Reisen mit Teenagern – Lust oder Frust

Zwei Reiter reiten über einen Fluss mit einem kleinen Wasserfall im Vordergrund
Reisen mit Teenagern - Lust oder Frust? Reiseblogger berichten über ihre Erfahrungen und geben Tipps, damit der Urlaub mit Teenagern gelingt.
Inhalt

Reisen mit Teenagern kann wunderschön sein. Die Kinder sind in einem Alter, in dem sie ihre Umwelt sehr bewusst und sensibel wahrnehmen und hinterfragen. Manche Jugendlichen sind grosse Reisefans. Andere wiederum sind ganz gerne zu Hause, um sich mit Freunden zu treffen und zu chillen. Mit den Eltern und Geschwistern verreisen ist da uncool.

Im schlimmsten Fall hat man mehrere Teenager zu Hause mit ganz unterschiedlichen Einstellungen zu Ferien mit der Familie. Da heisst es Lösungen zu suchen und Kompromisse schliessen, damit es für alle Familienmitglieder passt.

Wir haben das Glück, dass unsere Kinder noch ganz gerne mit uns verreisen. Das Reiseziel wird in aller Regel gemeinsam bestimmt. Und beider Detailplanung achten wir natürlich darauf, dass für jeden ein Highlight dabei ist. So kann sich am Schluss keiner über das Ziel beklagen. Das funktioniert bei uns sehr gut. Auch sind sich unsere Kinder bewusst, dass man auf Reisen auch mal etwas den anderen zuliebe mitmachen muss, um selbst in den ungetrübten Genuss seines persönlichen Highlights zu kommen.

Wir Eltern wandern gerne, können uns aber auch noch gut an unsere Jugend erinnern, als Wandern nicht gerade unsere Lieblingsaktivitäten-Top-Ten anführte. So tauschen wir auf Reisen, wenn sich eine vernünftige Möglichkeit bietet, die Wanderschuhe schon mal gegen Reitstiefel. Damit sind dann alle zufrieden.

Trotzdem gibt es auch bei uns Diskussionsstoff, der noch nicht ausdiskutiert ist. Unser 16-jähriger hat gleich nach Weihnachten Geburtstag. Während wir die Weihnachtsferien nur allzu gerne für eine Winterflucht in wärmere Gefilde nutzen möchten, möchte er lieber zu Hause bleiben, um mit seinen Jungs zu feiern. Verstehen können wir das ja irgendwie. Also sind wir die letztzen Weihnachten zu Hause geblieben. Mit dem Resultat, dass besonders uns Eltern die Winterpause sehr fehlt. Das ist unsere Zeit im Jahr, um etwas aufzutanken. Wir möchten also gerne wieder anfangen zu planen für die nächsten Weihnachtsferien. Unser Grosser ist aber wenig begeistert. Zu Hause lassen möchten wir ihn aber auch nicht, besonders weil Weihnachten ist.  Noch haben wir keine Lösung gefunden, mit der wir alle zufrieden sind. Da müssen wir sicher noch das eine oder andere Mal darüber sprechen…

Reisen mit Teenagern – Lust oder Frust? Ein sehr schwieriges Thema! Ich habe mich bei anderen reisenden Bloggern mit Teenagern umgehört, wie das bei ihnen funktioniert.


Nathalie vom Familienreiseblog urlaubsreif und meer schreibt dazu:

Wir sind mit vier Kindern unterwegs im Alter von 4 -13 Jahren. Reisen mit Jugendlichen ist nicht immer einfach. Auch wir kommen mit unseren drei älteren Mädels nun immer öfter in die Situation, dass sie ganz klare Vorstellungen haben was sie wollen, bzw. nicht wollen und welche Erwartungen sie an einen Urlaub haben.

In die Reiseplanung beziehen wir unsere Kinder selten mit ein, da es sonst in endlosen Verhandlungen und Diskussionen endet. Allerdings versuchen wir in der Wahl des Reiseziels genügend Abwechslung reinzubringen und das gilt dann auch für den Urlaub. Alle können ihre Wünsche äußern und wir versuchen die Tage abwechslungsreich zu gestalten, sodass für jeden etwas dabei ist. Dann müssen die großen eben auch mal mit auf eine Besichtigung auf die sie grad kein Bock haben, weil sie lieber am Strand rumfläzen wollen. Dafür wird auch mal eine Shoppingtour eingelegt oder ein Tag komplett am Strand verbracht. Wichtig ist eine Portion Gelassenheit, denn der Abnabelungsprozess macht auch vor dem Urlaub nicht Halt.


