Schwein gehabt, dass ich mir Bremen als Reiseziel für die Adventszeit ausgesucht habe. Was für ein Esel war ich, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Bremen ist nämlich tierisch schön – und das nicht nur wegen der berühmten vier Gesellen, die sich einst hierhin auf den Weg gemacht haben.
Zur Weihnachtszeit taucht die Hansestadt in einen feierlichen Lichterglanz. Die Stadt lädt ein zum gemütlichen Weihnachtsbummel und einem Besuch der zahlreichen kleinen und grossen Weihnachtsmärkte.
Drei Tage lang haben wir uns treiben lassen, die letzten, kleinen Weihnachtsgeschenke besorgt, haben uns auf dem Weihnachtsmarkt am Marktplatz bei einem Glühwein aufgewärmt, uns von den festlich beleuchteten Schiffen am Schlachtezauber an der Weser verzaubern lassen, uns auf kulinarische Entdeckungsreise begeben und das spannendste Museum entdeckt, das ich jemals erlebt habe.
Der Bremer Weihnachtsmarkt
Nur etwa 10 Gehminuten vom Bahnhof entfernt finden wir die schmucke Innenstadt von Bremen. Schon auf dem Weg säumen zahlreiche festlich beleuchtete Buden unseren Weg. Hier wird Glühwein ausgeschenkt und warme, mit Puderzucker beschneite Krapfen wandern über die Tresen.
Eingebettet in die schmucken, historischen Gebäude, wie das Rathaus, die Kirche „Unserer lieben Frau“ und den Dom St. Petri, finden wir den grossen Weihnachtsmarkt. Er zählt zu Recht zu den schönsten Weihnachtsmärkten im Norden Deutschlands.
An rund 175 Ständen werden Kunsthandwerk, Weihnachtsschmuck und duftende Köstlichkeiten für Leib und Seele angeboten. Es duftet nach Zimt, Orangen und Nelken. Weihnachten liegt in der Luft und in den Abendstunden, zaubern die vielen Lichter einen feierlichen Glanz über die Stadt.
Meine Tipps rund um den Rathausplatz:
Die Baumwollbörse
Ein Abstecher in die Baumwollbörse. Hier wurde u.a. die Qualität der Euroscheine festgelegt. Das Gebäude darf betreten werden. Ein Paternoster tut hier noch seinen Dienst. Wir wurden allerdings eindringlich davor gewarnt diesen zu benutzen, da er sich sehr schnell auf und ab bewegt.
Anscheinend kommt es immer wieder vor, dass Passagiere hier den „Absprung nicht schaffen“ und fast verzweifeln. Das wollen wir uns ersparen und erfreuen uns lieber am schönen Treppenhaus.
Das Bremer Loch
Das Bremer Loch ist ein Gullydeckel am Rande des Marktplatzes. Wenn man eine Münze hineinwirft ertönen die Gesänge der Bremer Stadtmusikanten. Aber Achtung, allzu billig sind die vier Gesellen nicht zu haben. Ein 10 Cent Stück muss es mindestens sein. Bei Kleinkram bleiben die Tiere stumm. Da Kleinvieh aber eben auch Mist macht, sind auf diese Weise im letzten Jahr 19’000 Euro zusammengekommen. Diese werden für soziale Projekte der Stadt verwendet.
Ach und wenn wir schon dabei sind, dann muss natürlich auch noch ein Abstecher zu den „echten“ Bremer Stadtmusikanten sein, die in einer Ecke, auf der westlichen Seite des Bremer Rathauses zu finden sind.
Die Bremer Stadtmusikanten
Die vier Gesellen begleiten unsere Reise fast auf Schritt und Tritt – dabei sind sie ja laut der Erzählungen der Gebrüder Grimm nie wirklich in Bremen angekommen. Man munkelt übrigens, dass das Märchen eine Art Stadtmarketing war, das der damalige Bürgermeister Johann Schmidt gemeinsam mit seinen Freunden, den Gebrüdern Grimm, ausgeheckt habe. Falls dies tatsächlich so war, dann ist sein Plan wohl mehr als aufgegangen.
Wir lassen uns weiter durch die Stadt treiben. Bremen kann ganz man wunderbar zu Fuss erkunden.
Die Böttcherstrasse
Unser nächstes Ziel ist die Böttcherstrasse. Ein grosses goldenes Relief weist den Weg. Entstanden ist die Strasse in den Jahren 1922 bis 1931. Der Bremer Kaufmann und Erfinder des entkoffeinierten Kaffees, Ludwig Roselius, wollte sich zu Lebzeiten mit der Strasse ein Denkmal setze und er beauftragte namhafte Architekten und Künstler die Strasse zu gestalten. Die Böttcherstrasse, im Backsteinexpressionismus erbaut, ist auch heute noch eine aussergewöhnliche Mischung aus Kunst und Einkaufsviertel. Hübsche Läden haben sich hier angesiedelt. Bremer Seifen, eine Bonbonmanufaktur, Tee und hübsche Glaskunst können hier erstanden werden. Auch wir werden fündig: eine neue Butterglocke aus weissem Porzellan. Auf dem Deckel steht „Butter bei die Fisch“ und auf dem Teller „schwimmen“ vier orangefarbene Goldfische. Eine nach Weihnachten und Blutorangen duftende Seife kommt auch mit.
