In dieser Woche ist der Film „Die kleine Hexe“ in die Kinos gekommen. Grund genug für eine Reise in den norddeutschen Harz.
Einen Gastbeitrag soll ich schreiben für Ellen – und das ausgerechnet über ein Gebirge. Über meine Lieblingsberge. Doch kann ich sie überhaupt Berge nennen? Der Harz ist etwas, worüber jeder Alpenmensch wahrscheinlich wohlwollend schmunzeln würde, mit seinen gerade mal 1141 Metern ist der höchste unserer Berge für die Schweizer und Österreicher wohl eher eine Art Hügel. Aber es kommt immer auf den eigenen Standpunkt an und da liegen wir Norddeutschen bekanntlich etwas flacher und tiefer. Dennoch lieben wir unsere Berge – Harzmountains wie die Fremdsprachigen sagen.
Für uns hier im Norden ist der Harz etwas Besonderes, eigentlich schon vergleichbar mit den Alpen. Er ist tatsächlich das erste große Gebirge, wenn man von Norden kommt. Kein Wunder also, dass die Holländer und Dänen ihn lieben und dort mountainbiken, snowboarden – oder im Sommer auf Hexenwanderung gehen.
Denn für seine Hexen ist der Harz bekannt. Schon in Goethes Faust spielt der Blocksberg eine zentrale Rolle als Zentrum des mystischen Treibens – aber auch bei Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“, der gerade als Film in die Kinos gekommen ist. Gedreht übrigens von einem Schweizer: Michael Schaerer. Und er ist eben dafür auch in den Harz gereist, in unsere Berge.
Timmenrode
Besonders gefallen haben muss es ihm an meinem Lieblingsplatz. Nein, es ist nicht Seesen, die Sudiohalle, in der der Streifen produziert wurde. Es ist ein wirklich mystischer Platz namens Teufelsmauer. Sie findet sich im nördlichen Teil des Harzes und hat nicht nur beeindruckend schroffe Sandsteinfelsen, sondern vorliegend auch noch eine Höhle, die einem Tunnel mit kreisrundem Durchgang gleicht. Hier wachsen die Kiefern knorrig, weil der Boden so steinig ist, und das gibt der Szenerie noch mehr Hexenflair. Gedreht wurde hier übrigens die Schlussszene des Films, die ich hier selbstverständlich nicht verrate.
Höhlenwohnungen in Blankenburg
Die kleine Hexe wohnt im Film in einem hübschen Holzhaus mitten im Wald (übrigens nicht im Harz gedreht, sondern im Fichtelgebirge, Bayern). Ich finde ja, eine der Höhlenwohnungen bei Halberstadt hätte ihr auch gut zu Gesicht gestanden. Sie scheinen wie aus einer anderen Welt und sind nicht umsonst die einzigen Höhlenwohnungen Deutschlands. Liebevoll kümmert sich ein Heimatverein um die Erhaltung dieses Schatzes.
Thale
Bekannter als Timmenrode ist wohl der Hexentanzplatz in Thale. Er liegt hoch über dem Bodetal (liebe Schweizer, jetzt nicht lachen, es sind 454 Meter) und eine Seilbahn führt dort hinauf. Viel schöner ist es aber, durch das enge Tal zu wandern und sich die knorrigen Bäume anzuschauen. Oben auf dem Plateau geht es zu wie auf dem Rummelplatz. Einst soll sich hier ein Kultplatz befunden haben, an dem Rituale durchgeführt wurden. Heute ist es mehr ein Rummelplatz mit Bobbahn, Streichelzoo und einem umgedrehten Haus als Attraktion. Doch es kann auch wirklich schön sein, wenn auf der Bergbühne Theater unter freiem Himmel gespielt wird, sie ist eine der ältesten Naturbühnen Deutschlands. Thale ist gleichzeitig Endpunkt des Harzer Hexensteigs, des berühmtesten Wanderweges im Harz. Er führt mit seinen 97 Kilometern einmal quer über das Hochgebirge über den Brocken und Torfhaus bis nach Osterrode.
Brockenwanderung
Ein Stück des Hexensteiges lohnt sich auf jeden Fall. Wer nicht in Thale starten will, kann es mit dem Stück von Torfhaus bis zum Brocken probieren, es gehört zum schönsten Wanderweg auf den norddeutschen Riesen. Zwischen zwei bis drei Stunden dauert der Weg, er führt unter anderem durch ein schönes Hochmoor und entlang der Bahnstrecke der Brockenbahn. Womit wir gleich beim nächsten Punkt sind, der irgendwie magisch ist:
Brockenbahn
Keine Bahn erinnert mich derart an Harry Potter, als die Schmalspurbahn zum Brocken. Wenn sie im Winter weiße Dampfwolken schnauft und mit ihrer schwarz-roten Lackierung am Weg entlang trommelt, muss ich immer an die Reisen vom Gleis 9 ¾ denken. Man kann mit ihre zum Brocken fahren, etwa von Schierke aus oder von Drei-Annen-Hohne. Doch ich mag ja im Harz lieber laufen und die Bahn von draußen anschauen.
Scharzfeld
Kommen wir zum letzten, mystischen Ort: Scharzfeld. Für mich einer der unbekannten Harzschätze. Dort gibt es nicht nur eine Einhornhöhle, sondern eine Höhlenkirche, die wirklich sehr märchenhaft aussieht. In der Felsenkirche soll einst eine Wahrsagerin gelebt haben, bei der die Menschen um Rat in schwierigen Lebenssituationen gebeten haben. Später wurde der Ort als Naturkirche genutzt und bis heute beten hier Menschen oder singen und tanzen – es muss ja nicht immer nur an Walpurgisnacht sein.
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