Das Blinzeln des Südens – den Sommer verlängern am Luganersee

Das Blinzeln des Südens und ein Hauch von Exotik. Das Tessin, bzw. Morcote am Luganersee, hat alles, was man sich für gelungene Ferien wünscht.
Inhalt

Es fehlt die Exotik. Meine Sehnsucht nach einem Hauch von Mediterranée, nach Palmen, nach dem Gefühl grenzenloser Freiheit, wie man es nur im Sommer im Süden spürt, wurde während der letzten Monate täglich grösser. Unsere Ferienplanung gestaltete sich, wie wohl bei den Meisten, etwas komplizierter. Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen – wie ein Perpetuum Mobile. Unendlich viel Zeit habe ich in Recherchen nach einem Reiseziel und einer Unterkunft investiert, nur um dann doch wieder alles über den Haufen zu werfen.

Irgendwann hatte ich die Faxen dicke: „Dann bleiben wir in halt in der Schweiz!“

Kaum war der Entschluss gefasst, wurde mir klar, dass ich all das, was ich suche – mit ein paar wenigen Abstrichen – problemlos auch in der Schweiz finden kann.

Tessin
Das Blinzeln des Südens – Lugano Paradiso

Was für ein Glückspilz bin ich doch! Hier in der Schweiz kann ich innerhalb von weniger als 3 Stunden in eine völlig andere Welt, andere Landschaften, andere Ortsbilder, andere Sprachen und andere kulinarische Genüsse eintauchen. Und dafür muss ich nicht einmal eine Landesgrenze überqueren.

Dank meines grossen Faibles für die Italianità mit all ihren Facetten, fiel die Wahl nicht schwer: Familienferien im Tessin!

Nur zwei Wochen vor Ferienbeginn, ist es mir total kurzfristig gelungen eine hübsche Ferienwohnung in Morcote am Luganersee zu ergattern. Eine Wohnung mit Sonnenterrasse und Blick über Palmen auf den Luganersee. Wasser, Palmen, Berge, ein Hauch und ein Hauch von Italianità – was will man mehr?

Morcote Ferienwohnung
Terrasse mit Aussicht

Ferien in Morcote am Luganersee

Morcote ist ein kleiner hübscher Ort am Ufer des Luganersees. Im Jahr 2016 wurde Morcote sogar zum „schönsten Dorf der Schweiz“ gekürt – und das ganz zu Recht.

Morcote TI

Das ehemalige Fischerdorf schmiegt sich romantisch an einen Steilhang. Schmale Gässchen und 400 Treppenstufen führen hinauf zur Wallfahrtskirche Santa Maria del Sasso. Belohnt wird der Aufstieg, der vom Rascheln der zahlreichen, flüchtenden Eidechsen begleitetet wird mit traumhaften Ausblicken über den See und die dicht bewaldeten Berge im Hintergrund.

Am Ufer des Sees locken einladende Restaurants unter den Bogengängen der herrschaftlichen Häuser, oder auf Terrassen über dem See. Es duftet nach typisch Tessiner Brassato und Polenta (Braten mit Maisbrei) und nach Italien in Form von Spaghetti Vongole (Spaghetti mit Muscheln).

Restauranttipp Morcote
Osteria Portici
Sehr nette Bedienung und die Speisen waren alle vorzüglich. Die Preise in den Restaurants Morcote sind recht hoch. Aber die Lage direkt am See ist einmalig und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Im Hochsommer, während der Schulferien muss hier recht viel los sein. Anfang September ist es aber entspannt und die Zahl der Touristen ist überschaubar.

Ein Hauch von Asien weht im Park Scherrer. Der Sankt Galler Arthur Scherrer hat sich in Morcote in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts seinen persönlichen Traumpark geschaffen. Er ermöglicht dem Besucher eine architektonische-, botanische- und Gartenbau-Reise durch verschiedene Länder und Epochen.

Park Scherrer

Das Schlendern durch den Garten gleicht einer anregenden Reise durch Zeiten und Welten. Allein die Segelboote, die hin und wieder auf dem glitzernden See das Blickfeld kreuzen, holen mich zurück in das hier und jetzt. Die Teenager können sich leider nicht allzu sehr für botanische Gärten erwärmen. Es zieht sie mit der Hoffnung auf Anglerglück an und aufs Wasser.

Angeln und Bootfahren auf dem Luganersee

In Lugano mieten wir uns eines der Motorboote, die auch ohne Bootsführerschein gefahren werden dürfen. Die Freizeitkapitäne und Fischermänner sind begeistert, während ich mich als Galionsfigur „nützlich“ mache und die Aussicht geniesse. Einmal ganz tief durchatmen! Wonach hatte ich noch gesucht? Ach egal! Ich habe alles davon gefunden – und noch viel mehr!

