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Thüringen – Weihnachtsbräuche und Traditionen

Weihnachtsengel
Thüringer Weihnachtsbräuche und Traditionen - eine Spurensuche durch Thüringen zur Vorweihnachtszeit
Inhalt

Von drauss’ vom Walde komm ich her… Um genau zu sein, aus Thüringen und vom Thüringer Wald. Und ja, ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr!

Exportschlager, die in der ganzen Welt bekannt sind, hat Thüringen viele. Goethe, Schiller, Bach, Luther, die Cranachs und die Maus, um nur einige von ihnen zu nennen. Weniger bekannt hingegen ist, dass viele weihnachtliche Bräuche, die auch hier in der Schweiz und auch im übrigen Deutschland gepflegt werden, ihren Ursprung in Thüringen haben.

Ich habe mich für Euch auf die Suche begeben und manch wunderliche Geschichte gefunden.

Christbaumkugeln der Exportschlager aus dem Thüringer Wald

Lauscha Winter

Im dicht verschneiten Thüringer Wald, wird in der Farbglashütte Lauscha bei 1’500°C aus Sand, Soda, Pottasche und ein paar geheimen Zutaten ein Zaubersud gekocht. Eine Prise Liebe und viel Herzblut sei wohl auch unter den geheimen Zutaten, habe ich erfahren. In seiner Vollendung bringt dieser Zaubersud Glanz in jede weihnachtlich geschmückte Stube.

In der Farbglashütte Lauscha werden die bis zu 90 Meter langen, massiven Glasstäbe und hohlen Glasröhren noch von Hand gezogen.

Glaskunst Lauscha

Aus den Stäben werden in Handarbeit Figuren gefertigt, aus den Röhren das, was wohl fast jeder an seinem Weihnachtsbaum hängen hat: die Christbaumkugeln. Keine billige Massenware, sondern Künstlerarbeit, wie sie schon lange vor der Gründung der ersten Farbglashütte in Lauscha, im Jahre 1597 im Thüringer Wald hergestellt wurde.

Weihnachtsschmuck Lauscha

Die Christbaumkugeln sind wohl, so wurde mir erzählt, aus einer Not heraus entstanden. Im Thüringer Wald wurden früher in Familienmanufakturen Glasperlen und Getränkegläser hergestellt. Doch nicht immer reichten die Einkünfte, um den Christbaum mit dem damals üblichen Naschwerk zu schmücken. Aber Glas war vorhanden. Also kam ein findiger Glasmacher auf die Idee, den Baum mit gläsernem „Naschwerk“ zu schmücken. Die Geburtsstunde der Christbaumkugel.

Erst viel, viel später, um 1880, war ein Kaufmann namens Woolworth in Thüringen unterwegs. Die glänzenden Kugeln hatten es ihm gleich angetan und so kaufte er einige davon für seine Kaufhäuser in Amerika. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt und er kann jedes Jahr an den unzähligen Christbäumen weltweit bestaunt werden.

Richtig schmücken bewahrt den Haussegen

Ja, Ihr habt richtig gelesen. Den Baum richtig zu schmücken, ist essenziell für die Harmonie im Hause. Auch das habe ich in Lauscha erfahren.

Der Baum wird ca. 12 Stunden vor dem Schmücken aufgestellt. Dann wird die Lichterkette um den Baum drapiert. Erst danach wird der Baum gleichmässig mit Weihnachtsschmuck und Kugeln behängt. Am besten benutzt man zur Befestigung dünnen Blumendraht. Und ganz zum Schluss kommt die Spitze auf den Baum. Trendfarben in diesem Jahr (2015) sind übrigens Silber, weiss und Bonbon- bzw. Pastelltöne. Aber man muss ja nicht jeden Trend mitmachen.

Habt ihr Glasvögelchen für Euren Baum? Dann sollten diese unbedingt einander zugewendet in den Baum gesetzt werden. Das bringt Harmonie ins Haus. Auf keinen Fall sollten sie sich das Hinterteil zuwenden. Denn dann ist ein schiefhängender Haussegen und Zwietracht vorprogrammiert. Gut, dass bei mir keine Vögel im Baum hängen, so konnte ich bis anhin auch nichts falsch machen.

Die Geschichte mit der Weihnachtsgurke

Tja und dann ist da noch die Geschichte mit der berühmten Weihnachtsgurke. Wie, Ihr kennt die Weihnachtsgurke nicht?

Weihnachtsgurke Tradition

Laut den Amerikanern sei es eine alte deutsche Tradition, eine Gurke in den Baum zu hängen. Laut den Thüringern ist es eine amerikanische Tradition.

Wie dem auch sei, die Weihnachtsgurke wird jedenfalls im geschmückten Baum versteckt und der derjenige, der die Gurke als erster entdeckt, darf als erster seine Geschenke auspacken. Wie so vieles, das aus den USA kommt, erfreut sich die Weihnachtsgurke wohl auch hierzulande einer steigenden Beliebtheit.

Das Christkind kommt aus Thüringen

Wer hat`s erfunden? Nein, dieses Mal waren es nicht die Schweizer, sondern die Thüringer bzw. Martin Luther, um genau zu sein. Im Zuge der Reformation hat Martin Luther die Heiligenverehrung abgeschafft. Dumm nur, dass einer dieser Heiligen St. Nikolaus war und der brachte traditionell die Geschenke. Man kann sich vorstellen, dass das dem Volke gar nicht passte. Also musste Luther nachbessern. Er erfand kurzerhand das Christkind, das seitdem am 24. Dezember die Geschenke bringt. Der Nikolaus liess sich deshalb trotzdem nicht in die Verbannung schicken. Irgendwann wurde auch er wieder mit ins Boot geholt. Besser zweimal schenken bzw. beschenkt werden, als nur einmal!

Noch mehr Weihnachtsexportschlager aus Thüringen

Auch der Brauch einen Christbaum aufzustellen ist angeblich eine Thüringer Erfindung, die sich von dort aus in die Welt verbreitet hat. Allerdings wurde der Baum damals nicht aufgestellt, sondern von der Decke gehängt.

Der erste öffentliche Weihnachtsbaum wurde angeblich im Jahre 1815 vom Weimarer Buchhändler Hoffmann auf dem Weimarer Marktplatz aufgestellt. Auch die Kinder der Armen sollten sich an einem Christbaum erfreuen können. Ob es sich dabei um den ersten öffentlichen Weihnachtsbaum überhaupt, oder nur in Deutschland gehandelt hat, konnte ich nicht zu erfahren. In Anbetracht der menschlichen Geste spielt das auch keine grosse Rolle.

Das berühmte Weihnachtslied „Oh du Fröhliche“ stammt aus der Feder von Johannes Daniel Falk, einem Freund Herders, der ein Rettungshaus für verwaiste und verwahrloste Kinder in Weimar gegründet hatte.

Also denkt dran, wenn Ihr zu Hause Weihnachten feiert, ist immer auch ein bisschen Thüringen mit dabei!

Wo Weihnachten zu Hause ist

Auch heute noch ist Thüringen das Weihnachtsland schlechthin. Wer sich in der Vorweihnachtszeit auf die Reise begibt, wird sich in Thüringen dem weihnachtlichen Geiste kaum entziehen können. Selbst ich als bekennender Weihnachtsmuffel bin mit festlicher Stimmung aus Thüringen heimgekehrt.

Unzählige Weihnachtsmärkte locken Gäste aus aller Welt an.

Weihnachtsmarkt auf der Wartburg

Die Wartburg

Vor einer besonders geschichtsträchtigen Kulisse, auf der Wartburg in Eisenach, findet an den vier Advents-Wochenenden ein historischer Weihnachtsmarkt statt. In romantischer Umgebung taucht man ins Mittelalter ein und begegnet längst vergessen geglaubtem Handwerk.

historischer Weihnachtsmarkt Wartburg
Weihnachtsmarkt Wartburg
Weihnachten Wartburg

Weihnachtsmärkte in Erfurt

Erfurt Weihnachten

Natürlich erstrahlt auch das zauberhafte Städtchen Erfurt in festlichem Gewand. Gleich mehrere Weihnachtsmärkte sind in der Stadt verteilt. Jeder hat seinen ganz eigenen Charme. Der Grösste davon befindet sich auf dem Domplatz. Hier duftet es nach Glühwein und der berühmten Thüringer Bratwurst.

Erfurter Weihnachtsmarkt

Der beeindruckende, hell erleuchtete Dom verleiht dem Markt in den Abendstunden einen besonders festlichen Rahmen. Wer nach Bratwurst und Glühwein noch Platz für kulinarische Köstlichkeiten hat, sollte unbedingt Erfurter Schittchen probieren. Wie lautet eigentlich die englische Übersetzung von Schittchen? – Lecker sind sie allemal die Schittchen bzw. Christstollen.

Schittchen

Etwa 2 Mio. Besucher aus aller Welt zieht die rund 200’000 Einwohner zählende Stadt in der Vorweihnachtszeit an. Ein bezaubernder Publikumsmagnet.

Weihnachtspyramide

Weihnachtsmärkte in Weimar

Weimar Weihnachten

Wesentlich beschaulicher als in Erfurt geht es in der Goethe und Schillerstadt Weimar zu. Bis zum 5. Januar gibt es auch dort einen Weihnachtsmarkt. Vom Markplatz bis hin zum Theaterplatz ziehen sich Stände mit duftenden Köstlichkeiten und dekorativem Krims Krams.

Auf dem Theaterplatz lädt eine Schlittschuhbahn dazu ein, unter der Aufsicht von Schiller und Goethe ein paar Runden auf dem Eisfeld zu drehen.

Weimar Schlittschuh

Weimar ist ein gemütliches Städtchen und auch der Weihnachtsmarkt strahlt sehr viel Gemütlichkeit aus.

Weihnachtsmarkt Weimar

Fazit:

Auch wenn fast alle, die Weihnachten zu Hause feiern per se einen Teil der Thüringer Tradition in ihren geschmückten Stuben haben, lohnt sich auch mal eine Reise in das Weihnachtsland Thüringen.

Den Duft von Glühwein und Pfefferkuchen in der Nase und weihnachtliche Klänge in den Ohren bin jetzt selbst ich ganz feierlich gestimmt.

Ich wünsche Euch eine wunderschöne Adventszeit. Geniesst die schönen Augenblicke mit Euren Lieben und lasst Euch anstecken von der weihnachtlichen Stimmung.

Mit sonnigen Grüssen
Eure Patotra

Weihnachtsmann

Infos zu Farbglashütte

Wie schön Thüringen im Sommer ist, erfahrt ihr hier: Kultur, Klösse und Kreativität

Wartburg

Herzlichen Dank an die Thüringer Tourismus GmbH für die freundliche Einladung zu dieser Recherchereise!


6 Antworten

  1. Pingback: Aufruf zur Blogparade: Weihnachtsbräuche – so feiert man Weihnachten in … > we2ontour
    1. Oh, danke für das Kompliment, lieber Martin. Ich fotografiere derzeit mit der Sony Cybershot DSC-RX 100. Ich habe sie immer und überall dabei. Sie ist sehr praktisch, weil klein und handlich. Ausserdem ist sie ausserordentlich lichtstark. Allerdings erfüllt sie meine Anforderungen nicht mehr ganz. Aber Du greifst mit der Frage grade meinem Blogpost von morgen voraus. Auf meinem Weihnachtswunschzettel steht nämlich eine neue Begleitung 😉
      Lieber Gruss,
      Ellen

    1. Liebe Kirsi
      Vielen Dank, für das Kompliment. Thüringen ist tatsächlich zu jeder Jahreszeit eine Reise wert!
      Lieber Gruss,
      Ellen

  2. Pingback: „Weihnachtsbräuche – so feierte man Weihnachten in …“ – 15 Blogger erzählen > we2ontour

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