Naturparadies Engelberg – den Engeln ganz nah

Engelberg gilt als Paradies für Naturliebhaber, Wanderer und Biker. Und auch für Kinder bietet es viel Spiel, Spass und Abenteuer. Am schönsten ist es in den ruhigen Abend- und frühen Morgenstunden.
Inhalt

Wären wir doch bloss mit dem Zug gefahren. Die Axenstrasse am östlichen Ufer des Vierwaldstättersees ist gesperrt, die Verkehrssituation rund um Luzern prekär. Wir entscheiden uns daher für den Weg über den Klausenpass – sicherlich die schönste Strecke, aber keinesfalls die kürzeste. Dass der Berg zwischen Glarus und Altdorf derart hoch ist (1948 Meter, um genau zu sein), haben wir schlichtweg nicht gewusst (und unserem Navi wollten wir nicht glauben). Nun ja, schön ist es allemal. Und in Altdorf war ich auch noch nie. Wenn man also Zeit hat…

Nach geschlagenen dreieinhalb Stunden kommen wir in Engelberg an und machen uns sogleich auf den Weg zum Veloladen, der uns zuliebe extra später Mittagspause macht. Die Region ist ein bekanntes Biker-Eldorado. Hier gibt’s auch für die Jüngsten Mietvelos. Ausgestattet mit modernen Mountainbikes fahren wir in Richtung Talstation, denn jetzt geht’s in die Höhe.

Titlis Adventure Park – das Abenteuer beginnt

Bereits 1913 wurde begonnen, die Titlisregion durch Seilbahnen zu erschliessen. Die heutige Gondelbahn von Engelberg nach Trübsee ist allerdings brandneu. Oben angekommen, erwartet uns sogleich der Titlis Adventure Park mit Trampolin und BagJump Tower. Unsere Kinder toben sich nach der langen Autofahrt erst einmal aus. Und versuchen sich erstmals im Curling.

In seiner ganzen Pracht liegt der Trübsee unterhalb der Gondelstation. Heute ist es recht voll hier oben, es findet ein nationaler Orientierungslauf statt. Wir kommen aber ohnehin nicht weit, denn direkt am See lockt ein riesiger Spielplatz, der ganz unter dem Motto „Schmuggler und Säumer“ steht: Es gibt einen Schmugglerturm, mehrere Schatztruhen und diverse Tunnel- und Grabenlabyrinthe. Wer will, kann sich mithilfe einer Schmugglerkarte auch auf den Erlebnisweg machen.

Jochpass – auf 2222 Metern über dem Meer

Als es zu regnen beginnt, sind unsere Kinder noch derart in ihr Spiel vertieft, dass wir sie kaum wegbekommen. Doch um 16.30 Uhr fährt die letzte Sesselbahn hoch zum Bärghuis Jochpass, wo wir übernachten wollen. Noch während wir uns ärgern, dass uns Petrus nicht wohlgesonnener ist, stockt uns der Atem: ein doppelter Regenbogen verzaubert das Bergpanorama und taucht die ganze Landschaft in ein wahrhaft märchenhaftes – oder engelhaftes? – Licht.

doppelter Regenbogen Trübsee

Das Bärghuis Jochpass liegt auf 2222 Metern über dem Meer und ist genau das, was man sich nach einem anstrengenden Tag wünscht: Hüttencharme einerseits, minimaler Luxus andererseits.

Zimmer Bärghuis Jochpass
Gemütliche Zimmer im Bärghuis Jochpass

Bevor es zum Abendessen geht, wärmen wir uns in der Sauna auf, die gleich neben unserem Zimmer liegt – und von der aus man eine atemberaubende Sicht in die Berge geniesst. Himmlisch! Wir essen fein (und viel!), danach fallen wir todmüde in unsere nach Holz duftenden Betten. Wir schlafen wie Murmeltiere.

Bärghuis Jochpass
Bärghuis Jochpass
Aussicht Bärghuis
Was für eine Aussicht

Jochpass Trail: Übung macht den Meister

Am Morgen kitzeln uns die ersten Sonnenstrahlen wach. Juhu! Auch das Frühstücksbuffet ist unübertreffbar. Frischer Zopf, knusprige Gipfeli und dazu das Bergpanorama direkt vor der Nase. Bevor mögliche Wolken aufziehen, machen wir uns parat für das grösste Abenteuer unseres Ausflugs: den neuen Jochpass Trail. 4,5 Kilometer lang und 440 Meter tief. Ein Vergnügen „für jedes Level“, heisst es vielversprechend. Die Strecke wird als „leicht“ eingestuft. Wir vergewissern uns im Hotel: Selbst für unseren Fünfjährigen sei die Bikestrecke kein Problem, versichert man uns.

