Die vielleicht schönste Zugstrecke der Schweiz: Eine Traumreise auf der Albula und Bernina-Strecke von Chur nach Tirano 

Mit der Rhätischen Bahn durch das Engadin
Ein Reisebericht mit Tipps für eine Reise mit der Rhätischen Bahn entlang der Albula und der Bernina Linie von Chur bis nach Tirano.
Inhalt

Schon lange träumte ich davon, die komplette Albula-Bernina-Strecke von Chur ins italienische Tirano zu erleben. Obwohl ich schon oft auf Teilstrecken unterwegs war, blieb die Gesamtstrecke bislang unerreicht. Doch an diesem Wochenende sollte sich das endlich ändern.

Mit der Rhätischen Bahn von Chur bis nach Tirano

Unsere Reise beginnt in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz. Chur ist ein lohnenswertes Ausflugsziel und ein perfekter Ausgangspunkt für viele Reisen in die Region. Die charmante Altstadt lädt zum Verweilen ein, und man kann hier auf den Spuren der über 5000-jährigen Geschichte der Stadt wandeln.

Diesmal lassen wir Chur allerdings links liegen. Unser Zielt ist Tirano in Italien.

Ein Abstecher zur Viamala-Schlucht

Für Abenteuerlustige empfehle ich ausserdem einen Abstecher zur Viamala-Schlucht. Von Bahnhof Thusis gelangt man mit den Postbussen 541 oder 119 zur Schlucht, die mit ihren steilen Felswänden und dem wilden Flusslauf beeindruckt. Die Busse fahren jedoch leider recht selten, weshalb man die Zeiten im Voraus planen sollte.

Die Zugfahrt führt uns weiter über die Albulastrecke, die gemeinsam mit der Berninalinie seit 2008 zum UNESCO-Welterbe gehört. Das berühmte Landwasserviadukt bei Filisur ist eines der vielen Highlights entlang der Strecke. Der Anblick des imposanten Viadukts ist einfach beeindruckend.

Das Landwasserviadukt

Herbstliche Farben und Steinböcke im Frühling

Tipp: Wer im Herbst reist, wird von der Farbenpracht des Engadins begeistert sein. Besonders die goldenen Lärchen sind ein Fest für die Augen.

Aber auch im Frühling, etwa Ende Mai bis Anfang Juni, lohnt sich ein Stopp in Pontresina. Zu dieser Zeit kommen die männlichen Steinböcke von den umliegenden Bergen bis an den Ortsrand – ein faszinierendes Schauspiel, das man nicht verpassen sollte.

Morteratschgletscher – der drittlängste Gletscher der Ostalpen

In Pontresina steigen wir um und setzten die Fahrt in Richtung Bernina fort. Kurz nach Pontresina erscheint auf der rechten Seite in Fahrtrichtung Süden der Morteratschgletscher. Wer Zeit hat, dem kann ich empfehlen an der Station Morteratsch auszusteigen und den Gletscherweg zu gehen. Etwa 50 Minuten dauert es, bis man am Gletscherfuss ankommt.

Blick auf den Morteratschgletscher

Auf 16 sehr spannenden Tafeln erfährt man unterwegs viel Wissenswertes über den Gletscher. Für Literaturliebhaber gibt es zudem die LiteraTOUR. Hier kann man sich ebenfalls an 16 Stationen mittels QR Code literarische Texte vorlesen lassen. Kinder können den Gletscherweg mit dem Büchlein „Sabis grosser Traum“ entdecken. Das Büchlein erhält man beim Hotel Morteratsch, bei der Alpschaukäserei, beim Camping Morteratsch, im Sabi-Briefkasten beim Gletscherweg und bei der Pontresina Tourist Information. Der Weg ist, wenn er schneefrei ist, kinderwagentauglich.

