Ich weiss, eigentlich sollte man an einem sonnigen Sonntag nicht in den Alpstein reisen. Der majestätische Alpstein mit seinen saftig grünen Hügel mit den verstreut liegenden Appenzeller Holz-Bauernhäusern, seinen schroffen Kalksteinfelsen ist für mich eine magische Gegend. Ich habe es den ganzen Sommer über geschafft, meine Sehnsucht nach diesem Ort zu zügeln. Im Frühherbst, an einem Sonntag, wuchs die Sehnsucht dann zu sehr an und so machten wir uns auf den Weg ins Appenzell.
Geduldig reihen wir uns in Wasserauen in die Schlange der Autos ein, die darauf warten einen Stellplatz auf der Wiese zu bekommen. Ganz so schlimm, wie befürchtet war es dann doch nicht und auch an der Gondel müssen wir nicht lange warten.
Flott saust die Gondel der Luftseilbahn Ebenalp den Berg hinauf. Der Ausblick hinunter ins Tal und das leichte schaukeln nach jedem Pfosten lassen mein Herz schneller schlagen.
Luftseilbahn Ebenalp
Kaum angekommen geht es von der Ebenalp zu Fuss weiter hinauf in Richtung Schäfler. Ja, es sind viele Menschen unterwegs. Teilweise gleicht der Marsch schon fast einer Völkerwanderung. Der Alpstein ist als Ausflugsziel eben sehr beliebt. Aber man kommt auch so gut aneinander vorbei. Ich kann es gar niemandem verdenken, dass er an diesem sonnigen Tag hier oben ist.
Etwa 1 1/4 Stunden geht es über steinige, aber gut begehbare Wege bergauf. Über den Zisler zur Chlus und dann hinauf zum Schäfler. Die spätsommerliche Sonne hat noch immer tüchtig Kraft und so kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Der Tolle Ausblick vom Berggasthaus Schäfler hinüber zum Säntis und bis zum Bodensee ist mehr als Lohn genug für den kleinen Aufstieg. Ein Traum! Sogar die verträumte Meglisalp auf der anderen Seite des Tales, ein ganz besonders magischer Ort, ist von hier oben gut zu erkennen.
Die Menschen verteilen sich in den Bergen erstaunlich gut und so finden wir gleich ein hübsches Plätzchen, um uns bei einem kühlen Getränk zu erfrischen.
Den Blick in die Ferne und auf den Weg gerichtet geht es danach wieder bergab. An der Alp Chlus halten wir uns rechts und schlagen den Weg zum Äscher ein.
Ein schmaler Pfad führt hier am Steilhang entlang. Wohl dem, der keine Höhenangst hat. Der eigentlich einfache Weg wird für mich zur echten Mutprobe und für den Blick hinunter zum Seealpsee habe ich so gar keinen Nerv. Gut, wenn man einen fotografierenden Mann dabei hat, der vom Steilhang völlig unbeeindruckt ist.
Man sollte den Alpstein keinesfalls unterschätzen. Grade an dieser Stelle passieren immer wieder Unfälle. Etwas Vorsicht ist also auf jeden Fall angesagt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es bergab in ein Wäldchen und schliesslich kommt endlich die Rückseite des Berggasthauses Äscher in Sicht. „Kinder an die Leine nehmen“ heisst es auf einem Schild. Mich bitte beim nächsten Mal, sofern ich mich nochmal traue, auch!
Selten war ich so froh ein Haus zu sehen – und dann noch so ein besonderes. „Die letzten Bratwürste!“, ruft mir der Mann hinterm Grill entgegen. Es duftet verführerisch. Auch hier ist viel los. Aber wir finden ohne Mühe einen Sitzplatz mir Aussicht.
Nach einem Blick in die Speisekarte entscheiden wir uns gegen die Bratwurst und für ein Bibereis mit Zwetschgen, Rahm und Thymiancrumble. Eine sehr gute Wahl! Eine überraschend kreative und köstliche Küche für ein Bergrestaurant. Der Äscher zählt übrigens zu den ältesten Berggasthäusern der Schweiz.
