Jump, iump!“ ruft der Bootsführer laut. Hektik macht sich breit. Ich rücke kurz meine Taucherbrille zurecht und lasse mich über den Bootsrand ins Wasser fallen. „Look down, look down!“ ruft es von hinten, während ich untertauche. Da sehe ich sie. Direkt unter mir flitzen zehn – zwanzig Delfine elegant durch das Wasser. „Ich bin im Paradies gelandet“, schnellt es mir durch den Kopf.
Das Paradies, ja, so in etwa muss es aussehen. Dieser Gedanke drängt sich mir seit meiner Ankunft auf Mauritius immer wieder auf.
Kleine Insel mit riesiger Vielfalt
Schon der Blick über die Insel mit ihren markanten Bergen und dem türkisblauen Meer während des Landeanfluges war verheissungsvoll. Dann die Fahrt mit dem Taxi zum Hotel: saftiges Grün, wohin ich auch schaue, grüne Berge, Zuckerrohrfelder und schliesslich der indische Ozean mit seinen endlosen, wechselnden Blautönen, die am Horizont mit dem Himmel verschmelzen. So muss es im Paradies aussehen!
Klein ist Mauritius. Sehr klein. Viel kleiner, als der Schweizer Kanton Tessin. Und doch hat diese kleine Insel ganz grossartig viel zu bieten.
Der Inselstaat blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die sich in seiner Bevölkerung wiederspiegelt. Vor der Kolonialisierung war Mauritius unbewohnt. Dann haben Holländer, Franzosen und Briten ihre Spuren auf der Insel hinterlassen. Der grösste Teil der Bevölkerung stammt jedoch aus Indien. Das hat die Kultur und die Küche der Insel geprägt. Etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung sind Kreolen, ehemalige Sklaven aus Afrika und Madagaskar, vermischt mir Europäern und dann gibt es noch einen kleinen Teil der Bevölkerung der ursprünglich aus China kommt und eine kleine weisse Minderheit. Mauritius ist eine gute Mischung aus allem. Man lebt Toleranz, wie wohl an kaum einem anderen Ort auf dieser Welt. Auch die Weltreligionen existieren hier nicht nur nebeneinander, sondern miteinander.
Ich erlebe eine bunte, fröhliche Gesellschaft, die es mir leicht macht, mich wohl zu fühlen. Auch sprachlich komme ich gut durch. Offiziell wird Französisch, Englisch und Kreol auf der Insel gesprochen. Die Verständigung ist also gar kein Problem. Zudem ist Mauritius überraschend sauber und aufgeräumt. Herumliegender Müll ist kaum zu entdecken. Das fällt mir nach meinen Asien-Aufenthalten ganz besonders positiv auf.
Die Menschen auf Mauritius sind sehr freundlich und offen und Touristenmassen sind, zumindest im Februar, kaum zu sehen.
Mehr als nur Puderzuckerstrände und endloses Blau
Mauritius ist das Land der traumhaften Puderzuckerstrände. Es ist nur allzu verlockend, die Tage faulenzend am Strand in der Sonne, oder im badewannenwarmen Meer zu verbringen – mit einem Rum-Cocktail oder einer gekühlten Kokosnuss in der Hand, versteht sich.
Aber auch für entdeckungsfreudige Geister wie mich gibt es weit mehr, was Mauritius zu bieten hat.
Der farbenfrohe Markt von Quatre Bornes
Nicht spektakulär, aber perfekt um einen ersten Eindruck vom Leben auf Mauritius zu bekommen, ist ein Besuch des Marktes von Quatre Borne. Hier tauche ich ein in das bunte Leben von Mauritius. Jede Menge Bekleidung und auch ein paar Souvenirs werden an den Ständen verkauft.
Am Eingang duftet es verführerisch nach Pakoras, nach fritiertem Gemüse und Fleisch mit Kichererbsenmehl. Der kleine Gemüsemarkt nebenan lohnt ebenfalls einen Blick.
Das Leben auf der Strasse von Quatre Bornes ist bunt. Geprägt von den farbenfrohen Saris der indischstämmigen Frauen. Ich kann mich kaum sattsehen daran. Diese fröhlichen Farben erhellen die Seele. Sehr, sehr weit weg ist hier der meist graue europäische Winter!
immer donnerstags und sonntags von 9 bis 16 Uhr
Tanzend über dem endlosen Blau- und Türkis des indischen Ozeans
In unendliche viele Blau- und Türkistöne tauche ich auf der Fahrt mit dem Katamaran vor Mauritius ein. Ziel ist die Insel Ilot Bernaches. Reggea und die lokale Seggea Musik begleiten mich beim Törn. Kapitän José tanzt und singt lauthals mit und versprüht eine riesige Portion gute Laune an Deck.
Die von seinen ebenfalls singenden und tanzenden Matrosen gemixten „Happy-Drinks“ hätte es eigentlich gar nicht mehr unbedingt gebraucht. Gut sind sie trotzdem – und mit dem Cocktail in der Hand aufs Meer zu fahren, das hat schon etwas.
Dass ich nicht wie geplant zum Schorcheln komme, weil der Wind die Strömung zu stark werden lässt, ist da schnell vergessen. Die Welt ist schön und das Leben ist gut! Wer daran zweifeln sollte, der wird hier eines Besseren belehrt!
Nach einer Schwimmpause in einer geschützten Bucht und einem frisch gegrillten Lunch, werde ich und der Rest der Gruppe auf der kleinen Insel Ilot Bernaches abgesetzt. „Es gibt schlimmer Orte, um zu stranden“, denke ich mir. Zumal die gute gefüllte Kühlbox mit Getränken auch mit am Strand abgesetzt wurde.
Irgendwann, nach einer Inselumrundung zu Fuss und einem ausgedehnten Bad im Meer, kapituliert meine Sonnencreme trotz hohem Lichtschutzfaktor 50 vor den Strahlen der Sonne. Es wird Zeit wieder aufs Boot zurück zu gehen.
Mit gesetzten Segeln segeln wir im Abendlicht zurück zum Hotel.
Der Geschmack aus aller Welt
In Port Louis, der quirligen Hauptstadt von Mauritius, erlebe ich die Vielfalt der Küche von Mauritius. Indische, arabische, afrikanische und chinesische Geschmackserlebnisse – die Küche von Mauritius verbindet auch hier das Beste ihrer Kulturen und bunt gemischten Ethnien.
Dada von den Taste Buddies nimmt mich mit auf eine Streefood-Tour. Wir treffen uns in der Nähe des Hafens.
Zu Fuss geht es in Richtung Innenstadt. Auf dem Weg bessern junge Bauarbeiter die Strasse aus. Dabei singen sie gemeinsam. Mauritius ist Musik!
Die nächsten Stunden esse ich mich quer durch die Küche von Mauritius. Ganz nebenbei erlebe ich eine kleine Sightseeing Tour durch die Hauptstadt. Port Louis ist Afrika, Indien, Asien und Europa. Alles zur gleichen Zeit, das pralle Leben. Im kleinen Park Les Jardins de la Compagnie nimmt die Schlemmerei ihren Anfang. Im angenehmen Schatten der Banyan-Bäume, in deren Ästen die Flughunde kopfunterhängend die Szene beobachten, flanieren wir in Richtung Food-Court.
Vor den Rot Ständen bilden sich lange Schlangen. Es ist Mittagszeit und die Angestellten aus den umliegenden Bürogebäuden, Hafenarbeiter, Rentner und Stadtausflüger stehen geduldig an, um eines der herrlich duftenden gefüllten Fladenbrote zu kaufen.
Doch das Warten lohnt sich. Leicht scharfes Curry aus Limabohnen, Tomatensauce und ein Gemüse, das unserem Spinat ähnlich ist, ergeben eine geschmackvolle Füllung für das Roti. Ein verheissungsvoller Auftakt mit indischen Touch.
Fast schon französisch präsentiert sich die nächste Schlemmerei für den zweiten Gang. In einer kleinen Backstube in einer unscheinbaren Nebengasse herrscht reges Kommen und Gehen. In der Patisserie Rassool stellt ein älteres Ehepaar köstliche Törtchen her, gefüllt mit Bananen-Caramel. Hmmmm!
Eigentlich wäre ich jetzt satt!
Einen ganz kurzen Verdauungsspaziergang später, finden wir uns in einem schmalen Hauseingang wieder. Als dritten gang gibt es Dhail Puri. Ein Fladenbrot, ähnlich wie Roti, aber mit gemahlenen gelben Erbsen im Teig. Dhail Puri zählt zum beliebtesten Street Food von Mauritius.
Es ist gefüllt mit Tomatensauce und Koriander Chutney.
Jetzt wäre ich eigentlich satt!
Aber es geht weiter, ohne Rücksicht auf Verluste zu Gang Nummer fünf. Und mal ehrlich: Wer könnte diesem nett lächelnden Chinesen hinter seinem dampfenden Topf schon wiederstehen? Also passt auch noch die chinesisch angehauchte Suppe mit fünf verschiedenen Dumplings noch rein. Jeder Dumpling hat einen anderen Geschmack. Spannend – und auch mein Bauch spannt sich merklich!
Zu meiner Freude ist das nächste Ziel der Markt. Die als Menügang Nr. 7 gereichte Ananas mit Tamarindensauce erfrischt den Magen. Ich liebe es über lokale Märkte zu schlendern. Dabei schaffe ich es tatsächlich, meine Gedanken vom allzu vollen Magen abzulenken. Hier gibt es Kräuter, Gewürze, Tees für und gegen jedes Zipperlein und jede Menge frische Früchte und frisches Gemüse in allen Formen und Farben.
Gang acht entpuppt sich zum Glück auch als harmlos: Zuckerrohrsaft mit Limetten und Apfel. Das erfrischt.
Geht noch was rein? Ein paar Schlenderminuten später erreichen wir die kleinen Imbissbuden und Lädchen von China-Town.
Honigsüsses, gegrilltes Schweinefleisch (sorry, es passt nur noch ein kleiner Haps) und zum Abschluss ein frittiertes Bällchen aus Süsskartoffeln und Reisemehl, gefüllt mit süsser Linsenpaste. Gang Nummer zehn und elf. Ich kann nicht mehr!!!
Mauritius ist eine farbliche und geschmackliche Explosion – und auch ich bin jetzt kurz davor zu platzen. So oder so ist die Küche von Mauritius eine echte Entdeckung und das nicht nur auf dieser Tour für Foodies.
Mit dem E-Bike rein ins Leben auf Mauritius
Nach all den kulinarischen Genüssen bin ich dankbar über etwas sportliche Betätigung am nächsten Tag. Mit dem E-Bike geht es aufs Land in kleine Dörfer und zu menschenleeren Stränden. Hier grüsst man sich noch, wenn man sich auf der Strasse trifft. Auch Touristen!
Die Bewegung tut gut und ein Blick in das Land abseits der grossen Strassen sowieso. Beschaulich geht es in den Dörfern zu. Es scheint, als laufen hier die Uhren langsamer. Wir radeln vorbei an kleinen Buchten, in denen bunte Fischerboote sanft auf den blauen Wellen tanzen.
Die Sonnenstrahlen funkeln zwischen zarten Nadelbäumen hindurch, bunte Schmetterlinge tanzen durch die Luft und quitschgelbe und knallrote Vögel zwitschern ein fröhliches Lied in den Bäumen. Das Leben ist gut in Mauritius!
So gut, dass man hier auch gerne so alt werden möchte, wie diese beiden Riesenschildkröten. Mehr als 150 Jahre hat jede von ihnen die auf ihrem Panzer.
Gigantismus im botanischen Garten von Pamplemousses
Nicht nur die Schildkröten werden in Mauritius eine Nummer grösser als anderwo. Auch die tropischen Bäume und Pflanzen gedeihen wunderbar in diesem Klima. Davon lasse ich mich im botanischen Garten von Pamplemousses überzeugen.
Gigantische Wasserlilien, riesige Boababbäume, Palmen, Lotus – ich tauche ein in eine zauberhafte tropische Oase. Ein wenig, wie Jurrassic Park, denke ich mir, nur aufgeräumt und ohne gefährliche Tiere.
Ein Paradies (fast) ohne gefährliche Tiere
Gefährliche Tiere gibt es in Mauritius ohnehin nicht. Keine Schlangen, keine giftigen Spinnen. „Nur unzählige Vampire in den Wäldern“, lacht mein Taxifahrer Rishi mit einem Augenzwinkern, als er mich zum Abschluss meiner Reise in die Berge fährt. Irgendeinen Haken muss es im Paradies ja geben – und wenn es nur die Mücken sind. Doch kann ich damit gut leben.
Unterwegs in die Bergen zieht wieder das bunte Leben am Autofenster vorbei. Die tamilischen Hindus feiern ein Fest, Cavadee, mit vielen Prozessionen.
Als wollte Mauritius zu meinem Abschied ein Crescendo an Farben auffahren. Mauritius hat mich mit seiner bunten Gesellschaft, seinen betörenden Aromen und Farben einfach verzaubert.
Ich habe längst nicht alles gesehen von dieser Insel. Es gäbe noch so viel zu entdecken. Ich habe nur ein kleines Stück vom Paradies gesehen und ich werde wiederkommen. Selten hat mich ein Land so sehr begeistert, wie diese kleine, bunte Insel.
Mersi bouku und orévoir Mauritius!
Hoteltipps für Mauritius
Ich war während meiner Reise in zwei verschiedenen Hotels der Veranda Gruppe untergebrach, 1m Veranda Tamarin (sehr gute 3 Sterne) und im Verande Pointe aux Biches (4 Sterne). Von beiden bin ich begeistert. Die Veranda Gruppe hat sich einen nachhaltigen Tourismus auf die Fahne geschrieben, in der der Gast ganz nah an der Bevölkerung und am Land ist. Ein Projekt, das mir persönlich ganz besonders gefällt. Blogposts hierzu folgen.
Weitere Artikel zu dieser Reise findet Ihr hier:
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
Offenlegung: Diese Recherche fand auf Einladung der Veranda Resorts statt. Meine Meinung bleibt davon unangetastet.
2 Responses
Liebe Ellen, Mauritius mit dem E-Bike, das klingt echt spannend, darauf wäre ich nicht gekommen. Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
Liebe Claudia
Ja, das ist wirklich ein besonderes Erlebnis, das ich sehr empfehlen kann.
Liebe Grüsse
Ellen