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Singapur mal ganz anders

Joo Chiat Titelbild
Mal einzutauchen in das untouristische Leben in Singapur bietet überraschende, manchmal auch leicht schockierende Einblicke in die Seele der Stadt
Inhalt

„Derzeit sind 200 Personen aus diesem Quartier an Dengue-Fieber erkrankt“ steht in dicken Lettern auf dem grossen roten-weissen Plakat an der Hauswand auf der gegenüberliegenden Strassenseite.

Ich schlucke ein wenig, beruhige mich aber gleich wieder. Dengue ist eine Infektionskrankheit, die durch Mücken übertragen wird. Normalerweise verläuft sie ähnlich wie eine Grippe in ganz schlimmen Fällen kann sie allerdings zum Tod führen.

Dagegen helfen ein gutes Insektenschutzmittel und sich in der Dämmerung, der Zeit in die Mücken besonders aktiv sind, nicht draussen aufzuhalten. Trotzdem: ein komisches Gefühl bleibt.

Ein typisches Wohnviertel

Downtown, dort wo sich die Touristen aufhalten, habe ich solche Plakate noch nie gesehen. Aber dieses Mal wollte ich ja das richtige Singapur erleben und solche Plakate gehören eben dazu.

Im Norden, nahe der Grenze zu Malaysia, haben wir uns über AirBnB eine kleine Wohnung in einem typischen Wohnkomplex gebucht. Michael, unser Vermieter, ein aufgeweckter Chinese, empfängt uns freundlich und gibt uns gleich Tipps für unsere Erkundungen in der Gegend. Es gäbe sogar einen Pool und Tennisplätze zur Mitbenutzung. Allein, unsere Zeit in Singapur ist mit zwei Tagen viel zu knapp um das zu geniessen.

Ganz in der Nähe befinden sich Supermärkte und typische Foodcourts, in denen lokale Speisen zu fairen Preisen angeboten werden. Wir entscheiden uns erst mal für den Supermarkt. Da wir in einem überwiegend chinesisch geprägten Viertel untergekommen sind, überfordert uns das mehrheitlich chinesische Angebot etwas. Nach längerem Suchen finden wir zwischen vielen unbekannten Esswaren  aber auch Cereals, Milch und Joghurt fürs Frühstück.

Singapur Wohnkomplex

Die Nacht ist trotz der Grösse des Wohnkomplexes unglaublich ruhig und so starten wir nach unserem Frühstück ausgeruht in den Tag.

Fahren mit dem MRT

Mit dem MRT (Mass Rapid Transit), der U-Bahn Singapurs, geht es in Richtung Stadtmitte. Am Automaten geben wir unseren Zielort ein und bekommen nach dem Zahlen unsere Tickets. Leider gibt es keine Tages- oder Familienkarten. Die Tickets sind allerdings günstig. Der MRT ist ein modernes und schnelles Transportmittel in der Stadt. Wenn möglich sollte man es allerdings vermeiden den MRT zur Rushhour am Morgen und am Abend zu benutzen. Dann sind nicht nur die Züge wie in jeder anderen Metropole überfüllt und der MRT macht seinem Namen alle Ehre.

Dörfliches, buntes Joo Chiat

Wir fahren bis zur Haltestelle Paya Lebar. Hier habe ich mich mit Gisela für einen Besuch in einer Singapurer Suppenküche verabredet (mehr dazu hier).

Joo Chiat Street

Im Anschluss geniesse ich einen Bummel durch die lokale Markthalle und den fast schon dörflichen Stadtteil Joo Chiat.

Singapore Fruitshop

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Gebiet von Joo Chiat noch eine riesige Kokosnussplantage. Nach und nach verkaufte der Landbesitzer, Chew Joo Chiat, seine Ländereien und so entstanden in den 1920er und 1930er Jahren kleine Geschäfte und Wohnhäuser. Eine wohlhabende Gegend entwickelte sich und die Fassaden der kleinen, meist nur zweistöckigen  Häuser spiegelten den ethnischen Mix. Chinesische, malaysische, europäische und koloniale Architekturelemente sind vertreten.

Singapore Chiat

Der dörfliche Charakter hat sich bis heute bewahrt und viele der hübschen Häuser sind liebevoll renoviert. Ihre pastelligen Fassaden sind wunderschön anzuschauen. Singapur ist bunt!

Singapore village

Wer aufmerksam durch das Viertel geht, wird viele unerwartete Entdeckungen machen. Hier eine antik wirkende Fahrradwerkstatt, dort ein kleiner Tempel und auch ein ganz besonderer Papierladen oder vielmehr: eine Papierwerkstatt.

