Bogota nach Villa de Leyva – Kolumbiens überraschende Vielfalt

Laza Grande de Villa de Layva
Hohe Berge, tiefe Täler und Grün, so weit das Auge reicht. Wir sind auf dem Weg von Bogota nach Villa de Leyva. Unser nächster Halt ist Zipaquira
Inhalt

Hohe Berge, tiefe Täler und saftiges Grün, so weit das Auge reicht. Willkommen in den „Columbian Highlands“! Wir lassen die lebhafte Millionenstadt Bogotá hinter uns und tauchen in nördlicher Richtung in das ländliche und beschauliche Kolumbien ein. Dank der traumhaften Ausblicke ist die Fahrt sehr kurzweilig.

Hochland Kolumbien

Unser Ziel ist Villa de Leyva, rund 160 km nördlich von Bogotá. Villa de Leyva eilt der Ruf voraus, eines der schönsten Kolonialdörfer Kolumbiens zu sein.

Wir entscheiden uns nicht den direkten Weg zu fahren, schliesslich möchten wir so viel wie nur möglich sehen, von diesem uns noch fremden Land.

Zipaquirá und die beeindruckende Salzkathedrale

Unseren ersten Stop legen wir bei der Salzkathedrale in Zipaquirá ein. Der Ort liegt auf einer Höhe von 2650 m, rund 45 km nördlich von Bogotá. Hier haben bereits die präkolumbianischen Muisca Indianer im 5 Jh. v. Chr. ihr Salz gewonnen.

Salzkathedrale Zipaquira

Heute erinnert kaum etwas an die Indianer von damals.

In den ehemaligen Salzminen wurde eine riesige katholische Kathedrale erschaffen, die in ihrer Art einzigartig auf dieser Welt ist. Ein Kreuzweg führt in die 120 Meter unter der Erdoberfläche gelegenen drei Schiffe der Kathedrale. 8000 Menschen haben hier alleine im Hauptschiff Platz. Unter Klaustrophobie braucht da also keiner zu leiden.

Die Salzkathedrale ist ein gigantisches und beeindruckendes Bauwerk, das auch bei Kolumbianern ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Und, wie unsere Kids feststellten, ganz gewiss die einzige Salzkathedrale der Welt, in der es nach Popcorn duftet. Am Ende des Rundgangs lockt 180 Meter unter der Erdoberfläche nicht nur köstlicher kolumbianischer Kaffee, sondern zur Freude der Kinder eben auch ein Popcornverkäufer.

Unser Fazit zur Salzkathedrale von Zipaquira

Ein ziemlich touristisches Ziel, das man allerdings gesehen haben sollte, da es durch seine einzigartige Architektur sehr beeindruckt. Wir Eltern fanden es sehr sehenswert. Die Kinder fanden es „semi-spannend“.  Der Spiegelsee am Ende des Rundganges hat sie fasziniert  – und das Popcorn war lecker.

Spiegelsee

Restauranttipp für Zipaquirá:

Restaurant Brasos del Llano, Calle1 No. 8_75

Fleisch direkt vom Grill. Das Restaurant erinnert an einen Trödelladen.

Fahrt durch Ubaté, die Milchhauptstadt Kolumbiens

Ubaté

Unsere Fahrt, weiter in Richtung Norden, führt uns durch die Milchhauptstadt Kolumbiens. Die Gegend um Ubaté steht ganz im Zeichen der Milchproduktion. Kuhherden auf grossen, saftigen Weiden und kleine Käsereien am Wegesrand kennzeichnen die Region. Bei einer der kleinen Käsereien legen wir einen Zwischenstopp ein und gönnen uns einen süssen, leckeren Käsekuchen aus Quark. Der Käse mit süsser Kondensmilch, eine Spezialität der Region, die uns zum Probieren gereicht wird, kann uns allerdings nicht überzeugen. Dann doch lieber Käsekuchen.

Frisch gestärkt, natürlich auch wieder mit einem guten kolumbianischen Kaffee, fahren wir weiter.

Unser Fazit: Unbedingt unterwegs anhalten und in eine der Milch- bzw. Käseläden reinschauen und probieren.

Ráquira der Ort der Töpfer

Strasse in Raquira

Kurz vor der Dämmerung erreichen wir über eine holprige Strasse Ráquira, den Töpferort. Genauso habe ich mir Südamerika immer vorgestellt! Bunte, liebevoll bemalte Häuser säumen die Dorfstrasse, in denen neben Töpferwaren auch gewobene Taschen und Hängematten in leuchtenden, fröhlichen Farben angeboten werden. Auf dem grossen Platz vor der Kirche herrscht beschauliche Abendstimmung. Spielende, lachende Kinder und Erwachsene, die in Grüppchen zusammenstehen und ganz offensichtlich ausgelassen bei einem Schwätzchen den Feierabend geniessen.

Plaza Major Raquira

Was für ein buntes, heiteres Treiben! Voll von südamerikanischer Lebensfreude. Hier wären wir gerne länger geblieben!