Auch Sabine vom Reiseblog Reisespatz hat ihre Erfahrungen gemacht und Kosequenzen gezogen, die für die ganze Familie passen:

Ich habe zwar keine Tipps zum Reisen mit Teenagern, dafür aber zum Reisen ohne Teenager! Wir hatten als komplette Familie wunderbare gemeinsame Reiseerlebnisse. Von Südafrika über Namibia bis hin zu Portugal und vieles mehr. Obwohl unser Teenager Sohn ein begeisterter Fotograf auf Safari oder unermüdliche Wasserratte in den Wellen der Algarve war, wollte er uns bei zukünftigen Reisen nicht mehr begleiten. Nur, was sollten wir tun? Zuhause bleiben? Ihn zwingen mit zu fahren? Nach reiflicher Überlegung, kam für uns beides nicht in Frage. Das Zauberwort lautet für uns „Loslassen“ und „Vertrauen haben“.

Manche mögen uns nun vielleicht als Rabeneltern bezeichnen, aber unserer Familienharmonie hat es nicht geschadet. Selbstverständlich war unser Teen, während wir auf Reisen waren, nicht alleine und das Wiedersehen war umso schöner!

Den größten Teenager Stress haben wir nun erst einmal hinter uns, aber trotzdem werden wir in Zukunft fast ausschließlich zu dritt, statt zu viert unterwegs sein. Aber so ist das Leben, es ist voller Veränderung, man muss es nur annehmen. Jeder muss hier seinen eigenen Weg gehen.


Auch Maria von Kind am Tellerrand hat bereits ihre Erfahrungen im Reisen mit Teenagern gesammelt und sie ist der Meinung, dass man Teenager auch mal zu ihrem Glück zwingen muss.

Bei solchen Aktionen steigt die Laune unserer Teens: Tea Time in Yorkshire

Unter www.kindamtellerrand.de blogge ich, Maria, über Reisen und Kultur mit Familie. Wir sind in der Regel zu viert unterwegs: Vater, Mutter und zwei Töchter von augenblicklich zwölf und 15 Jahren. Damit befinden wir uns mitten im Übergang vom Reisen mit Kindern zum Reisen mit Teenagern.

Eine meiner persönlichen Erfahrungen: Bei Jugendlichen muss man bei der Reiseplanung viel mehr noch als bei Kindern auf individuelle Vorlieben achten. Und man muss einen gewissen Grad an pubertärer Lustlosigkeit und Opposition einkalkulieren.

Unsere Töchter beispielsweise sind keine großen Outdoor-Freaks, aber sie mögen Städte. Das ist gut so, denn auch wir Eltern mögen Städte. Was wir dort allerdings als Familie unternehmen, ist nicht immer leicht zu entscheiden. Wenn gezielter Input von den Kindern kommt, freuen wir uns, ansonsten müssen wir uns manchmal ziemlich anstrengen, um sie bei Laune zu halten. Im Falle unserer Töchter ist ein Cafébesuch meistens ein Zaubermittel. Sie stehen auf leckeres Gebäck und coole Getränke und finden es toll, wenn ein Café interessant eingerichtet ist. Natürlich können wir keine ganzen Tage in Cafés verbringen, aber wir nutzen solche Aktionen als Motivationsinseln, von denen aus die Kids dann wieder bereitwilliger zu anderen Unternehmungen starten. Wenn die Stimmung einigermaßen gut ist, erweisen sich die von den Eltern geplanten, von den Kindern gerne zuvor abgelehnten Aktivitäten oft als gar nicht so schlecht und manchmal sogar als echte Highlights – ich denke, hin und wieder muss man Teenager zu ihrem eigenen Glück zwingen, sonst versinken sie irgendwann in Lustlosigkeit!

Wobei wir bei dem Punkt mit dem Chillen wären, den wahrscheinlich viele reisefreudige Teenager-Eltern allzu gut kennen. Manchmal hätten unsere Kinder nichts dagegen, einen halben Tag in irgendeiner tollen Weltstadt in einem langweiligen Hotelzimmer zu verbringen, und zwar bevorzugt mit elektronischen Geräten. Oder auch einfach so. Wir verschließen uns diesen Wünschen nicht völlig, bauen immer mal Abhäng-Zeiten in den Tagesablauf ein, aber nicht in dem Maße, in dem die Kids es gerne hätten. Wenn wir das täten, wären sie die ersten, die mit schlechter Laune reagieren würden!


Nathalie Sassine, Geschäftsführerin und Bloggerin beim Online-Reisebüro webook.ch und Elternbloggerin bei rabenmutter.ch kann sowohl beruflich, als auch privat auf einen grossen Erfahrungsschatz zurückgreifen:

Es ist nicht so, dass Teenager sich auf Reisen anders verhalten als zu Hause. Deshalb gilt auch hier: Verhandeln, mit einbeziehen und motivieren! Das alles sollte sicherlich bereits bei der Ferienplanung stattfinden, um die Stimmung von Anfang an zu heben. Ich bin nie dafür, dass unsere Kinder die Ferien bestimmen, will man aber glückliche Teenager, sollten sie sicher in der Destinationsfindung bereits mit einbezogen werden. Wenn Junior nun mal keine Lust mehr auf das Ferienhäuschen im schwedischen Niemandsland hat, sondern lieber in urbanen Gefilden unterwegs ist, könnte man ja auch in der Nähe von bspw. Barcelona Strandferien geniessen. Konkret würde ich jedes Familienmitglied bitten, eine Liste mit Destinationen und Ferienarten zu machen, denn ein Hotel mit Animation motiviert einen Teenager oft ungemein mehr als eine Ferienwohnung mit Mama, Papa und dem kleinen Geschwisterchen. Ich denke, Eltern müssen sich immer auch vor Augen halten, dass die Kinder nicht mehr so oft mit uns in die Ferien kommen werden, weshalb Aktivferien sicherlich schöne Erinnerungen garantieren. Safaris in Afrika oder ein Roadtrip durch die USA meines Erachtens viel länger im Herzen als Badeferien an einem überfüllten Strand. Und wenn der Teenager auch noch selber etwas organisieren darf (sie sind ja auch sonst dauernd online), dann steht gelungenen Ferien nichts mehr im Weg.


Bei Antje vom Familienreiseblog Mee(h)r erleben gestaltet sich das Reisen mit ihren Kindern noch recht unkompliziert. Aber auch sie hat einige Tipps, wie Reisen mit Teenagern gelingen.

Unsere Kids sind jetzt 10 und 13 – wir nähern uns jetzt also der Teenie-Phase. Bisher muss ich die Kinder zum Glück nicht zum Reisen motivieren – im Gegenteil. Allerdings planen wir vorab gemeinsam – wohin soll es gehen, was erwartet jeder von der Reise, was möchte er unbedingt vor Ort unternehmen und was nicht.

Klar, das Reisen ist jetzt anders, als mit Kleinkindern. Wir reisen inzwischen so, wie wir es wahrscheinlich auch ohne Kinder machen würden. Dadurch, dass wir zu viert planen und jeder seine Wünsche einbringt entsteht ein buntes und abwechslungsreiches Programm.

Beide Kinder haben inzwischen ein Instagram-Account und fotografieren begeistert. Entsprechend ist eine der ersten Fragen, wenn wir in unserer Unterkunft ankommen – “Gibt’s hier WLAN???”. Noch geht für beide zum Glück nicht die Welt unter, wenn dem nicht so ist. Wir machen gerne Geocaching und haben dabei schöne Ecken und versteckte Orte entdeckt, die wir sonst sicher nicht gefunden hätten. Seit es Pokémon Go gibt, gehen die Kinder begeistert mit uns auf Wanderungen und Stadtbesichtigungen – nebenbei entstehen tolle Bilder für Instagram und das heimische Familienalbum.

Mag sein, dass sich das alles bald ändert – aber im Moment genießen wir unsere gemeinsamen Reisen sehr.


Britta schreibt für den Lifestyle Reiseblog LOOPING, hat eine Schwäche für schöne Hotels und Design und reist mit ihrer Familie, wann immer es möglich ist, durch Deutschland, Europa und die Welt. Auch sie hat auf den Reisen mit ihrer Tochter bereits ihre Erfahrungen gesammelt.

loopingmagazin


Ob mit kleinem Kind oder mit Teenager zu verreisen ist im Prinzip gar kein so großer Unterschied. Beide können prima nerven, wenn sie keine Lust haben. Nur die Stacheln, die ein Teenager aussendet gehen tiefer ins Fleisch. Er oder sie kennt halt die Punkte, die gedrückt werden müssen, um die Eltern so richtig auf die Palme zu bringen. Funktioniert anders herum aber auch prima. Damit alle an einem Strang ziehen lautet mein erster Tipp: Die Reise gemeinsam planen, dann ist für jeden etwas Spannendes dabei. Teens sind dafür alt genug und haben eine Meinung, die ich nicht ignorieren würde. Wir Eltern entscheiden zwar, aber wenn ich ins East Village möchte, dann darf meine Tochter den Central Park besuchen. Und wenn sie unbedingt in diesen riesigen H&M Laden möchte, dann bricht mir das keinen Zacken aus der Krone. Dafür kommt sie danach brav mit ins Museum.

Es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Ein zweiter Tipp: Der Moment ist wichtiger als die Planung! Spring über deinen Schatten. Die Spontanität, das „aus der Reihe“ tanzen der Teens ist gar nicht so blöd. Lauf doch einfach mit durch den Wasserstrahl. Hier kennt dich eh keiner.


Es ist sehr spannend, wie unterschiedlich die Antworten zum Teil sind! Jede Familie muss hier offensichtlich ihren ganz eigenen, richtigen Weg finden. Und irgendwann ist es natürlich auch Zeit, loszulassen. Ich bin auch eigentlich gar keine Helikoptermutter und es fällt mir im allgemeinen nicht schwer loszulassen. Ich freue mich, wenn meine Kinder lernen auf eigenen Füssen zu stehen und ihre eigenen Erfahrungen machen. Aber der Gedanke an Weihnachten ohne die ganze Familie gefällt mir ganz und gar nicht. Noch nicht.

Mit sonnigen Grüssen,

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