Bei der Beerdigung wird der Chauffeur verbrannt

Chinesen geben ihren verstorbenen Angehörigen gerne die Dinge mit ins Jenseits, die ihnen während Lebzeiten lieb und teuer waren. Das kann das eigene Wohnhaus sein, das Auto, das Fahrrad, ein Theater… Da es natürlich nicht möglich ist, diese Gegenstände in echt mitzugeben, werden die Grabbeigaben aufwändig aus Papier nachgebaut. Bei der Beisetzung werden diese Kunstwerke verbrannt und begleiten so den Verstorben auf dem Weg ins Jenseits.

Chinesische Grabbeigaben

Wer Glück hat, kann in Joo Chiat einen Blick in die Papier-Werkstatt von Chiang-Pow Joss-Paper Tradings (252 Joo Chiat Road) erhaschen.

Da es den Verstorbenen im Jenseits an nichts mangeln soll, werden nicht nur Gegenstände nachgebildet, sondern auch Bedienstete, Chauffeure und Hausangestellte. Auch sie gehen bei der Beerdigungszeremonie in Flammen auf.

Chinesische Grabbeigaben Singapur

Markttreiben und kulinarischer Genuss

In den Strässchen von Joo Chiat laden viele kleine Restaurants zu einem Snack ein. Von indischen über chinesische und malaysische Leckereien findet hier bestimmt jeder etwas Passendes.

Singapur Dorf

Alternativ gibt es in den Markthallen des Joo Chiat Complex einige Essstände. Hier taucht man in das Leben der einheimischen Bevölkerung ein. Es herrscht ein buntes Treiben zwischen exotischen Früchten und duftenden Gewürzen und farbenfrohen Kleidern und Tüchern. Das touristische Singapur ist hier ganz weit weg.

Markt Singapur

Das touristische Singapur

Natürlich haben wir uns auch den touristischen Attraktionen hingegeben. Ein Besuch im altehrwürdigen Raffles Hotel auf einen Singapur Sling in der LongBar darf für mich bei einer Reise nach Singapur auf keinen Fall fehlen!

Raffles Singapore Sling

Gardens by the Bay

Bei unserem letzten Aufenthalt in Singapur hatten wir es nicht geschafft, die Gardens by the Bay anzuschauen. Das wollten wir dieses Mal natürlich nachholen. Ein lohnenswertes Ziel! Von der MRT Station Bayfront sind es nur wenig Meter bis ins Reich der künstlichen Superbäume. Der Eintritt ist kostenlos, lediglich für die riesigen Gewächshäuser muss Eintritt bezahlt werden. Für Kinder gibt es einen wunderschönen „Childrensgarden“ in dem sich die kleinen Gäste abkühlen und erfrischen können (Badesachen einpacken!).

Childrens Garden
Gardens by the Bay

Unterwegs durch die Gardens bieten die üppigen Grünanlagen zauberhafte Ausblicke mit der Skyline der Stadt im Hintergrund.

Singapore Supertrees

Am nord-östlichen Rand der Gartenanlangen, im Foodcourt „Satay by the Bay“, kann man sich wie die Locals stärken. Wir haben ein typisches Fishhead-Curry genossen, eine deftige Fischsuppe. Wer es etwas weniger exotisch mag, dem empfehle ich die Hühnchenspiesse vom Grill mit Erdnussosse (Chicken Satay).

Fishhead Curry

Fazit Singapur ganz anders:

Singapur ist immer wieder eine Reise wert! Diese Stadt ist unglaublich vielfältig. Aber sie wird auch mit jedem Besuch merklich mehr bevölkert.

Dieses Mal haben wir uns bewusst auch weniger touristische und ruhigere Gebiete ausgesucht. Auch hier konnten wir begeisternde Entdeckungen machen. Zugegeben, der Hinweis zur Zahl der aktuell an Dengue-Fieber erkrankten hat mich am Anfang schon etwas geschockt. Dennoch war es sehr spannend auch einmal diese ganz normale, für die Einwohner alltägliche Seite einer Stadt zu erleben. Ein wenig so, als hätte ich die Oberfläche verlassen, um ein Stückchen in die Seele der Stadt zu blicken.

Reisen hat viel mit ausprobieren zu tun. So kann man mit verschiedenen Reiseformen die ganz unterschiedlichen Facetten einer Stadt erleben. Ein spannendes Erlebnis!

Ich wünsche Euch viele spannende Entdeckungen auf Euren Reisen. Geht auch mal abseits der gewöhnlichen Pfade! Schaut mal hinter die Fassaden und entdeckt wie das Land oder die Stadt tatsächlich ist.

Mit sonnigen Grüssen

Eure Patotra - klein

Extratipps für Singapur

AirBnB

Es war unser erstes Experiment mit Airbnb. Die Wohnung etc. war sauber und in Ordnung, der Preis sowieso. Wir haben die Wohnung für sechs Personen gemietet und haben für drei Nächte ca. CHF 600 bezahlt. Die Wohnung hatte drei Schlafzimmer, zwei Bäder, Wohnzimmer und Küche. Sogar eine Waschmaschine stand zur Verfügung, sowie die freie Nutzung von Swimmingpool, Fitnessraum und Tennisplätzen. Obwohl ich auch diese Erfahrung nicht missen möchte, muss ich abschliessend gestehen, dass ich in Zukunft doch lieber wieder auf den Luxus eines schönen und zentral gelegenen Hotels zurückgreifen würde. Aber das ist ein sehr individuelles Fazit. Preis/Leistung hat auf jeden Fall gestimmt und authentischer kann man Singapur gewiss nicht erleben.

