Mitten in Candelaria, der quirligen, bunten Altstadt von Bogotá, duftet es nach frisch gebackenen Gipfeli. Immer der Nase folgend, lande ich bei einem blau gelben Eckhaus im Art Deco Stil. So eines mit runden Hausecken. Ihr wisst schon, was ich meine.
Neben der hölzernen Eingangstüre mit Glaseinsatz, hängt eine schwarze Tafel mit Holzrahmen. „Frühstück, Raclette-Fondue“ steht in einer sauberen Handschrift darauf. Einmal um die „runde Ecke“ stehen zwei Glasvitrinen mit kleinen Köstlichkeiten für den Verkauf über die Gasse. Feine Patisserie, Brot, und Semmeli sowie die zuvor erschnupperten Gipfeli liegen verlockend in der Auslage.
Mein Interesse ist geweckt. Im kleinen Innenraum stehen ein paar urige Holztische mit rot-weiss karrierten Tischdecken. Man wähnt sich beinahe in den Schweizer Bergen. Aus der Backstube hinter dem Tresen höre ich vertraute Klänge. Ich stecke meinen Kopf um die Ecke, um zu schauen, wer hier in Züri-Oberländer-Dütsch Anweisungen gibt.
In der tipp-topp aufgeräumten Backstube finde ich Tobias und Alexandra.
Tobias kommt aus dem Züricher Oberland, erfahre ich. „Ich bin 2006 für längere Zeit durch Südamerika gereist. In Kolumbien hat es mir am besten gefallen. Also bin ich wieder in die Schweiz gegangen, um in meinem Beruf als gelerneter Bäcker zu arbeiten und um Geld zu sparen. Mein Ziel war es nach Kolumbien auszuwandern und dort eine eigene Bäckerei zu eröffnen“, erklärt er.
Von Alexandra erfahre ich, dass sie ursprünglich aus Berlin stammt. Sie hat Tobias in Zürich kennengelernt. Alexandra kommt aus der Gastronomie. Die beiden ergänzen sich also perfekt. Alexandra kümmert sich herzlich und souverän um die Gäste, während Tobias in der Backstube das Zepter in der Hand hält.
Seit sechs Jahren gibt es die kleine Bäckerei mit Gaststube. Eine Zeit lang haben die beiden nebenher noch eine kleines Hostel betrieben. Das war aber sehr aufwendig und die beiden haben sich deshalb entschieden, sich auf die Bäckerei zu konzentrieren.
Abgesehen davon, dass die beiden äusserst sympatische Gastgeber sind, konnten mich auch die mit Käse und Spinat gefüllten Empanadas (Teigtaschen) zum Frühstück geschmacklich voll und ganz überzeugen. Die Gipfeli habe ich mir dann doch verkniffen – immerhin war es mein erster Tag in Kolumbien und so es bitzeli kolumbianisch sollte es schon sein.
Wer in Bogotá also Heisshunger auf feine Backwaren und schweizer Patisserie, oder sogar auf Raclette oder Fondue hat, dem empfehle ich dringend einen Besuch bei Tobias und Alexandra in der Panaderia, Pasteleria y Restaurante „La Vieja Suiza“.
Und nein, ich bin eigentlich ganz und gar nicht der Typ Mensch, der auf Reisen die heimische Küche sucht. Allein der Duft war viel zu betörend, sodass ich gerne eine Ausnahme gemacht habe.
Update: Leider ist La Vieja Suiza mittlerweile geschlossen!
La Vieja Suiza
Calle 12c No.3-07
Centro Historica
La Candellaria
Bogotá
Tel: (0057-1) 2 86 96 95
2 Antworten
Mir ist beim Lesen das Wasser. Mund zusammen gelaufen! Und das alleine schon wegen der Empanadas. Aber was sind denn Gipfeli? Viele Grüße, Julia
Haha, liebe Julia, Gipfeli sind die schweizer Antwort auf Croissants. Sie schmecken etwas anders – weniger süss und sind köstlich!
Liebe Grruss,
Ellen