Vor kurzem habe ich gelesen, dass man grade Teenagern auf Reisen etwas bieten muss, damit sie noch gerne mit den Eltern mitkommen. Stimmt! Ich habe ausserdem gelesen, dass man deshalb mit Jugendlichen auf exotische Ziele zurückgreifen sollte. Stimmt nicht bzw. nur sehr bedingt!
Darum ging unser Städtetrip auch nicht nach New York oder Berlin. Nein, diesmal machten wir es uns ganz einfach. Statt langer Flugzeiten und hoher Anreisekosten setzten wir uns gemütlich in den Zug und waren schon in knapp drei Stunden am Ziel.
Ich gebe es zu, so ganz begeistert waren unseren beiden Jungs zuerst nicht.
„Das liegt doch voll in der Provinz! Was soll man dort schon anfangen, voll öde!“
So, oder so ähnlich war der Tenor unserer beiden Jungs. Wie schnell sich doch die Einstellung ändern kann!
Am Freitag Abend kamen wir am Stuttgarter Hauptbahnhof an. Nachdem wir nur schnell unsere Koffer ins Hotel gebracht hatten – „hier gibt es ja sogar eine U-Bahn!“ – genossen wir am Schlossplatz die schwäbische Küche. Mit Käsespätzle und Maultaschen (schwäbische Riesenravioli) punktete die regionale Küche auch bei unseren Jungs. Wie gut, dass die Liebe sprichwörtlich durch den Magen geht.
1:0 für Stuttgart!
Oder sagen wir besser 1½:0, denn der anerkennende Unterton in der U-Bahn-Bemerkung ist mir nicht verborgen geblieben.
Mit bereits etwas milder gestimmten Jungs starteten wir also unser Sightseeing Programm am nächsten Morgen.
Stuttgarter Citytour – mit dem Bus die Stadt entdecken
Auf zur Stadterkundung mit der Stuttgarter Citytour!
Um 10 Uhr (Sommersaison) startet die erste Fahrt ab dem i-Punkt, gegenüber vom Hauptbahnhof. Wir waren etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt da, um möglichst gute Plätze zu ergattern. So konnten die Jungs ganz vorne sitzen. Beim Audioguide hatten wir die Wahl zwischen waschechtem Schwäbisch, dem Kinderkanal und Hochdeutsch.
Ich entschied mich fürs Erste für die schwäbische Variante. Sehr kurzweilig führt die Fahrt vorbei an (fast) allen wichtigen Sehenswürdigkeiten Stuttgarts.
Dabei erklärt ein Opa seiner Enkelin allerhand Wissenswertes über Stadt und Leute und schaffte es innert kurzer Zeit auch unser Interesse zu wecken. Während draussen der Schlossplatz, das Schweinemuseum und das Mercedes Benz Museum an uns vorbeizogen, lauschten wir gespannt Opas Ausführungen.
Dabei genossen wir die traumhaften Ausblicke über die Stadt und die sie umgebenden Weinberge, bevor wir nach kurzen 100 Minuten wieder an unseren Ausgangspunkt am Bahnhof zurück kamen. Spätestens danach war uns klar, dass ein Wochenende für Stuttgart eigentlich viel zu wenig Zeit ist.
2½:0 für Stuttgart!
Witziges Schweinemuseum in Stuttgart
Bald war Mittagszeit, also entschlossen wir uns noch zwei Haltestellen weiter zu fahren. Beim Schweinemuseum, das mein Interesse sehr geweckt hatte, hatten wir einen schönen Biergarten gesehen. Diesen Schlenker erfuhr ich auf dem Kinderkanal des Audioguides, der mindestens genauso spannend ist, wie die schwäbische Variante.
Saumässig ging es im Schweinemuseum zu. Saumässig gemütlich und gross. Immerhin ist es das weltgrösste Schweinemuseum. Klar habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir nach einem leckeren Snack die Schweinerei kurz etwas genauer anzuschauen.
Da gibt es viel Kitschiges und Witziges zu entdecken. Allerdings musste ich mich saumässig beeilen, da meine Jungs zum nächsten Programmpunkt drängten.
3:0 für Stuttgart!
Im Porsche Museum
Mit U- und S-Bahn machten wir uns auf den Weg zum Porsche Museum und ich stellte zufrieden fest, dass mit jedem weiteren Programmpunkt Stuttgart einen weiteren Punkt gewann.
Mit sichtlich guter Laune, auch unter der Jugend, begaben wir uns ins Männerparadies. Jede Menge schnittige Flitzer mit „stylischem“ Design erwarteten uns. Die Männeraugen glänzten und ich staunte, über das Wissen meiner Jungs. Die kannten jedes Modell mit Zahl und Namen. Wenn das doch nur mit den Vokabeln auch so einfach funktionieren würde…
Restlos zufriedene Begleiter hatte ich spätestens nachdem alle ihre Runde im Simulator gedreht hatten. Ich fragte mich derweil, warum die meisten Exponate in knalligen Spielzeugfarben gehalten sind….
Wenn es doch nur immer so einfach wäre drei Männer glücklich zu machen.
4:0 für Stuttgart!
Nur leider musste Mutti wiedermal hetzen. Immerhin wartete noch mein persönliches Stuttgart-Highlight auf uns.
Also los gings, schnell ins Hotel, fein gemacht und dann ab mit dem ÖV nach Afrika. Die Anbindungen mit S- und U-Bahnen in Stuttgart sind wirklich spitze!
Afrika!
Ja ihr habt richtig gelesen. Mit einem riesigen „Bäng“ landeten wir im Apollo Theater mitten in Afrika. Wir wurden in den Dschungel entführt und wilde Affen hangelten direkt über unseren Köpfen von Liane zu Liane, während vorne auf der Bühne Tarzan seine Jane traf. Ich war hin und weg!
Ein kurzer Blick zu meinen Jungs verriet mir, dass auch sie gebannt dem Geschehen folgten. Ein Feuerwerk an akrobatischen- und musikalischen Leistungen und ein spektakuläres, immer wechselndes Bühnenbild verzauberten und begeisterten uns restlos. Alleine dafür lohnt es sich schon nach Stuttgart zu fahren!
5:0 für Stuttgart!
Viel zu schnell war da unser letzter Stuttgart-Tag angebrochen.
Auf zum Cannstatter Wasen!
In Schale geworfen mit Dirndl und Lederhosen machten wir uns auf den Weg zum Cannstatter Wasen.
Der Cannsatter Wasen ist neben dem Münchner Oktoberfest eines der grössten Volkfeste in Deutschland. Bereits zum 170 Mal wird in diesem Jahr dort gefeiert.
Bevor wir uns in den prächtig geschmückten Festzelten unter das Volk mischen konnten, erfreuten wir uns der Gruppen, die am grossen Volksfestumzug durch die Altstadt von Bad Cannsatt zogen.
Bei ausgelassener und fröhlicher Stimmung hiess es dann schneller, höher und weiter – ganz besonders für unsere Jungs.
6:0 für Stuttgart!
Sehr viele Familien waren am Sonntag Nachmittag unterwegs und trotz der vielen Besucher, war alles entspannt und heiter.
Vom Riesenrad genossen wir den Blick über Stuttgart hin zu den Bergen der schwäbischen Alp, die Stuttgart sanft einbetten.
Vom Wasen war es nur ein Katzensprung zur Wilhelma, die noch auf unserem Programm stand.
Tierisches in der Wilhelma
Leider hatten wir nur noch sehr wenig Zeit, bis unser Zug fahren sollte. Dennoch wollten wir zumindest einen kurzen Eindruck von der Wilhelma mitnehmen. Wenn wir schon mal da sind!
Die Wilhelma ist eine Mischung aus botanischem und zoologischem Garten und in seiner Art in Deutschland einzigartig. Er ist nach Hamburg der zweitgrösste Zoo Deutschlands. Ursprünglich diente der Park mit seinen Gebäuden im maurischen Stil König Wilhelm I von Württemberg als privater Garten. Mittlerweile gehen dort jährlich etwa 2 Mio Besucher ein und aus.
Besonders beeindruckt haben uns die prächtigen Glashäuser und die grosszügige, wunderschön gestaltete Gartenanlage.
Auch wenn wir tatsächlich nur einen kurzen Blick in die Wilhelma geworfen haben, hat Stuttgart auch hier ganz klar gepunktet.
7:0 für Stuttgart!
Leider war es dann auch schon Zeit uns auf die Socken zu machen, um den Zug nach Zürich zu erwischen. Das Wochenende war viel zu schnell vorbei!
Unser Fazit für Stuttgart mit Teenagern
Auch wenn es nicht New York oder Berlin ist, muss sich Stuttgart in keiner Weise hinter anderen Städten verstecken. Unser Stuttgart-Wochenende war so abwechslungsreich, dass wir in einer anderen Grossstadt vermutlich auch nicht mehr an Unterhaltung und Abwechslung bekommen hätten.
Die Citytour haben wir im Übrigen sowohl in New York, als auch in Berlin schon mitgemacht. Die Stuttgarter lassen da an Ideenreichtum und Charme die grossen Städte ganz klein erscheinen.
Der Ideenreichtum in der Gegend hat ja schliesslich auch eine lange Geschichte. Vom ersten Automobil, das seinerzeit Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach austüftelten, bis hin zu den schnittigen Flitzern der Firma Porsche wird dieser ständig neu unter Beweis gestellt und fasziniert nicht nur Jungs.
Auch wenn just an unserem Stuttgart-Wochenende der lokale Fussballverein mit einem Misserfolg die Stimmung der Einheimischen getrübt hatte, hat Stuttgart bei uns jedenfalls voll und ganz gepunktet!
7:0 für Stuttgart! Stuttgart ist für uns ganz klar Tabellensieger!
Wir kommen wieder!
Manchmal ist es doch erstaunlich, wie sehr man manche Städte unterschätzt. Auch ich muss zugeben, dass ich mir von Stuttgart wesentlich weniger erwartet hätte. Stuttgart ist grosse Klasse!
In diesem Sinne wünsche ich Euch viele grossartige Entdeckungen!
Mit sonnigen Grüssen
Extratipps für Stuttgart
Hinkommen:
Ab Zürich fahren mehrmals täglich direkte Züge nach Stuttgart. Das Stadtnetz in Stuttgart ist so gut ausgebaut, dass man das Auto getrost zu Hause lassen kann.
Wer es dennoch nicht lassen möchte: Fahrtzeit mit dem Auto ab Zürich ca. 3 Stunden.
Unterkommen:
Wir waren im ganz neuen A&O Hostel in Stuttgart untergebracht (Rosensteinstraße 14-16). Eine kostengünstige und gute Möglichkeit für Familien ein Wochenende in Stuttgart zu verbringen. Die Ausstattung ist zweckmässig und sauber und die Innenstadt ist mit der U Bahn perfekt angebunden und in wenigen Minuten erreicht.
City-Tour:
Die HopOn HopOff Citytour dauert etwa 100 Minuten. Sie startet am i-Punkt, gegenüber des Bahnhofs. Preise pro Person 15 Euro. 2 Kinder bis 14 Jahre sind in Begleitung eines Erwachsenen frei! (Stand: 10/2015)
Die erste Fahrt startet um 10Uhr
Schweinemuseum:
Schlachthofstrasse 2.
Öffnungszeiten: Mo-So 11:00-19:30 Uhr
Eintrittspreise (Stand: 10/2015): Erwachsene 5,90 Euro, Kinder (7-14 Jahre) 3 Euro, Kinder (4-6 Jahre) 1,50 Euro.
Porsche Museum:
Porscheplatz 1.
Öffnungszeiten: Die-So 9:00-18:00 Uhr (Kassen schliessen 18:30 Uhr!)
Eintrittspreise (Stand: 10/2015): Erwachsene 8 Euro. Kinder bis 14 Jahre frei. Familienticket: 20 Euro
Musical Tarzan:
Infos zu Tickets, Spielzeiten, Anfahrt etc. gibt es bei Stage Entertainment
(Nachtrag vom November 2016: Das Musical Tarzan wird zurzeit nicht mehr in Stuttgart gespielt. )
Cannsatter Volksfest:
Termine 2016: 23. September 2016 bis 09. Oktober
Wilhelma:
Infos zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten und Eintittspreisen gibts es auf der Homepage der Wilhelma
Top! Freies WLAN:
Eigentlich einen Extrapunkt wert! An vier touristisch attraktiven Plätzen (Touristinfo i-Punkt, Schlossplatz, Schillerplatz und am Marktplatz) gibt es freies WLAN und zusätzlich Tipps zu touristischen Einrichtungen, Gastronomie und Veranstaltungen am Standort.
Offenlegung: Herzlichen Dank an die Stuttgart Marketing GmbH für die freundliche Einladung. Wie immer bleibt meine Begeisterung und meine Meinung davon unberührt!
3 Responses
Schön, dass es euch in Stuttgart so gut gefallen hat! Das war aber auch ein ziemlich straffes Programm für ein Wochenende!
Ja, es war sehr schön. Das Programm war schon knackig, aber es hat sich gelohnt. Wir hätten gernen noch so viel gesehen, oder auch eine kleine Shoppingtour eingelegt. Wir müssen also auf jeden Fall wiederkommen – und dann mit etwas mehr Zeit, damit wir uns auch sehen können.
Lieber Gruss,
Ellen
Hallo Ellen,
… als „schon-immer-Stuttgarter“ freut es mich besonders, daß es dir in Stuttgart gefallen hat – und ich noch etwas dazu lernen konnte. Vielleicht sollte ich in meiner Heimatstadt selbst mal eine Sightseeing-Tour machen 😉
Beste Grüße Matthias