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St. Antönien im Prättigau – eine aussergewöhnliche Schneeschuhwanderung

In St. Antönien im Prättigau, Kanton Graubünden, können sportliche Outdoorfans eine aussergewöhnliche Schneeschuhwanderung erleben. Hier geht es mit den Schneeschuhen den Berg hinauf und auf dem Freeride Alpin Schlitten wieder runter. Ein ganz besonderes Wintererlebnis.
Inhalt

Eines hat mir das Wochenende in der Region St. Antönien mal wieder gezeigt: Wer bereit ist, die üblichen Pfade zu verlassen, um etwas rechts und links des Weges zu gehen, der kann wahre Schätze entdecken. St. Antönien im Prättigau ist so ein Schatz, den die Meisten auf dem Weg nach Kosters oder Davos schlicht und ergreifend links liegen lassen.

Die Strasse windet sich in Kurven und Zacken den Berg hinauf und wir tauchen immer weiter ein in die Winterzauberwelt der Berge des Prättigau. Vorbei an der Winkelgasse und der Ortschaft Putz, deren Erscheinungsbild ihrem Namen alle Ehre macht, arbeiten wir uns mit dem Auto bergauf. Rechts und links der Strasse türmen sich hohe Schneeschuhtour im Sonnenscheeemauern, die einen perfekten Kontrast zum stahlblauen Himmel setzen.

Für aktive Geniesser: Berggasthaus Michelshof

Unser Ziel ist der Michelshof in St. Antönien. Etwas oberhalb des Ortsteils Platz, mit Blick auf den Skilift und in die umliegende Bergwelt, steht der alte Walserhof. Kaum angekommen werden wir schwanzwedelnd begrüsst und von stupsenden Hundenasen aufgefordert das Fell zu kraulen. Ich bin schockverliebt!

Michelshof Gastgeber
Die Gastgeber: Käthy, Toni mit Sohn und Skitourenführer Dominik und Hundedame Emma
Walserhaus Michelshof
Früher war das Walserhaus ein Ferienlager. Davon zeugen noch diverse Verewigungen an der Holzwand

Käthy, Toni und ihre Bernhardiner Emma, Sophie, Sina, und Bubble, sind die sympathischen Gastgeber im Michelshof. Sohn Dominik kümmert sich vorwiegend um die sportlichen Aktivitäten der Gäste. Dazu aber gleich mehr.

Der Michelshof ist ein einfaches aber urgemütliches Gasthaus, das mit viel Leidenschaft geführt wird. Die Gastwirte kümmern sich sehr persönlich um die Gäste und man fühlt sich gleich wie zu Hause. Die Zimmer sind heimelig, picobello sauber und Käthys Küche ist legendär und – bei erfreulich vernünftigen Preisen. Die Capuns sind ein Traum!

Capuns
Käthys Capuns sind köstlich

Auch wenn Käthy Wert darauf legt, dass ihre Küche nicht ganz so schwer ist, wie sonst für die Bergküche üblich, tut bei den kulinarischen Höhenflügen Bewegung Not.

Geführte Schneeschuhtour mit Dominik

Hier kommt Sohn Dominik ins Spiel. Dominik ist ein echter Naturbursche. Den Sommer verbingt er am liebsten mit seiner Familie mitten in der Wildnis Kanadas und im Winter führt er Gäste fast täglich auf den unterschiedlichsten Schneeschuhtouren rund um St. Antönien. Von der Mondscheintour mit Fondue bis zur Ganztagestages-Schneeschuhwanderung. Ausserdem baut er mit interessierten Gästen Iglus. „Mit Schneesäge, so wie die Inuits sie bauen“, erklärt Dominik. Hundedame Emma ist meist mit dabei.

„Für uns habe er sich etwas ganz Besonders ausgedacht“, lacht Dominik als er uns am Vormittag im Michelshof abholt. Höre ich da einen drohenden Unterton? Die Spannung steigt und ich habe etwas Bedenken, was mich erwarten wird und welchen Gipfel wir wohl erklimmen müssen. Während ich so darüber nachsinne, was alles auf mich zukommen könnte, löst Dominik das Rätsel zum Glück auf. „Wir steigen mit den Schneeschuhen auf den Berg. Etwa 700 Höhenmeter. Aber das ist noch nicht alles. Runter geht es dann auf eine ganz besondere Art. Das habt Ihr ganz sicher noch nie erlebt!“

Schneeschuhtouren Dominik
Dominik führt diverse Schneeschutouren

Dabei präsentiert er uns einen ganz besonderen Schlitten, den Freeride Alpin Schlitten. Ein leidenschaftlicher Schneeschuh-Tourengänger aus Konstanz habe diesen konstruiert, um nach einem Anstieg auf den Berg wieder hinabsausen zu können. Leider kann Emma auf diese Tour nicht mit. Hinter den Schlitten den Berg runter zu rennen wäre dann doch etwas zu heftig für die Bernhardinerdame. Im Nachhinein wäre es dann doch gegangen, aber das lag eher an den besonderen Umständen.

Schneeschuhtour mit dem Freeride Alpin Schlitten

So starten wir also gut ausgerüstet mit Sicherheitsausrüstung, Schneeschuhen und den Freeride Alpin Schlitten in das Abenteuer.
Los geht unsere Schneeschuhwanderung vom Parkplatz im Gafiental, von den Einheimischen auch Dörfji genannt. Wir schnallen die Schneeschuhe an und befestigen die Schlitten an unseren Rucksäcken, um sie den Berg hinaufzuziehen.

Aufstieg auf den Spitzenbüel

Traumhaftes Bergwetter begleitet uns an diesem Tag, während wir uns im Zickzack stetig den Berg hinauf arbeiten. An den steilen Stellen hängt der Schlitten doch an und ich spüre die 7,7 kg Gewicht, die ich hinter mir herziehe. Ich bin froh, dass Dominik kein schnelles Tempo vorlegt. Lieber langsam und stetig. Die Februarsonne wärmt schon beachtlich und die körperliche Anstrengung leistet ihren Beitrag. Wir wandern im T-Shirt den Berg hinauf und ich würde am liebsten jeden einzelnen Sonnenstrahl aufsaugen. Pures Winterglück, nenne ich solche Momente.

Schneeschutour Graubuenden
Begleitet von Sonnenstrahlen wandern wir den Berg hinauf…

Der Schnee glitzert und mit jedem Meter, den wir höher kommen, öffnet sich der Blick weiter auf das Tal und die umliegenden Schneeberge.

Aussicht St Antoenien
…mit traumhafter Aussicht

Nach etwa drei Stunden haben wir den Spitzenbüel auf 2193 m.ü.M. erreicht. Zeit für eine Rast. Die unglaubliche Stille, das Glitzern und die umgebenden Berge hüllen uns völlig ein. Das ist jede Anstrengung wert! Was für ein Panorama! Das haben wir uns nach dem schweisstreibenden Aufstieg wahrlich verdient. So schmeckt das Sandwich gleich nochmal so gut.

Pause auf dem Gipfel
Pause auf dem Gipfel

Nach der Rast kommt für mich der wirklich anspruchsvolle Teil der Tour. So cool ich die Idee finde, mit dem Schlitten den Berg hinunterzuflitzen, so viel Schiss habe ich auch davor.

Freeride Alpin Schlitten
Das ist er, der Freeride Alpin Schlitten

Den Hang mit dem Schlitten hinunter sausen (im Idealfall)

Während die anderen hinuntersausen, „schnecke“ ich den Berg runter, indem ich die Bremse, die mit Händen und Füssen bedient werden kann, fest gedrückt bzw. gezogen halte. Kaum löse ich die Bremse, nimmt der Schlitten Fahrt an und mein Herz rutscht mir in die Hose.  Zum Glück schluckt der Schnee meine Angstschreie. Also bremse ich weiter. So fest wie es geht. Der Schlitten will mir nicht gehorchen. Ich traue ihm nicht, bzw. ich stelle mich einfach nur zu blöd an.

Freeride Alpin Schlitten Abfahrt
Mit dem Freeride Alpin Schlitten geht es begrab

Irgendwann schaffe ich es dann doch schweissgebadet, aber erleichtert unten anzukommen, wo Dominik und der Rest der Gruppe vermutlich seit einer Ewigkeit auf mich gewartet haben. Sei’s drum. Ich finde die Idee immer noch sehr cool – bin aber leider nicht der Schlitten-Flitz-Typ und werde beim nächsten Mal wohl oder übel wieder zu Fuss absteigen.

Schlitten Graubuenden
Die Anderen sind schon weit unten…

Verdienter Genuss im Michelshof

In der Stube vom Michelshof schliessen wir den sportlichen Tag ab. Eine Portion Älplermagronen darf es nach so viel körperlicher Betätigung schon sein. Denn die von Käthy seien die Besten, hat uns Toni am Vortag bereist vorgeschwärmt. Recht hat er!

Aelplermagronen
Älplermagronen. Mega fein!

An der Abzweigung nach St. Antönien sollte man also auf keinen Fall achtlos vorbeifahren! Wer sich die Mühe macht, sich den Berg hinauf zu arbeiten, der wird mit der Entdeckung eines kleinen landschaftlichen Juwels belohnt!

Wir zumindest werden diese Region, den Michelshof, seine Menschen und die Bernhardiner, ganz sicher nicht mehr links liegen lassen. Da sind wir uns sehr einig!

Ich sag’s ja immer, es lohnt sich die üblichen Pfade zu verlassen, um Neues zu entdecken! In diesem Sinne wünsche ich Euch viele spannende Entdeckungen auf Euren Wegen. Wo auch immer diese hinführen.

Mit sonnigen Grüssen,

Weitere Infos und Preise:

Stand 2023: Der Michelshof befindet sich mittlerweile unter anderer Leitung!

Weitere Infos und Preise
  • Gasthaus Michelshof: hinterdemmondlinks
    Im Sommer kann man hier übrigens tolle Trotinetts ausleihen! Das wäre auch mal eine Geschichte…
  • Geführte Schneeschuhtouren um St.Antönien: 2000 Plus
  • Zum Spezial-Schlitten: Freeride Alpin Schlitten
  • Info für Wanderer im Sommer: Der Walserweg führt auch in diese Gegegend!
Schneeschuhtour Gafiental
Die Tourengänger

Dominik hat mich gebeten darauf hinzuweisen, dass diese Tour für wirklich sportliche und geübte Schneeschuhgänger (WT3) ist. Für weniger geübte hat er andere Touren im Programm.

Weitere Leseeempfehlung: Jannik von Trekkinlife.de beschreibt eine traumhafte Wanderung (im Sommer) im Prättigau: Wandern auf dem Prättigauer Höhenweg – eine Übersicht

Wer schreibt hier?
Ellen Gromann-Goldberg

Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.

Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.

Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.


Offenlegung: Die Recherche fand auf Einladung von Graubünden Ferien und der Prättigau Tourismus statt.


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