Weiche Nebelschwaden hüllen die grasenden Schafe auf der kleinen, der Insel Rügen vorgelagerten Insel Öhe ein. Eine Schar Gänse macht sich bereit für den Weiterflug in ihr Winterquartier. Fischerboote fahren raus aufs Meer und das Morgenlicht schickt seine goldenen Strahlen über das Land. Der Hebst ist auf Rügen eingekehrt. Die geschäftige Hektik der Sommermonate fällt langsam von der Insel ab. Für mich ist dies die schönste Zeit, die Deutschen Inseln zu entdecken.
Die kleine Eisdiele am Ort hat die Türen bereits geschlossen und auch sonst haben viele der Gasthäuser und Restaurants Ferien. Die Insel atmet auf und schöpft Kraft für den Winter. Zeit auch für uns aufzuatmen, die leuchtenden Herbstfarben zu geniessen und die letzten, noch wärmenden Sonnenstrahlen zu geniessen.
Herbststimmung auf Rügen
Mit dem Auto machen wir uns auf den Weg von Schaprode, wo die Fähre zur zauberhaften Insel Hiddensee ablegt, in Richtung Nord-Osten, zum Kap Arkona.
Die Fahrt über das Land ist kurzweilig. Immer wieder zwinkert uns die Sonne über der Ostsee, die wie ein silberner Spiegel daliegt, zu. In den Alleen fängt sich der Morgennebel und die Sonne taucht die Landschaft in ein mystisches Licht.
Am Kap Arkona
Kap Arkona, mit seiner 43 Meter hohen Steilküste und den beiden Leuchttürmen zählen zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Insel. 800 000 Besucher werden hier wohl jährlich gezählt. Jetzt, im Herbst, ist davon nicht mehr viel zu spüren, als wir den grossen Parkplatz vor Putgarten erreichen. Von hier geht es nur zu Fuss, mit der Pferdekutsche oder mit einem kleinen Bähnchen ans Kap.
Wir wählen das Ausflugbähnchen. Nach einer kurzen Fahrt durch den gemütlichen Ort Putgarten erreichen wir Kap Arkona. Vom Leuchtturm aus bietet sich ein traumhafter Ausblick über das weite Land. Es scheint, als wäre die Luft auf Rügen klarer und die Farben intensiver als anderswo. Diese Klarheit, die strahlenden Farben sind atemberaubend.
Vom Leuchtturmwärter lassen wir uns den Ort mit dem schönsten Ausblick über die Steilküste mit ihren Kreidefelsen empfehlen: Das Fischerdorf Vitte.
Spaziergang zum Fischerdorf Vitte
Rund 2 km führt der Weg oberhalb der Felsen an der Küste entlang. Hier bieten sich traumhafte Ausblicke über die Küste und das offene Meer.
Zunächst sehen wir nur die reetgedeckten Hausdächer bevor wir die Treppe in den kleinen Ort Vitte hinunter steigen.
Ein gemütliches, kleines Fischerdorf mit ein paar wenigen, einladenden Restaurants und Cafés.
Ein Stück heile Welt. Vom Kieselstrand aus öffnet sich der Blick die Küste hinauf in Richtung Norden. Die weissen Felsen ragen beeindruckend, aber auch ein wenig respekteinflössend aus dem Meer. Immer wieder kommt es hier zu Landabbrüchen. Eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte. Ein paar scheinbar lebensmüde Menschen spazieren unbedarft unterhalb den brüchigen Felsen am Strand.
Wir belassen es beim Schauen aus der Ferne. Mich hält etwas ganz anderes gefangen. Bernstein suchen. Ich schiebe mit einem Stöckchen die feinen Kieselsteine zur Seite und suche nach gelben Steinchen. Ich könnte Stunden damit verbringen Muscheln- und hübsche Steine am Strand zu suchen. Es gibt für mich kaum eine schönere Beschäftigung und ich kann mich nur schwer losreissen. Bernstein habe ich zwar leider keinen gefunden, aber dafür einen kleinen Marienkäfer, der sich auf einem Stein am Strand sonnt. Manchmal zeigt sich das Glück in ganz anderer Form, als erwartet.
Wir wandern zurück zum Parkplatz. Am Weg schneidet ein älterer Mann Sanddornäste. „Viele Früchte hat es dieses Jahr, aber sie sind sehr klein“, berichtet er. Ich liebe den Geschmack von Sanddorn. Er verkörpert für mich den Geschmack der Natur der Insel. Süsslich und doch, auf angenehme Art, auch ein wenig herb.
