Im grenzenlosen Denken eröffnen sich neue Horizonte.
In der Grenzregion zwischen Frankreich und der Schweiz findet ein grenzüberschreitendes Projekt statt, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Tourismus unter einem gemeinsamen Thema zu fördern. Das verbindende Element ist dabei das weisse Gold, Salz.
Ich habe mich auf die Spur des Salzes, in die Terra Salina begeben und dabei traumhafte Landschaften und ein beeindruckendes Kulturerbe vorgefunden.
Yverdon-Les-Bains
Meine Reise begann in Yverdon-Les-Bains. Dort wo liebliche Weinberge und schmuck herausgeputzte Städtchen sich mit bewaldeten, wilden Berghängen abwechseln, wo sich die riesigen Berggipfel im blauen, von weissen Segeln der Segelboote gesprenkelten See spiegeln, dort mittendrin liegt Yverdon-Les-Bains.
Früher einmal war Yverdons-Les-Bains eine sehr reiche Stadt. Die Fassaden in den gemütlichen Gassen und rund um die grosszügigen Plätze erzählen die Geschichte vom diesem Reichtum.
Yverdon-Les-Bains war lange Zeit der Hauptumschlagplatz für Salz, das von den nahe gelegenen, französischen Salinen in die Schweiz gebracht wurde.
Von hier aus fand der Salzhandel in die Schweiz statt.
Heute ist Yverdon-Les-Bains ein gemütliches Städtchen mit netten kleinen Geschäften und verträumten Gassen. Als wäre die Zeit stehen geblieben.
Die Eröffnung der Saline Schweizerhalle bei Basel und auch die Dank des technischen Fortschrittes gesteigerten Abbaumengen in den Salinen von Bex führten dazu, dass der Handel mit Frankreich überflüssig wurde und dass Yverdon-Les-Bains seinen damaligen Einfluss verlor.
Heute ist Yverdon-Les-Bains, Dank seiner Thermalquellen vor allem als Bäderstadt bekannt.
Die Salinen von Bex
Der zweite Teil meiner Reise führte mich zu den Salinen von Bex. Mitten in die wild-romantische Natur wurde ein riesiger Schlund in den Berg gearbeitet.
Ein Labyrinth mit einer Gesamtlänge von über 50 km wurde seit 1684 mit einfachsten Werkzeugen in den Berg gehauen. Mit dem einzigen Ziel: Das Fördern des weissen Goldes. Dort, wo man einst salzhaltige Quellen gefunden hatte, setzte man nun alles daran, aus dem Inneren der Erde grössere Mengen des lebensnotwendigen und kostbaren Stoffes zu gewinnen. Mit Erfolg.
Bis heute sind die Salinen von Bex aktiv und ein Teil des Salzbedarfes der Schweiz wird von hier aus gedeckt.
Wo es genau herkommt, kann man erfahren, wenn man sich, wie ich, mit dem kleinen ratternden Züglein auf die Reise in das Innere des Berges begibt. Ein wenig unheimlich ist das schon, so weit weg vom Tageslicht zu sein. Beeindruckend sind sie, die unglaublichen Anstrengungen, die unternommen wurden, um Stollen, Hallen und Treppen in den steinernen Berg zu hauen. Neben einem Event-Raum und einer Taverne unter Tage, die für besondere Anlässe gemietet werden kann, befindet sich dort eine Ausstellung, in der auch Kinder Hand anlegen dürfen. Wie viel Kraft braucht es, um mit Hammer und Meissel einen Weg in den Fels zu hauen? Diese und andere Fragen können Gross und Klein hier gleich selbst am praktischen Beispiel erfahren.
Ich war nach dem etwa einstündigen Rundgang aber doch froh wieder am Tageslicht zu sein.
Der Weg des Salzes aus Frankreich
Aber wie kam das Salz in die Schweiz, bevor die Salinen im eigenen Land für eine ausreichende Versorgung sorgten?
Um dieser Frage nachzugehen, begab ich mich auf die Spuren der Salzwege an die Grenze zu Frankreich.
Im Wald von Vuiteboeuf sind diese Spuren ganz deutlich zu sehen.
Um die Fahrt der schweren, mit dem kostbaren Gut gefüllten Salzkarren bergab bremsen zu können, wurden hier Rinnen in den steinernen Boden gearbeitet. Die Räder passten ganz knapp in diese Rinnen, sodass die Räder sich darin so stark verkanteten, dass sie teilweise gezogen werden mussten, um vorwärtszukommen.
Auch dies ist ein eindrückliches Zeugnis dessen, wieviel Aufwand betrieben wurde, um sicher an das weisse Gold zu gelangen.
Ornans
Von Vuiteboeuf führte mich der Weg des Salzes über die Grenze weiter nach Frankreich. Die kurvige Fahrt entlang tiefer Schluchten, felsiger Steilhänge und grosser Wälder bot immer wieder umwerfende Ausblicke.
Am Ufer des Flüsschens Loue zeigt sich die Natur lieblicher. Am Flussufer standen Fliegenfischer und ab und an war ein Kanufahrer auf dem Flüsschen zu sehen. Verträumte Ortschaften mit Steinhäusern, deren Grau durch das leuchtende Rot der üppig blühenden Geranien unterbrochen wird, säumen das Flussufer. Ornans ist ein bezauberndes Städtchen.
Malerische Häuser, schmiegen sich an das Flussufer. Durchbrochen werden die Häuserfronten durch kleine Steinbrücken, die die beiden Ufer des Loue miteinander verbinden.