Die Hobby-Kapitäne
Der Weg ist das Ziel

Wir tuckern am berühmten Fischerdörfchen Gandria vorbei, das immer wieder gerne als Konterfei zu den Dörfern der Cinque Terre hinhalten muss.

Farbenfrohes Gandria
Weitere Tipps und Infos:
Am gegenüberliegenden Ufer befindet sich das „Grotto dei Pescatori“. Unter lauschigen Bäumen lassen sich hier feine Tessiner Spezialitäten geniessen. Das Grotto ist nur zu Fuss oder per Boot, zum Beispiel mit den Ausflugsbooten ab Lugano, zu erreichen.

Webseite: Grotto dei Pescatori
Boot mieten ohne Führerschein: Boat Center Lugano

Wir kreuzen den See und lassen das dicht bewaldete, meist steile Ufer an uns vorbeiziehen. Beim Grotto San Rocco legen wir an und gönnen uns ein Tessiner Plättli mit Aussicht. Herrlich!

Genuss mit Ausblick
Restauranttipp
Grotto San Rocco in Caprino
Link

Die Sonne steht tief und die Schatten werden länger. Wir geben Vollgas, um zur vereinbarten Zeit zurück in Lugano zu sein. Ein halber Tag auf dem Wasser vergeht wie im Fluge.

Angeln am Luganersee
Angelschein CHF 60 für 2 Tage für Erwachsene und CHF 20 für Jugendliche. Der Angelschein kann bei den lokalen Tourismusbüros bezogen werden.

Die Jungs hatten leider kein Angelglück, aber schön war es trotzdem, da sind sie sich einig.

Kontrastprogramm: Monte Generoso

Während die Jungs am nächsten Tag noch einmal, aber leider wieder vergebens ihr Anglerglück am Ufer des Sees testen wollten, zog es uns in die Berge.

Seit rund 130 Jahren ächzt die Zahnradbahn von Capolago am Ufer des Luganersees die 9 km lange Strecke auf den 1’704 Meter hohen Monte Generoso. Neben der sensationellen Aussicht ist das Bauwerk „Fiore di Pietra“, die Steinblume, von Mario Botta eines der Highlights eines Ausfluges auf den Monte Generoso, die den stolzen Fahrpreis rechtfertigen. (ohne Vergünstigung CHF 54 retour).

Weitere Tipps und Infos
Unbedingt vor Ort in den Tourismusbüros nachfragen, ob es Vergünstigungen gibt!
Weitere Infos zum Monte Generoso und der Fahrt mit der Zahnradbahn
Webseite Monte Generoso
Fiore die Petra
Fiore di Pietra

Kontrastprogramm: Citytrip nach Mailand

Manchmal tröpfelt es auch im Süden. Ein kurzer Citytrip geht auch bei regnerischem Wetter. Wir entschieden uns nun doch noch die Grenze zu überqueren, die ist nämlich nur einen Katzensprung von Morcote entfernt.

Ins nahegelegene Como oder nach Mailand? Die Wahl fiel einstimmig auf Mailand. Nachdem unser Vermieter der Ferienwohnung (selbst in Mailand aufgewachsen) etwas von frittierter Pizza erzählte, war die Jugend überzeugt. Für uns klang das grauenhaft, aber egal. Eine gute Stunde dauert die Reise mit dem Auto von Morcote ins Zentrum von Mailand. Nun also doch noch echte Italianità. Mailand ist unglaublich entspannt dieser Tage: kaum Touristen und alle verhalten sich sehr rücksichtsvoll. Den Piazza del Duomo teilten wir uns hauptsächlich mit Tauben.

Die frittierte Pizza schmeckte zudem auch für unsere Elterngaumen erträglich – nicht für täglich, aber das kann man für 3,50 Euro durchaus mal probieren.

Frittierte Pizza
ganz in der Nähe des Doms
Zia Esterina Sorbillo, Via Agnello 19, Milano

Schlendern geniessen und staunen – so ganz ohne Plan. Dafür eignet sich Mailand ganz wunderbar!

Am späten Nachmittag ist es nur ein kurzer Hüpfer zurück auf unsere Terrasse am See, wo auch schon wieder die Sonne scheint.

Zu tun und zu sehen gäbe es natürlich noch ganz viel in der Region. Das nächste Mal planen wir länger ein. Wir haben in Morcote so ziemlich alles gefunden, wonach wir uns gesehnt haben: Einen Hauch von Exotik und das warme Blinzeln des Südens.


Offenlegung: Unsere Bootstour wurde von Ticino Tourismo unterstützt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.


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