bei Travelisto.
Leseempfehlung
Weitere Tipps rund um Aktivitäten im Montafon gibt es bei Melanie von Urlaubsgeschichten.at: Wandern und sporteln für Faule
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
Offenlegung: Diese Recherchereise fand auf Einladung des Tourismus Montafon statt. Herzlichen Dank dafür!