Meine Tipps in der Böttcherstrasse
Das Glockenspiel
30 Porzellanglocken erklingen hier zur vollen Stunde (von April bis Dezember zwischen 12 und 18 Uhr und von Januar bis März um 12, 15 und 18 Uhr). Dabei erscheinen in einem Turm neben dem Glockenspiel geschnitzte Holtafeln, die die Atlantiküberquerung zeigen
Das Restaurant Ständige Vertretung Rheinland Bremen
Rheinländische und Bremer Spezialitäten werden hier angeboten. Wir haben in den Hallen, in denen sich schon jede Menge Prominenz getummelt hat, an die Bremer Spezialität Grünkohl mit Pinkel herangewagt. Deftig und schmackhaft.
Achtung: Besonders im Advent sollte man einen Tisch in einem der angesagten Restaurants in Bremen einige Wochen im Voraus reservieren. Die Plätze sind begehrt.
Das Schnoorviertel
Von der Böttcherstrasse zieht es uns in das Schnoor-Viertel, das älteste Stadtviertel von Bremen. Wie Perlen auf eine Schnur sind hier die hübschen, farbenfrohen Fischerhäuser aneinandergereiht. Früher waren hier Fischer und Handwerker beheimatet. Schnüre (niederdeutsch: Schnoor) und Ankerketten für die Schiffe auf der Weser wurden hier hergestellt. Heute ist das Schnoor Viertel ein beliebtes Wohn- und Geschäftsquartier, das Touristen aus aller Welt anzieht.
Wir kehren als erstes beim Bäcker ein, der typische Bremer Spezialitäten anbietet:
Kluten, Bremer Kaffeebrot, und Schnoorkuller. Die Schnoorkuller, das ist Nussbaiser mit Nougat, schmecken uns besonders gut.
Leider begleitet uns das schon fast sprichwörtliche, norddeutsche Schietwetter auf unserem Streifzug durch Bremen. Gut, dass es im Schnoor einen gut sortierten Schirmladen gibt und so setzten wir unsere Entdeckungsreise durch Bremen mit einem bunt geblümten gute-Laune-Schirm fort.
Hübsche kleine Läden säumen die engen Gassen wo es vielerlei weitere Schätze zu entdecken gibt. Ein Papierladen zum Beispiel, in dem Vorlagen für wunderbare Bastelarbeiten in 3D erworben werden können. Eine Vorlage für einen lebensgrossen Seeadler mit einem Fisch in den Fängen kommt als Weihnachtsgeschenk mit.
Im Schnoor kann man sich wunderbar den schmalen Gassen verlieren.
Aber zum Glück sind die Bremer pfiffig. Sie haben Metallknöpfe auf dem Boden angebracht, die die Besucher weiter zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten geleiten.
Auch wir wandern schliesslich weiter in Richtung Schlachte.
Der Schlachte Zauber an der Weser
Früher legten hier am Weserufer die grossen Schiffe an. Sie brachten Schokolade, Kaffee und andere Schätze aus der grossen weiten Welt. Das allererste Containerschiff, das in Deutschland anlegte erreichte Bremen am 5. Mai 1966. Doch das langsame Versanden der Weser führte aber dazu, dass die Frachtschiffe heute in Bremerhaven anlegen mussten.
Aber auch ohne die Handelsschiffe in der Stadt ist Bremen auch heute noch ein Zentrum der deutschen Genussmittelindustrie. Zur Weihnachtszeit erstrahlt auch die Schlachte in feierlichem Glanz. Am Ufer der Weser hat sich ein ganz eigener Weihnachtsmarkt etabliert.
Begrüsst wird man hier mit Ahoi. Hier machen Piraten klar Schiff, indem sie Glühwein ausschenken, fürs leibliche Wohl sorgen und hübsche handgefertigte Kleinigkeiten feilbieten.
Wer zudem wissen möchte, was das nahende neue Jahr im sich bringen wird, der kann sich hier die Karten legen lassen und so manches Seemannsgarn wird hier bestimmt auch gesponnen.
Die Atmosphäre ist ausgelassen und entspannt. Der maritime Weihnachtsmarkt ist ein ganz besonderes Erlebnis. Wir geniessen die Atmosphäre und unsere Sammlung an Weihnachtsgeschenken vergrössert sich um zwei Kräutertees und ein Haarschampoo in Seifenform.
Unsere Geschenke hätten wir somit beisammen.
Die restliche Zeit lassen wir uns durch die Stadt treiben und geniessen das nordische Flair. Bremen ist eine wunderbare Idee für eine Reise im Advent!