Schier endlose Felder breiten sich neben uns aus. Wolken malen schwungvolle Muster in den weiten Himmel. Nachdem wir das kleine Dorf Putgarten hinter uns gelassen haben, erreichen wir bald den Parkplatz.
Wir haben uns beim Bernstein suchen etwas vertrödelt. Es ist schon fast Mittag. So schauen wir, dass wir weiter kommen.
Deutsche Brotkunst auf Rügen
In der Bäckerei Peters in Neu Mukran legen wir eine kurze Mittagspause ein. Es gibt leckeres Brot, wie es nur die Deutschen zu backen wissen. Die Sorten Salzwiese, Rauchkorn und Rapshonig sind Peters Spezialbrote. Natürlich verkosten wir diese. Die Kreationen sind eigenwillig, teils mit einer Heurinde, aber sehr schmackhaft!
Im Hintergrund, am Hafen, legen riesige Schiffe ab und sie erinnern uns daran, dass auch wir noch etwas vor haben.
Wanderung im Nationalpark Jasmund
Auf dem grossen Parkplatz an der Weddingstrasse in Sassnitz stellen wir unser Auto ab. Auch hier geht geht es nur zu Fuss weiter. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Buchenwald des Nationalpark Jasmund. Der Buchenwald oberhalb der Kreidefelsen gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Das Herbstlaub raschelt unter den Füssen und die sich verfärbenden Blätter leuchten in der Sonne. Wir wählen den Uferweg entlang der Küstenkante, immer darauf bedacht, genügend Abstand zur Kante zu halten. Von hier aus bieten sich herbstlich betörende Aussichten.
Das herbstlich gefärbte Laub, die weissen Kreidefelsen und das endlose Blau des Meeres bilden eine einzigartige, zauberhafte Bildkomposition.
Nach knapp zwei Stunden mit zahlreichen Fotostopps und einen kleinen Abstecher hinunter an den Strand, erreichen wir den Wander- und Infostützpunkt UNESCO-Welterbeforum. Infotafeln und jede Menge Bücher und Broschüren informieren hier über die Geheimnisse des Buchenwaldes und seine Bewohner.
Zurück wählen wir den direkten Weg, mitten durch den tiefen Wald. Die tief stehende Sonne zwinkert uns durch die Äste zu und so haben wir bald unser Auto wieder erreicht.
Mondänes Seebad Binz
Eigentlich wollten wir noch ins Ostseebad Sellin, aber die Wege auf Rügen sind nicht wirklich kurz. Immerhin ist Rügen mit 926 km² die flächenmässig grösste Insel Deutschlands. Die Sonne steht nur noch knapp über dem Horizont. So entschliessen wir uns kurzerhand den Abend eben im Seebad Binz zu beenden.
Weisser Sandstrand und eine prächtige, mondäne Bäderarchitektur kennzeichnen das Seebad, dem trotz aller Gemütlichkeit ein Hauch von kosmopoliter Eleganz anhaftet. Langsam verabschiedet sich der Tag. Die Sonne tüncht die Wolken und den Himmel mit warmen Farben. Atemberaubend schön!
Rügens Farben und die Klarheit der Luft sind einzigartig! Nur an wenigen Orten sonst auf dieser Welt habe ich bislang so eine Klarheit gesehen. Als würden die Eindrücke durch die klare Luft um ein Vielfaches verstärkt uns damit mitten ins Herz treffen. Rügen im Herbst ist atemberaubend schön!
Mit sonnigen Grüssen,
Weiter Informationen und Empfehlungen zur Insel Rügen:
Im Gasthof Schillings in Schaprode haben wir mehrfach ausgezeichnet gegessen. Hier kommen lokale und frische Produkte auf den Teller. Egal, ob Fisch oder Fleisch (von der Insel Öhe), die Küche ist äusserst schmackhaft. Wer nur einen Snack möchte, der kann sich im Hofladen oder im kleinen Imbiss mit Fischbrötchen versorgen.
Für das Restaurant ist eine Reservation unbedingt empfehlenswert. Es war immer sehr gut besucht.
In der Bäckerei Peters in Neu Mukran wird köstlichstes Brot serviert und kleine schmackhafte Snacks und Suppen. Bestimmt auch ein toller Ort, für einen ausgiebigen Brunch.
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
Offenlegung: Diese Recherchereise wurde von der Deutschen Zentrale für Tourismus und Rügen Tourismus unterstützt. Meine Meinung bleibt davon unagetastet.