Ganz besonders für Kunstinteressierte lohnt sich ein Blick in die Stadt. Man wandelt unverkennbar auf den Spuren des berühmten Malers Gustav Courbet (1819–1877). Neben zahlreichen Statuen findet man, dem berühmten Sohn der Stadt zu ehren, in Ornans das Musée Courbet mit vielen Exponaten des Künstlers. Ein Rundgang durch das Museum ist durchaus empfehlenswert. Der Audioguide dazu ist auch auf Deutsch vorhanden und er bietet viele Einblicke in das Leben des Querdenkers.
Die fabtastische Saline Royale in Arc-et-Senans
Knapp 50 km weiter südwestlich, in Arc-et-Senans, fand ich weitere, beeindruckende Spuren der damaligen Salzindustrie.
Bereits der Eingang durch die schweren Steinsäulen und das riesige Tor in die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden königlichen Salinen lässt erahnen, dass dies der Eingang in eine andere Welt ist.
Die königlichen Salinen wurden im 18 Jh. vom visionären Architekten Nicolas Ledoux entworfen. Der Zweck des monumentalen Gebäudekomplexes war es, das Salz aus der Sole, die über 20 km lange Holzleitungen von Salines-Les-Bains hierherkam, zu gewinnen.
Ledouxs Vision war es, den Arbeitern auf dem Gelände der Salinen auf dem Gelände der Salinen gleichzeitig ein „gutes Leben und Arbeiten“ zu ermöglichen. Dafür wurden auf dem Grund der Salzfabrik eigens konzipierte Arbeiterwohnungen gebaut. Wie weit seine Vision vom glücklichen Arbeiter tatsächlich mit der Realität übereinstimmte, ist fraglich. Die Arbeit beim Einkochen des Salzwassers zur Salzgewinnung war hart und gefährlich.
Trotz alledem sind die Salines Royales ein fast schon magischer Ort. Es scheint, als bliebe die Welt vor den grossen Toren.
Die Gärten entlang der Mauer, die die Anlage umringt, werden jährlich neu von unterschiedlichen Schulen zu einem wechselnden Thema angelegt
Wie passend, dass das Thema zur Zeit meines Besuches „Jardins de Voyageurs“ (Gärten der Reisenden) hiess!
Die ganze Anlage dient heute als Museum und als besonderer Ort für Tagungen und Seminare.
Ich freute mich darüber, dass die Anlage noch ein kleines Geheimnis birgt. Zumindest schien es mir so.
Kaum erkennbar, sind in den Arbeiterhäusern heute helle und einladende Hotelzimmer untergebracht. Schlicht, aber sehr schön und äusserst besonders!
Ich konnte an diesem magischen Ort herrlich schlafen!
Salins-Les-Bains
Nach einem köstlichen Frühstück in der königlichen Saline startete ich frisch gestärkt auf die letzte Etappe meiner Reise durch die Terra Salina.
Mein Ziel war das weiter südöstlich gelegene Salins-Les-Bains. Der Ort, von dem aus das salzhaltige Wasser nach Arc-et-Senans kam.
Dort, in Salins-Les-Bains, wo das Salz gezogen wurde, bevor die Anlagen in Arc-et-Senans einen Grossteil der Arbeit übernahmen, befindet sich heute das Salzmuseum. Das Sudhaus, in dem in riesigen Pfannen das Salzwasser eingekocht und das Salz schliesslich abgeschöpft (gezogen) wurde, sowie unterirdische Gewölbe erzählen die Geschichte der harten und gefährlichen Arbeit zur Salzgewinnung. Das Museum beherbergt eine der letzten Sudpfannen der Welt.
Hier erfuhr ich auch, aus welchem Grund 20 km weiter die königlichen Salinen errichtet wurden. Die Waldbestände in der Gegend um Salis-Les-Bains waren im Laufe der Jahre stark zurückgegangen. Der Bedarf an Feuerholz für das Einkochen des Salzwassers war immens. Das Holz musste von immer weiter her zu den Salinen gebracht werden. Man war damals der Meinung, dass es wirtschaftlicher sei eine neue Saline in einem bewaldeten Gebiet zu erbauen.
Wirklich aufgegangen ist diese Rechnung aber nicht. Die hölzernen Wasserleitungen waren häufig undicht und ein erheblicher Teil des kostbaren Salzwassers versickerte so im Boden.
Meine eindrucksvolle Reise durch das Salzland, endete in Salins-Les-Bains, dort wo eigentlich die Entwicklung der Terra Salina Ihren Ursprung nahm.
Abgesehen davon, dass mich die Idee begeistert, dass über Landesgrenzen hinweg zusammengearbeitet wird, um eine ganze Region, ungeachtet der Nationalität, zu stärken, bin ich auch begeistert über das, was ich vorfand.
Zauberhafte, sehr unterschiedliche Landschaften präsentieren sich unter einem gemeinsamen Thema.
Auch wenn man sich nicht explizit auf die Spur des weissen Goldes begibt, begegnet man entlang der Reiserouten der Terra Salina imposanten baulichen Zeitzeugen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und die es lohnen gesehen zu werden.
Eine beeindruckende (Zeit-)Reise. Ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen!
Geht raus und entdeckt die Welt! Es gibt noch so viel da draussen, das uns zum Staunen bringen kann.
Mit sonnigen Grüssen,
Extratipps für eine Reise auf der Spur des Salzes
Die Terra Salina kann in 5×3 Tagen erwandert werden. Swiss Trails hat dazu Routen zusammengestellt.
Weiter Infos
Infos zur Terra Salina im Überblick
Yverdon les Bains:
Das Science Fiction Museum hatte leider während meines Besuches geschlossen, wäre für mich aber ein Grund wiederzukommen
Die Salinen von Salin-Les-Bains
Offenlegung:
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Recherchereise entstanden, auf der ich auf Einladung der Terra Sallina teilnehmen durfte. Herzlichen Dank für die Einladung!