Zeit mit den Kindern, Zeit als Paar: Das Familienparadies Lenk und das Gourmet Spa Resort Lenkerhof im Simmental

Die Lenk ist die höchstgelegene Gemeinde des Simmentals. Am südwestlichen Zipfel des Berner Oberlands gelegen, ist sie für viele Deutschschweizer gedanklich eine kleine Weltreise. Doch sie verpassen damit eine der schönsten Familiendestinationen der Schweiz.
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Drei Stunden ab Zürich, sagt unser Navi. Für ein verlängertes Wochenende das absolute Maximum. Erholung und lange Autofahren (oder auch Zugfahrten mit mehrmaligem Umsteigen) schliessen sich für mich per se aus. Wir fahren extra früh los und planen bewusst keinen Zwischenstopp ein, damit sich unser Aufenthalt in der Lenk nicht weiter verkürzt.

Doch dann, gegen Mittag und fast am Ende der eigentlich ganz gemütlichen Autofahrt, kommen wir kurz vor Zweisimmen am Forellensee vorbei. Und da wir sowohl Seen als auch Fisch lieben, halten wir spontan. Beim Forellensee kann man sich bewirten lassen, seinen Fisch aber auch selbst fangen und vor Ort über dem Feuer grillieren. Da wir, wie gesagt, keine Zeit «vergeuden» wollen, essen wir lediglich eine Kleinigkeit auf der Terrasse und geniessen die schöne Aussicht auf den See. Hier kann man übrigens auch übernachten: entweder in einem Podhouse oder in einem entzückenden Chalet-Hausboot auf dem See. Romantik pur!

Als wir kurze Zeit später den oberen Teil von Lenk erreichen, dort, wo sich der Lenkerhof und auch die Talstation der Gondelbahn auf den Betelberg befinden, rümpfen wir erst einmal die Nase. Ein starker Schwefelgeruch liegt in der Luft. Bevor wir die Quelle der imposanten Geruchssalve ausfindig gemacht haben, hat unser Sohn seine Trinkflasche bereits an einem Brunnen gefüllt, der am Strassenrand steht… Als er zum Trinken ansetzt, verzieht er angewidert das Gesicht. Die Lenk, so erfahren wir später, verfügt über die stärksten Schwefelquellen, die es im Alpenraum gibt.

Stärkste Schwefelquellen der Alpen

Da die Wettervorhersage äusserst wechselhaft und Petrus gerade guter Dinge ist, entscheiden wir uns, noch vor dem Check-in die Gondel hoch auf den Betelberg zu nehmen. Unser Ziel: den Murmelitrail, eine einfache und nur rund einstündige Wanderung, die sogar kinderwagentauglich ist. Der Spass beginnt schon in der Gondel (unser Jüngster hat sich extra eine der wenigen hölzernen Kabinen ausgesucht): Hier erzählt ein Murmeli über sein Leben. Der Wanderweg beginnt bei der Bergstation Leiterli und führt hinunter zur Mittelstation Stoss. Wer lieber etwas länger unterwegs ist, kann stattdessen den Luchstrail wählen, der ebenfalls hier oben beginnt.

Doch bevor wir auch nur einen einzigen Schritt gemacht haben, wartet schon die erste Geduldsprobe auf uns: Auf dem Spielplatz bei der Bergstation steht eine Hüpfburg. Die Freude darüber lässt die Kinder vorübergehend die kühle Temperatur vergessen – sie haben in der Eile ihre Jacken im Auto gelassen – und die lachenden Kinderaugen besänftigen uns in unserer Ungeduld.

Der etwa drei Kilometer lange Schotterweg wird von mehreren Stationen gesäumt, bei denen man Wissenswertes rund um die alpinen Nagetiere erfährt. Demnächst wird es oberhalb vom Speichersee sogar einen interaktiven, begehbaren Murmelibau geben, in dem Kinder richtiggehend in die Welt der Höhlenbewohner eintauchen können.