Den dritten und letzten Tag unseres Citytrips nutzen wir für einen Ausflug ins 65km nördlich von Bremen gelegene Bremerhaven.
Das Deutsche Auswandererhaus steht auf meinem Wunschzettel und so machen wir uns bequem mit dem Zug auf den Weg nach Bremerhaven. Bei den Hafenwelten am neuen Hafen finden wir das Deutsche Auswandererhaus.
Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven
Kaum haben wir an der Kasse unser Eintrittsticket bezahlt, starten wir auch schon auf eine virtuelle Reise, die rund 7,2 Millionen Europäer zwischen 1830 und 1974 tatsächlich unternommen haben. Auf den Spuren echter Auswanderer machen wir uns ab Bremerhaven auf den Weg in eine fremde, weitgehend unbekannte Welt.
Wir tauchen ein in das Leben der Auswanderer auf dem Schiff, das in den früheren Jahren für viele Wochen Behausung und Transportmittel zugleich war. Spätestens nach dem Besuch auf dem dunklen, beengten Zwischendeck sind wir froh, dass wir dieses Schicksal nur fiktiv teilen.
Angekommen in New York, entscheidet sich auf Ellis Island dann, ob wir einreisen dürfen oder sofort wieder zurück in die alte Welt geschickt werden.
Wir haben Glück und somit ist die pompöse Grand Central Station unser Tor zur neuen Welt.
Anhand von original Dokumenten wird hier das Leben von Auswanderern nachgezeichnet. Ich habe noch nie so eine spannende Zeit- und Weltreise unternommen. Auch unsere Mitreisenden, d.h. die anderen Museumsbesucher, von jung bis alt, sind spürbar und hörbar begeistert.
Der zweite Teil des Museum widmet sich der Einwanderung nach Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch hier folgen wir der Spur von Menschen und ihren Schicksalen und begeben uns auf eine Reise in vergangenen Zeiten.
Leider haben wir nur drei Stunden Zeit. In diesem Museum möchte man gerne einen ganzen Tag verbringen. Wir sind restlos begeistert!
Wieder draussen hat sich das Schietwetter für eine Weile verkrümelt. Ein kurzer Spaziergang führt uns am Deich entlang, zum alten Hafen und wieder zurück zum neuen Hafen. Der Blick öffnet sich raus auf das Wattenmeer.
Dann heisst es wieder Abschied nehmen. Während die Auswanderer damals beim Abschied in Bremerhaven nicht wussten, ob sie diesen Ort jemals wieder sehen würden, sind wir uns allerdings sicher: das war nicht unsere letzte Reise nach Bremen und Bremerhaven!
Weitere Infos zum Deutschen Auswandererhaus: hier
Leseempfehlung: Einen sehr ausführlichen Artikel über das Auswandererhaus findet Ihr bei snoopsmaus.de: Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven – Auswandern & Einwandern erleben
Weitere Tipps und Empfehlungen für Bremen
Restaurantempfehlungen Bremen
Eines der beliebtesten Restaurant in Bremen ist der Ratskeller, direkt beim Rathaus. Leider muss man hier einiges im Voraus einen Platz reservieren. So blieb es für uns leider nur bei einem Blick ins Innere.
Sehr gut gegessen haben wir im Restaurant Theatro, Goetheplatz 1-3, Bremen
Unkompliziert essen mit einer grossen Auswahl an unterschiedlichen Speisen kann man in der Markthalle Acht, Domshof 8-12, in Bremen
Rumkommen in Bremen
Wir haben Bremen hauptsächlich zu Fuss erkundet. Wer jedoch Busse und das gut ausgebaute Strassenbahnnetz nutzen möchte, dem empfehle ich die BremenCARD, die für 1 bis 3 Tage gelöst werden kann.
Anreise nach Bremen aus der Schweiz
Die Reise mit dem Flugzeug nach Bremen ist unkompliziert. Die Swiss bietet Direktflüge Zürich-Bremen an. Der Flug dauert rund eine Stunde. Vom Flughafen Bremen sind es mit der Strassenbahn nur sehr wenige Stationen bis in die Innenstadt.
Wer mit mehr Zeit anreisen kann, dem empfehle ich die umweltfreundliche Variante mit dem Zug. Ab Basel fahren Direktzüge nach Bremen.
Offenlegung: Diese Recherchereise fand auf Einladung von Bremen statt. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unangetastet.
Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.
Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.
Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.
2 Antworten
Liebe Ellen,
vielen Dank für diese tollen Eindrücke. Ich selbst bin ebenfalls ein großer Fan von Bremen und sehe an deinem Beitrag, dass ich unbedingt mal zur Adventszeit hin muss. In Bremerhaven kann ich euch auch das Klimahaus Bremerhaven sehr empfehlen. Auch hier kann man locker einen ganzen Tag verbringen.
Liebe Grüße,
Tanja
Liebe Tanja
Das solltest Du wirklich unbedingt fürs nächste Jahr planen.
Ganz liebe Grüsse
Ellen