Wir wollen an diesem Tag aber noch das 25 km entfernte Villa de Leyva erreichen. Also lösen wir uns von diesem zauberhaften Ort und nehmen den Holperweg zurück zur Hauptstrasse.

Unser Fazit: Genügend Zeit für Ráquira einplanen. Wenn möglich sogar über Nacht bleiben! Dieser Ort eignet sich wunderbar, um hübsche Souvenirs einzukaufen.

Bunter Ort, Villa de Leyva

Wir erreichen Villa de Leyva im Dunkeln. Die Nacht kommt hier, so nahe am Äquator, überraschend früh und schnell. Auch wenn wir an diesem Tag nicht mehr viel von Villa de Leyva sehen, so spüren wir die runden Pflastersteine, mit denen die Strassen gepflastert sind, sehr deutlich. Unser Auto hoppelt im Schritttempo in Richtung Hotel. Das Hotel Meson de los Virreyes, ein typisches Haus im Kolonialstil, mitten in Villa de Leyva wird unsere hübsche Schlafstelle für die nächsten zwei Nächte sein.

Auf dem Mountainbike durch die Jahrmillionen

Gemütlich und sonnig wirkt die weisse Stadt mit ihren gepflasterten Strassen und Plätzen am frühen Morgen. Nachdem wir den Tag zuvor mehrheitlich im Auto verbracht hatten, freuen wir uns auf einen bewegungsreichen Tag. Francicso von Ciclotrip erwartet uns bereits. Franciciso ist ein drahtiger junger Mann. Ursprünglich komme er aus Caracas (Venezuela) und ist der Liebe wegen in Villa de Leyva gelandet, erfahren wir von ihm.

Mit perfekten Bikes und Helmen ausgestattet, startet unsere geführte Tour. Sie sollte uns nicht nur durch landschaftlich sehr unterschiedliche Gegenden führen, sondern gleichzeitig auch eine Reise in die Vergangenheit dieser Region darstellen. Während Villa de Leyva im Jahr 1572 gegründet wurde, gibt es in der Umgebung weitaus ältere Schätze.

Das paläontologisches Museum „Museo El Fosil“

Als erstes radeln wir durch die wüstenähnliche Hügellandschaft in der Zeit zurück, bis wir beim “Museo El Fosil“ etwa 100 bis 125 Millionen Jahren vor unserer Zeit ankommen.

Biketour Villa de Leyva

Das Herzstück des kleinen Museums bildet das versteinerte, fast vollständig erhaltene Skelett eines Kronosauriers. Auch wenn dieser Geselle offenbar noch ein Baby war, beeindruckt seine Grösse sehr.

Museo el Fosil

Das Museum, mit noch vielen weiteren Fossilien aus der Region, wurde ganz einfach um den Kronosaurier, so wie er gefunden wurde, herumgebaut. In dieser Gegend gibt es so viele Fossilien, dass diese in früheren Zeiten sogar als Dekorelemente beim Bau von Häusern verwendet wurden, erfahren wir von Francisco.

Kronosaurier, Museo el Fosil

Nach dem Rundgang reisen wir auf unseren Drahteseln weiter in der Geschichte. Die Natur um uns herum wird zusehends grüner und üppiger. Ein quitschgelber Vogel flattert über uns hinweg. Vorbei an einem kleinen Vergnügungspark, aus dem plärrend die Melodie von „Oh Tannenbaum“ schmettert, erreichen wir das heilige Land der Muisca-Indianer. Hier erfahren wir von der traurigen Geschichte der Muisca, die durch das Trällern aus dem benachbarten Park symptomatisch untermalt wird.

Im astronomischen Zentrum der Muisca Indianer „El Infiernito“

Observatorium El Infernito

Hier im „El Infiernito“ sehen wir die Überreste des astronomischen Zentrums der Muiscas und daneben Symbole der Fruchtbarkeit, die von den Muisca ursprünglich in die Erde getrieben wurden und nicht wie heute aufrecht in der Landschaft standen. Die Muisca waren ein friedliebendes Volk. Auch zu den Konquistadoren waren sie freundlich. Allerdings passte ihr Glaube an eine Göttin den Besetzern und deren katholischen Ideen so ganz und gar nicht.

El Infernito

Den Muisca wurde die Wahl gelassen: entweder sie würden konvertieren, oder sterben. Da die Muisca nicht nur ein besonders friedliebendes, sondern auch ein besonders stolzes Volk waren, wählten viele von ihnen als Ausweg den Freitod. So wurde ein ganzes Volk eliminiert und mit ihnen ihr Wissen und ihre Kultur. Muisca gibt es heute keine mehr. Eine traurige Geschichte, die auch unsere Kinder betroffen macht. Geschichte wiederholt sich unaufhörlich, an anderen Orten und in etwas abgewandelter Form. Ein schrecklicher und doch so wahrer Gedanke.

