Vo Luzärn uf Weggis zue…“, so heisst das Volkslied, das Johann Lüthy im Sommer 1832 geschrieben hat. Hierzulande kennt es jedes Kind. „…Brucht mer weder Strümpfe no Schue…“ heisst es weiter, weil es von einer Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee handelt. Schuhe brauche ich für meinen Wanderausflug auf die Rigi allerdings schon.
Fahrt mit der Rigibahn
Neben Wanderschuhen an den Füssen, habe ich einen ausgewachsenen Ohrwurm als wir in Vitznau in die Rigibahn einsteigen.
Leider erwischen wir keine der historischen Bahnen mit offenen Wagen. Immerhin war die Rigibahn die erste Bergbahn Europas. Dafür bekommen wir, ganz vorne sitzend mit, wie der Lokführer an jeder Station die Post und die Zeitung in die Briefkästen an den Haltestellen verteilt. So verteilt man die Post also am Berg.
Etwas ächzend windet sich die Zahnradbahn den Berg hinauf. Während der Ausblick auf den Vierwaldstättersee immer atemberaubender wird, klicken die Auslöser der Handykameras auf den Selfiesticks der chinesischen Reisegruppe, die sich zu uns in den Zug gesellt hat.
Das letzte Mal, als wir auf der Rigi waren, war Lilly bei uns. Lilly war unsere chinesische Ausstausschülerin aus Peking. Was zeigt man Gästen aus dem Ausland in der Schweiz? Natürlich einen der schönsten Seen des Landes, den Vierwäldstättersee und die Königin der Berge: Die Rigi!
Nach einer Schifffahrt mit einem historischen Raddampfer nahmen wir damals ebendiesen Weg mit der Rigibahn. Bei schönstem Sommerwetter. Unsere Gesichter wurden allerdings immer länger, je weiter sich die Bahn nach oben kämpfte. Wolken zogen auf und hüllten die Umgebung bald vollständig ein. Nichts mit schönem Alpenpanorama – gar nichts. Schwer enttäuscht stiegen wir oben aus der Bahn aus. Da fing Lilly plötzlich begeistert an zu jubeln: „Ich bin in den Wolken – ich bin in den Wolken“, rief sie in einem für Chinesen eher unüblichen Gefühlsausbruch.
Heute haben wir für unseren Geschmack mehr Glück. Die Sonne scheint und nur vereinzelt schieben sich ein paar Wolken den Berg hinauf.
Kräutergarten auf der Staffelhöhe
An der Station Staffelhöhe steigen wir aus. Ein paar Schritte von der Station entfernt tauchen wir in den grossen Kräutergarten des Kräuterhotels Edelweiss ein.
Es summt und brummt und duftet und blüht. Nach einem Schwatz mit Besitzer Gregor und einer kleinen Kostprobe aus der Küche des Gourmetrestaurants Regina Montium, wandern wir abwärts entlang des Blumenpfades mit blühenden Orchideen und wildem Thymian in Richtung Känzeli. Unterwegs ziehen Wolkenschwaden über die Bergsattel und die Wolkendecke im Tal verdichtet sich nun doch.
Viel Aussicht ins Tal gibt es daher auch diesmal nicht. Zum Glück ändert das Wetter in den Bergen aber schnell.
Von Kaltbad nach Felsentor
Je näher wir der Station Kaltbad kommen, desto mehr lichten sich die Wolken wieder. Blühende Blumen, tanzende Schmetterlinge und eine Katze mit Jagdglück begleiten unseren Weg.
In Kaltbad würde das moderne, von Stararchitekt Mario Botta gestaltete Mineralbad mit seiner umwerfenden Aussicht locken, ein wenig zu entspannen. Aber für heute ist aktiv sein angesagt und wir haben noch einen ziemlichen Abstieg vor uns.
Der Weg zwischen Kaltbad und Felsentor ist recht steil. Leider haben wir nicht an unsere Stöcke gedacht. Die sind für diese Strecke auf jeden Fall empfehlenswert! Wer möchte, kann diesen Streckenabschnitt auch mit der Rigibahn bis nach Felsentor ein Bisschen abkürzen.
Nach einem rechten Abstieg erreichen wir auf dem Mark Twain-Weg das Felsentor.
Der amerikanische Schriftsteller und Globetrotter ist diesen Weg damals in entgegengesetzter Richtung gewandert. Also vom Tal bis auf den Berg. Infotafeln erinnern unterwegs an den berühmten Besucher. In seinem Werk „A Trip to Mt. Rigi“ beschreibt er den Aufstieg, für den er damals drei Tage benötigte.
Da sind wir heute doch wesentlich schneller unterwegs.
Bei der Stiftung Felsentor legen wir eine kurze Rast ein. Die Stiftung Felsentor wurde 1999 von einem Zen Priester und einem Benediktiner Mönch ins Leben gerufen. Sie dient als Begegnungsstätte und Ort für Meditationsseminare und buddhistische Retreats. Zum Haus gehört ein Bio-Gemüsegarten und ein Garten zur Erholung für die Gäste.
Im dazugehörigen Gartenhäuschen finden Wanderer Stärkung und Erfrischung. Auch wir geniessen ein Sandwich und ein Stück Kuchen aus dem Selbstbedienungs-Kühlschrank, bevor es weiter geht. Der Weg windet sich weiter bergab, vorbei an imposanten Felsformationen und durch den lauschig schattigen Wald, in dem kleinere Wasserfälle plätschern.
Hier öffnet sich immer wieder der Blick auf den Viewaldtsättersee.
Weiter unten erreichen wir die asphaltierte Strasse, deren Verlauf wir bis hinunter nach Weggis folgen. Immer mit Blick über den See.
Das letzte Stück zurück von Weggis nach Vitznau erleben wir auf dem Boot.
Im Anschluss lockt ein Sprung ins kühle Nass, der die müden Beine herrlich erfrischt und den Muskelkater am nächsten Tag etwas lindert.
Reine Gehzeit gut 3 1/2 Stunden. Wir haben 4 Stunden gebraucht, allerdings mit Fotopausen. Es geht gut 1’100 Höhenmeter stetig bergab. Stöcke sind daher empfehlenswert und man sollte trittsicher sein.
Zwischen Kaltbad und Felsentor kann man die Strecke mit der Rigibahn abkürzen.
In Vitznau befindet sich direkt bei den Rigibahnen ein Parkhaus, in dem man das Auto abstellen kann.
Preise und Fahrzeiten: https://www.rigi.ch/
Preise und Fahrzeiten: Homepage
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.