Gestärkt treten wir den letzten Teil der Wanderung zurück zur Ebenalbahn an. Der Weg führt durch die drei Höhlen, vorbei am Wildkirchli mit der Höhlenkapelle St. Michael.
1621 wurde hier die erste Höhlenkapelle eingerichtet und dann später zu einer Einsiedelei ausgebaut. In einer der Höhlen fand man sogar noch prähistorische Funde von Neandertalern. Ich war schon länger nicht mehr hier oben. Etwas entsetzt registriere ich das Meer an Steinmännchen in der Höhle, die man durchqueren muss, um zur Ebenalpbahn zu gelangen. Muss man denn überall seine Spuren hinterlassen?
Danach sind es nur noch ein paar Minuten aufstieg bis zur Seilbahnstation und mit einem „hui“ geht es wieder flott bergab.
Der Alpstein begeistert mich immer wieder mit seinen traumhaften Wanderrouten.
Weitere Infos zur Wanderung im Alpstein:
Die ganze Wanderung dauert etwa drei Stunden mit einem Auf- und Abstieg von insgesamt 580 Höhenmetern. Die Wanderung an sich ist nicht wirklich anspruchsvoll – nur Höhenangst sollte man besser keine haben. Trittfest sollte man in den Bergen immer sein und das richtige Schuhwerk (Wanderschuhe) ist unbedingt empfehlenswert. An sonnigen Tagen auf Sonnenschutz achten; eine Mütze tragen und genug zu trinken dabei haben. Die Sonne brennt recht an den Hang.
Wer kann, der sollte die Wanderung im Alpstein unter der Woche unternehmen! Auf dem Rückweg von der Alp Chlus zum Äscher sind uns übrigens kaum andere Wanderer begegnet.
Leseempfehlung:
Weitere Tipps rund um den Alpstein findest Du bei Bruder auf Achse: Wandern und gondeln im Appenzellerland
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
6 Antworten
Hallo, danke für den tollen Bericht mit den tollen Eindrücken. Es ist tatsächlich eine traumhafte Gegend und das Jahr ist viel zu kurz, um alles zu genießen. VIele Grüße
Lieber Holger,
vielen Dank für dein Lob. Das freut mich sehr!
Herzliche Grüsse
Ellen
Hallo Ellen,
Ma des schaut total süß aus. Super schöne Gegend. Danke für die tollen Tipps!
LG Sabrina
Liebe Sabrina
Sehr gerne. Ja, ich kann die Gegend tatsächlich allewärmsten empfehlen. Ich bin sooo gerne dort!
Ganz liebe Grüsse
Ellen
Verstehe ich das richtig, dass man von der Gondel bis hoch zu den Spitzen auf Bild 1 ungefähr drei Stunden braucht? Ich habe das Bild schon oft gesehen und dachte immer, dass es total schwer sei, dort hinzukommen. Aber das scheint ja durchaus machbar zu sein. Meinst du, dass man das dieses Jahr noch machen kann oder ist es schon zu kalt?
Lieber Oli
Von der Bergstation der Gondel bis zum Schäfler, von wo aus man diese Sicht zu den Bergspitzen hat, sind es etwa 1 1/4 Stunden. Statt den Rundweg zu wählen, kannst Du auch unterhalb des Grats weiter bis zum Säntis wandern. Den Weg kann man auf dem Foto erkennen. Wenn es keinen Schnee hat, kann man die Wanderung ohne Weiteres noch in diesem Herbst machen. Bei Schnee rate ich dringend davon ab! Es gab dort erst kürzlich ein Unglück aufgrund eines Lawinenabgangs.
Ich kann Dir die Tour nur empfehlen. Wandern im Alpstein ist ein tolles Erlebnis!
Liebe Grüsse
Ellen