Das Kloster Santo Ecce Homo

Kloster Santo Homo Ecce

Während wir unsere Zeitreise kontinuierlich weiter in Richtung Neuzeit fortsetzen, hängen wir unseren Gedanken nach. Der Anstieg zum Kloster Santo Ecce Homo ist schweisstreibend, besonders wenn man sportliche Betätigung auf über 2’000 m Höhe nicht gewohnt ist. Deutlich ausser Atem erreichen wir die Klosteranlage.

Im 17. Jahrhundert wurde dieses Dominikanerkloster gegründet. Von Francisco erfahren wir, dass sich an dieser Stelle ursprünglich auch ein sehr heiliger Ort der Muisca Indios befand.

Die Klosteranlage an sich ist sehr hübsch, der Eingang mit Ammoniten gefliest. Innen ein lauschiger Innenhof mit einem liebevoll gepflegten Garten. In den Räumlichkeiten, um den Garten herum, mehrere Ausstellungen zum klerikalen Leben. Ein kleiner Ausstellungsraum ist dem Leben der Indios gewidmet.

Eigentlich wäre das Kloster eine kleine Oase. Dennoch finden wir alle den Ort irgendwie beklemmend. Im sonnenbeschienenen Gärtchen herrschte eine unwirkliche Stille. Kein Vogelgezwitscher, kein Summen der Bienen – nichts.

Aloe Vera

Wir lassen diese Zeiten hinter uns und schwingen uns wieder auf unsere Bikes.

Ein Besuch bei der Casa Terracota

dsc_4641

Die rasante Abfahrt den Berg runter gibt uns Zeit unsere Gedanken etwas durchzulüften. Die üppig grüne Landschaft geht wieder ganz abrupt in Wüste über.

Im Tonhaus Casa Terracota herrscht künstlerische Leichtigkeit. Nach all der Tragik eine wohltuende Abwechslung. Mit viel Fantasie, inspiriert von Gaudi, hat sich der Architekt Octavio Medoza Morales ein Haus ganz aus Ton gebaut. Die grösste Töpferarbeit der Welt! Ursprünglich war es als Wohnhaus gedacht, da das Interesse der Öffentlichkeit jedoch stetig zunahm, hat sich der Architekt dazu entschlossen, es als Wohnhaus aufzugeben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

So wandeln jetzt interessierte Touristen durch die tönernen Gänge. Wie eine Reise durch eine Zauberwelt, in der das Auge permanent Neues und Überraschendes entdeckt. Hier ein eisernes Spinnennetz im Fenster, dort eine Schlange als Handlauf, eine nackte Schönheit im Garten… Eintauchen in die erfrischende Leichtigkeit der künstlerischen Fantasie.

collage-terra-cota-haus

Hübscher Ort, Villa de Leyva

Nur einen Kilometer weiter empfängt uns auch in Villa de Leyva wieder die bunte Welt der Gegenwart. Wir geben unsere Räder ab und verabschieden uns von Francisco.

Drachen steigen lassen in Villa de Leyva

Es ist Samstagnachmittag und von der riesigen Plaza Mayor, dem Hauptplatz von Villa de Leyva, steigen bunte Drachen in die Luft. Damen in eleganten Roben, fest am Arm von befrackten Herren staken halsbrecherisch über den höckrigen Boden. In der Kirche findet eine Hochzeit statt. Die hübsch geschmückte Kutsche wartet davor. Wie die wohl über diesen Untergrund fährt? Wir können uns lebhaft ausmalen, wie das Brautpaar tüchtig durchgeschüttelt wird.

Hochzeitskutsche

Heiter und ausgelassen finden wir in einem Innenhof neben dem grossen Platz ein kleines Restaurant, in dem wir uns nach der anstrengenden Biketour von immerhin fast 6 Stunden stärken.

Restaurant in Villa de Leyva

Zeit zu geniessen, den Tag nochmal revuepassieren zu lassen, zu besprechen, was wir unterwegs gesehen, erlebt und gespürt haben. Was für ein unglaubliches, spannendes und vielfältiges Land und was für eine grosse Freude, dieses gemeinsam mit den Kindern entdecken zu dürfen! Wir sind müde und sehr glücklich – alle fünf.

Casa Terracota

Ich wünsche auch Euch erlebnisreiche Reisen, in denen Ihr mit offenen Augen und Herzen durch die Welt geht. Reisen ist nicht nur eine heile Glitzerwelt. Reisen bedeutet auch einzutauchen in fremde Kulturen. Geschichte und Geschichten zu hören, auch solche die uns nachdenklich machen und dazu anregen uns und „unsere Welt“ zu reflektieren – und dann aber auch wieder zu lachen, uns zu freuen an den tanzenden bunten Drachen am Himmel, an der Leichtigkeit des Seins.

Mit sonnigen Grüssen,

Eure Patotra - klein

Tipps für Villa de Leyva

Hoteltipp in Villa de Leyva

Hotel Meson de los Virreyes

hotel-villa-de-leyva

Sehr hübsches Hotel im Kolonialstil, direkt im Zentrum, nur wenige Schritte vom Hauptplatz entfernt.

Einfache, aber saubere Zimmer und sehr nettes Personal.

Weiterführende Links:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert