Ihr kennt das bestimmt: Man hegt einen grossen Wunsch, doch kurz bevor dieser Wunsch in Erfüllung geht, bekommt man kalte Füsse. Was, wenn die Erfüllung des lange gehegten Wunsches so gar nicht den eigenen Vorstellungen entspricht? Wäre es dann nicht besser, den Wunsch als Wunsch zu behalten, statt ihn zu entzaubern?
Genau mit diesen Gedanken habe ich mich auf den Weg nach Jordanien gemacht. Seit Jahren schwirren Bilder von Petra durch meinen Kopf. Jedes Bild, das mir davon auf Instagram über das Display flimmerte, bekam bereitwillig mein Like. Begleitet von einem kleinen, heimlichen Seufzer, als Ausdruck meines aufflackernden Fernwehs.
Doch endlich war es so weit. Eine Woche lang würde ich Jordanien bereisen und natürlich auch Petra besuchen.
Ich war spät in der Nacht in Amman gelandet. Mit einem Gewirr an Lichtern und Autos empfing mich die Hauptstadt Jordaniens.
Nach einer sehr kurzen Nacht im Hotel Royal Amman ging es schon sehr früh am nächsten Morgen los. Petra liegt im Süden Jordaniens und ist etwa eine dreistündige Autofahrt von Amman entfernt. Die Strassen sind gut ausgebaut. Dennoch schien mir der Strassenverkehr in Jordanien nicht ganz ungefährlich. Die Fahrweise entspricht nicht ganz dem, was bei uns normalerweise üblich ist.
Ein karges Land zog an der Autoscheibe vorbei. Kleine Ortschaften, immer wieder Nomadenzelte, grosse Schaf- und Ziegenherden, dazwischen viele Brachflächen. Am Ende des Sommers schaffen es nur wenige grüne Sträucher dem sandigen und steinigen Boden etwas Farbe zu geben.
Auch Petra scheint auf den ersten Blick im sandigen Einheitsbeige zu versinken. Petra wurde übrigens erst im Jahre 1812 von dem Schweizer Orientreisenden Johann Ludwig Burckhardt entdeckt.
Vom Besucherzentrum aus führt der steinige Weg in Richtung Siq, eine tiefe, enge Schlucht.
Das Weltwunder Petra
Der Weg schlängelt sich etwa 1200 Meter durch die rot-, ocker- und gelbschimmernden Felswände.
Beinahe erfürchtig setze ich einen Fuss vor den anderen und freue mich über den Schatten in der schmalen Schlucht, während weiter oben die sengende Mittagssonne erbarmungslos den trockenen Boden aufheizt.
Plötzlich öffnet sich der enge Weg und gibt den Blick auf das fast 40 Meter hohe und 25 Meter breite Schatzhaus frei.
Wow! Ich bin völlig überwältigt. Nur selten ist die Realität beeindruckender, als ich es mir ausmale. In diesem Fall übertrifft sie meine Erwartungen um ein Vielfaches.
Ein riesiger, in den Fels gehauener Palast lässt nur erahnen, welche Hochkultur hier zu Zeiten der Nabatäer vor rund 2000 Jahren herrschte.
Am Schatzhaus vorbei führt der Weg weiter. Vorbei an kleinen Souvenirläden, die Sandflaschen mit Wüstenlandschaften anbieten, einem kleinen Laden mit duftenden Kräutern und Tinkturen und an unzähligen Höhlen und Stufen, die hier in den harten Fels gehauen wurden.
Das ebenfalls in den Stein gehauene römische Theater, die Säulenstrasse und der darauf folgende Torbogen scheinen in der Mittagshitze zu glühen. Ein wenig weiter lädt zu meiner Freude ein Restaurant dazu ein, sich zu stärken und zu erfrischen.
Der Weg zurück ist heiss und die Sonne brennt erbarmungslos.
Vor dem Schatzhaus ruhe ich mich nochmals staunend aus, bevor ich wieder zwischen den Felswänden im Siq verschwinde.
Das letzte Stückchen lege ich auf dem Rücken eines der Araberpferde zurück. Vermutlich habe ich mit 4 JD (Jordanische Dinar) viel zu viel dafür bezahlt, aber ich bin froh nicht selbst weiter gehen zu müssen. Die Sonne hat mir ziemlich zugesetzt. (siehe dazu meine Extratipps am Ende des Beitrags)
Little Petra
Von Petra aus geht es etwa 5 km weiter in nördlicher Richtung, nach Little Petra. Eigenartige Berge, die mich an eckige Blumenkohlwolken erinnern, und tiefe Canions durchziehen die Landschaft und üben eine ganz eigene Faszination aus.
Little Petra ist zur Zeit meines Besuchs fast menschenleer. Auch hier führt ein sandiger Weg zwischen zwei Felswänden hindurch in den Ort. Vor einer Felswand sitzt ein alter Mann mit rot-weiss gemustertem Beduinentuch. Ich konnte ihn schon von weitem hören. Er spielt auf seiner Rabab, einem traditionellen Streichinstrument. Zwischen seinen Lippen hält er eine Zigarette fest und presst dabei ein paar wehklagende – zumindest hörte sich das für meine Ohren so an – Töne hervor.
Die Felswände hier sind durchzogen mit Höhlen. In einer lassen sich sogar noch die kunstvollen Fresken der Nabatäer erkennen.
Der Weg von Little Petra wieder hinunter nach Petra bietet zauberhafte Ausblicke über die bizarre Felslandschaft.
Der Sonnenuntergang von hier oben muss wunderschön sein. Abends kann man dort die Männer beobachten, die nach getaner Arbeit mit ihren Kamelen nach Hause reiten.
Ich habe einen der sehr seltenen Momente erwischt, in denen ein Gewitter aufzog. Tatsächlich verlor der Himmel sogar ein paar Tropfen Wasser, die auf dem heissen Boden verdampften und dabei einen Geruch hinterliessen, den ich sonst nur vom Saunaaufguss her kenne.
So also riecht Regen in der Wüste!
Petra Kitchen – Jordanisch koche lernen
Wieder unten im Tal, in Petra, angekommen, wartete bereits der Koch von Petra Kitchen. Unter fachkundiger Anleitung wurde ich hier in die Geheimnisse der jordanischen Küche eingeführt. Das Resultat konnte sich durchaus sehen und noch viel besser schmecken lassen. Gerne verrate ich Euch ein anderes Mal mehr darüber.
Ein wahrlich traumhafter Tag, noch viel beeindruckender als in meinen Träumen, neigte sich dem Ende zu.
Meine Bedenken, die ich vor der Abreise hatte, stellten sich als völlig unnötig heraus. Traum und Realität klaffen hier zwar tatsächlich auseinander. Nur dass dieses Mal die Realität viel schöner war als erwartet. Petra ist nicht umsonst eines der neuen sieben Weltwunder!
Ich wünsche Euch viele schöne Reiseträume, deren Erfüllung Euch in eine noch schönere Realität versetzt.
Mit sonnigen Grüssen,
Extratipps für Petra:
- Nehmt Euch nach Eurer Anreise unbedingt Zeit, um Euch zu akklimatisieren. Bei mir ging es gleich am ersten Tag voll los, was sich mit einem Sonnenstich gerächt hat.
- Darum auch: viel trinken und eine Kopfbedeckung tragen!
- Festes Schuhwerk, am besten Trekkingschuhe.
- Eigentlich sollte man sich für Petra mindestens zwei Tage Zeit lassen. Am Abend wird der Weg zum Schatzhaus und der Platz davor mit Kerzen beleuchtet. Das muss ein wahnsinniges Erlebnis sein. Der Weg vom Besucherzentrum zum Restaurant beträgt etwa 4 km. In den kleinen Kräuterladen nach dem Schatzhaus auf der rechten Seite sollte man unbedingt einen Blick werfen, bzw. eine Nase voll Duft mitnehmen.
- Kochkurse: Petra Kitchen – unbedingt empfehlenswert!
- Unterkunft: Es gibt eine Vielzahl von Hotels in Petra. Auch bekannte Ketten, wie The Landmark (etwas ausserhalb gelegen, aber gut), oder das Mövenpick, das direkt vor dem Eingang liegt.
- Theoretisch ist der kurze Ritt vom Besucherzentrum zum Eingang des Siq kostenfrei, bzw im Eintrittspreis enthalten. Die Guides kümmert das allerdings nicht sonderlich und sie kassieren trotzdem ab. Wer schlecht zu Fuss ist, kann den Weg zum Schatzhaus auch per Kutsche zurücklegen. Der Weg ist allerdings rumpelig und man wird tüchtig durchgeschüttelt.
- Vor dem Schatzhaus bieten Kameltreiber ihre Dienste, bzw. die der Kamele für den restlichen Weg an.
Petra mit Kindern:
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Petra mit Kindern zu erkunden. Was uns als Erwachsene in den Bann zieht, kann sicher auch Kinder begeistern. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass der Weg, grade bei hohen Sommertemperaturen beschwerlich sein kann. Eine gute Kondition ist da schon erforderlich.
Mit dabei waren:
- Victoria von globeastronaut
- Piet für wetraveltheworld
- Roland für urlaubsgeschichten
Offenlegung: Herzlichen Dank an das Jordan Tourism Board für die freundliche Einladung zu dieser Recherchereise.
6 Antworten
Beeindruckend. Mir würde es mit Sicherheit ähnlich gehen, wie Dir. Jordanien und Petra interessieren mich sehr und ich hoffe, dass ich irgendwann den Trip in die Tat umsetzen kann. Liebe Grüße, Beatrice
Liebe Beatrice
Ja, Petra ist definitv beeindruckend und eine Reise Wert. Du wirst ganz bestimmt auch begeistert sein!
Liebe Grüsse,
Ellen
Liebe Ellen, ein sehr schöner Artikel. Ich kann deine Sehnsucht nach bestimmten Orten nachempfinden, und auch ich werde es bestimmt bald schaffen Petra und little Petra mit seinen „eckige Blumenkohlwolken“ – tolle Bezeichnung 😉 – LIVE zu sehen.
LG, Meli
Liebe Meli,
Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar.
Roland wird Dir bestimmt auch schon berichtet haben.
Das Gute ist, dass uns die Reiseziele ja nicht davonrennen. Petra wartet auf Dich 😉
Ich hoffe, wir treffen uns mal!
Liebe Grüsse,
Ellen
Wunderschöne Bilder und was für ein faszinierendes Land! Ist bei uns auch ganz oben auf der Reisewunschliste.
Ganz liebe Grüässli,
valeria
Danke, Valeria! Ja, Jordanien ist wirklich ein faszinierendes Land – in vielerlei Hinsicht.
Liebe Grüsse
Ellen