Über den Berninapass – Einmalige Panoramen

Wir steigen diesmal hier nicht aus und setzen unsere Reise fort. Der Zug kämpft sich bergauf, vorbei am Lej Nair und am Lago Bianco bis zum Ospizio Bernina auf 2.253 Metern über dem Meer. Die Aussicht auf die mit dem ersten Schnee bedeckten Berge ist atemberaubend.

Ein weiterer lohnender Ausstieg ist die Station Alp Grüm, wo sich ein traumhaftes Panorama über den Palügletscher und den Palüsee eröffnet.

Abfahrt nach Tirano – Durch das Valposchiavo

Von der Passhöhe geht es dann bergab und der Zug überwindet dabei einen Höhenunterschied von beeindruckenden 1.824 Metern bis Tirano. Diese Strecke ist eine der steilsten Adhäsionsbahnstrecken der Welt. Kurz vor dem kleinen Ort Poschiavo eröffnet sich ein malerischer Blick auf das Valposchiavo.

Blick auf das Valposchiavo

Ein lohnenswerter Stopp vor Posciavo ist Cavaglia. Hier sind es nur wenige Gehminuten vom Bahnhof bis zum Gletschergarten mit seinen zahlreichen Gletschermühlen.

Der charmante Ort Poschiavo, der im Herbst eine verträumte Ruhe ausstrahlt, bietet sich schliesslich ideal für eine Mittagspause an. Besonders empfehlen kann ich das Ristorante Albrici am Hauptplatz, wo man köstliche Pizza aus dem Holzofen und regionale Spezialitäten zu, für Schweizer Verhältnisse fairen Preisen geniessen kann. Vom Bahnhof ist es nur ein kurzer Spaziergang in den Ortskern.

Poschiavo

Frisch gestärkt setzen wir unsere Reise fort.

Raselli Kräuterfelder und das berühmte Kreisviadukt von Brusio

Ein weiteres Highlight auf der Strecke sind die Raselli Kräuterfelder, wo unter anderem die Kräuter für die bekannten Ricola-Bonbons angebaut werden. Direkt gegenüber dem Bahnhof Le Prese befindet sich zudem das Hotel Sport Raselli, das ich für eine Übernachtung sehr empfehlen kann. Überhaupt ist das Valposciavo (deutsch: Puschlav) ein wunderbarer Ort für Wanderungen und besondere Erlebnisse am Berg.

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Valposchiavo: der schönste Zipfel der Schweiz

Kurz hinter Brusio erwartet uns ein architektonisches Meisterwerk: das Kreisviadukt von Brusio. Dieser spiralförmige Abschnitt der Strecke ist einzigartig und ein absolutes Muss für Eisenbahnfans.

Ankunft in Tirano – Italienischer Charme

Nun geht es vorbei an Obstplantagen und Olivenbäumen. Das Val Poschiavo (Puschlav) ist für sein besonders mildes Klima bekannt – ja, so mild, dass hier sogar Olivenbäume gedeihen.

Brusio im Puschlav

Schliessich erreichen wir Tirano im oberen Veltlin. Schon von weitem sieht man die beeindruckende Wallfahrtskirche Madonna di Tirano. Für unsere Übernachtung haben wir uns das Hotel Domus Cavour ausgesucht, das direkt am gleichnamigen Platz liegt. Das Zimmer ist modern und komfortabel, und das Frühstück sensationell. Allerdings liegt das Hotel neben einer beliebten Bar, weshalb wir an diesem Wochenende leider ziemlich viel vom nächtlichen Trubel mitbekommen haben – das könnte unter der Woche aber anders sein.

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Tirano hat einen historischen Stadtkern, der allerdings etwas verfallen wirkt. Viele der alten mittelalterlichen Gebäude scheinen in einem Dornröschenschlaf zu liegen, als würden sie darauf warten wachgeküsst zu werden. Dennoch findet man hier auch gute Restaurants. Wenn wundert es. Wir sind schliesslich in Italien! Besonders empfehlen kann ich das Paravinci Restaurant e Vini. Ein hübsches Ambiente und gute, frische Küche, sowie gute Weine aus der Region.

Von Tirano nach Chur – Neue Perspektiven

Am nächsten Morgen treten wir die Rückreise an. Was mich tatsächlich etwas überrascht hat: Die Strecke in der Gegenrichtung offenbart völlig neue Eindrücke und Aussichten. Jede Fahrt ist anders, und die wechselnden Perspektiven lassen die Reise zu einem wahren Traum werden.

Wir sind auf jeden Fall begeistert und wir überlegen schon, diese Reise im Winter noch einmal zu wiederholen. Ich kann mir vorstellen, dass die Strecke mit verschneiter Landschaft auch wunderschön ist.

Tipps rund um die Albula- und Bernina Strecke

Man kann die Albula und Bernina-Strecke auch mit regulären Zügen der Rhätischen Bahn befahren. Das ist deutlich günstiger als der Bernina Express. Im Bernina Express gibt es zudem vorne im Zug Wagen, die ohne Aufpreis genutzt werden können. Wer die Strecke wirklich ausgiebig geniessen möchte, der sollte den UNESCO-Welterbe Pass kaufen. Für CHF 75 (Stand Oktober 2024) kann man die gesamte Strecke zwischen Thusis und Tirano an zwei Tagen bereisen – ganz entspannt und in eigenem Tempo. Das Ticket gibt es auch online und als Bonus erhält man zudem ein Buch über die Strecke.

Für die aktuellen Zugverbindungen kann ich die SBB App wärmsten empfehlen. Da wird man auch über kurzfristige Störungen benachrichtigt.

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Wer schreibt hier?
Ellen Gromann-Goldberg

Hallo! Ich bin Ellen. Ich bin die Gründerin von PATOTRA, Content-Creator und freie Journalistin. Ich liebe das Meer und kleine Inseln. Aber auch die Berge, die Wüste, der Dschungel und Grossstädte können mich begeistern. Begegnungen mit Menschen sind für mich der Schlüssel zu anderen Ländern und deren Kultur. Nachhaltige Projekte liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. Meine grossen Leidenschaften sind: das Reisen, das Schreiben und das Fotografieren.

Im Jahr 2014 entstand PATOTRA als reiner Familienreiseblog. Gemeinsam mit meinen drei Kindern und meinem Mann durfte ich viele tolle Nah- und Fernreisen erleben, die sich hier auf dem Blog in Form von Reiseinspirationen und Reisetipps wiederfinden. Aus den Reisen mit Kindern wurden im Laufe der Jahre Reisen mit Teenagern. Schliesslich ist der Blog, gemeinsam mit meinen Kindern, den Kinderschuhen entwachsen. Mittlerweile reise ich meist gemeinsam mit meinem Mann – oder auch mal alleine.

Mit viel Herz und ansprechenden Reisefotografien möchte ich Euch ermutigen, diese Welt selbst und mit offenen Augen zu entdecken. Mein Fokus liegt auf spannenden Geschichten, traumhaften Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Manchmal bringe ich Euch den Geschmack der grossen, weiten Welt auch in Form von Rezepten von meinen Reisen mit.

2 Antworten

  1. ich bin die strecke schon mehrmals gefahren, auch weiter bis andermatt, brig und zermatt. alles in regulären zügen. dort kosten die panoramawagen zuschlag, manchmal reicht das reguläre 1.klasse ticket. ich bin mit dem eurosparpreis von tirano (kam aus miilano von sizilien) nach köln gefahren. kosten bei früher buchung 69€ 1. klasse. in chur wartete der ice nach berlin. toller reisebericht, finde ich. der macht lust auf die zwischenstationen.

    1. Lieber Robert

      Ganz lieben Dank für Deinen sehr netten Kommentar! Genau, man kann in allen regulören Zügen zum normalen Fahrpreis mitfahren. Mit dem Eurosprpreis hast Du allerdings wirklich ein Schnäppchen gemacht. Vielen Dank für den Tipp.
      Herzliche Grüsse aus der Schweiz.
      Ellen

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