Buchempfehlung

Wer gerne die Stadt zu Fuss erkunden möchte, dem empfehle ich das Buch: Discover Singapore on Foot von Kinokuniya Books!

Gardens by the Bay

Hier finden immer wieder besondere Events statt. Während unseres Besuches war es eine mit Musik unterlegte Lichtshow. (noch bis Mo. 22. Feb 2016, täglich um 7:45 und 8:45 Uhr)

Erkundigt Euch unbedingt vor Eurem Besuch, was aktuell geboten ist. Es lohnt sich!

Essen bei den Gardens by the Bay

Satay by the Bay: 18 Marina Gardens Drive, Bay South Garden.

MRT (Mass Rapid Transit)

Leider keine Tages- oder Mehrtageskarten. Die Karten müssen für jede Fahrt am Automaten neu gelöst, bzw. aufgeladen werden. Dabei muss der Zielort eingegeben werden. Die Fahrkarten sind günstig!

Rush-Hour meiden, da die Züge dann sehr voll sind! Am Morgen zwischen 7:30 und 8:30 Uhr und am Abend zwischen 18 und 19:30 Uhr. Taxis sind zu diesen Zeiten allerdings auch nur sehr schwer zu bekommen!

Thema: Dengue

Tatsächlich ist das Dengue-Fieber in vielen Regionen Südostasiens stark im Vormarsch. In Singapur werden von Staatsseite grosse Anstrengungen unternommen diese Infektionskrankheit einzudämmen.

So versucht man z.B. in den Wohnquartieren die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren. Man ruft sie dazu auf, darauf zu achten, dass nirgends stehendes Wasser ist. Angefangen vom Blumentopf auf dem Balkon bis hin zu Gartenteichen. Damit möchte man den Mücken die Brutmöglichkeiten entziehen. Deshalb auch die sehr abschreckend wirkenden Plakate.

Wie schützen?

Ich war schon öfter in Singapur und habe festgestellt, dass die Mücken nur während der Dämmerungsstunde aktiv sind. Am besten meidet man zu diesen Zeiten den Aufenthalt im Freien. Ansonsten hilft ein guter, tropengeeigneter Mückenschutz und lange, helle Kleidung.

Wer nach einem Aufenthalt in tropischen Regionen (Inkubationszeit 2-7 Tage) Grippe ähnliche Symptome hat, sollte einen Arzt aufsuchen.

Weitere Singapur-Tipps findet ihr hier:

Sinagpur im Rausch der Farben

Singapur Top Tipps (Teil 1)

Singapur Top Tipps ( Teil 2)

Gardens by the Bay night

8 Antworten

  1. Schöner Artikel und wirklich sehr schöne Ecken von Singapur, die ihr hier zeigt. Das macht richtig Lust darauf noch einmal einen Stop-Over dort zu verbringen. Oder vielleicht sogar ein wenig länger.

    1. Lieber David,
      Danke für Deinen netten Kommentar. Singapur ist eine sehr coole Stadt und man sollte sich viel mehr Zeit für die Entdeckungen nehmen.

  2. Wir waren vor kurzem das erste mal in Singapur, daher haben wir auch eher die touristischen Ecken besucht. Gardens by the bay ist echt sehenswert. Das Aquarium fanden wir sensationell, kann ich sehr empfehlen! Wir waren aber auch auf dem Markt in Chinatown ziemlich „interessant“. Jederzeit wieder und dann auch in die weniger bekannten Ecken.

    1. Liebe Julia
      Ja, Singapur ist eine tolle Stadt! Grade mit Kindern macht es Spass diese zu entdecken. Ich war jetzt schon öfter dort, habe aber immernoch nicht alles gesehen, was ich gerne sehen möchte. Die Möglichkeiten sind riesig!
      Liebe Grüsse, Ellen

    1. Oh, das freut mich sehr! Wow, Du hast 21 Jahre dort gelebt. Da kannst Du bestimmt viele, sehr spannende Geschichten erzählen. Ich könnte mir gut vorstellen eine Weile in Singapur zu leben. Ich mag diese Stadt. Aber 21 Jahre, das ist ja schon etwas mehr, als eine Weile. Spannend! Deine Geschichten würde ich gerne hören…
      Lieber Gruss,
      Ellen

  3. Ja, war eine spannende Zeit. Und nun entdecken wir Europa 🙂 und Ziele, die man von hier aus einfacher erreichen kann.
    Aber im Mai gehts dann doch wieder Mal zurück nach Singapore und Thailand. Heimweh..

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