Der ganze Weg ist mit abwechslungsreichen Aktivitäten gespickt: Hier gibt’s eine Seilbahn, dort eine Hängebrücke und, besonders hübsch, eine Murmeliwaage, auf der die Kinder messen können, dem Gewicht wie vieler Murmeli ihr eigener Körper entspricht. Gleich mehrere Picknickplätze mit Feuerstellen säumen den Weg.

Säuli statt Murmeli

Wir sehen zwar keine echten Murmeltiere, dafür aber Schweine. Auch niedlich. Und die Kulisse des Wildstrubels ist wunderschön.

Es ist fünf Uhr, als wir im Lenkerhof einchecken. Unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte: eines der beiden brandneuen Familienzimmer des Fünfsternehauses – perfekt für vierköpfige Familien wie uns, die in einem Zimmer, aber doch nicht allzu zusammengepfercht logieren möchten. Das Zimmer besteht aus einem Schlaf-Wohnraum und einem kleinen Nebenraum, der ein Etagenbett beherbergt. Wer zu fünft anreist und nicht zwei Zimmer buchen möchte, kann zusätzlich das Schlafsofa nutzen.

Wer es noch luxuriöser mag, kann natürlich auch zwei Zimmer mit Verbindungstür buchen. «Wir haben unzählige Kombinationsmöglichkeiten», schwärmt Jan Stiller, seit zehn Jahren Direktor des Hotels. Für eine Familie mit einem Kind im Teenager-Alter eigne sich etwa ein Doppelzimmer mit angrenzendem Minizimmer perfekt. Insgesamt bietet das Hotel 80 Zimmer, von denen im vergangenen Frühling 28 komplett renoviert worden sind.

Der Lenkerhof hat zwei eigene Restaurants: das «Spettacolo» mit 17 GaultMillau-Punkten (eines von nur dreien im Kanton Bern) und das mediterrane «Oh de Vie» mit 15 Punkten. Darüber hinaus gehört seit 2012 das einfache Bergrestaurant Bühlberg dazu, Jan Stillers ehemaliges Elternhaus. Das passt. «Wir sind zwar ein Fünfsternehaus, aber ein unkompliziertes», betont Jan Stiller. «Hier sind alle gleich.» Der Handwerker sitze am gleichen Tisch wie der Multimillionär.

«Fünfsternehaus, aber unkompliziert»

Wir essen im Gourmetrestaurant «Spettacolo», das jeden Abend ein anderes Menu im Angebot hat. Aus diversen Gängen wählt man fünf aus – zu einem Preis von insgesamt 96 Franken. Das Essen (vor allem die warme Sushi-Kreation!) ist ein Gedicht, doch mindestens ebenso glücklich macht uns der zuvorkommende und herzliche Service. Kinder sind spürbar willkommen. Wer gleichwohl ein elterliches Tête-à-tête bevorzugt, kann seine Kinder auch in der «Playstation» unterhalb des Restaurants betreuen und essen lassen, die bis 22 Uhr geöffnet ist.

Dem Namen «Gormet Spa Resort» macht der Lenkerhof zweifellos alle Ehre (zum Spa komme ich noch), aber er ist noch viel mehr: Seminarhotel, Hochzeitshotel, aber vor allem Familienhotel. «Marketingtechnisch ganz falsch», lacht Jan Stiller, der weiss, dass sich ein Hotel auf eine Kernkompetenz fokussieren sollte. In der Theorie zumindest. Doch der Lenkerhof beweist, dass es auch anders bestens funktionieren kann.

Im Unterschied zu vielen anderen Skidestinationen ist der Lenkerhof auch im Sommer gut gebucht. Über 90 Prozent der Gäste sind Schweizer, die meisten kommen aus Bern und der Romandie. Knapp zwei Drittel sind Stammgäste. Er kenne alle seine Gäste persönlich, betont Stiller und lacht: «Heute Morgen habe ich fast nur Kaffee mit Gästen getrunken.» Corona habe ihm, wenn man das so sagen dürfe, in die Hände gespielt: «Die Leute haben wohl gedacht: In einem Hotel am Ende des Tals passiert schon nichts.» Das Haus sei noch besser gebucht gewesen als sonst.