Zum Glück hören wir auf unser Bauchgefühl: Nachdem unser Jüngster bereits mit der ersten Kurve sichtlich Mühe hat, fahren Vater und Sohn mit der Gondel zurück nach Trübsee, während ich mit dem 10-Jährigen den Trail in Angriff nehme. Ein paar Jugendliche sausen den Weg hinab, als hätten sie noch nie etwas Anderes getan. Aber wir, wir sind Stadtmenschen. Unsere Velos bringen uns zur Arbeit und zur Schule, aber keinen steilen Berg hinab. Ich komme mir so vor, als hätte mir jemand Ski angeschnallt und gesagt: Hopp, den Berg hinab. Ohne jedwede Vorkenntnisse.

Mountainbike Engelberg
Über Stock und Stein geht die Fahrt mit dem Mountainbike

Wir versuchen unser Glück, denn Lust haben wir auf dieses Abenteuer! Aber die Angst ist gross, und wer keinen Mut hat, bremst – und fällt. Zweimal erwischt es mich. Und so schieben wir schlussendlich einen Grossteil der kurvigen Strecke bergab. Schade, aber die Sicherheit geht vor. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin von Natur aus ein vorsichtiger Mensch, was beim Biken sicher von Nachteil ist. Und Übung macht ausserdem ganz sicher den Meister. Aber bevor man Kinder den Trail hinabsausen lässt, sollten sie nicht nur sicher Velo fahren können (das kann mein Sohn nämlich), sondern auch mit dem Fahren auf steilen und kurvigen Wegen vertraut sein.

Mit dem Älplerseil nach Untertrübsee­­

Erleichtert kommen wir in Trübsee an. Nach einer kurzen Erholungspause machen wir uns gleich weiter auf in Richtung Untertrübsee. Etwas verunsichert, ob der Weg diesmal für unseren Junior leicht genug ist, beschliessen wir, nur bis zum anderen Seeende zu radeln und von dort aus das Älplerseil nach Untertrübsee zu nehmen, eine Luftseilbahn, die steil über die Felskante hinabführt. Für uns vier und unsere Velos brauchen wir zwei Gondeln.

Nur wenige Meter von der Talstation liegt das Restaurant Untertrübsee, wo wir zum Mittagessen einkehren. Und jetzt, ja jetzt haben wir keine Angst mehr. Von Untertrübsee nach Engelberg kann man problemlos mit dem Velo fahren – oder auch mit Trottinetts, die man gleich beim Restaurant mieten kann. Beschwingt sausen wir ins Tal hinab.

Restaurant Trübsee
Restaurant Trübsee

Die Engelberger Klosterglocke

Bevor es zurück nach Hause geht, statten wir der Schaukäserei Engelberg noch einen Besuch ab. Leider kommen wir zu spät, die Live-Präsentation ist bereits vorbei, doch der Laden ist noch offen. Eine nette Dame erklärt uns anhand von Videos, wie hier Käse produziert wird. Die Milch, die für die Herstellung verwendet wird, stammt ausschliesslich aus der Region. Der bekannteste Käse: die Engelberger Klosterglocke, ein Rahmweichkäse in Glockenform. Woher sein Name stammt? Ganz einfach: Beim verheerenden Klosterbrand von 1729 wurde eine der berühmten Klosterglocken zerstört. Das Original steht zur Erinnerung an die Tragödie im heutigen Klostergarten – und die Nachmachung in kleiner Form in der Käsetheke.

Wer schreibt hier?
Miriam Bosch Autorin Reiseblog Patotra
Miriam Bosch

Miriam kümmert sich seit Juli 2018 bei PATOTRA hauptsächlich um das Themengebiet Reisen mit Kindern.

«Als langjährige Journalistin ist es für mich selbstverständlich, mit Neugier und offenen Augen durchs Leben zu gehen. Doch nicht immer sieht man aus der eigenen Perspektive alles – und so bin ich glücklich und dankbar, dass mein Mann und meine Kinder (14 und 8 Jahre) meine Weltsicht erweitern.

Ich liebe es, neue Welten zu entdecken – seien sie nah oder fern. Low-Budget-Reisen durch Südostasien gehören für mich ebenso dazu wie ein Verwöhnwochenende in den Alpen. Wichtig sind mir vor allem zwei Dinge: Die Reiseorte müssen authentisch sein. Und: Sie müssen nicht nur mich und meinen Mann, sondern auch unsere Kinder begeistern.»


Offenlegung: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Einladung der Region Engelberg Titlis.


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