Von der Suche nach dem Sinn des Lebens bei den Indios

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens hat Sivo Cifuentes 40 Jahre lang mit den Kogi Indios in der Sierra Neavda, in Kolumbien, gelebt.
Inhalt

Silvo Cifuentes ist ein hagerer, älterer Herr mit weissem Bart und weissen Haaren, die ihm in Wellen auf die Schultern fallen. 40 Jahre lang hat bei und mit den Kogi Indios gelebt. Seine wasserblauen Augen sind wach und aufmerksam.

Er ist Künstler und Designer und auch Erschaffer des Playa La Roca Ecotel. Das Hotel liegt ganz in der Nähe des Tayrona Nationalparks am Strand der kolumbianischen Karibikküste. Hier haben wir während unserer Rundreise zwei Nächte verbracht.

Die naturnahen Bungalows sind einem Indiodorf nachempfunden und die Zimmer wurden individuell durch den Künstler gestaltet.

Playa la Roca ecotel Kolumbien
Zimmer Playa la Roca
Playa la Roca Tayrona

Silvo begegnet man immer wieder in der Anlage. Ganz besonders am Meer, wo er einfach im Schatten unter den Bäumen sitzt und scheinbar reglos stundenlang auf das Wasser schaut.

Ich bin mit ihm im „Restaurant“ verabredet und wir setzen uns an einen der grossen Naturholztische. Das Restaurant ist ein rundherum offener Raum. Darüber gibt es nur ein Dach aus Palmwedeln. An den langen Tischen treffen sich die Gäste zum Essen. Ein geselliger Ort, an dem auch hin und wieder ein neugieriges Opossum vorbeischaut.

Playa la Roca Ecotel Essraum

Ich bin neugierig und möchte mehr über diesen geheimnisvoll wirkenden Mann erfahren. Was sein Hintergrund ist, möchte ich von ihm wissen.

Er antwortet langsam und überlegt. Auch wenn mein Spanisch nur sehr rudimentär ist, merke ich, dass er sich sehr gewählt ausdrückt.

„Ich bin in Cali geboren und habe nach der Schule angefangen, Kunst zu studieren. Ich hatte so viele Fragen und war frustriert, weil mir die Universität nicht die erhofften Antworten lieferte. Daher habe ich mich auf die Suche begeben. Ich hoffte, die Indiovölker würden mir die Antworten geben können und ich bin daher durch ganz Südamerika gereist. Ich war am Amazonas, im Dschungel, in Bolivien, in Peru, in Argentinien. Ich bin vielen indigenen Völkern begegnet, aber die Antworten blieben mir verwehrt. So entschied ich mich, zurück nach Kolumbien zu kommen. Hier in der Sierra Nevada de Santa Marta bin ich dann auf die Kogi Indianer getroffen. Ein Volksstamm, der sich noch am meisten gegenüber der Zivilisation abgeschottet hat und auch das einzige Volk das ich kennengelernt habe, das sich uns Weissen nicht unterlegen fühlt. Ganz im Gegenteil. Man tat alles, um sich vor den schädlichen Einwirkungen durch Weisse zu schützen. Auch ich wurde zuerst abgelehnt. Eine lange Zeit habe ich auf einer Ranch in ihrer Nähe gelebt und immer wieder versucht von ihnen akzeptiert zu werden. Irgendwann, nach viel Beharrlichkeit, war es so weit. Ich wurde akzeptiert und in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Die Kogi sind ein friedvolles Volk. Wir waren eine grosse Familie, die sich gegenseitig viel Liebe und Respekt gegeben hat.“

Sein Blick senkt sich etwas traurig und er zieht einen Plastikbeutel mit getrockneten Blättern aus seiner handgewobenen Wolltasche. Seine vom Alter, von Wind und Sonne gezeichnete Hand greift hinein und holt ein paar Blätter raus, um sie dann im Mund verschwinden zu lassen. „Koka?“, frage ich. Silvo nickt und bietet mir auch etwas an. Ich lehne dankend ab.

Mich interessiert, wie er hier gelandet ist, wie es zu diesem Hotel kam.

„Nach 40 gemeinsamen Jahren mit den Indios wurden ich und die Kogis wegen gewalttätigen Konflikten in der Region von der Regierung gezwungen, die Siedlung zu verlassen. Wir wurden alle umgesiedelt. So kam ich hier an diesen Ort. Ohne Geld, denn es war unsere Philosophie kein Geld zu benutzen. Was ich hatte, waren ein paar Taschen und Kleidungsstücke, die ich auf meiner Ranch hergestellt hatte. Es gelang mir diese zu verkaufen und mit dem Geld das Land hier zu bezahlen. Mit meinen Händen habe ich ein Wohnhaus für mich und meine Familie gebaut. Als die ersten Touristen in die Gegend kamen, vermietete ich ein Zimmer. Vom Erlös baute ich den ersten Bungalow und so wuchs die Anlage weiter, bis zu dem, was sie heute ist.“

Was ist mit seinen Fragen, hat er die Antworten darauf bei den Indios gefunden, frage ich ihn?

„Ja“ nickt er, „Ich habe die Antworten bei den Indios gefunden. Diese waren allerdings spiritueller Art. Was ich gelernt habe ist, dass das Allerwichtigste im Leben der Respekt für das Leben und für die Natur ist. Auch das habe ich hier im Ecotel umgesetzt.“

Ob er immer noch Kontakt zu den Kogi Indios habe, möchte ich abschliessen wissen. Er schaut mich etwas überrascht an und seine Antwort kommt blitzschnell.

Natürlich, wir sind doch eine grosse Familie, Brüder und Schwestern!

Seine Hand greift erneut nach der Plastiktüte. Er schaut mich mit seinen wasserblauen Augen tiefgründig an und ich ahne, dass er noch viel mehr zu erzählen hat und viel mehr weiss.

Es gibt Begegnungen auf Reisen, die hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck, aber auch viele offene Fragen. Wäre die Sprachbarriere nicht gewesen, hätte ich ihn liebend gerne noch viel, viel mehr gefragt.

Designer Silvo Cifuentes
Playa la Roca ecotel Sierra Nevada
Playa la Roca Hotel Kolumbien
Playa la Roca Huetten
Playa la Roca Kolumbien

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