Neue Spielerallye durch das Dorf

Mit einem üppigen, aber gesunden Frühstück starten wir in den nächsten Tag. Lenk ist nach Langnau, Burgdorf und Adelboden der vierte Ort, der mit einem Ludotrail lockt: einer Rallye, die Klein und Gross spielerisch den Ort erkunden lässt. «Spiel dich durch Lenk» heisst das äusserst liebevoll gestaltete Angebot, für das man beim Tourismusbüro einen Rucksack mit den Spielregeln und dem Spielmaterial ausleihen kann (Kostenpunkt: CHF 25.–). Als Highlight entpuppt sich für uns das «Murmeli-Versteckis», ein Gesellschaftsspiel im XXL-Format. Die Rallye führt uns von der Bergstation über das Dorfzentrum bis zum Alpkulturspielplatz am Lenkerseeli, einem Spielplatz, wie Eltern ihn sich wünschen: mit vielen tollen Spielgeräten (es gibt sogar eine Eisenbahn!), aber auch einem Kiosk, wo man Kaffee trinken oder zu Mittag essen kann. Und das dank der überdachten Bänke auch bei Hitze oder bei Regen. Da letzterer erneut eingesetzt hat und es ausserdem Mittagszeit ist, bestellen wir uns einen Flammkuchen. Ein Vater trotzt dem Wetter und kauft Cervelats, die er auf den Grill legt.   

Der Regen kommt uns für einmal gerade recht, weil wir so die nächsten Stunden ganz ohne schlechtes Gewissen im Hotel verbringen können – oder genauer gesagt: im Pool. Es gibt einen Innenpool und draussen ein warmes Schwefelbad, das allerdings keinen unangenehmen Geruch von sich gibt. Kinder haben bis 17.30 Uhr Zutritt zum Poolbereich, die Abendstunden sind für die Erwachsenen reserviert (was ich völlig in Ordnung finde). «Nächstes Jahr wollen wir den Wellnessbereich um 1000 Quadratmeter erweitern», verrät Jan Stiller. Dann soll es keine zeitlichen Beschränkungen mehr geben, sondern einen separaten Kinderbereich mit eigener Sauna und eigenem Dampfbad.

Familiendestination mit  Familienhotel

Neue Familienzimmer, ein neuer Spa-Bereich, vielleicht sogar ein Sternerestaurant: Im Lenkerhof hat man grosse Pläne. Aber schon jetzt ist das Hotel eine ungeahnte Entdeckung für Familien. Und nicht nur das Hotel, sondern die ganze Destination Lenk. Dass sie drei Stunden von Zürich entfernt ist, ist wohl der Hauptgrund dafür, dass sich nur relativ wenige Gäste aus der Limmatstadt hierhin verirren. Ein Fehler. Ganz gewiss.

Weitere Informationen zum Gourmet Spa Resort Lenkerhof
Webseite des Hotels: Lenkerhof Gourmet Spa Resort
Informationen zur Destination: hier

Wer schreibt hier?
Miriam Bosch Autorin Reiseblog Patotra
Miriam Bosch

Miriam kümmert sich seit Juli 2018 bei PATOTRA hauptsächlich um das Themengebiet Reisen mit Kindern.

«Als langjährige Journalistin ist es für mich selbstverständlich, mit Neugier und offenen Augen durchs Leben zu gehen. Doch nicht immer sieht man aus der eigenen Perspektive alles – und so bin ich glücklich und dankbar, dass mein Mann und meine Kinder (14 und 8 Jahre) meine Weltsicht erweitern.

Ich liebe es, neue Welten zu entdecken – seien sie nah oder fern. Low-Budget-Reisen durch Südostasien gehören für mich ebenso dazu wie ein Verwöhnwochenende in den Alpen. Wichtig sind mir vor allem zwei Dinge: Die Reiseorte müssen authentisch sein. Und: Sie müssen nicht nur mich und meinen Mann, sondern auch unsere Kinder begeistern.»


Offenlegung: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Rechercheeinladung entstanden.


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